Neues aus Panama City – Unsere Zeit in La Playita

Verwertung unseres schönen alten Schlauchbootes

Verwertung unseres schönen alten Schlauchbootes

Am Donnerstag, den 16. März 2017 um 09:15 Uhr verließen wir unsere Mooring Boje vor dem Balboa Yacht Club.
Mit dem Mooring Platz vor dem Yacht Club hatten wir uns das Recht erworben für eine halbe Stunde den kommerziellen Anlege- und Tanksteg kostenfrei zu nutzen, natürlich nur, wenn nicht gerade eine Fähre oder ein Lotsenboot den Platz beanspruchte. Leider mußten wir eine Stunde warten bis wir dran waren, denn auch andere Segler wollten die Gelegenheit nutzen und so hieß es halt Schlange stehen oder besser gesagt treiben. Am Steg war es dann super hektisch, denn Wasser nachfüllen in unseren Schiffstank und unsere vielen 5, 6 und 8 Liter Trinkwasserkanister dauerte so seine Zeit, außerdem wollten wir den Müll noch entsorgen und nicht zuletzt Gegenwind einmal kräftig abspülen und vorübergehend von ihrem Rußpanzer befreien.
Um 10:30 Uhr ging es dann mit dem Ebbstrom vier Seemeilen weiter hinaus zu dem Ankerplatz vor der La Playita Marina. Wir brauchten fünf Ankerversuche bis der Anker endlich sicheren Halt fand und nicht über irgendwelche Steine schlidderte. Bei Niedrigwasser ankerten wir nun auf 7,5 Metern Wassertiefe (bei Flut stieg der Wasserstand dann auf etwa 11m).

Um zu sehen wie Gegenwind sich jetzt an ihrem Anker beim Gezeitenwechsel benahm, blieben wir erst einmal an Bord. So lustig fanden wir das Ganze aber nicht, denn hier brausten die Fähren, Lotsen und andere Arbeitsboote und natürlich auch die riesen Angelmotoryachten noch heftiger an uns vorbei als vor dem Balboa Yacht Club und brachten so Gegenwind ins kräftigste Schaukeln. Einige Wellen von diesen I… schlugen sogar ins Cockpit. Von diesem unregelmäßigen, heftigen Schaukeln wurden wir erst einmal leicht Seekrank – für die Ostseesegler: Das ist ungefähr wie Ankern auf Stollergrund bei Windstärke 5.

Spätestens jetzt fragt sich doch jeder warum wir denn nicht einen anderen Ankerplatz aufsuchten. Das ist ganz einfach: Wir wollten unsere Einkäufe erledigen und es gibt in Panama City nur wenige Plätze an denen das möglich ist: Zuerst einmal gibt es die Mooring Bojen vor dem Balboa Yacht Club, der uns schaukel- und krachtechnisch nicht angenehm war, ein gewisses Kollisionsrisiko beinhaltete und zusätzlich teuer war, der Ankerplatz vor La Playita, der uns schaukel- und krachtechnisch noch unangenehmer war, aber kostengünstiger ist, denn man bezahlt dort nur den Platz für das Beiboot am Landesteg und es gibt Wasser für die Dingis umsonst. Und der Las Brisas Ankerplatz ist ebenfalls schauklig, man zahlt dort aber nichts, dafür kommt man nur unter erschwerten Bedingungen an Land – daher zum Einkaufen unbrauchbar. Wir versuchten also das kleinste Übel zu wählen. Natürlich sind auch noch zwei Marinas vorhanden, die sind allerdings eher für die Reichen, denn allein die erste Nacht kostet ca. 200 $US.

In La Playita brachten wir nun unser lange nicht genutztes Schlauchboot wieder ins Wasser. Da wir zuletzt regelmäßig die Nähte kleben mußten und es nun lange zusammengefaltet an Deck lag, pumpten wir es auf und legten es für die erste Nacht zum Testen ins Wasser und tatsächlich war am kommenden Morgen die Luft raus. Wir hatten das leider schon befürchtet, aber es wäre doch schön gewesen, wenn es ein wenig länger durchgehalten hätte. So mußten wir es dann zu Grabe tragen. Und unser Ersatzdingi, das wir nach den ersten Ermüdungserscheinungen in Bocas del Toro besorgt hatten, mußte jetzt seinen ersten Einsatz übernehmen.

Langsam kamen wir mit unseren Einkäufen voran und die Staukisten auf Gegenwind füllten sich. Wir werden immer mal wieder gefragt, was wir den ganzen Tag so machen und was uns so lange aufhält, also bitte nicht Lachen, denn so manch eines unserer Tagwerke ist ein Witz für deutsche Normalverhältnisse. So schafften wir an einem ganzen Tag (von 10:00Uhr bis 20:00Uhr) den Besuch dreier Apotheken, einem Backwarenhandel und eines Supermarktes sowie natürlich eine Hin- und Rücktour mit Bus und Metro.

Die Busfahrten sind eigentlich eine gute Sache, man kommt auch recht gut voran, wenn man drin sitz und die teilweise sehr langen Wartezeiten nicht beachtet, denn es gibt keinen Fahrplan. Die Metro geht dagegen im Raketentempo, denn alle paar Minuten fährt eine ab.
Die Apotheken suchten wir auf, da wir Nachschub für unsere Bordapotheke benötigten, denn einige Medikamente waren ihrem Verfallsdatum nahe oder einfach aufgebraucht, wie Halslutschtabletten oder andere Erkältungsmittel. So zogen wir mit unseren alten Verpackungen und Beipackzetteln (teilweise schon auf Spanisch) los. Der Erfolg war allerdings nur mäßig, denn die in Europa eigentlich billigen Standardmedikamente gegen Erkältungen sind hier kaum oder gar nicht zu bekommen.
Mit dem Stauplatz sind wir auf Gegenwind nicht gerade üppig ausgestattet, also suchten wir platzsparende, lange haltbare Vitamine: Wir fanden dazu einen kleinen Backwarenhandel, in dem wir einen großen Vorrat an Trockenfrüchten zusammenrafften – nach uns waren die Regale leer.
Ein weiterer unserer empfindlichen Punkte ist das Brot – wir sind deutsch und lieben gutes Brot, aber das ist nicht so einfach zu bekommen. In ganz Panama City kennen wir drei Läden in denen ein halbwegs erträgliches Weißbrot verkauft wird. Brotbacken an Bord kostet leider zu viel Gas und wabbeliges amerikanisches Toast ist auch nicht toll. Für unsere weitere Reise wird es vermutlich noch schwieriger und so wollten wir auf Müsli umsteigen. Nur leider ist auch das nicht so einfach, wenn man nicht amerikanische Gummiflocken und –Ringe oder Cornflakes als Müsli bezeichnet. Wir hatten Glück, wir fanden einen Supermarkt mit echtem Müsli – und wo kam das her? „Made in Germany“ – natürlich!
Aber so verging ein anstrengender Tag mit Suchen, Laufen, Bus- und Metrofahren, Fragen, Dolmetschen – wenigstens sind die Menschen freundlich dabei und versuchen irgendwie zu helfen.

Wir hoffen jetzt doch, Ihr habt nicht zu sehr gelacht, oder?

Viele Grüße aus Panama City
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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