Nuku Hiva: Postkartenidylle

Imposante vulkanische Naturgestaltung

Imposante vulkanische Naturgestaltung

Wir wollten einmal die Nachbarbucht anschauen und so begannen wir am Donnerstag, den 05. April 2018 mit unseren Vorbereitungen. Helge mußte ins Wasser um den Propeller und den Geschwindigkeitsmesser von dem ewig wuchernden Bewuchs und den Muscheln freizukratzen und außerdem bestellten wir bei Marcel im Supermarkt eine Ladung von sechs  Baguettes – unsere Brotversorgung für die kommenden paar Tage.
Am folgenden Tag zog es Helge erst einmal ins örtliche Krankenhaus, denn die Schnorchelaktion für Gegenwinds Unterwasserschiff hatte eine leichte Bindehautentzündung und leichte Magendarmprobleme verursacht. Magendarmprobleme gehören in den Tropen ja zur Routine aber eine Bindehautentzündung ist uns neu. So gab es vom Arzt ein paar Tropfen und die Aussage, das kann vom Schnorcheln kommen, es kann aber auch sein, das gerade eine Epidemie anmarschiert, denn Helge war der vierte Patient in zwei Tagen mit entzündeten Augen.
Während Helge beim Arzt saß, holte Asha unsere bestellten Baguettes bei Marcel ab und am Nachmittag rückten wir Gegenwinds Ankerkette mit Schrubber und Kratzer auf den Leib um sie von ihrem Muschelpanzer und dem Wuschelbart zu befreien.

Am Samstag, während die Aranui 5 an ihrem Kai lag und der Insel neue Versorgungsgüter brachte, ging es für uns endlich los. Unter Motor fuhren wir die neun Seemeilen gegen Wind und Wellen entlang der beeindruckend, malerisch-bergig-vulkanischen Küste in die Nachbarbucht, die Baie du Contrôleur. Sie besteht aus drei Einzelbuchten und wir suchten uns die mittlere Bucht, die Baie Hakahaa als Ankerplatz heraus. Unser Anker fiel nach zwei Stunden Fahrt um 11:05 Uhr auf knapp 6 Meter Wassertiefe auf Position S08° 52,767’ W140° 02,846’. Hier ließen wir den Tag verstreichen und genossen die Schönheit der Bucht von Bord aus.

Am Sonntag machten wir unser Dingi klar für den Landgang und landeten am Strand. Dort banden wir unser Schlauchboot unter einer Palme fest, während unsere Arme und Beine wie verrückt anfingen zu kribbeln. Also zog es uns schnell landeinwärts, denn das Kribbeln sagte uns, das hier viele Nonos (winzig kleine beißende Sandfliegen) unterwegs waren. Wir erkundeten den sonntäglich verschlafenen, zweitgrößten Ort der Insel, „Taipivai“ und schlenderten vier Stunden durch die Gegend. Ein öffentlicher Mangobaum lud uns zur Ernte einiger Früchte ein und ein einheimischer Reiter schenkte uns ein paar Guajaven. So beladen kehrten wir zu Gegenwind zurück.
Unseren Ankerlatz teilten wir übrigens mit zwei anderen Schiffen. Auf einem der Schiffe war FKK angesagt und natürlich war es ein französischer Hintern, der sich uns entgegenstreckte. Bisher waren es eigentlich immer nur die alten französischen Kerle, die auf belegten Ankerplätzen ohne Kleidung an Bord herumliefen.
Die Nacht verbrachten wir trotz Essigeinreibung leider damit unsere Arme und Beine aufzukratzen, denn die Nonobisse bildeten kleine, fürchterlich juckende Blasen. Am Folgetag mußten wir wieder an Land, denn die Hakahaa- Bucht liefert das sauberste Trinkwasser auf Nuku Hiva und so wollten wir unseren Wassertank hier füllen. Wir rieben uns mit allen unseren Insektenmitteln ein, in der Hoffnung, viel hilft viel und so unternahmen wir drei Dingifahrten an Land um insgesamt 150 Liter Trinkwasser an Bord zu schleppen. – Ganz nebenbei: Wir haben mal nachgerechnet welche Wassermenge wir denn seit erreichen der Karibik mit Kanistern im Dingi an Bord geschleppt haben und sind auf ca.16 Tonnen Wasser gekommen!
Trotz der Theorie viel hilft viel, bekamen wir wieder etliche neue Nonobisse. So verzichteten wir auf einen weiteren Landgang, denn die Nonos hatten uns die Gegend deutlich verleidet. Nur der wunderschöne Blick auf die Bucht von einer Nono-freien Gegenwind aus fand unsere absolute Begeisterung – eine echte Postkartenidylle – nicht zu erreichen und doch ganz dicht vor den Augen.

Am Dienstag, nach einer weiteren, durch Jucken schlaflosen Nacht, fuhren wir kurz zwei Seemeilen um die Ecke, in die westlichste Bucht der Baie du Contrôleur, die Hooumi- Bucht, in der wir auf Position S08° 53,621‘ W140° 01,553‘ auf 8 Meter Wassertiefe ankerten. Hier lag schon ein anderes uns bekanntes deutsches Schiff vor Anker, mit dem wir uns die Bucht teilten. Wir verzichteten auch hier auf einen Landausflug, denn von anderen Seglern hatten wir gehört, das die Nono- Situation auch in dieser Ecke unbarmherzig sein sollte. Uns blieb also die Postkartenidylle dieses Ankerplatzes. Außerdem spielten etliche kleine Schreihälse in den Felsen verstecken mit uns. Ihre Stimmen hörten sich wie Kinderschreie an und wir hatten Mühe die Ziegen in den Felsnischen und an den Abhängen zu entdecken.

Am Donnerstag, den 12. April 2018 segelten wir die neun Seemeilen wieder zurück in die Bucht von Taiohae um hier die letzten Erledigungen zu machen, bevor wir die Insel verlassen wollen. Außerdem können wir hier unsere Nonobisse die kommenden ein bis zwei Wochen noch ein wenig pflegen, denn so lange brauchen die Stellen in der Regel um einigermaßen abzuheilen. Unser Ankerplatz war belegt und so liegen wir nun auf Position S08° 54,994‘ W140° 06,010‘ bei einer Wassertiefe von 11 Metern.

Viele Grüße aus dem Südseeparadies Taiohae, Insel Nuku Hiva, Marquesas Archipel, Französisch Polynesien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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