Osttimor – Der Corona- Wahnsinn: Licht und Schatten

Nun sitzen wir schon fast vier Wochen in der Corona-Krise fest.

Es zeigen sich inzwischen ein paar kleine Lichtblicke. Wir können mittlerweile relativ entspannt zum Einkaufen an Land gehen. Unsere Polizisten, bei denen wir ja unser Dingi auf dem Hof abstellen, scherzen jetzt wieder und lassen uns mit unseren Rucksäcken problemlos passieren um neues Trinkwasser sowie frisches Obst und Gemüse zu besorgen. Das wollen sie immer noch bestätigt bekommen aber bei unserer Rückkehr hinterfragen sie unsere Einkäufe nicht mehr. Allerdings sehen sie uns natürlich bei der Rückkehr mit unserem Marschgepäck vor sich: Jeder von uns trägt etwa 10-20l Wasser auf dem Rücken und die Taschen voll weiterer Einkäufe. So legen wir bei unseren Einkaufstouren normalerweise ca. 3km bei über 30°C im Schatten zurück. Öffentlicher Personen- und Taxiverkehr ist zurzeit übrigens ausgesetzt. Aber das ist ja ein prima Training, wenn man die anderen Tage an Bord nur sitzt oder liegt und den Kreislauf eigentlich völlig runterfährt.
Es haben sogar schon wieder ein paar weitere Läden vorsichtig die Türen geöffnet, natürlich mit Händewaschgelegenheit und Seife vor dem Eingang und auch Masken sind Pflicht. So fanden wir letzte Woche tatsächlich einen Friseur, der unsere inzwischen viel zu dichten Mähnen stutze und uns bei der anschließenden Wäsche auch eine kleine Kopf und Nackenmassage verpaßte. Das Bedienen der Schere mit Handschuhen war für die Friseure allerdings Neuland, denn die rutsche gerne mal ein weinig aus den behandschuhten Händen, zum Glück ohne Mißgeschick.
Bei unserem letzten Shoppingbesuch an Land entdeckten wir, das auch der Burger King hier wieder geöffnet hat und Take-Away anbietet. Wir sind also nix wie hinein und haben einmal wieder Eis und andere Snacks mitgenommen. Anschließend suchten wir uns eine abgelegene Bank im Schatten und bekamen sogar Gesellschaft zum Klönen von zwei Angestellten aus einem benachbarten Geschäft, die gerade ihre Mittagspause hatten. Keine Angst, die Beiden brachten ihre Stühle mit und setzten sich in einem sicheren Abstand neben uns, so daß keiner den anderen anpusten konnte. Der Mensch ist ja schließlich ein Gesellschaftswesen. Es war mal wieder angenehm mit anderen Menschen zusammen zu sein. Das Gespräch war natürlich nicht ganz einfach, denn die beiden suchten alle ihre Englischkenntnisse zusammen und auch das Handy mußte zur Übersetzung helfen.

Neben diesen Lichtern gibt es natürlich auch Schattenseiten. Es bleibt die Ungewißheit, wie sich die gesamte Situation weiter entwickeln wird. Zurzeit sind alle Grenzen hier in der Region zu. An Weiterfahrt ist so also nicht zu denken. Wir haben gehört, das Timor-Leste den Ausnahmezustand vermutlich noch bis Ende Mai verlängern will. Im Moment sind hier 23 Corona-Fälle bekannt, davon zwei Portugiesen und 21 meist Studenten aus Timor-Leste. Alle haben das Virus aus dem Ausland mitgebracht und sie befinden sich in Quarantäne. Wir sind froh, daß es keine weißen Touristen sind, die das Virus hergeschleppt haben, denn dann würde man uns wohl auch wieder böse mustern. So kommt in Abständen nur die Frage, wie lange wir schon hier sind und spätestens bei unserer Antwort: „Since Christmas!“ ist alles gut.
Ein weiteres Ärgernis ist die Frage nach unserm Visum bzw. unserer Aufenthaltsdauer. Seit ein paar Tagen ist das Visum abgelaufen, aber auch hier ist das Verfahren für die Notstandszeit ausgesetzt. Was danach passiert ist vage. Die Internetseiten des Auswärtigen Amtes liefern keine Informationen – nicht einmal die amtlichen Meldungen stehen dort zur Verfügung oder sind verlinkt (da sind die Seiten der US-Botschaften deutlich besser auf Stand, um ihre Bürger im Ausland zu informieren).
Wir haben so den direkten Kontakt zur Botschaft in Jakarta gesucht und haben zumindest darüber Ansprechpartner genannt bekommen. Letztendlich haben wir aber wieder zu unserer altbewährten Methode gegriffen: Sohlen runterlaufen. So haben wir letzte Woche neben unseren Einkäufen einen kleinen Schlenker eingelegt um das Hauptquartier der Immigration aufzusuchen. Dort bekamen wir die Info, das wir uns zum Ende des geplanten Shutdowns dort melden sollen für weitere Infos. In deren Andeutung liegt die Hoffnung für uns, das unser Visum einfach erst einmal verlängert wird; naja wo sollten wir auch hin zurzeit.

Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste und bleibt gesund!
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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