Spanien – Eine lauernde Herausforderung?

Wir mögen das Meer, mit all seinem Leben darin – es ist absolut faszinierend!
Aber hier und jetzt wird aus der Faszination eine ernste, lauernde Herausforderung.
Wir suchen immer noch eine sichere Lösung um unsere Besorgnis zu minimieren, obwohl die Jahreszeit uns dabei hoffentlich behilflich ist.

Eine Gruppe Orcas, eine Walart aus der Familie der Delfine mit einer Größe von bis zu acht Metern und einem Gewicht von bis zu vier Tonnen, also ziemlich groß aus Gegenwinds Perspektive, treibt ihr Unwesen unter den Seglern im Gebiet zwischen der Biskaya und Gibraltar. Seit einigen Jahren haben die Tiere Interesse an Segelbooten in unserer Größe gefunden. Erst war es ein Tier, inzwischen redet man von etwa zwanzig Tieren, die namentlich bekannt sind, denn sie lassen sich anhand ihrer Rückenflossen identifizieren, wie Menschen an ihren Fingerabdrücken. Sie beißen in Ruderblätter bis sie defekt sind oder schwimmen gegen die Segelboote und drehen sie im Kreis. Das ganze Spektakel dauerte bisher von wenigen Minuten bis zu etwa drei Stunden bis sie wieder davon abließen und dabei vielfach manövrierunfähige Boote zurück ließen. Inzwischen haben sie auch schon zwei Schiffe zum Sinken gebracht – das letzte Schiff ist gerade vor einigen Tagen gesunken (02.11.2022).

Wir wollen hier natürlich nicht die gesamten Diskussionen aus den Foren wiedergeben oder vermeintliche Forschungsarbeiten dazu beitragen aber einige Informationen haben wir für unsere Passage durch die Meerenge von Gibraltar für uns aufgearbeitet und so versuchen wir zumindest einmal einen Eindruck über die uns erkennbare Lage auf der bevorstehenden Strecke mit den für uns als Segler bedenkenswerten Aspekten aufzuzeigen.

DIE TIERE  
Orcas leben weltweit verbreitet, bevorzugt allerdings in küstennahen Gewässern in höheren Breiten. Die Tiere gelten als intelligent und sozial, so daß die Weitergabe von Jagdtechniken und Lautäußerungen zu beobachten ist. Orcas sind generalistische Fleischfresser, die insbesondere Fische, Meeressäuger wie Robben, Seevögel, Meeresschildkröten und gelegentlich andere Wale erbeuten. Lokale Gruppen spezialisieren sich auf bestimmte Beutetiere, für die besondere Jagdstrategien angewandt werden. Die bekannteste ist wohl die Robbenjagd, bei der sie absichtlich stranden um junge Robben in der Brandung zu fangen. Die Orcas haben keine Fressfeinde und sind dafür bekannt, das sie in Gruppen koordiniert jagen.

Die Art gilt als nicht gefährdet, denn sie blieb vom Walfang verschont, es sind jedoch einzelne Populationen durch Umweltverschmutzung und menschliche Handlungsweisen bedroht.

Die Tiere bewegen sich meist in Gruppen von 10-70 Tieren und ziehen im Schnitt mit ca. 5kn durch das Meer, sie können allerdings auch Geschwindigkeiten von über 11kn erreichen. Ruhende Tiere bleiben meist unter Wasser und tauchen alle 2-5 Minuten wieder auf, gelegentlich verweilen sie auch bewegungslos an der Oberfläche. Die Gruppen haben eine komplexe Sozialstruktur, deren Grundeinheit die sogenannte Mutterlinie ist. Es handelt sich um eine sehr enge Bindung und besteht typischerweise aus einer alten Kuh, ihren Kälbern sowie den Kälbern ihrer weiblichen Jungtiere. Die Männchen werden eher zu Einzelgängern.  

Die Jagd auf Orcas betrifft nur kleine Stückzahlen vor Japan, Indonesien, Grönland und einigen karibischen Inseln. Sie werden aber von zahlreichen indigenen Kulturen verehrt und gehören beim Whale Watching zu den bevorzugten Arten. Angriffe auf Menschen sind eher selten und es wird vermutet, daß diese Angriffe mit einer Überfischung ihrer Nahrungsfische, in direkter Konkurrenz zu Hochseeflotten, zusammenhängen.

Der weltweite Bestand wird auf etwa 50.000 Tiere geschätzt, so daß der Gesamtbestand generell als nicht gefährdet gilt, allerdings sind lokale Bestände durchaus bedroht. Dazu trägt ein gezielter Abschuß durch Fischer, da Orcas Fische von Langleinen verzehren, sowie Gefährdung durch Umweltverschmutzung wie Öl, PCB oder andere Umweltgifte und ein Mangel an Beutefischen durch Überfischung oder auch das versehentliche Verfangen in Fischernetzten.

So besteht die Population vor Gibraltar nur noch aus wenigen Tieren. Diese Population ist besonders betroffen von Schadstoffkonzentrationen wie vor allem PCB, das in der Nähe von Industrieregionen vorkommt, und damit die Fortpflanzung und das Immunsystem der Tiere beeinflußt.
Aber genau diese gefährdete Gruppe ist es, die uns die Sorgenfalten ins Gesicht treibt. Das Aufenthaltsgebiet der Gruppe ist so weit ausgedehnt, das wir keine Chance haben Drumherum zu fahren. In den Foren sind einige zwar tatsächlich auf den Gedanken gekommen, das Segler die Straße von Gibraltar, also die einzige Verbindung zwischen Mittelmeer und Atlantik oder auch die gesamte Atlantikküste Spaniens und Portugals meiden sollten – naja.      

ORCAS IN DER STRASSE VON GIBRALTAR UND DEM GOLF VON CADIZ
Diese uns betreffende Orca- Gruppe, besteht aus etwa 50 Tieren und hält sich laut Forschern von April bis November in der Meerenge von Gibraltar auf, während sie die Herbstmonate im Atlantik vor den Küsten Südspaniens und Portugals, möglicherweise auch vor der Küste Marokkos verbringt. Ihre Hauptnahrung sind Rote Thunfische, denen die Gruppe im Frühjahr bis in die Straße von Gibraltar folgt. Während die Thunfische zum Laichen ins Mittelmeer schwimmen, warten die Orcas in der Meerenge auf die Rückkehr der Thunfische um ihnen dann im Herbst, wenn das Gros wieder in den Nordatlantik unterwegs ist, dorthin nachzustellen. Dabei gelangen sie bis in die Biskaya. Niemand weiß allerdings wo die Tiere die Wintermonate verbringen. 

Diese Subpopulation wird in der roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN als vom Aussterben bedroht geführt und steht daher unter strengem Schutz.  

In der Straße von Gibraltar klauen diese Orcas den Fischern gerne die Thunfische von den Leinen, so daß ihre Kälber auch größere Beute ergattern können und damit sogar eine bessere Überlebenschance haben, was sie bei den Fischern natürlich unbeliebt macht. Eine erstaunliche Verhaltensweise haben die Tiere vor der Marokkanischen Küste dabei an den Tag gelegt, denn an Freitagen, an denen die marokkanischen Thunfischer nicht arbeiten, werden auch seltener Orcas in der Gegend gesichtet.

Die Thunfischbestände in der Meerenge waren rückläufig. So wurden Fangquoten eingeführt, was das Verhältnis der Thunfischer zu den Orcas nicht gerade verbesserte. Um die Tiere vor den Gegenmaßnahmen der Thunfischer nun zu schützen, nahm man eine Anpassung der Fangquoten um die von den Orcas abgebissenen Thunfische vor und wollte so die Überlebenswahrscheinlichkeit der Orca Kälber erhöhen. Das angespannte Verhältnis von Thunfischern und Orcas blieb allerdings erhalten und so gehen die Forscher davon aus, das Thunfischer widerrechtlich mit allen Mitteln versuchen die Orcas zu vertreiben. Es wird auch vermutet, daß die Orcas diese Fischer daher meiden.

WHALE WATCHING
Alleine über die Stiftung Firmm werden jedes Jahr über 25000 Besucher auf  Whale Watching Touren ins Orca Territorium gebracht. Zusätzlich gibt es natürlich etliche weitere Unternehmen die diese Touren anbieten und den Tieren, wenn auch mit vorgeschriebenem Abstand auf die Pelle rücken.     

INTERAKTIONEN MIT BOOTEN
Seit Juli 2020 kommt es zu Interaktionen hauptsächlich mit Segelbooten unter 15 Metern Länge. Motorboote oder Fischerboote sind hingegen seltener das Ziel der Interaktionen, obwohl der erste Zwischenfall dieser Art erstmals im May 2020 von einem Schlauchboot mit festem Boden berichtet wurde.
An der Algarve war ein Sonderfall zu beobachten, denn die überwiegenden Zwischenfälle fanden dort mit den gängigen, für Whale Watching Touren genutzten Schlauchbooten mit festem Boden statt und waren lediglich Berührungen durch die Orcas.

Seit unserer Ankunft in Almerimar haben wir hier immer mehr Segler getroffen, die aus Richtung Gibraltar kommend hier einliefen und von Zwischenfällen mit Orcas in der Meerenge von Gibraltar oder entlang der spanischen und portugiesischen Atlantikküste persönlich berichteten. Die ersten zwei Wochen nach unserer Ankunft hier war es nahezu jeden Tag ein betroffenes Schiff, inzwischen sind die Meldungen seltener geworden. In Zahlen waren es 2020 mit Beginn der Zwischenfälle 51 betroffene Boote, 2021 im Folgejahr schon 188 betroffene Boote und in diesem Jahr wurde die Zahl nach Aussagen noch einmal deutlich übertroffen ist aber noch nicht auf der Internetseite von „Iberian Orca“ publiziert. Die Meldungen erwecken, gerade mit dem Versenken von zwei Schiffen den Eindruck, als könnte die Situation eskalieren.

Die Beschreibungen der betroffenen Crews erzählen vom Anstupsen der Ruderblätter, dem Anschieben des Bootes bis hin zu Bissen in die Ruderblätter mit kräftigem Rütteln und reichen zum karussellartigen Drehen des ganzen Bootes mit Rammstößen, die sich anfühlen sollen  wie das Auflaufen auf einem Riff.

Natürlich verbreiteten diese Nachrichten unter uns Seglern denen diese Gebiete auf ihrem Weg noch bevor stehen ein sehr großes Unbehagen, zumal das offizielle Sicherheitsprotokoll für die Zwischenfälle von stillhalten und gewähren lassen spricht.

MASSNAHMEN
Die Arbeitsgruppe von Iberian Orca hat inzwischen eine Ampel-Karte mit der Einstufung der Risiken etabliert. Die Karte basiert auf Sichtungen oder Zwischenfällen mit Orcas. Sie ist damit eine Hilfe, allerdings keine echte Vorhersage, da sie nur auf Meldungen basiert und damit dem aktuellen Standort der Tiere hinterherhinkt (https://www.orcaiberica.org/recommendations).

Für den Fall des Falles haben die Forscher in Zusammenarbeit mit den Behörden Verhaltensempfehlungen für die betroffenen Segler herausgegeben, die leider wenig beruhigend ausfallen und sogar gegen die Pflichten einer sorgfältigen Schiffsführung sprechen, für die es gilt in schwierigen Lagen alle zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel zu nutzen um die Sicherheit von Crew und Schiff sicherzustellen.

Das Verhaltensprotokoll schreibt den betroffenen Booten vor, sich völlig still zu verhalten während die Orcas sich beim Schiff befinden und die Ruderanlage des Schiffes in gefährlicher Weise demontieren (https://www.orcaiberica.org/safety-protocol).

Für unsere Reiseplanung durch die Straße von Gibraltar setzten wir auf unseren Abfahrtstermin, da die Orcas ab November die Meerenge verlassen haben sollen, so daß wir unter normalen Umständen in unserem Fahrtgebiet nicht auf sie treffen sollten. Zusätzlich werden wir unser Echolot, das auf der Sonarfrequenz der Orcas arbeitet mit der sie ihre Beute orten,  abschalten, um sie nicht auf uns aufmerksam zu machen und  wir hoffen die Meerenge unter Segeln zu passieren, so daß wir auch keine Motorengeräusche verursachen.

QUELLEN
Wikipedia: Stichwort Schwertwal
Firmm Espaňa: www.firmm.org
Iberian Orca: www.orcaiberica.org
CA Cruising Association: www.theca.org.uk/orcas/reports
Earth Touch: www.earthtouchnews.com/conservation/human-impact/catch-stealing-orcas-are-charging-after-fishing-boats-and-into-harms-way/

Viele Grüße aus Almerimar, spanisches Festland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Spanien – Wir sind immer noch in Almerimar

Naturpark Punta Entinas-Sabinar Strandspaziergang
Naturpark Punta Entinas-Sabinar Strandspaziergang

Pläne sind wie Spuren im Sand!
Eigentlich wollten wir ja nur wenige Tage in Almerimar bleiben aber dann haben wir ein paar nette Leute getroffen und aus wenigen Tagen wurden ein paar Tage mehr. Zusätzlich kamen, wie soll es anders sein, noch einige Wartungsarbeiten und Reparaturen hinzu und außerdem standen wir hier vor einer seit längerem vor uns lauernden kritischen Herausforderung an der wir immer noch Forschen – also sind wir zurzeit noch in Almerimar.

Der Ort bietet uns gleich um die Ecke einen passablen Supermarkt für den täglichen Bedarf, so daß wir für unser Frühstück sogar frische Brötchen auf den Teller bekommen. Die Duschen in den Serviceeinrichtungen sind alt aber sauber und wir können unbegrenzt richtig heiß duschen, ohne ständig auf den Wasserhahn drücken zu müssen und sogar der elektrische Strom am Steg ist inklusive. Wir kommen zwar die meisten Tage mit der Stromversorgung durch unsere Solarfelder aus aber in den kalten Abend- und Morgenstunden haben wir so die Möglichkeit Gegenwinds Salon mit einem kleinen Heizlüfter an unsere Temperaturerfordernisse anzupassen, denn auch wenn andere noch in T-Shirt und kurzer Hose herumlaufen, klappern bei uns die Zähne trotz Schal und dickem Pullover.

Die Marina bietet Platz für über tausend Schiffe und zusätzlich ist neben der Marina noch eine Stellfläche für Wohnmobile, so daß unsere Abendstunden prima ausgefüllt werden, denn wir können endlich mal wieder Schiffe gucken um dabei auch mit den verschiedenen Crews ins Gespräch zu kommen, genauso wie wir durch die Wohnmobilplätze streifen und Nummernschilder studieren. Auch dabei haben wir inzwischen viele spannende Abenteuer über eine uns unbekannte Reiseart erfahren. So können wir tatsächlich mal wieder ungebremst in unserer Muttersprache plaudern, was nach so langer Zeit tatsächlich mal echt gut tut.

Zusätzlich bietet die Marina einige Yachtausrüster, die wir inzwischen nach brauchbaren Kleinteilen durchstöbert haben. Dadurch haben wir inzwischen ein weiteres, flexibles Solarfeld für die sonnenärmeren Wintermonate an Bord genommen. Das können wir im Bedarfsfall einfach als zusätzliche Stromversorgung an Deck legen. Außerdem haben wir Gegenwinds Deck von dem hiesigen, hartnäckigen, staubigen Dreck mit einem ordentlichen Wasserstrahl großteils befreit. Blöd ist allerdings, das der Dreck nach spätestens drei Tagen wieder alles in eine lockere Staubschicht einhüllt aber die läßt sich wenigstens einfach herunterspülen. Bei unserer Baumpersenning haben wir einige offen gegangene Nähte nachgenäht und unser Rigg haben wir bis in den Masttop inspiziert. Dazu ist Helge mal wieder hoch hinaus geklettert. Auch die WC-Pumpe brauchte etwas Zuwendung, so daß wir sie einmal zerlegt und neu eingefettet haben. Ungeliebter Papierkram kam ebenfalls auf den Tisch und ist nun auch erst einmal wieder erledigt. Eine neue Starterbatterie haben wir auch an Bord geschleppt und eingebaut, denn die alte hatte keine Lust mehr dem Motor die nötige Startmotivation zu geben.

Almerimar und Umgebung haben wir uns inzwischen ebenfalls angeschaut. Es führt ein Strand nach Westen, einer nach Osten, während Straßen und Wege durch den kleinen, aus dem Boden gestampften Ort, ins Landesinnere mitten in Treibhauswüsten, die bis an die Berge im Hinterland reichen, führen. Jetzt wissen wir auf jeden Fall wo die spanischen Tomaten, Zucchini und Paprika angebaut werden. Der Spaziergang durch diese Treibhauslandschaften ist definitiv kein Vergnügen, denn es liegt ein intensiver Geruch von Düngemitteln und anderen chemischen Zusammensetzungen in der Luft.

Der östliche Strandweg führt entlang des Naturparks Punta Entinas-Sabinar, das etwas Westernähnliches an sich hat. Das ist allerdings auch kein Wunder, denn nicht unweit von hier werden Westernfilme gedreht und an diesem Strand entstanden unter anderem einige Szenen von „Conan der Barbar“.

Auf dem westlichen Strandweg hingegen kommt man nach ca. sieben Kilometern zu einer kleinen, für diese Gegend typische, altertümliche Festung, die Castillo de Guardias Viejas, die an einigen Tagen ganztags zur freien Besichtigung offen steht. Die wechselhafte Geschichte ist kurz und eindrucksvoll beschrieben und bringt einen kleinen Eindruck über die Vermischung der spanischen Herrschaft mit ihrem starken afrikanischen Einfluß aus den Tagen der Mauren. Außerdem zeigt die Ausstellung wunderhübsch verzierte, alte Handfeuerwaffen – welch tolle Kunstfertigkeit für Mordinstrumente.

Viele Grüße aus Almerimar, spanisches Festland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Spanien – Der Herbst ist im Anzug

Strategisch gut gelegener Ausrüstungsplatz in Almerimar
Strategisch gut gelegener Ausrüstungsplatz in Almerimar

Weiter geht es mit Kurs West. Am Freitag, den 30. September 2022 liefen wir um 12:10 Uhr aus Denia aus. Noch in der Hafeneinfahrt rollten wir ein Stück unseres Vorsegels aus, um das Schaukeln durch die heftigen Wellen etwas auszugleichen. Nachdem wir die lange Hafenausfahrt passiert hatten, schalteten wir den Motor aus und rollten das Vorsegel vollends aus. Es war eine Schleudertour in den unangenehm hohen Wellen aber wir segelten bei Windstärke vier aus Nordwest. Naja, zumindest eine Stunde, dann ließ der Wind nach und Wind und Wellen paßten mal wieder nicht zusammen, so daß wir motorten. Es wurde wieder eine für das Mittelmeer typische Tour, bei der wir überwiegend unter Motor unterwegs waren und dazwischen hin und wieder mal ein Stückchen segeln konnten.
Die Nacht wurde allerdings doch sehr kalt für unsere Verhältnisse. 19°C fühlen sich nach so langer Zeit in den Tropen wie tiefster Winter an. Wir packten uns in lange Hosen, dicke Socken, Schuhe,  Flies-Pullover, Jacke, Schal und Decke; das ging dann soweit. Der Herbst rückt nun wohl in großen Schritten näher.
Am frühen Morgen vor unserem Etappenstopp ließen wir uns treiben um zu Frühstücken. Anschließend, um 12:20 Uhr,  liefen wir nach 125 Seemeilen in die Marina Porto Deportivio de Mazarron ein und machten auf Anweisung eines Marineros neben der Hafeneinfahrt vor einem Restaurant längsseits fest. Hier, auf Position N37°33,851` W001°15,393` bei 3,8m Wassertiefe, sollten wir bleiben und die abendliche Musik des Restaurant genießen, wie uns der Marinero scherzhaft mitteilte.

Naja, es gab immerhin eine warme Dusche im Hafen.
Wir nutzen unsere Zeit für einen Spaziergang in den späten Nachmittagsstunden und am folgenden Vormittag. Mit seiner simplen Flaniermeile, einigen engen, leeren Straßen im Wohngebiet und einem Supermarkt, der auf unserem Weg lag, bot uns der Ort keine nennenswerten Highlights.

Am Nachmittag, um 15: 20 Uhr lösten wir unsere Leinen vom Pier und segelten weiter. Es ist kaum zu glauben, wir konnten tatsächlich bis in die frühen Morgenstunden, um 06:40Uhr, ca. 75 Seemeilen, segeln – das ist wohl unser bisheriger Mittelmeer-Segelrekord. Die Nacht war dabei allerdings noch viel kälter. Wir trauten uns nicht einmal mehr auf das Thermometer zu schauen, denn es reichte uns, daß wir uns während der Nacht noch eine Schicht dicker einpacken mußten um nicht zu frieren, als bei der vorigen Passage.

Wir motorten bis um 10:25 Uhr, also bis etwa vier Seemeilen vor die Hafeneinfahrt von Almerimar und ließen uns dort wieder treiben um zu Frühstücken. Anschließend fuhren wir in die Marina und wurden von einem Marinero aufgefordert am Einklarierungspier neben dem Hafenmeisterturm festzumachen, um die üblichen Marina-Formalitäten zu erledigen. Das ging alles super freundlich und professionell und so reichte uns der Marinero um 12:55 Uhr die Mooringleine an unserem zugewiesenen Liegeplatz auf Position N36°41,887` W002°47,489` nach 105 Seemeilen auf  3m Wassertiefe. Hier hatten wir jetzt die Marina erreicht, die in der Gegend als „der Platz“ zum Ausrüsten für große Pläne, für ein Winterlager oder für einen längeren Zwischenstopp bekannt ist.

Viele Grüße aus Almerimar, spanisches Festland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Spanien – Auf zu Freunden nach Denia

Besuch bei Freunden in Denia - Fotograf der aufgeregte Argos
Besuch bei Freunden in Denia – Fotograf der aufgeregte Argos

Am Montag, den 19. September 2022 hievten wir unseren Anker vor Cala Teulera, auf Menorca endlich wieder an Deck für die nächsten Seemeilen.

Das Wetter ist hier im Mittelmeer ein echt ernst zu nehmender Faktor, wenn man einfach nur mal so hindurchsegeln möchte. So hatten wir auf Menorca schon wieder so lange Wartezeiten hinzunehmen, um das passende Wetter für uns auszumachen.
Währenddessen lichtete sich unser Ankerplatz etwas, da viel Wind angesagt war, so daß wir unsere Ankerkette etwas länger stecken und dann einfach mal abwarten konnten. Es zog in den Tagen vor unserer Abreise das erwartete Starkwindgebiet ohne große „Action“ über uns hinweg, während auf der Nachbarinsel, Mallorca, die Blitze nur so zuckten und laut lokalen Medien wohl auch zwei Menschen davon erschlagen wurden.

Es ist uns schon fast unangenehm, darüber zu berichten, das wir gemäß dem Wetterbericht eigentlich mit gutem Segelwind für die gut 220 Seemeilen lange Strecke gerechnet hatten aber letztendlich mal gerade eben acht Stunden, ca. 40 Seemeilen, segeln konnten aber das Gros mit Motorkraft zurücklegten, da die Wellen doch zu hoch und ruppig oder der Wind zu schwach für die Segel war. Zum Glück hatten wir bei der Ausfahrt von Mao noch einen Abstecher zur Schiffstankstelle unternommen um unseren Dieseltank wieder zu füllen. Das macht bei einem Preis von 2,25€/Liter überhaupt keinen Spaß. Allerdings wollen wir hier im Mittelmeer auf den Seestrecken nicht zu viel Zeit auf See verbringen um dabei dann länger herumzudümpeln, wenn der Wind ausbleibt, so wie wir es auf den Ozeanen machen. Dafür verändert sich hier das Wetter viel zu schnell.

Naja, wir liefen am Mittwoch, den 21. September 2022 nach 227 Seemeilen um 10:25 Uhr, nach dem Frühstück, in den Hafen von Denia ein. Die Marina El Portet wies uns einen Liegeplatz am Steg auf Position N38°50,757` E000°06,687` zu. Anschließend räumten wir unser übliches Segelzeug etwas auf.

Nach einer kurzen Ruhepause kamen unsere Freunde, um uns in Empfang zu nehmen. Argos düste auf uns los als hätte er uns die vielen Jahre vermißt aber so ist das wohl bei einem Hund mit Namen Argos. Odysseus Jagdhund Argos in dem Odysseus Epos erkannte seinen Herrn ja nach 20 Jahren noch. Natürlich war auch die Begrüßung von Ralf und Vanessa super herzlich und wir freuten uns riesig bei Freunden anzukommen!

Wir hatten uns das erste Mal im Juni 2015 in den Tobago Keys, Karibik, getroffen (passender Blogbeitrag: Vor tausend Jahren ) und den schicken Katamaran von Ralf, Vanessa und Bordhund Argos bewundert und anschließend auf verschiedenen Karibikinseln eine gute Zeit miteinander verbracht bis wir Anfang 2016 in verschiedene Richtungen segelten. Nach so langer Zeit und so unterschiedlichen Wegen haben wir uns eine Menge zu erzählen!

Viele Grüße aus Denia, spanisches Festland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Spanien – Menorcas stolze Reiter zum „Festes de Gràcia“

Reiter und Pferd präsentieren sich auf den Hinterbeinen
Reiter und Pferd präsentieren sich auf den Hinterbeinen
Die Fülle in der kleinen Ankerbucht von Cala Teulera fesselte uns und wir beobachteten das hin- und hertanzen der verschiedenen Schiffe, wie auch das immerwährende Kommen und Gehen der verschiedenen Ankerlieger. Einige blieben nur ein paar Stunden, meist kleinere Motorboote, während andere sich für einen längeren Aufenthalt einrichteten.
Der Amelija mit ihrer Crew, die wir von unseren vorigen Ankerplätzen schon kannten, konnten wir bei der Ankerplatzsuche behilflich sein und an einem Abend trafen wir uns zum Klönschnack.
Am Donnerstag, den 08. September 2022 machten wir uns vormittags auf in die Hauptstadt Mao. Wir hatten auf einen Bus gehofft, der uns mal eben ins Zentrum bringen sollte. Das klappte leider nicht zu unseren Zeiten und so marschierten wir gute 9,9 Kilometer bis zum historischen Altstadtkern und mitten in das Gedränge des „Festes de Gràcia“ hinein. Eigentlich wollten wir ja frischen Proviant auffüllen und endlich mal wieder eine SIM-Karte für ein funktionierendes Internet besorgen aber die Geschäfte hatten alle geschlossen, denn die Leute waren ja am feiern.
Die Straßen waren mit bunten Fahnen geschmückt, die Wege großteils mit Sand überschüttet, denn der Höhepunkt des Festes war eine Reiterschau durch die Gassen der historischen Innenstadt. Hübsch herausgeputzte Pferde trugen ihre stolzen, elegant gekleideten Reiter durch die vielen engen Wege und immer drumherum die Menschenmenge. Es wurde mit den Reitern palavert, die Pferde wurden gestreichelt und die imposanten Vorführungen der Reiter wurden bestaunt und bejubelt, denn die Reiter ließen ihre Pferde immer wieder auf die Hinterbeine hochsteigen und das sogar in Toreinfahrten oder mitten in der Menge. Das waren tolle Bilder und ein wunderschöner erster Eindruck von Menorca. Einen kleinen Schönheitsfehler hatte die ganze Sache, denn unser Einkauf blieb dabei leider auf der Strecke und der Rückmarsch zum Schiff über Berg und Tal ließ uns trotz leerer Rucksäcke mächtig ins Schnauben kommen.
Wir überlegten anschließend, ob wir unseren Aufenthalt etwas angenehmer gestalten wollten, aber Preise von 50€ pro Nacht in einer Marina oder 30€ pro Nacht an einem Ponton ohne Landverbindung also ohne wirkliche Verbesserung, ließen uns davon absehen.
So begannen wir unsere Trinkwasservorräte im nächstgelegenen Supermarkt, einem drei Kilometer entfernten Dorf, aufzufüllen. Mit Rucksack bewaffnet machten wir uns zu Fuß auf den Weg um die Wegwerfflaschen herbeizuschaffen. Wir sind hier echt überrascht wie rückständig Europa im Vergleich zur weltweiten Trinkwasserversorgung ist, denn wir haben nicht einmal ein Pfandsystem für die vielen Flaschen entdeckt, geschweige denn eine Versorgung per Wasserhahn. Mit diesen Einmalwegwerfflaschen sammeln wir hier so viel Müll wie an keinem anderen Ort auf unserer ganzen Tour mit Ausnahme von Kuba.
Am Samstag, den 10. September 2022 machten wir uns dann erneut auf in die Stadt, diesmal konnten wir den Bus nutzen, zumindest für den Großteil der Strecke und dort konnten wir nach dem durchlaufen langer Warteschlangen auch endlich SIM-Karten bekommen und sind nun tatsächlich wieder zu „zeitgemäßen“ Menschen mit Internetzugang geworden. Auch unsere frischen Lebensmittel konnten wir wieder auffüllen, bevor wir mit dem Bus nach Hause düsten. Es blieb dabei leider keine Zeit für ein Sightseeing.
Das Wetter wollte uns allerdings so schnell noch nicht fortlassen und so konnten wir doch noch eine weitere Tour in die Stadt unternehmen. Am Mittwoch, den 14. September 2022 zogen wir los. Blöd war dabei, das unsere Buslinie nun eingestellt war – Nebensaison. So liefen wir die 9,9 Kilometer lage Strecke wieder in die Stadt hinein, schlenderten einmal durch die historische Altstadt, ließen es uns bei einem Mittagsmenü gut gehen und stapften zum Lidl.
Wie das so ist, füllten wir unsere beiden Rucksäcke mit all den Dingen, die wir gerne wieder an Bord haben wollten und begaben uns anschließend mit den vollen Rucksäcken auf den 9,9 Kilometer langen Marsch zurück zum Schiff und das bei zum Glück nur noch bewölkten 28°C. Vierzehn-Komma-Fünf Kilogramm wog unser schwerster Rucksack dabei.
Viele Grüße aus der Bucht Cala Teulera, Menorca, Spanien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
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Italien – Weiter geht es auf die Balearen

Golfo di Palmas Partymeile am Strand
Golfo di Palmas Partymeile am Strand

Unser Ankerplatz in der hübschen Bucht von Golfo di Palma vor Sardinien wird von hellem Sandstrand und einer Düne geziert. Er tat aber sein Bestes um uns zu quälen. Unangenehm hohe und kurze Wellen erreichten unseren Ankerplatz in der ersten Nacht und erwischten uns von der Breitseite. Es fehlte ein passender Wind, der Gegenwinds Nase in die Wellen gedreht hätte. Somit hatten wir eine sehr unruhige Nacht, in der wir fast aus unseren Kojen geschüttelt wurden. Nach dieser furchtbaren Nacht ankerten wir sogar noch einmal um, in eine etwas geschütztere Ecke der Bucht, nahe eines kleinen Motorboothafens auf Position N38°57,532` E008°36,156` auf 6.9 Metern Wassertiefe. Die Wellen waren hier einen Hauch erträglicher.

Wir wollten in der Bucht auf passendes Wetter warten, um das nächste Stückchen in Angriff zu nehmen. Der Wetterbericht versprach vorerst nichts wirklich brauchbares aber wir hofften auf ein Wetterfenster in ein paar Tagen, das uns irgendwie nutzbar erschien. Angesagt waren Winde zwischen zwei und sieben Beaufort aus östlichen Richtungen, aber die Vorhersagen änderten sich täglich. So genossen wir das klare Wasser in der Bucht zum Baden und um Gegenwinds Unterwasserschiff von ihren inzwischen immer schneller wachsenden Pocken erneut zu befreien.

Die zweite Nacht war uns wieder nur ein schlechter Schlaf gegönnt, denn die Musikanlagen am Strand, die den Touristen ihre Mitternachtsparty bescherten, hallten über die ganze Bucht und dröhnten in die Nachtruhe bis kurz vor Sonnenaufgang – nichts für Naturfreunde.

Die dritte Nacht schüttelten die Wellen dann wieder heftig an uns, so daß wir kaum eine Mütze Schlaf bekamen. Wir hielten aber todmüde durch, denn am kommenden Morgen, Sonntag, den 04. September 2022 wollten wir ja weiter. Wir waren früh auf und bereit den Anker an Deck zu nehmen aber der Wind stand entgegen der Vorhersage gegen uns und so warteten und warteten wir.

Am Nachmittag sah die Windrichtung etwas besser aus und wir holten endlich, um 15:15 Uhr den Anker auf. Mit Motorfahrt machten wir uns auf, Kurs West. Der Wind wehte uns genau auf die Nase, dann drehte er leicht und wir rollten das Vorsegel aus, rollten es aber recht bald wieder weg, denn der Wind schlief ein.

Nun begann ein Spiel, das sich über die gesamte Strecke fortsetzte, denn der Wind drehte, nahm zu und wir segelten ein Stück unter Vorsegel und stellten den Motor ab, der Wind verlor wieder seine Kraft, die Wellen wurden höher und an Segeln, vielleicht auch unter Vollzeug war nicht mehr zu denken, denn die Segel hätten bedingt durch die Wellen nur hin und her geschlagen – Motorfahrt. Der Wind hatte sich endlich ausgeruht nahm wieder zu und wir konnten wieder ein Stück segeln und zumindest zeitweise den Motor abstellen. Die Wellen nahmen dabei ständig zu, ohne das wir nennenswerten Wind dazu bekamen und so schaukelten wir mal segelnd mal Motorboot fahrend mit Kurs 290° unserem Ziel entgegen. Unsere Wachen wurden anstrengend. Die ständigen Wechsel von Wind, Flaute, Wellen von bis zu 1,5 Metern und dann auch noch Winddreher und immer wieder aufziehende, drohende und sich schließlich doch auflösende Regenwolken ließen uns große Strecken von Hand steuern, denn wir mußten immer wieder auf die ständigen Veränderungen reagieren. Zusätzlich kreuzten kleinere Frachter und Superyachten unachtsam wieder und wieder unseren Weg.

Zum Glück dauerte die Passage nur zwei Nächte bis wir Menorca erreichten. Da die Marinas hier alle ziemlich stolze Liegeplatzgebühren aufrufen, steuerten wir am Dienstag, den 06. September 2022 die kleine Bucht von Cala Teulera an, dem einzigen offiziellen Ankerplatz von Mao. Die Einfahrt führte uns durch ein Fahrwasser, das von Historie nur so strahlte, denn riesige, alte Festungsanlagen bewachen die Zufahrt zur Inselhauptstadt. Als wir an dem Ankerplatz ankamen, wackelten uns von nahezu jedem Fleckchen freche Masten entgegen, die uns klar machten, das wird eng, sehr eng. Um ehrlich zu sein, war das bisher wohl der vollgepackteste Ankerplatz auf unserer ganzen Weltreise. Wir schalteten unser Radargerät zur Hilfe ein, um die Abstände genauer einzuschätzen und fingen an langsam durch das Feld zu fahren. Dabei mußten wir auf Schwimmer zwischen den Booten und einige flache Stellen am Randbereich aufpassen. Nach einem Fehlversuch, der uns ins Flache brachte, fanden wir schließlich eine Lücke, die uns irgendwie machbar erschien. Tatsächlich hielt unser Anker hier beim ersten Versuch und das bei Seegras, Sand und Steinen am Grund. Unsere Position ist N39°52,707` E004°,18,478`. Bei dem etwas schwierigen Ankergrund und 5.4 Metern Wassertiefe konnten wir nur ca. 25 Meter Kette stecken und unser Radar zeigte einen Abstand zu unseren Nachbarn von etwas weniger als 20 Meter – nichts, das zum Wohlfühlen einlädt, zumindest wenn sich die unterschiedlichen Schiffe um uns herum, wie ein 60 Fuß langer Motorkatamaran, ein moderner 50 Fuß Cruisingsegler oder ein 33 Fuß kleiner Langkieler vollständig verschieden bewegen.

Viele Grüße aus der Bucht Cala Teulera, Menorca, Spanien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Italien – 360 Grad oder die Strecke von Sizilien nach Sardinien

Palermo im Kielwasser und die letzten Seemeilen bis zu unseren 360 Grad
Palermo im Kielwasser und die letzten Seemeilen bis zu unseren 360 Grad
Schon wieder das Wetter! Es ist auch im Mittelmeer nicht so einfach eine Wetterfenster zu finden, das ausreichend Luft läßt um ein paar Meilen nach Westen zu kommen ohne Gegenwinde oder stürmisches Wetter.
Wir hatten nun endlich Sonntag, den 28. August 2022 ausgemacht, um auf die gut 250 Seemeilen, zu unserem nächsten Zwischenstopp, zu starten. Eigentlich würden wir ja am liebsten nonstop ans spanische Festland, aber das erscheint uns inzwischen als eine „blöde Idee“, denn ein so langes, brauchbares Wetterfenster finden wir hier wohl nicht.
So holten wir um 10:35 Uhr den Anker an Deck und starten bei Flaute von Palermo aus Richtung West. Laut Wetterbericht sollten wir ja in ein paar Stunden mit südlichen Winden, also halbem Wind, segeln können und damit die erste Hälfte unserer Strecke zurücklegen können. Da waren nur die Vorhersagen leider zu optimistisch, denn außer fürchterlich ruppigen Wellen, die uns kräftig durchschüttelten und das ohne Wind, motorten wir nur durch eine ausgedehnte Flaute.
Allerdings zogen zwischen 16:00 und 18:40 Uhr um uns herum immer mehr Wolken auf und in ein paar Seemeilen Entfernung verfolgten uns Regenschauer und Gewitter. Einige Tropfen erreichten uns aber der Wind blieb aus. Diesbezüglich stimmte die Wettervorhersage exakt.
Anschließend verschwand der Spuk wieder, während die Dämmerung nicht mehr lange auf sich warten lassen sollte. Es blieben Flaute und ein klarer Himmel.
Um 19:40 Uhr, Asha hatte sich gerade in ihre Koje für die Nachtruhe begeben, fing es plötzlich an zu blasen, Windstärke 5-6 genau von achtern also aus Ost schob uns nun unter dem schnell ausgerollten Vorsegel mit gut 6 Knoten voran, während der Diesel Pause machen konnte. Leider schlief der Wind nach gut eineinhalb Stunden wieder ein, das Vorsegel flappte in der ruppigen See wie wild hin und her und holte Asha aus der Koje. Schließlich rollten wir das Segel ein und starteten den Motor wieder.
Der in der Wettervorhersage angekündigte Wind aus Nord bis Nordost sollte zu unserem Wachwechsel am Montagmorgen gegen 02:45Uhr langsam einsetzten, blieb aber aus. So motorten wir weiter und weiter.
Montag der 29. August 2022 wurde auf Position N38°34,734` und E010°09,494` zu unserem Highlight, das wir gespannt an der Navigation verbrachten!
Wir haben hier zwischen Sizilien und Sardinien um 16:18 Uhr und 28 Sekunden die 360° auf unserer Erdkugel zurückgelegt und auf der ganzen Route sind wir nicht am Horizont einfach heruntergefallen, wie uralte Geschichten den frühen Seefahrern mal glauben machen wollten.
Auf der geografischen Länge von E010°09,494` sind wir 2014 in Kiel Düsternbrook gestartet und nun haben wir diesen Längengrad im Mittelmeer wieder erreicht und damit alle Zeitzonen unserer Erde von Ost nach West durchquert!
Unseren nächsten Ankerplatz, Golfo di Palma auf Sardinien erreichten wir nach einer weiteren Nacht Motorboot fahren bei völliger Flaute um 11:35Uhr. Wir ankerten auf Position N38°57,082` E008°36,608` bei einer Wassertiefe von 9,9 Metern und einer zurückgelegten Etappendistanz von 266 Seemeilen. Das Wasser war kristallklar und lud zum Baden ein. Die Wassertemperatur mit 25,6°C war allerdings schon recht frisch und im Vergleich zu unserem vorigen Ankerplatz vor Sizilien sogar um 3,1°C kälter.

Viele Grüße aus der Bucht von Golfo di Palma, Sardinien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Italien – Am Anker vor Palermo

Brandnacht Flammen auch südwestlich von uns über Palermo
Brandnacht Flammen auch südwestlich von uns über Palermo
Die ersten Aktionen an unserem Ankerplatz vor Palermo waren ein wenig ernüchternd, denn die ersten Tage brachte uns der Wind immer wieder Wellen der unangenehmsten Sorte. Da waren wir ziemlich platt und konnten uns bei dem Geschüttel nur schwer zu mehr als Festhalten motivieren.
Natürlich versuchten wir dem ganzen zu entkommen aber der Wind kam aus der Richtung in die wir wollten und außerdem neigten sich die Trinkwasservorräte einem bedrohlichen Tiefstand. So nahmen wir Kontakt mit den umliegenden Marinas auf, um eventuell, vielleicht, möglicherweise einen geschützten Platz zu bekommen. Ein Teil antwortete gar nicht, andere winkten mit der Aussage, wir sind voll ab und die dritte Kategorie bot uns einen Platz zum „Preis einer Luxusvilla“ an und das ohne Wasser, Strom und teilweise ohne Duschen. Also definitiv nix für uns.
So machten wir uns mit Schlauchi auf den Weg um die umliegenden Möglichkeiten, mit unserem Dingi an Land zu kommen, abzuklappern. Dabei erlaubte uns die Marina Villa Igiea ein kurzes, einmaliges, kostenloses Anlanden von zwei Stunden. Das half uns zumindest um ein paar Trinkwasserflaschen und ein wenig frisches Obst im Supermarkt zu besorgen. Für eine längere Platzbelegung durch unser ca. 2m langes Dingi, das wohl das winzigste Gefährt im ganzen Hafen war, veranschlagten sie 28€. Wir waren pünktlich zurück um dem Kostenwahnsinn zu entgehen.
Am kommenden Tag drehten wir mit Schlauchi eine Runde zu den umliegenden Bootsverleihern und Stränden. 20€ pro Tag war dort das günstigste Liegeangebot für unser Dingi. Allerdings gab es ja noch die Strandstückchen mit den zusammengepferchten Fischerbooten und den darin spielenden Kindern und Jugendlichen. Diese Plätze sind kostenlos, nur war uns das für unser Schlauchboot zu gefährlich, denn die Strandstücke waren mit Glasscherben und ähnlich spitzen Dingen übersät.
Bei unserer Suche gelangten wir schließlich in die Marina Arenella, deren Leute uns super freundlich entgegen kamen und uns ganz unkompliziert einen kleinen Platz, der für andere Boote unerreichbar ist aber für unser Schlauchboot prima paßte, anboten, sogar ganz ohne Kosten und jederzeit. Super – Problem gelöst.
Nachdem wir nun unseren Landzugang hatten, fingen wir an Supermärkte ausfindig zu machen und unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Trinkwasser, ein paar frische Lebensmittel und nun langsam auch die ersten Dinge aus unseren Beständen, die doch langsam, nach dem Verlassen von Thailand, im April, erste größere Lücken aufwiesen. Außerdem füllten wir wieder Diesel nach. Wir nutzten eine Straßentankstelle in Laufweite und zahlten so „nur“ 1,74€ pro Liter
anstelle der 2,16€ an den Bootstankstellen. Spannend fanden wir an den Straßentankstellen die Servicepauschale von ca. 0,30€ pro Liter Treibstoff, sobald ein Tankwart das Tanken übernimmt. Bei guten 80 Litern machen sich solche Differenzen ja deutlich bemerkbar und da ist uns ein „freies“ Mittagessen lieber als ein paar Schritte einzusparen oder das Festhalten des Zapfhahnes jemand Anderem zu überlassen.
Für das Mittagsmenü haben wir hier einen Schlachter entdeckt, der hausgemachtes anbietet und obwohl wir eigentlich keine Nudelfans sind, genießen wir seine hausgemachten, super leckeren Pasta.
Natürlich darf die Pizza auf dem Menüplan in Italien nicht zu kurz kommen. Da haben wir in einem Wohngebiet gleich um die Ecke eine kleine Pizzeria entdeckt, die günstige richtig leckere, hausgemachte Pizzas serviert und das ganz ohne die hier vielerorts übliche Restaurant-Servicepauschale. Zusätzlich bieten sie ein freies Internet während wir dort Speisen und die Menschen aus den Nachbarhäusern gehen dort ein und aus, palavern, setzen sich kurz hin und gehen wieder. Kinder spielen teilweise zwischen den Tischen und ab und an rollen wir deren über das Ziel hinausgeschossenen Ball wieder in ihr Spiel hinein. Als Eis-Liebhaber haben wir hier, auch im Wohngebiet natürlich, einen sehr gut besuchten einheimischen Eisladen, einen Familienbetrieb entdeckt und schlemmen uns durch
die selbstgemachten, unterschiedlichsten Eissorten und das zu bezahlbaren Preisen.
Das Wetter hatte bisher noch keine Lust sich wirklich stabil zu entwickeln und so heißt es immer mal wieder heftigen Schwell zu ertragen und auch des Nachts von Zeit zu Zeit einen Gewitterschauer auszuhalten.
Mittwoch, der 18 August 2022 war, während unserer Liegezeit hier, wohl bei guten 40°C der heißeste Tag. Der Wind kam aus südlichen Richtungen und fühlte sich an wie ein Heißluftfön der einem brennend über die Haut und ins Gesicht wehte, so daß wir bei den Windstößen sogar die Augen schließen mußten. Der Mund war wie ausgetrocknet und selbst das ständige Trinken schaffte dabei keine Erleichterung. Als wir in den Abendstunden an Bord unseren Obstteller genossen, kam uns immer wieder Brandgeruch in die Nase, ohne das wir die Herkunft ausmachen konnten. Als es aber endgültig dunkel wurde, erkannten wir auf einem Bergrücken südöstlich von unserem Standort eine Feuerkette, die sich immer weiter über die Hänge ausbreitete. Es sah von unserer Position wunderschön aus aber die Gewalten und die Schäden davon müssen immens sein. Eine Zeitlang später sahen wir in einer anderen Gegend, südwestlich von uns, über Palermo Rauch und Flammen aufsteigen und auch das wuchs zu einem riesigen bedrohlichen, unkontrollierten, lagerfeuerhaften Inferno, das sogar, so schien es für uns, an Häuser heranreichte. Kurz vor Mitternacht wurde Arenella, der Stadtteil um uns herum zappenduster, denn ein Stromausfalls hatte alle Lichter erlöschen lassen. Wie gut das wir an unserem Ankerplatz nur Zuschauer waren.
Am kommenden Tag, kreisten mehrere Löschflugzeuge den gesamten Tag über den Bränden. Sie luden ihr Wasser für uns sichtbar in der Bucht von Palermo und stiegen steil in die Luft um die Feuer zu bekämpfen. Zum Glück hatte sich die Luft wieder normalisiert und so waren dann in der folgenden Nacht keine Feuer mehr sichtbar für uns.
Am Sonntag den 21.August 2022 machten wir uns auf, um uns Palermos schöne Innenstadt anzuschauen. Die Stadt ist toll, herrliche alte Gebäude, enge Nebenstraßen durch die nur schwer ein Auto paßt, die Balkone voller Wäsche, Menschen die sich von Balkon zu Balkon unterhielten oder Bekannten auf der Straße etwas zuriefen – ein tolles Flair. Einen Haken hat Palermo allerdings, es ist voll mit Müll, man muß schon mal einem umherfliegenden Pappkarton ausweichen oder sich die Nase beim Passieren von Müllhaufen zuhalten. Aber das ist wohl so, solange Menschen ihre Müllbeutel aus dem Autofenster heraus einfach auf die nächste beste Ansammlung von Mülltüten schmeißen.

Viele Grüße aus Palermo, Sizilien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Italien – Flaute und stürmisches Gewitter

Unser schaukeliger Ankerplatz vor Palermo
Unser schaukeliger Ankerplatz vor Palermo
Am Mittwoch, den 10. August 2022 hatten wir irgendwie genug von dem schaukelnden Ankerplatz vor Lipari und hievten um 12:30 Uhr den Anker an Deck. Das Wetter zeigte am Horizont immer wieder dunkle Wolken und Blitze. Aber wir wollten wenigstens tanken und vor dem Südzipfel der Insel einen neuen Ankerplatz für die Nacht suchen. Pläne sind manchmal tolle Vorstellungen aber nur so lange bis sie von der Realität eingeholt werden.
Wir schafften es immerhin die Tankstelle um die Ecke in Porto Pignataro (Position N38°28,574` E014°57,430`) anzulaufen und nach kurzem Warten, bis ein Platz an der Zapfsäule frei wurde, konnten wir unseren Dieseltank wieder füllen (2,16€ der Liter – was für ein horrender Preis). Nach gut zwanzig Minuten setzten wir unsere Fahrt Richtung Süden fort. Über der Nachbarinsel Vulcano zog dann aber sehr schnell Regen und Gewitter auf und der Wind drehte auf Süd. Also ziemlich blöd, bei diesen Bedingungen einen Ankerplatz im Süden anlaufen zu wollen – keine Frage, sondern ein kurzer Pinnendruck und damit waren wir sofort auf Gegenkurs, rollten unser Vorsegel vor dem Wind aus, denn der frischte deutlich auf und so rauschten wir nach Norden, zurück an unseren alten Ankerplatz. Interessant war das Spiel der anderen Segler um uns herum, denn alle, die ebenfalls Nordkurs steuerten, fuhren unter Motor bis wir unser Segel ausgerollt hatten. Das versuchten dann auch einige w
enige andere. Einer hatte dabei Probleme mit dem Segel und versuchte exakt in unser Kielwasser einzubiegen und unsere Segelstellung nachzumachen. Damit klappte es – gewußt wie oder auch abgucken ist erlaubt.
Um 15:50 Uhr fiel unser Anker erneut vor Porticello, ein kleines Stückchen neben unserem alten Ankerplatz auf Position N38°30,455`E014°58,091` bei 6,1 Meter Wassertiefe. Der kleine Ausflug maß kurze zehn Seemeilen.
Das Gewitter zog jetzt über uns hinweg, allerdings blieb der Regen aus. Bei diesem Wetter hätten wir gerne mal einen geschützen Marinaliegeplatz genutzt aber der war Fehlanzeige, denn die Marinas hier sind proppenvoll – unsere Email- Anfragen wurden nur mit den knappen Worten „no free place“ beantwortet.

Am kommenden Morgen sahen wir unsere Chance ein Wetterfenster für die Weiterfahrt zu nutzen. So gingen wir um 05:00 Uhr Anker auf und motorten in den Tag hinein. Wir fuhren um die Nordspitze von Lipari herum und steuerten von dort aus Kurs 250° Richtung Palermo, Sizilien.
Flaute, Flaute, Flaute, wir motorten den ganzen Tag, die Gesamtstrecke von 80 Seemeilen, bis unser Anker in der Dämmerung um 19:45 Uhr vor der Marina Arenella auf 10,8 Meter Wassertiefe auf steinigen Grund fiel. Mit unserer Position auf N38°08,812` E013°22,400` lagen wir etwas, wie soll es anders sein, unruhig aber wir hatten wieder ein gutes Stück nach Westen geschafft und vor unserm Ankerplatz lag Palermo, Sizilien!
Todmüde gingen wir relativ früh in die Kojen und wollten ordentlich ausschlafen. Wenn, ja wenn da nicht ein Gewittersturm unsere Nachtruhe in den sehr frühen Morgenstunden, um 04:00 Uhr, brutal unterbrochen hätte. Alles raus aus den Kojen, Fenster zu, Motor an, Regenjacke an, Schuhe an und aufgepaßt. Unser Anker rutschte ein kleines Stückchen über die Steine, hielt uns dann bei dem stürmischen Wind aus Nordost, der über uns hinwegfegte, doch fest. Natürlich kommt so ein Wind ausgerechnet von der ungeschützten Seite. Ein Katamaran im Ankerfeld verdriftete und landete im Null-Komma-Nichts neben uns. Die Crew konnte die Fahrt mit Motorhilfe stoppen und so das Stranden auf den gut 50 Meter hinter ihnen liegenden Steinen verhindern.
Der Spuk dauerte eineinhalb Stunden bis die Front über uns hinweggezogen war und nachdem wir an Bord alles wieder auf normal hergerichtet hatten, kuschelten wir uns wieder in unsere Kojen um nun dann doch noch auszuschlafen. Die Temperatur
war auch von brütend heißen 31,5°C auf angenehm kühle 24,4°C gesunken – eine gute Schlaftemperatur mit warmer Kuscheldecke!

Viele Grüße aus Palermo, Sizilien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Italien – Schnelle Boote, heiße Machos und sexy Weiber

Leben am Stromboli als Krippenspiel
Leben am Stromboli als Krippenspiel
Die See der letzten zwei Tage, die aus nördlichen Richtungen herankam, war wieder etwas sanfter geworden und so verloren die Wellen, die über den Ankerplatz von Stromboli liefen etwas von ihrer Kraft. Es blieben nur die Motorbootraser und Ausflugsboote, die das Wasser hochschwappen ließen. Nach diesen zwei weiteren Tagen am Anker vor Stromboli, an denen wir uns an Bord aufgrund des üblen Schwells nur festgehalten hatten, zogen wir am Samstag, den 06. August 2022 in der Dämmerung um 20:40 Uhr endlich unseren Anker aus dem gut haltenden Vulkangrund.
Wir umrundeten den Stromboli um das aktive Vulkangeschehen auf der Nordwestseite zu bestaunen. Eine halbe Stunde trieben wir vor dem Vulkankegel herum und schauten in die Dunkelheit zur Kegelspitze und erkannten einige kleinere Regungen des Vulkans, die dem Glimmen einer übergroßen Zigarette, an der gerade gezogen wird, nahekam.
Anschließend setzten wir unseren Weg in die Nacht hinein fort, Kurs Südwest auf die Insel Lipari zu.
Am sehr frühen Sonntag morgen steuerten wir im Dunkeln an der Nordostspitze von Lipari vor Porticello einen Ankerplatz auf 8,8 Meter Wassertiefe an. Wir blieben unter Zuhilfenahme unseres Radars am Rande des Ankerfeldes. Die Meisten schliefen wohl schon tief und fest. Um 01:15 Uhr fiel der Anker auf Position N38°30,586` E014°58,123`. Die Wassertemperatur betrug brütend warme 29°C und auch im Schiff hatten wir um diese Zeit trotz summendem Ventilator, immer noch 28,8°C. Zum Glück waren wir so müde, daß wir nach einem kurzen Aufklaren einfac
h sofort einschliefen.
Der kommende Morgen enthüllte eine tolle Kulisse für unseren Ankerplatz, mit Aussicht auf ein altes verlassenes Bergwerk und einen gut gefüllten Ankerplatz. Außerdem zogen Segelyachten und Motorboote so schnell sie konnten von Nord nach Süd und umgekehrt an dem Ankerplatz vorbei. Viele wollten allerdings wohl so dicht wie möglich an den Felswänden vorbeifahren und brausten mit Formel 1 Tempo quer durch die Ankerlieger. Auch die Ausflugsboote machten da mit und alle zusammen erzeugten höllenmäßige Wellen und spritzten ihre Bugwelle, wenn sie konnten, sogar auf Gegenwinds Deck. Wir wurden dabei rücksichtslos durchgeschüttelt, wobei die Aussage durchgeschüttelt eigentlich sogar eine Untertreibung ist.
Dafür hatten wir aber auch eine gute Aussicht auf die Raser und wir konnten ihnen teilweise in die Augen schauen und dem ganzen geschehen irgendwie doch ein Stück Spaß abgewinnen.
Heiße Machos mit ihren schnellen Kisten standen im Schatten der sonnenspendenden Biminis an den Steuerknüppeln und -Rädern während sie mit der Technik spielten. Dabei streckten die einen eine ziemlich runde, stolze Plauze voraus, die anderen stellten lieber die gut polierte, glänzende Glatze, von einer coolen Sonnenbrille betont, zur Schau und wieder andere streckten ihren straff durchtrainierten Brustpanzer in Richtung ihrer weiblichen Gesellschaft.
Natürlich reagierte die Damenwelt entsprechend, gar nicht so damenhaft, sondern posierte sexy aufreizend gut sichtbar auf dem Deck oder auf exponierten Liegewiesen beim Sonnenbaden in der glühenden Mittelmeersonne. Selbstverständlich war die Bekleidung dabei in der Regel so knapp wie nur irgend denkbar designed. Und manche präsentierten ihre Brüste weit vorausgestreckt den Jungs an den Steuerknüppeln und versuchten dabei ihre nahezu unbedeckten Liebesfrüchte mit dem über die Wellen hüpfenden Boot um die Wette eifern zu lassen.
 
Die Bilder von den heißen Machos und den sexy Weibern sind aus Datenschutzgründen nicht durch die Zensur gekommen;-)
 
Viele Grüße von Lipari, Italien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
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Italien – Durch die Straße von Messina zur Pizza auf dem Vulkan

Stromboli: Unsere Pizza auf dem Vulkan
Stromboli: Unsere Pizza auf dem Vulkan
Um 05:25 Uhr am Mittwoch, den 03. August 2022 hatten wir vor Straci den Anker gelichtet und waren auf dem Weg um die Straße von Messina zu passieren und dann unseren Kurs nach Nordwesten zu richten.
Das Wetter versprach für diesen Tag eine leichte bis schwache Brise und die Gezeitenströmungen in der Straße von Messina sollten laut Tabellen und Büchern auf unserer Seite stehen (hilfreich war dabei folgender Link: www.correntidellostretto.it).
Der Ätna zeigte sich auf der Fahrt, obwohl wir ihm immer näher kamen, nur in einen diesigen Schleier gehüllt.
Um 07:45Uhr meldeten wir uns bei „Messina Traffic“ über Funk für die Durchfahrt an. Die Strömung war mit uns und schob uns mit 6,5 Knoten Richtung Norden. Außer einigen wenigen Frachtern und etlichen großen Fähren und super schnellen Jetfähren war kein nennenswerter Verkehr in der Straße. Als wir die Enge zwischen Messina auf Sizilien und Villa San Giovanni auf der Festlandseite passierten, gerieten wir in heftige Strudel, die uns spontan auf 7,6 Knoten an der Engstelle vorbei katapultieren wollten und nachdem diese Strudel kurz vor dem Verlassen der Engstelle aufhörten, versuchte das Tyrrhenische Meer uns kurzzeitig durch Gegenströmung zurückzuschieben und reduzierte unsere Geschwindigkeit mal eben auf 3,9 Knoten herunter. Wie gut das der Wind so schön schwach war, denn bei schlechteren Bedingungen wäre die Durchfahrt wohl ein Höllenritt geworden. So war es ein tolles Erlebnis. Um 11:25 Uhr meldeten wir uns bei „Messina Traffic“ ab. Wir hatten das Verke
hrsgebiet hinter uns und legten Kurs auf den ca. 35 Seemeeilen entfernten, gut sichtbaren Kegel vor unserem Bug an.
Es herrschte weiter Windmangel und so schipperten wir unserem Ziel unter Motor entgegen. Ein muß für jeden Italiener, der Stromboli, ein aktiver Vulkan, das war nun unser Ziel.
Um 19:30Uhr fiel unser Anker in einem übervollen Anker- und Bojenfeld auf Position N38°48,417` E015°14,673` bei einer Wassertiefe von 13,8 Metern nach 73 Seemeilen in gut haltenden Vulkangrund.
Wir waren erschöpft von unserem Tagewerk und wollten eigentlich ein wenig Ruhe aber die Rechnung hatten wir ohne den Wirt gemacht, denn um uns herum tobte das Partyleben. Schnelle Motorboote beförderten die einen von West nach Ost, die anderen von Ost nach West und verursachten einen Mordsschwell, der Gegenwind mächtig zum Tanzen brachte und sogar die eine oder andere Welle an Deck schwappen ließ. Den Motorbootchauffeuren ging es, so wie es den Anschein erweckte, wohl darum möglichst dicht an den Ankerliegern vorbeizurauschen und die kreischenden Mädels zu beeindrucken. Das Treiben ging bis gegen 23:00 Uhr, dann wurde es ruhiger, denn die Ausflugsboote zum aktiven Geschehen des Vulkans hatten ihre Sightseeing-Runde mit der kreischenden Masse beendet und waren wieder zum Ausgangspunkt zurückgekehrt. Auch die Yachten auf dem überfüllten Ankerplatz hatten sich auf und davon begeben oder ließen langsam Ruhe einkehren – das war spannend aber sehr anstrengend.
Am folgenden Morgen war der Ankerplatz ziemlich leer und im Laufe des Vormittags fast von allen Vulkanumrundern verlassen. Wir blieben und machten unser Dingi fertig um an Land zu paddeln. Wir setzten nun das erste Mal unsere Füße auf italienischen Boden, einen schwarzen Sandstrand und trugen unser Dingi zu einem Abstellplatz. Das war wie der „Tanz auf dem Vulkan“, denn der schwarze Sand war brennend heiß für unsere Füße. Die Mittagssonne tat ihr Bestes um alles richtig aufzuheizen. Auch wir schwitzen einfach nur noch aus allen Poren. Wir drehten eine kurze Dorfrunde im fast menschenleeren Ort und verzogen uns in eine gemütlich aussehende Pizzeria – Es gab eine echte italienische Pizza auf Stromboli!
Nach dem guten Essen und nachdem die Hitze langsam etwas erträglicher wurde, machte Helge sich auf, um einen Blick auf das Ankerfeld zu werfen und zu begutachten wie viel Zeit wir uns noch lassen konnten, bevor wir lieber an Bord zurückkehren sollten um auf Gegenwind aufzupassen. Asha blieb noch einen Augenblick im Restaurant sitzen, so dachten wir zumindest. Aber auch diese Rechnung hatten wir ohne den Wirt gemacht, denn kaum war Helge aus der Tür, wurde Asha rüde hinauskomplimentiert und das obwohl nur wenige Gäste das Restaurant füllten – das hatten wir noch nirgendwo erlebt.
Als Helge zurückkehrte, bummelten wir noch eine kleine Runde durch den Ort bis zu unserem Dingi. Wir erkannten den Ort kaum wieder, denn er quoll innerhalb weniger Augenblicke über vor Touristen, die sich und uns die Füße platt traten. Fähren hatten die Massen im Akkord auf die Insel befördert.
Wir paddelten zurück zu Gegenwind und jetzt ging hier das Schauspiel am sich überfüllenden Ankerplatz mit den Motorbootchauffeuren und den kreischenden Mädels von neuem los – wohl das sommerliche Abendspektakel auf Stromboli.

Viele Grüße vom Stromboli aus Italien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
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Italien – warten mit Blick auf den Aetna

Italien: Der Aetna im diesigen Abendlicht unter seiner Wolke
Italien: Der Aetna im diesigen Abendlicht unter seiner Wolke
Canalello, unser erster Ankerplatz vor der Italiensichen Küste bot uns alles was wir brauchten, einen schönen Ausblick auf die Küste mit Strandleben und Ortschaft aber vor allem einen Platz um auszuschlafen und dann die nächste Etappe in Angriff zu nehmen.
Leider war der Ankerplatz nur am ersten Tag so entspannt wie schön, denn am Sonntag, den 31.Juli 2022 lief eine heftige Dünung aus Nordosten die Küste entlang und schüttelte uns DREI auf das unangenehmste durch. Das hielt leider die gesamte zweite Nacht vor Anker durch und wir waren froh, am Montag, den 1. August um 08:55 Uhr unseren Anker an Deck zu hieven, um weiter zu fahren, natürlich wieder unter Motor, denn Segelwind war wieder einmal Fehlanzeige.
Wir wollten an die äußerste Südwestspitze des Italienischen Stiefels um die Fahrt durch die Straße von Messina so kurz und berechenbar wie möglich zu gestalten.
Um 12:55Uhr steuerten wir einen Ankerplatz vor Porto Salvo an, der uns allerdings komplett abschreckte, denn so wie es dort aussah, hätten wir unseren Anker schon fast zwischen die Badegäste werfen müssen, denn die Wassertiefe fiel rasant steil ab und zum außerdem kam aus der Straße von Messina so viel schwell, das der Ankerplatz bestenfalls etwas für die Zubereitung eines „Shakes“ gewesen wäre. So ein Geschüttel brauchten nun wir wirklich nicht. So fuhren wir ein gutes Stück zurück und fanden vor Straci einen guten breiten Ankergrund und weniger Wellen. Damit fiel unser Anker um 13:45Uhr bei 10,8 Metern Wassertiefe nach 25 Seemeilen auf Position N37°55,154` E015°51,034`. Das glasklare Wasser lud uns nach dem Mittagessen, Nudeln mit Italienischer Kräutersauce – noch aus Australien – zum Baden ein. Die 28,5°C empfanden wir als angenehme Abkühlung.
Anschließend ging es an die erste detailiertere Vorbereitung für die Passage der Straße von Messina. Das We
tter sollte passen, denn sehr häufig weht es hier deutlich stärker als mit Windstärke sechs aus Norden durch die Straße, also genau gegen unsere Fahrtrichtung und auch die Strömung durch die Passage mußten wir berücksichtigen, denn auch die sollten wir bei der Durchfahrt nicht gegen uns haben, wenn wir Fahrt voraus machen wollten.

Das wirklich tolle an diesem Ankerplatz war der Blick, denn nach Südwesten sahen wir Sizilien mit dem zum spitzen Kußmund geformten Vulkan Ätna, der eine kleine Rauchfahne entweichen ließ.

Viele Grüße aus Italien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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228 Seemeilen nach Italien

Mit Rauschefahrt Richtung Italien
Mit Rauschefahrt Richtung Italien
Warten, Wetterdaten analysieren, wieder warten und wieder Wetterdaten analysieren. Für ein so kleines Stückchen Segeln immer wieder sooooo lange über den Wetterdaten zu brüten ist uns wohl eher selten auf den großen Ozeanpassagen passiert, denn da gab es ein Fenster oder eben nicht. Aber hier in der Ionischen See ist heute ein schönes Segelwetter in den Vorhersagen und morgen ist es wieder weg und außerdem sind sich die verschiedenen Wettermodelle selten wirklich einig. Also bringen die Vorhersagen mal viel Wind und dann wieder Flaute und ein anderes Mal dafür drehende Winde.
Für Donnerstag, den 28. Juli 2022 versprachen die Vorhersagen zumindest für zwei Tage ein Wetterfenster mit dem wir uns irgendwie anfreunden konnten und es war auch am Abfahrtstag noch stabil in den Prognosen. So rechneten wir für unsere Strecke von Preveza an die Italienische Stiefelspitze die verschiedenen Wetterprognosen in die Route ein. Den Anfang sollte eine leichte westliche Brise machen, die dann auf Nordwest bis eventuell Nord im Laufe des Tages drehen und dabei zu frischem bis starkem Wind zunehmen sollte. Die Prognosen versprachen uns ein Durchhalten bis in den kommenden Tag, eventuell eine weitere Windzunahme, um dann aber und da wurden die Vorhersagen wieder uneindeutig, auf eine westlichere aber frische Brise zu wechseln oder aber mit einem Schwachwindfeld aus verschiedenen westlichen Richtungen aufzuwarten, das eventuell durch einige lokale westnordwestliche Starkwindbereiche vor der Italienischen Küste auf uns einpusten könnte. Das war jetzt das Beste, das wir für uns aus den verschiedenen Wettermodellen herausbaldovert hatten.
Mit diesen Wettererwartungen lichteten wir nach dem Frühstück um 09:10Uhr unseren Anker vor Preveza und ließen den Motor bei einer sehr leichten Brise brummen – soweit stimmte die Wettervorhersage.
Damit hatten wir es endlich geschafft Griechenland in unserem Kielwasser zu lassen und zu neuen Ufern aufzubrechen – „Auf nach Italien!“
Um kurz nach 12:00Uhr starteten wir unseren ersten Segelversuch, der Kurs hätte zu weit nach Süden geführt und zum Glück schlief die schwache Brise auch nach einer halben Stunde wieder ein. So brummten wir unter Motor weiter mit Kurs West. Wir spannten einige Planen als Sonnenschutz über dem Cockpit auf und es gab Mittagessen, Kartoffelsalat.
Gegen 17:00Uhr setzte der Nordwestwind ein und nahm schnell an Stärke zu, so daß wir unser Vorsegel voll ausrollten und das Großsegel im ersten Reff setzten. Endlich konnten wir den Motor abstellen und mit Rauschefahrt ging es Richtung Italien. So soll segeln sein, wir machten um die sieben Knoten Fahrt, Gegenwind spritze ihre Bugwelle weit von sich und wir segelten in den Abend hinein, wie vom Wetterbericht vorhergesagt.
Bei Asha machte sich wie üblich die anfängliche Seekrankheit bemerkbar und so verzog sie sich in ihre Koje um tief und fest wegzuschlummern. Helge hatte das Cockpit nun für sich. Wann ist man auf so einem kleinen Schiff schon mal allein? Wie gut das es dazu die längeren Segelstückchen gibt!
Um 20:00Uhr drehte Helge das Vorsegel ein drittel ein, denn der Wind hatte ein wenig mehr aufgefrischt und drückte Gegenwind nur noch heftiger auf die Seite ohne den Druck in Geschwindigkeit umzusetzen, aber gute sieben Knoten sind ja schon echt schnell.
Nachdem Asha sich den ersten Schlaf gegönnt hatte und sie durch immer ruppigere Schiffsbewegungen die Augen öffnete um einmal nach dem Rechten zu sehen, nutzen wir am frühen Freitag Morgen um 02:10Uhr die Gelegenheit ein wenig mehr Ruhe ins Schiff zu bringen und drehten das zweite und dritte Reff ins Großsegel. Naja, unsere Rauschefahrt verringerte sich dabei von inzwischen 7,5 Knoten auf „nur noch“ 6,5 bis 7 Knoten dafür wurden die Schiffsbewegungen allerdings angenehmer. Asha legte sich noch einmal in ihre Koje und überließ Helge wieder das Cockpit zum Sternegucken und Wellenzählen oder so… .
Um 03:40 Uhr stand dann aber heute doch der Wachwechsel an und Helge fiel direkt in einen tiefen Schlaf, während nun Asha Zeit hatte am Sternenhimmel eine Sternschnuppe zu entdecken und sich einen Wunsch zu überlegen.
Kurz vor 07:00Uhr ließ der Wind relativ zügig nach und Asha rollte das Vorsegel komplett aus, weckte anschließend Helge: „All hands!“, denn die ganzen Reffs sollten aus dem Großsegel ausgebunden werden.
Mit schwachem bis mäßigem Nordwestwind ging die Fahrt dann etwas langsamer weiter. Helge hatte noch ein paar Stunden frei zum Schlafen und Asha begrüßte die Sonne mit Sonnencreme und Planen im Cockpit um für ein wenig Schatten zu sorgen.
Zum späten, gemeinsamen Frühstück um 11:30 Uhr und da es in der Koje zum Schlafen zu warm wurde, kam Helge nun mit geschmierten Stullen ins Cockpit – unsere gemeinsame Zeit zum Klönen über das Vergangene und über das Kommende.
Der Wind wurde unbeständiger und gegen 15:00Uhr hatte er keine Lust mehr auf unsere Windrichtung, auch seine Kraft ließ so weit nach, das die Segel anfingen zu schlagen. Es wurde Zeit für den Motor und so holten wir die Segel ein und brummten weiter Richtung Westen. Wir hatten laut Vorhersage damit gerechnet, daß der Wind uns noch einige Stunden länger voranschieben sollte aber so ist das Wetter halt – Poseidon, Neptun hatten eigenen Pläne.
So liefen wir den Rest der Strecke unter Motor, denn es zeigte sich kein Wind mehr, der zum Segeln ausreichend gewesen wäre, aber immerhin keine Starkwindüberfälle oder sonstige Launen.
Helge hatte Lust die zweite Nacht im Cockpit zu verbringen und so übernahm er die Wache bis zur Ankunft, während Asha es sich in ihrer Koje gemütlich machen durfte, schlief, die Nase zwischendurch mal rausstreckte und ihren Träumen nachging. Helge hatte diese Nacht das Glück drei herrliche Sternschnuppen am glasklaren Sternenhimmel zu beobachten. Eine besonders schöne Sternschnuppe zog ihren breiten Schweif fast über den ganzen Nachthimmel und die zweite raste wie der Blitz mit einem hellen sehr breiten Schweif ein kurzes Stück durch die Dunkelheit der Nacht.
Am Samstag, den 30. Juli 2022 um 04:05Uhr ließen wir vor der Italienischen Küste, dem Ort Canalello schließlich unseren Anker auf Position N38°00,689` E016°08,473` auf 12,2 Metern Wassertiefe fallen.
Wir sind in Italien angekommen!
Und nun sind wir in der selben Zeitzone wie Deutschland!
Viele Grüße aus Kalabrien, der Stiefelspitze Italiens
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
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Preveza – Ab durch die Brücke bei Lefkas

Preveza Löschhubschrauber im Einsatz über unseren Köpfen
Preveza Löschhubschrauber im Einsatz über unseren Köpfen

Nach ein paar Tagen Sonnenpause in der Bucht von Vliho, Insel Lefkas zog es uns am Donnerstag, den 21. Juli 2022 zehn Seemeilen weiter in Richtung Norden. Uns lockte die Marina von Lefkas, denn unsere Bekannten von der Segelyacht „See More“ hatten berichtet, das die Stege gut und kostengünstig nutzbar wären, so lange die Charterboote sich in der Umgebung herumtrieben – also bis Freitag Vormittag. Na das paßte ja für diesen Tag zum Füßevertreten und einen Lidl-Besuch.
Wir machten nach einer kurzen aber heißen Motorbootfahrt in der glühenden Sonne um kurz vor 12:00Uhr am Steg auf Position N38°49,937` E020°42,610` bei einer Wassertiefe von 3 Metern fest.

Anschließend ging es direkt auf Erkundung, Richtung Lidl. Auf dem Weg gab es eine Box mit amerikanischem Hamburger, also zwei hausgemachten Frikadellen mit Zitrone und Pommes Frites. Danach waren wir kräftig genug um mit den vollen, schweren Rucksäcken vom Lidl gute zwei Kilometer in der Nachmittagssonne zu Gegenwind zurück zu spazieren.
Die Abendstunden genossen wir wieder gemeinsam mit Jens und Barbara beim Schwimmen am Strand und dem Weg zum Klönen.

Bevor am kommenden Vormittag die Chartertouristen mit ihren wohl meist ungeübten Anlegemanövern unseren Platz unsicher machten, mußten wir aufbrechen.
Die Wetterprognosen für die kommenden Tage sahen immer noch nicht nach einer Tour Richtung Italien aus und so waren wir lange unentschlossen, ob wir noch einige Tage südlich von dem Ort Lefkas verbringen oder ob wir weiter nach Norden wollten. Als die „See More“ dann aber um viertel vor zehn ablegte um nach Norden durch die Passage zwischen Festland und der Insel Lefkas zu gehen, machten wir kurzerhand unsere Leinen los und folgten ihr. Pünktlich um 10:00 Uhr ging die Schwimmbrücke für den Schiffsverkehr auf. Während sich die Autos stauten, schlüpften wir, ein Schiff nach dem anderen durch die Brückenöffnung hindurch.
Da natürlich wieder kein Wind wehte, mortorten wir 9 Seemeilen bis in die Bucht von Preveza und warfen unseren Anker auf Position N38°57,967` E020°45,610` bei 10,4 Metern Wassertiefe. Der steinige Grund zwang uns das Ankermanöver zu wiederholen, denn beim ersten Mal faßte der Anker nicht und wir zogen ihn nur hinter uns her.

Am Abend wurden wir von Jens und Barbara im Dingi abgeholt und verbrachten eine nette Eiszeit an Land, natürlich wieder beim Klönen.

Bilder aus den Nachrichten über Hitze und Brände sind in der Realität wohl nicht soweit von unserem Standort entfernt, denn gestern, am Samstag Nachmittag sahen wir zwei Löschflugzeuge und einen Löschhubschrauber im Einsatz, immer wieder mit Wassernachschaub ins Landesinnere über uns hinwegfliegen.

Viele Grüße aus der Bucht von Preveza, griechisches Festland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Lefkas – Wie das Wetter aus unserem Westkurs ein Inselhopping nach Norden machte

Erste Kreuz seit Jahren
Erste Kreuz seit Jahren

Eine knappe Woche freuten wir uns nun schon auf die angesagten Winde, die uns von Zakynthos in Griechenland über die Ionische See direkt nach Sizilien, also Italien bringen sollten.
Pustekuchen, einen Tag vor unserem Abfahrtstermin änderte sich die Wettervorhersage und wartete mit Westwind auf.
So ein nerviges Spiel, jetzt hatten wir schon wieder Wartezeiten eingebaut, damit wir die ca. 300 Seemeilen nach Sizilien bei einigermaßen brauchbaren Bedingungen in Angriff nehmen konnten und nun diese neue, alles vermiesende Vorhersage. Leider sind diese kurzfristigen Vorhersagen recht treffend, so daß wir den aktuellen Daten trauten.

Also noch einmal wieder Warten, dazu war uns Zakynthos dann doch zu langweilig, obwohl die Massen an Touristen, die sich hier tummelten immer wieder ein interessantes Schauspiel boten. Die Ausflugsbote und die dazugehörigen Busse ließen junge, knackige Kerle und sexy Mädels mit vielfach knappster Bademode an uns vorbeiziehen und wenn sie nicht gegrölt hätten wie ein ganzes Fußballstadium nach einem aufgeheizten Spiel, dann wäre unser Spaß fast ungetrübt gewesen. Naja, die Nebenwirkungen des Bierkonsums waren für uns nicht so angenehm, denn die jungen Kerle machten Front in Richtung Gegenwind und der anderen festgemachten Schiffe und ließen die Hosen herunter, um ihre dringenden Bedürfnisse zu erledigen aber ohne das Bewußtsein, das sie vor jedem Schiff wie auf dem Präsentierteller zur Schau standen.

Von unseren Schiffsnachbarn lernten wir die Funktion der „Blauhemden“ kennen, eine für diese Region und insbesondere für Zakynthos allgemein bekannte Tatsache, von der wir hier allerdings das erste Mal etwas mitbekamen. Die „Blauhemden“ hatten uns bei unserer Ankunft ganz selbstverständlich einen Liegeplatz zugewiesen und unsere Leinen an Land ebenso selbstverständlich angenommen und anschließend natürlich ganz selbstverständlich die Liegegelder kassiert. Hier erfuhren wir, das diese Jungs nur ausgebuffte Agenten sind und wir hätten das Liegegeld auch direkt bei der Hafenbehörde bezahlen können, denn Zakynthos ist ein Kommunaler Hafen, bei dem es keine Liegeplatzzuweisungen gibt und derjenige der zuerst kommt, den Platz belegen kann. Das offizielle Liegegeld für Gegenwind betrug damit nur knapp ein drittel des „Blauhemdenpreises“ – man lernt ja nie aus.

Wir entschieden uns bei der ungünstigen Wettervorhersage, zwar auszulaufen aber nicht nach Sizilien hinüber zu segeln, sondern mit kleinen Stücken nach Norden zu fahren um die Distanz für die Überquerung des Ionischen Meeres auf Wettervorhersagereichweite zu verkürzen.

So verließen wir Zakynthos am Donnerstag, den 14. Juli 2022 um 10:30 Uhr mit Kurs Nord. Es wurde ein schöner Segeltag mit Wind auf die Nase und wir kreuzten die ganzen Strecke gegen den Wind an. Selbst nach längerem Überlegen können wir nicht sagen, wann wir die letzte Kreuz gesegelt sind aber es hat mal wieder echt Spaß gemacht!
Außerdem hatten wir jetzt seit der Karibik das erste Mal wieder unser großes Vorsegel aus den Tiefen von Gegenwind heraus geholt und hochgezogen, denn die Winde hier im Mittelmeer sind ja doch um einiges milder und wechselhafter als auf den großen Meeren und da eignet sich unser großes Vorsegel deutlich besser als unsere kleine „Ozeanfock“.
Um 17:20 Uhr fiel unser Anker nach 32 Seemeilen in der Bucht von Poros auf der Insel Kefalonia bei einer Wassertiefe von 7 Metern. Auf der Position N38°09,075` E020°46,732` blieben wir für zwei Nächte. Bei den Tagestemperaturen von deutlich über 30°C und vor allem der stechenden Sonne bei staubtrockener Luft müssen wir auf Sonnenbrandgefahr aufpassen und nach einem Tag segeln gönnen wir uns wenn möglich einen Schattentag.

Am Samstag, den 16. Juli 2022 um 10:00 Uhr ging es 13 Seemeilen weiter, in den Hafen von Agia Euphmia, noch auf der Insel Kefalonia. Der Hafenmeister lobte unser Anlegemanöver, das wir natürlich wieder mit Heckanker und Bugleinen am Kai machten. Dabei zirkelten wir uns in eine kleine Lücke in die wir genau hinein paßten. Und hier waren wir zur Abwechslung mal nicht das kleinste Schiff unter den Gästen, denn unser Steuerbordnachbar war noch ein kleines Stückchen kleiner.
Unser Liegeplatz befand sich in der Mitte der Mole auf Position N38°18,169` E020°36,001` bei einer Wassertiefe von 3,5 Metern. Auch hier blieben wir zwei Nächte um unsere frischen Vorräte zu ergänzen und vor allem unsere Trinkwasserkanister aufzufüllen, denn in Zakynthos gab es nur brackiges Salzwasser aus den als Trinkwasser gekennzeichneten Wasseranschlüssen. Da waren wir gezwungen uns mit eineinhalb Liter Plastik-Wegwerfflaschen einzudecken.

Während unserer Liegezeit in Agia Euphmia erkundeten wir den kleinen Ort, gingen am steinigen aber hübsch gelegenen Strand schwimmen und Helge stapfte in den Abendstunden ins bergige Hinterland – das wäre im Laufe des Tages einfach viel zu heiß gewesen, trotz unserer Tropengewöhnung.
Der Hafen bot uns allerdings für die heißen Nachmittagsstunden ein interessantes Hafenkino, denn zwei große Charterflotillen fielen in den Hafen ein und belegten jede freie Ecke, nachdem der zu Höchstleistungen geforderte Hafenmeister mit lautstark verkündeten Kommandos den ganzen ungeübten Charterern das Anlegen überhaupt erst ermöglichte. Nachdem die Leinen fest waren, erfolgte die Manöverkritik vom Hafenmeister – damit verstanden wir auch sein Lob für unserem Anlegemanöver, denn das erlebt er wohl eher selten.

Am Montag, den 18.Juli 2022 verließen wir die Insel Kefalonia um weitere 28 Seemeilen Richtung Norden zu gelangen. Von der Sonne erschöpft und trotz Sonnencreme leicht rot geworden, fiel unser Anker um 15:25 Uhr vor der Insel Lefkas in der Bucht von Vliho, einer relativ großen, gut besuchten Ankerbucht. Wir ankerten auf Position N38°41,282` E020°42,363` auf 7 Meter Wassertiefe. Nach einem kurzen Auklaren von Gegenwind und einem späten zweiten Mittagessen ruhten wir uns erst einmal aus.
Während wir so im Cockpit herumhingen und vor uns hin schwitzten, hörten wir einen Außenbordmotor näherkommen und dann freuten wir uns riesig, als wir in dem Dingi Jens und Barbara, zwei Bekannte aus Zakynthos sahen, die uns hier im Ankerfeld entdeckt hatten. Sie kamen gleich an Bord und wir klönten bis in die Dämmerung.

Viele Grüße aus der Bucht von Vliho, Insel Lefkas
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Zakynthos – Zeit unter Freunden

Unter Freunden
Unter Freunden

Unser Liegeplatz in Zakynthos war etwas ganz Besonderes, denn wir lagen neben Freunden aus Deutschland, zu denen wir acht Jahre lang nur elektronischen Kontakt hatten und sie waren die ersten Freunde aus der Heimat, die wir nach so langer Zeit endlich mal zum Anfassen nahe erleben konnten.

Gegenwind lag am Heckanker und mit einer direkten Leinenverbindung zur Motoryacht Azura. Unsere Position war N37°47,041` E020°53,920` auf 4,1 Meter Wassertiefe. Wir waren gerade die ganz kleinen an diesem Liegeplatz, denn neben uns legten Superyachten an und ab. Die Superyacht Air, die zwei Plätze weiter lag hatte sogar ihren eigenen Hubschrauber an Deck stehen.

Mit unseren Freunden, Sabine, Rainer, Jutta und Thomas verbrachten wir herrliche Tage mit Klönen, Essen und wieder Klönen, wir spazierten durch den Ort und wieder stand Klönen auf dem Programm. Auf der Azura fühlte es sich für uns wie Urlaub an, denn mit Hilfe der Klimaanlage waren die Tage entspannt kühl und angenehm, da fielen uns sogar die Abstecher in die heiße Umgebung sehr leicht. Inzwischen hatte der Sommer hier auch einzug gehalten und die Temperatur lag im Tagesverlauf über 30°C im Schatten und selbst die Wassertemperatur mit 26,4°C konnten wir langsam als angenehm warm bezeichnen.

Am Freitag Nachmittag, den 01.Juli 2022 legte eine Charter-Superyacht, ein 55 Meter langes Gefährt direkt neben uns an. Während wir das Schauspiel von der Azura aus anschauten, kappte die Superyacht beim Einparken mit ihrem Propeller Gegenwinds Heckankerleine. Das war ein Riesenschreck, denn Gegenwind machte einen heftigen Satz vorwärts und wäre sie nicht zusätzlich an der Azura vertäut gewesen … – darüber mögen wir gar nicht nachdenken, was da passiert wäre. Aber es ging ja nochmal gut und nachdem wir Gegenwind mit weiteren Leinen an der Azura vertäut hatten, beklagten wir den Schaden bei unserem neuen Nachbarn, der ja eindeutig der Verursacher war. Der Kapitain der Superyacht wollte zuerst nicht einmal mit uns reden und ließ uns von seiner Crew abwimmeln. Am kommenden Tag drängten wir allerdings energischer auf ein Gespräch mit dem Skipper und da kam er sogar, nur den von ihm angerichteten Schaden, den Verlust unseres Ankers wollte er absolut nicht begleichen. Welch Verhältnisse, der Verbrauch von den Aggregaten dieser riesigen Superyacht verschlingt mit Sicherheit pro Tag ein vielfaches der Kosten so eines kleinen Segelbootankers. Die griechische Polizei wollten wir nicht rufen und so blieben wir auf den Kosten sitzen.

Unter Freunden teilten wir uns dann die Kosten allerdings und hatten so am Nachmittag noch ein interessantes Erlebnis, denn ein Taucher sollte den Anker aus dem Hafenschlick wieder an die Oberfläche befördern. Es war ein spannendes Schauspiel, den Taucher bei seiner Suchaktion zu erleben. Zum Glück hatten wir die exakte Position vom Anker, denn die Sicht in dem Hafenbecken ist gleich null und so fühlte der Taucher im Schlamm nach unserer zerrissenen Ankerleine. Nach einigen Versuchen fand er tatsächlich das gekappte Ende der Ankerleine und konnte mit Hilfe eines Bergesacks den ca. einen halben Meter im Schlick steckenden Anker wieder nach oben und zu Gegenwind bringen.

Sonntag, den 03. Juli 2022 mußten Rainer und Sabine wieder in den Flieger nach Deutschland steigen, denn ihr Alltag rief und so blieben wir mit Thomas und Jutta zurück und machten uns weiterhin eine tolle gemeinsame Zeit, bis auch sie weiter wollten.
Für uns paßte das Wetter nicht um auf die nächste Etappe zu gehen und so verlegten wir am Dienstag, den 5.Juli 2022 an einen anderen Liegeplatz, bei dem wir auch ohne den Schutz der großen Azura bestehen konnten.
Unsere neue Position war nun N37°47,088` E020°54,106` an einer entfernteren Mole des Hafenbeckens, an der zu diesem Zeitpunkt die kleineren Schiffe lagen.

Hier befaßten wir uns nun intensiver mit dem Wetter und unserem nächsten Ziel und ließen neben dem alltäglichen Kram den Tag, Tag sein.

Viele Grüße aus Griechenland und ein herzliches Dankeschön an unsere Freunde für die schöne Zeit!
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Zakynthos – Die kleinen Sprünge zum großen Treffen + Teil 2

Zakynthos die Ankunft bei Freunden
Zakynthos die Ankunft bei Freunden

Einen kleinen Gänsefuß hatte unser Ankerplatz vor der Ortschaft Kapsali der Insel Kythira dann doch, denn während unserer Nachtruhe wurden wir aufs gemeinste von Moskitos geplagt.
Wir blieben den kommenden Tag trotzdem am Ankerplatz vor Kapsali liegen, denn wir hatten ja mal wieder einiges zu tun. Zuerst stand die Vorsegelreparatur an, dazu mußten wir das Vorschiff leer räumen, um die größeren Segelflicken aus Gegenwinds Tiefen herauszubuddeln. Anschließend mußte ein passendes Stück zurechtgeschnitten werden um dann alles mit „Nadel rein, Nadel raus“ sauber von Hand zu vernähen.

Nach einem erholsamen Mittagessen, es gab Bratkartoffeln mit sauren Gurken, hieß es für Helge wieder einmal ab ins Wasser, denn die nächste Arbeit stand an. Bei dem klaren Wasser bot sich die Inspektion vom Unterwasserschiff an und eine Säuberungsaktion von unserem Propeller, um die noch kleinen Pocken herunterzukratzen und den grünen Flaum zu entfernen. Mit 22,7°C empfand Helge das Wasser als sehr kühl und nach einer Stunde Arbeit kam er zähneklappernd wieder an Deck – es sind halt keine tropischen Temperaturen. Zum Glück spendete die Sonne noch genug Wärme vor den kühler werdenden Abendstunden.
Für die Nacht schützten wir uns diesmal mit Moskitonetzen und Creme gegen die Plagegeister.

Am kommenden Morgen, Montag, den 27. Juni 2022 lichteten wir um 08:00 Uhr unseren Anker vor der Insel Kythira und motorten bei Flaute 32 Seemeilen weiter nach Nordwesten.

Dort ankerten wir um 15:25 Uhr auf Position N36°25,881` E022°29,117` bei einer Wassertiefe von 11,6 Metern in der Bucht von Kayio – erstmals seit verlassen von Cascais, Portugal am 01.November 2014 gruben wir damit unseren Anker vor dem europäischen Festland ein!

Die hübsche Bucht von Kayio gefiel uns und wir genossen die herrliche Landschaft für ein paar Tage, denn das Wetter sollte uns wieder festhalten. Wir blieben an Bord, denn es war tagsüber mächtig heiß in der Bucht und die Sonne brannte.

Die Zeit mußten wir nutzen, um uns für die Weiterfahrt zu präparieren, denn auf unserer weiteren Strecke sollten noch ein paar Schießgebiete für die Land, See und Luftstreitkräfte des griechischen Militärs, der NATO und der EU liegen und denen wollten wir nicht in die Quere kommen. Die Seekarten zeigten uns die Gebiete aber wann waren denn jetzt die Sperrzeiten?

Die Coast Guard in Chania hatte uns erklärt wir sollten uns vor Ort erkundigen, im Ort waren für uns von Bord aus aber nur ein paar Restaurants erkennbar und so ging die Suche weiter. Wir schalteten das Funkgerät ein und horchten auf die Wettermeldungen mit den anschließenden Warnnachrichten für Seefahrer. Die Meldungen strapazieren unsere Nerven über Gebühr, denn zuerst erfolgten die Meldungen auf griechisch – über zwei Stunden lang. Danach folgten die Wetter und Warnnachrichten auf englisch aber da kapitulierten wir vor der schieren Länge. Wir brachten dann aber in Erfahrung, das es unsere gesuchten Informationen im Internet, auf einer amtlichen griechischen Seite geben sollte. Und tatsächlich wir wurden fündig und bekamen die gesuchten Infos. (für Interessierte: https://www.hnhs.gr/geoindex/messages.html?lang=en ). Die schießfreien Zeiten in denen wir die Gebiete passieren durften, beschränkten sich auf Wochenenden und Nachtzeiten aber das paßte nicht zum Wetter und zu unserem Plan für die Weiterfahrt und so mußten wir einen Kurs drumherum absetzten. Das bedeutete einen ca. zehn Seemeilen langen Umweg.

Am Mittwoch, den 29.Juni 2022 um 09:55 Uhr brachen wir zu unserem letzten Etappenstückchen auf und außer dem Umweg um das Schießgebiet „Methoni“ und einem herrlichen, eineinhalbstündigen Segelstückchen war es eine einfache Motorbootflautentour. Die Nacht konnten wir, wie wir es von unseren längeren Etappen gewohnt sind, im Wachwechsel recht ordentlich in unseren Kojen mit Schlafen verbringen. Am kommenden Vormittag, Donnerstag, den 30.Juni 2022 um 11:20 Uhr liefen wir nach 134 Seemeilen in den Hafen der Insel Zakynthos ein. Kurz vorher stand unser Telefon nicht mehr still, denn wir hatten unsere Ankunft ja schon einige Zeit vorher angekündigt und nun galt es, unser Ziel auch wirklich ausfindig zu machen in dem Hafen. Freunde aus Deutschland, Rainer und Sabine warteten gemeinsam mit Thomas und Jutta auf deren Motoryacht Azura auf uns und bereiteten uns ein herzliches Willkommen und eine überwältigende Wiedersehensfreude!

Viele Grüße aus Zakynthos, Griechenland (endlich wieder unser aktueller Standort)
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Zakynthos – Die kleinen Sprünge zum großen Treffen + Teil 1

Kythiras Leuchtturm überblickt die Bucht
Kythiras Leuchtturm überblickt die Bucht

Endlich bot uns das Wetter eine Möglichkeit weiter voran zu kommen. Doch bevor wir die Leinen lösen und den Anker aus dem Grund holen konnten, mußten wir uns noch bei der Coast Guard erkundigen, ob die ganzen Schießgebiete auf unserer Route auch befahrbar waren.
Bis zu unserem ersten Stopp gaben sie uns freie Bahn und für die folgenden Strecken waren die freundlichen Leute von der Coast Guard in Chania nicht zuständig und wir sollten uns an die dann zuständigen Stellen wenden.

Mit dieser Aussage verließen wir Chania am Freitag, den 24.Juni 2022 um 14:55Uhr nach unserem letzten Mittag in Hafen und einer ausgiebigen Dusche in den kostenfreien, öffentlichen Luxussanitärräumen, die sogar nach jedem Benutzer gereinigt wurden.
Eine Stunde nach unserem Auslaufen konnten wir Groß- und Vorsegel setzten und ab ging die Post bei nordöstlichen Winden. Mit 5,7Knoten Geschwindigkeit schob Gegenwind eine herrliche Bugwelle vor sich her – segeln vom Feinsten.

So konnte es natürlich nicht bleiben, denn um kurz nach 19:00Uhr brach ein Block vom Baumniederholer (ein Flaschenzug, der den Großsegelbaum beim Segeln nach unten festhält, damit das Segelprofil den Wind richtig einfangen kann). Ein Bolzen hatte aufgegeben und verursachte uns so ein wenig Ärger, den wir mit einem Provisorium flickten. So sollte das funktionieren bis zum nächsten Halt an dem wir in den Tiefen von Gegenwind in Ruhe nach einem echten Ersatz suchen konnten.

Es ging in die Nacht hinein, Richtung Nordwest, auf das griechische Festland zu. Die Wellen wurden ruppiger und der Wind verlor seine Kraft, so daß Gegenwind in der kurzen steilen Mittelmeerwelle sehr unangenehm schaukelte und sich sogar der Palstek der Steuerbordschot von unserem Vorsegel lose schüttelte (eine Leine mit dem das Segel stramm gezogen wird).
Also kletterte Helge aufs Vorschiff um den Schot wieder anzuknoten. Danach hatte der Wind immer weniger Lust uns voranzuschieben, die Segel schlugen immer heftiger und protestierten gegen die Behandlung. So bargen wir sie schließlich um kurz vor Mitternacht und starteten den Motor.

Unsere gewohnte Nachtruhe war für diese kurze Überfahrt sowieso nicht haltbar und so hatte jeder von uns im Wechsel mit der Wache nur ein paar ruhige Augenblicke zum Regenerieren im Cockpit oder in der Koje. In den frühen Morgenstunden, gegen 05:00 Uhr, es war noch dunkel, erreichten wir die Insel Kythira, auf der wir unseren ersten Zwischenstopp eingeplant hatten. Wie üblich, scheuten wir uns bei Dunkelheit einzulaufen und so ließen wir uns vor der Einfahrt in die Bucht einfach eine Stunde lang treiben.
Bei Sonnenaufgang nahmen wir wieder Fahrt auf und liefen unseren Ankerplatz vor der Ortschaft Kapsali an. Um 06:55Uhr fiel der Anker nach 64 Seemeilen auf Position N36°08,576` E022°59,888` bei einer Wassertiefe von 10,4 Metern.

Jetzt war für uns erst einmal Nachtruhe angesagt und unsere Kojen freuten sich über unseren Besuch.
Bis Mittag hielt es uns in den Kojen, dann wurde es zu warm und wir begannen den Tag für uns. Beim Frühstück durften wir uns gleich über einen französischen Einhandsegler mit seinem fünfzehn Meter Schiff ärgern, der seinen Anker fast „in unserem Cockpit“ fallen ließ obwohl der gesamte Ankerplatz inzwischen frei war und die drehenden Winde so ein enges Ankern nicht zuließen. Nach einer kurzen Diskussion war sein lapidarer Kommentar nur: „ Dann sucht Euch doch einen anderen Platz!“
Das taten wir nicht, denn wir wollten uns nicht so einfach vertreiben lassen. Nachdem unsere Schiffe sich eine Weile aufeinander zu und wieder weg bewegt hatten, wurde wohl auch unserem Nachbarn klar, das wir unseren Platz nicht räumen würden auch wenn es auf Fenderabstand hinauslaufen sollte. Das wurde ihm dann doch zu viel und er nahm seinen Anker auf und steuerte einen etwas weiter entfernten Platz an – geht doch, warum nicht gleich so?

Nach unserem etwas gestörten Frühstück klarten wir Gegenwind auf. Helge kramte dazu in den Tiefen von Gegenwinds Staukisten nach einem ordentlichen Ersatz für den gebrochenen Block des Baumniederholers und ersetzte das Provisorium. Außerdem überprüften wir Segel und Leinen auf weitere Schäden von dem heftigen Geschüttel der vergangenen Tour und stellten einen Riß im Vorsegel fest. Naja, es sollte ja sowieso zum Schutz vor dem Sonnenlicht herunter genommen werden. Die Reparatur wollten wir aber nicht mehr heute erledigen, denn den kurzen Rest dieses Tages stand Erholen auf dem Plan und außerdem wollten wir die Aussicht auf die nette Bucht, mit dem treiben am Strand genießen. Das taten wir auch.

Viele Grüße aus Griechenland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Kreta – Chania bietet uns ein abendliches „Fernsehprogramm“

Abendglitzer
Abendglitzer

Am Mittwoch, den 08. Juni 2022 bot das Wetter uns endlich die Möglichkeit Heraklion Richtung Westen zu verlassen. So legten wir um 07:00Uhr ab und ließen den ungeliebten Platz in unserem Kielwasser. Den ganzen Tag liefen wir unspektakulär nur unter Motor – es herrschte Flaute. Um 19:05 Uhr legten wir in dem hübschen, historischen Hafen von Chania mit Heckanker und Nase voran an der Pier an. Unsere Position war N35°31,128` E024°01,157` bei einer Wassertiefe von 4,2m. Die Wassertemperatur lag hier jetzt mit 23,5°C um weitere zwei Grad höher als in unserem letzten Hafen, der Sommer kommt langsam.

Chania sollte unser letzter Hafen auf Kreta werden und so mußten wir unsere Aufenthaltszeit wieder genau an die Wetterprognosen anpassen, um das nächste Wetterfenster für unsere Weiterfahrt zu nutzen. So planten wir erst einmal eine längere Liegezeit ein.

Wir nutzen die Gelegenheit um einen Arztbesuch für Ashas Hautbeule in Angriff zu nehmen, denn seit dem ersten Arztbesuch in Thailand und einem weiteren Arztbesuch auf Karpathos, in dem nagelneuen Krankenhaus, hatten sich keine Verbesserungen eingestellt.
Außerdem wartete noch etwas Papierkram auf uns, denn der muß ja auch auf einer Segelreise immer wieder aktualisiert oder erneuert werden.

Mit seiner hübschen, autofreien Altstadt ist Chania ein großes Urlauberreiseziel auf Kreta. Es bietet viele Restaurants, bei dem eines neben dem anderen den schönsten Platz mit Aussicht oder in einer romantischen Straße oder einem urigen Hinterhof anpreist. Außerdem fahren herausgeputzte Pferdedroschken mit schweren, vor Kraft strotzenden Ackergäulen durch die altertümlichen Straßen um den Touristen die Sehenswürdigkeiten zu zeigen.

So schlenderten wir durch die nostalgischen Straßen, klapperten den einen oder anderen Sightseeing Punkt ab, stolperten dabei über die, in immer größeren Scharen, auftretenden Touristenmengen und genossen das Urlaubergetümmel. Unser Liegeplatz war dabei ja immer mittendrin im historischen Altstadthafen. Wir trafen Bekannte wieder und knüpften neue Bekanntschaften.

In den Abendstunden machten wir es uns auf dem Vorschiff mit unserem allabendlichen Obstteller gemütlich und genossen „unser Fernsehprogramm“, denn die internationalen Touristenströme, die auf der Suche nach dem passenden Restaurant waren, marschierten, flanierten oder posierten vor unserer Nase vorbei – halt unser „Fernseher“. Dabei freuten wir uns, das wir mit dem einen oder der anderen ins Gespräch kamen und so nette Zeiten an Bord oder im Lokal verbrachten, um Neues aus der Welt zu erfahren und über unsere Erlebnisse und Abenteuer zu berichten. In dem Zusammenhang sagen wir den Mutigen, die unserer Aufforderung nachkamen, aus unserem „Fernseher“ herauszutreten und mit uns zu Klönen: „Vielen Dank für die spannenden und schönen Klönschnacks und die spendierten Drinks!“

Viele Grüße aus Griechenland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Kreta – Heraklion, unsere Zeit in dem desaströsen Hafen

Morgendämmerung im Industriehafen
Morgendämmerung im Industriehafen

Unser erster Morgen in Heraklion machte den Liegeplatz auch nicht angenehmer. Sogar während der Nacht starteten Flugzeuge vom Flughafen nebenan über unsere Mastspitze hinweg und unterbrachen unseren Schlaf. Dabei sahen die Flieger über unseren Köpfen so schön aus, naja auf den Lärm der zum Start dazu gehört, hätten wir aber gerne verzichtet. Dabei war es bei uns an Bord so laut, daß wir Gespräche und Telefonate unterbrechen mußten, denn da war so gut wie nichts mehr zu verstehen.

Am Liebsten wären wir gleich wieder weitergefahren, obwohl die Kulisse eigentlich ganz hübsch aussah. Aber das Wetter wollte uns hier einfach nicht fortlassen.

Zu unserem Leid realisierten wir, das nur einer von uns an Land konnte, während der andere an Bord bleiben mußte, um Gegenwindchen immer mal wieder von der Bedrängnis der großen Nachbarn zu befreien. Außerdem mußte einer die Ankerleine lösen und anschließend wieder dichtholen, während der andere den Sprung an Land wagte.
Asha hatte beschlossen Gegenwind hier nicht zu verlassen, denn sie hatte mitbekommen, daß sich ein anderer Segler beim Übersteigen vom Schiff an Land das Schienbein heftig aufgeschlagen hatte. Das Risiko wollte sie nicht eingehen.

So ließ sie Helge an Land turnen, um für das Auffüllen unserer Vorräte zu sorgen. Dazu gab es lange Einkaufslisten für Lidl und Co und Helge mußte sich auf die Suche nach einem Wasseranschluß bzw. dem dafür notwendigen elektronischen Bezahlkärtchen für die Anschlußbox machen. Während die Einkäufe aus den Supermärkten sich „nur“ als reine Schlepperei gestalteten, wenn man von der Diskriminierung absieht, war das organisieren eines Trinkwasseranschlusses doch ein echter Hürdenlauf.
Die Supermärkte wurden hauptsächlich von Frauen besucht, bestenfalls waren die Männer mal als Packesel dabei und so wurde Helge von den allermeisten Frauen auch überhaupt nicht als Kunde sondern nur als Packesel gesehen und von den Regalen und der Kassenschlange einfach weggeschoben und hin und her bugsiert, es sei denn er leistete Widerstand indem er sich schimpfenderweise beschwerte.
Die elektronische Bezahlkarte für unseren Wasseranschluß war ein anderes Thema, denn hier wußte anscheinend niemand wo und wie man sie erhalten konnte und so verging ein halber Tag, zuerst mit dem Suchen des richtigen Amtsgebäudes und dann mit dem Abklappern der verschiedenen Amtszimmer bis zuletzt die Karte in einem Amtszimmer, die Quittungen und der Bezahlvorgang in anderen Amtszimmern abgeschlossen waren. Und das nur um an der Anschlußbox die Karte vor die elektronische Ableseeinheit zu halten, damit unser Trinkwasserzugang freigeschaltet und Liter-genau abgerechnet werden konnte. Da wir die Karte aber nicht zurückgeben konnten, kostete es gleich 12€, den kleinstmöglichen Kaufbetrag für die Karte, während unser Verbrauch trotz versuchter Verschwendung nur bei 1,60€ lag – Gute Idee miserable Umsetzung.

Noch so eine Geschichte, warum uns der Hafen nicht gefiel: Zum Dieseltanken spazierte Helge mit unseren Kanistern zur Straßentankstelle um möglichst sauberen Diesel zu bekommen. Alternativ wäre auch die Betankung per Tankwagen am Schiff direkt möglich gewesen. Der Tankvorgang wäre auch nicht erwähnenswert, wäre da nicht der Tankwart gewesen. Helge mußte wohl besonders touristisch oder verschlafen ausgesehen haben, denn da versuchte doch der Tankwart ein Scheinchen- und Münzenwechselspiel zu betreiben und wollte Helge so um knapp 20€ über den Tisch ziehen – so etwas ist uns in der Karibik, im ganzen Pazifik und im südostasiatischen Raum nicht vorgekommen.

Nichtsdestotrotz machte Helge ein paar kleine Spaziergänge durch die Straßen der Innenstadt und entlang der lange Hafenmole und dann rückte zum Glück unser Abfahrtstermin näher, denn das Wetter wollte uns nach knapp eineinhalb Wochen endlich wieder aus dem Hafen entlassen.

Viele Grüße aus Kreta, Griechenland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Kreta – Heraklion der desaströse Hafen

Unsere Gegenwind etwas verloren zwischen den Grossen
Unsere Gegenwind etwas verloren zwischen den Grossen

Für das letze Maiwochenende sah der Wetterbericht friedlich aus, so daß wir am Samstag, den 28. Mai 2022 um 10:15Uhr unsere Leinen in Pigadia, Karphatos loswarfen und uns aufmachten zur nächsten großen Insel.
Zur Mittagszeit konnten wir unsere Segel setzten, da setzte der Nordwestwind mit Stärke 4-5 ein, denn wir verließen die Windabdeckung von Karpathos. Nachdem die Segel oben waren, schalteten wir den Motor aus und ab ging die Post, mit guten sechs Knoten Fahrt unter doppelt gerefftem Großsegel und Fock. Leider war nach guten eineinhalb Stunden Schluß mit dem Spaß, der Wind hatte sich verausgabt und ließ uns in einer Flaute zurück. Unser Diesel übernahm wieder die Arbeit um uns voranzuschieben.

Diesmal hatten wir eine Nachtfahrt eingeplant um nach Heraklion, der Inselhauptstadt von Kreta zu gelangen. Es war eine eintönige Motorbootfahrt bei der unser normaler Segel-Wach-Rhythmus keine Chance hatte sich einzustellen, da wir in den frühen Morgenstunden schon ankommen sollten. Damit planten wir gerade noch rechtzeitig vor dem nächsten Starkwind anzulegen. Die Rechnung hatten wir allerdings ohne Petrus gemacht, denn am Sonntagmorgen ab 05:30Uhr blies uns ein starker bis steifer Wind eine unangenehm kabbelige, kurze Welle entgegen, mit der Gegenwind so gar nichts anfangen konnte und sich feststampfte. Wir beschlossen durch das Ganze zu motoren und dabei ein Stück näher an die Küste von Kreta zu fahren um die letzten Meilen zurückzulegen. Gegen 07:00Uhr nahmen Wind und Welle ab und so erreichten wir den Schutz der Hafenmole von Heraklion.

Der Hafenbereich war riesig, zwei Kreuzfahrtschiffe und etliche große Fähren lagen im Hafen. Wir fuhren ganz bis zum Ende durch, in den alten venezianischen Hafen, drehten zwei Runden und bekamen von den Leuten auf den Stegen zugerufen: „Der Hafen ist nur für Einheimische, geht nach draußen!“

Ok, wir verließen den Hafen für die Einheimischen und erahnten an dessen Außenmole die Plätze für die Gastlieger, eine unfreundlich dreinblickende, hohe Betonpier mit Motor- und Segelboten, die im „römisch-katholischen“-Stil angelegt hatten und den Eindruck machten, das sie mindestens doppelt so groß waren wie Gegenwind. Nachdem ein Segler abgelegt hatte, steuerten wir seinen Platz zwischen einem 67 Fuß (gut 20 Meter) langen Katamaran und einem 55 Fuß (knapp 17 Meter) langen Motorboot an, der uns so einigermaßen brauchbar vorkam. Wir lösten unseren Heckanker vom Heckkorb und kramten den Kettenvorlauf sowie eine lange Leine aus der Backskiste und suchten den richtigen Platz um den Anker fallen zu lassen. Hoffentlich erwischten wir jetzt nicht die alte, unsichtbare Kette, die irgendwo am Ankergrund herumliegen sollte, denn das gäbe ein schönes Getüddel beim Anker auf gehen, wenn sich unser Anker darin verhakte. Als einziges Schiff entzogen wir uns der „römisch-katholischen“- Art anzulegen, denn dabei ist unser Geräteträger mit den Solarfeldern, dem Windgenerator und dem Radargerät sowie vor allem unsere Windsteueranlage im Weg. So fiel unser Heckanker auf 5,8m Wassertiefe ins trübe Hafenwasser während wir langsam mit dem Bug an die Betonpier steuerten. Der Anker hielt aber wir waren darauf angewiesen, das uns jemand die Leinen an Land annahm, denn mit dem Schwell im Hafenbecken mußten wir einen größeren Abstand zur Pier lassen. Zum Glück half unser neuer Katamaran-Nachbar dabei, die Leinen an Land fest zu bekommen. Wir erhielten von ihm auch sofort die Warnung, das gegen 19:00Uhr jeden Abend eine Schnellfähre anlegt, die das Hafenbecken zum Hexenkessel werden läßt.

So lagen wir um 09:30Uhr etwas müde und erschöpft nach 116 Seemeilen in Heraklion am Gastpier auf Position N35°20,620` E025°08,278`. Unser Sicherheitsabstand zur Pier betrug ca. drei Meter, zu weit weg um einfach an Land zu gelangen – wie doof!

Den Tag verbrachten wir etwas müde und genervt an Bord. Helge mußte trotzdem noch einmal an Land um nach den Liegebedingungen und den Versorgungseinrichtungen zu schauen – Hafendusche Fehlanzeige, aber dafür war auch sonst nichts von irgendwelchen Kassierern zu finden. Die Herausforderung für Helge bestand dabei allerdings darin an Land zu gelangen. Das war ziemlich aufwendig, denn dazu mußte Asha die Leine vom Heckanker lösen, während Helge Gegenwind langsam dichter an die Pier zog, so daß der Bug weit genug nach vorne kam, ohne aber dabei gegen die Pier zu krachen. Dann galt es für Helge mit einem großen Satz auf die angeschrägte, Pierkante zu springen, anschließend hieß es für Asha die Leine vom Heckanker schnell wieder dicht zu holen, denn Gegenwind fing mit den losen Vorleinen sofort an, hin und her zu tanzen und dabei den Nachbarn gefährlich nahe zu kommen. So machten wir das Manöver auch um Helge später wieder an Bord zu bekommen.

Gegen 19:00Uhr lief die „Seajet“, eine große Katamaranschnellfähre ein und es war kaum zu glauben, wie das Hafenwasser davon eine Viertelstunde lang Wellen aufwarf und kochte und damit die Gästeplätze in einen Hexenkessel verwandelte. Wir waren froh, daß wir „verkehrt herum“, mit der Nase voran, an der Pier lagen, denn sonst hätte sich unser Mast vermutlich in dem Mast von unserem Nachbarlieger verhakt. Das Riesenmotorboot auf unserer anderen Seite schaukelte ebenfalls wie wild und hatte dabei vermutlich – wir haben es in dem heftigen Geschaukel nicht gesehen – auch unser Solarfeld am Geräteträger verbogen – es funktioniert zum Glück noch. Ein anderes Segelschiff, das einen geringeren Abstand zur Pier hatte, war mit dem Heck heftig krachend gegen die Pier geknallt und bei einem weiteren Schiff, deren Crew die Gegebenheiten ebenfalls nicht kannte, sind Heck und Gangway dadurch auch deutlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Die Tragödie wiederholte sich jeden Abend beim Einlaufen der Katamaranfähre mit mehr oder weniger schlimmen Schäden an den Gastliegern, denn nicht alle Crews realisierten die Warnungen, die nur von Boot zu Boot ausgetauscht wurden und die Hafenmeisterei ignorierte das Geschehen.

Viele Grüße aus Kreta, Griechenland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Karpathos – zwischen den großen Inseln

Stadtpromenade im Beginn der Dämmerung
Stadtpromenade im Beginn der Dämmerung

Am frühen Sonntagmorgen, den 08.Mai 2022 um kurz vor 07:00Uhr verließen wir den hübschen Ankerplatz vor Lindos, um noch ein paar Seemeilen nach Westen zu machen, bevor der nächste Meltemi, der hier übliche Nordwind, uns wieder festhalten sollte.
Der Wind blies uns jetzt nicht entgegen aber er brachte auch kein Lüftchen und schon gar nicht zum Segeln. So schnurrte wieder der Nanni-Diesel durch die Flaute.

Um 17:30Uhr, nach 59 Seemeilen erreichten wir den kleinen Hafen von Pigadia auf der Insel Karpathos. Wir gingen in die kleine, „neue Marina“, die allerdings schon angefangen hatte wieder zu verfallen. Wir fragten die Fischer in der Marina wie es um die Wassertiefe steht und wurden gleich an einen Platz längsseits an die Betonpier gelotst. Wieder kamen wir um das „römisch-katholische“ Anker-Anlege-Manöver herum. Das war uns auch ganz lieb. Damit unsere Leinen allerdings an der Betonpier möglichst nicht durchscheuern konnten, umwickelten wir die betroffenen Stellen mit alten Stoffstücken.
So hatten wir nun unseren Platz auf Position N35°30,589` E027°12,696` bei einer Wassertiefe von 2,8m für die kommenden Tage bis zum nächsten Wetterfenster vor unserer Weiterfahrt.
Zu dem Zeitpunkt war uns noch nicht klar, daß wir das folgende Wetterfenster erst Ende Mai erwarten durften.

Pigadia, der Hauptort von Karpathos offenbarte sich uns als ein ruhiger gerade aus dem Winterschlaf erwachender Touristenort. Bei unserem ersten Spaziergang waren viele Restaurants noch damit beschäftigt die letzten Vorbereitungen für den zu erwartenden Touristenansturm zu treffen und etliche „Anquatscher“ vor den Lokalen waren noch am üben, wie sie sich am Besten auf ihre vorbei flanierenden Opfer stürzen wollten. Der Ort war trotzdem noch gemütlich entspannt, während sich langsam die ersten Touristenladungen mit den Fähren und Fliegern einfanden.

Auch hier nutzen wir die Zeit um uns weiter zu akklimatisieren, wir lernten nette Menschen kennen und verbrachten unsere Zeit, wann immer sich eine Gelegenheit bot mit Klönen. Außerdem erledigten wir noch ein paar Kleinigkeiten an Gegenwind und versuchten langsam den Abstand zwischen unserem realen Standort und unserem gefühlten, mentalen Hinterherhängen zu verringern.

Wir schlenderten durch den Ort und die Umgebung. Der Ort erschien uns als nichts Besonderes aber die Gemütlichkeit gefiel uns gerade. Wir suchten in den verwinkelten Straßen einen Friseur, denn unsere Haare fingen langsam an uns zu nerven – den letzten Schnitt hatten wir in Thailand.

Wir lernten Tina und Sana kennen und bei all unseren Geschichten und dem allgemeinen Klönen, sprachen wir natürlich auch über den Alltag und das wir eigentlich gerne mal wieder Wäsche waschen würden aber hier gab es keinen Waschservice. So wurden wir dann mit Michaelis in Kontakt gebracht, der uns eine Waschmaschinennutzung ermöglichte – vielen super Dank für die Unterstützung!!!

Wir lernten Platon kennen, einen afrikanischen Papagei, der zum Dok in einer der Flaniergassen gehörte und vor der Arztpraxis seinen offenen Käfig mit seinem Revier hatte und die vorbeikommenden Menschen mit Kletterkunststücken oder Rufen auf sich aufmerksam machte. Er konnte sich von seinem Platz aus frei bewegen aber die meisten Flüge gingen in die Praxis hinein um die Gesellschaft zu seinem Dok zu suchen. Den Fußboden mied Platon, denn da waren zu viele frei laufende Katzen gegen die er sich hätte zur Wehr setzten müssen.

Helge nutze die Gelegenheit und erkundete unsere Umgebung zu Fuß etwas weitläufiger und entdeckte eine faszinierende Landschaft, die allerdings vielerorts kleine Schönheitsflecken aufwies. Es lag überall Müll und Schutt in der schönen Landschaft herum, wobei uns Kenner der Insel versicherten, das sei inzwischen deutlich weniger geworden.

In der Marina gab es „natürlich“ mal wieder keine Duschen und so wurden wir richtig mutig, denn am Strand gleich nebenan gab es eine kleine öffentliche Stranddusche und wir trauten uns sogar das erste mal ins eisig kalte Mittelmeer (nur eiskalte 19°C). Wir schafften es sogar ein paar Züge zu schwimmen, bevor es schnell wieder aus dem Wasser und ab unter das von der Sonne erwärmte Duschwasser ging. Das Bad wiederholten wir danach bis zu unserer Weiterfahrt gerne wieder und wir gewöhnten uns langsam daran etwas längere Schwimmzüge zu machen. Außerdem mußte Helge ja mal wieder ins Wasser um den Propeller von Gegenwind von Pocken und Bewuchs zu befreien – danach klapperten dann aber schon die Zähne als Helge wieder an Bord kletterte, denn so schnell klappt die Gewöhnung ans Kalte doch nicht.

So zogen einige heftige Nordwestwinde über uns hinweg bevor wir Ende Mai die Leinen von diesem kleinen Eiland lösten und uns auf machten zur nächsten großen Insel.

Viele Grüße aus Griechenland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

PS:
Inzwischen haben wir schon viele Tipps für tolle Strände erhalten, wobei wir uns zurzeit eher für eine ordentliche Dusche interessieren, denn Strand und Bademöglichkeiten haben wir hier selbstverständlich zur nahezu freien Auswahl, wenn wir unseren Anker in einer der vielen kleinen Bucht fallen lassen aber eine Dusche und etwas Leben drumherum ist im Moment für uns etwas Besonderes und zurzeit auf unserer Wunschliste willkommener als ein perfekter Strand.

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Rhodos – Ausflug ins alte Griechenland

Kleine Lücken führen durch die alte Stadtmauer
Kleine Lücken führen durch die alte Stadtmauer

Die Rhodos Marina gefiel uns richtig gut, wir lagen an einem schönen Fingersteg längsseits, was für das Mittelmeer nicht selbstverständlich ist, da hier die „römisch-katholische“ Variante mit Buganker und Hinterteil am Steg üblich ist. Außerdem bot die Marina moderne Strom- und Wasserversorgunseinrichtungen, die nach Verbrauch und nicht pro Schiff abrechneten, denn wir verbrauchen ja deutlich weniger, als die hier „üblichen 50+ Fuß Riesenschiffe“. Außerdem hatte die Marina ordentliche, saubere Duschräume zum Genießen und super nettes und zuvorkommendes Personal zum Klönen. So war das für uns einmal ein richtig bequemer Platz um auch die starken, wiederkehrenden, nordwestlichen Winde, die hier üblich sind abzuwarten.
Für Donnerstagnacht, vom 05. auf den 06. Mai 2022 waren selbst für die Marina heftige Winde vorhergesagt und die Marina beugte vor, indem die Mitarbeiter von Schiff zu Schiff gingen, Leinen kontrollierten, zusätzliche Leinen ausbrachten oder Tips und helfende Hände und sogar extra Leinen anboten um die Schiffe sicher zu vertäuen. Wind und Wellen gingen danach auch richtig zur Sache und ließen die Stege und Schiffe kräftig wackeln.

Zum Einen nutzen wir die Tage in Rhodos um die kommenden Strecken und möglichen Zwischenstopps zu planen und ein Gefühl für die Wettereinschätzung zu entwickeln.

Zum Anderen schlenderten wir während unserer Liegezeit immer wieder gerne durch die Stadt. Unsere Wege führten uns zu der langen, historischen Stadtmauer bis in die alte Marina, die uns bei der Einreise ja so dreist abgewiesen hatte. Wir standen an dem Platz an dem im Altertum einmal ein Weltwunder zu bestaunen war, der Koloss von Rhodos – da war nur jetzt leider nichts mehr von zu sehen außer einer normalen Hafeneinfahrt, gekennzeichnet mit einem schönen alten Leuchtturm und den Windmühlen von Rhodos, deren Umgebung von Touristen und Katzen in Besitz genommen wurde.

Die Touristensaison war gerade dabei anzulaufen und so hatten wir noch genügend Freiraum um durch die historische, echt sehenswerte Altstadt zu tingeln und uns in den verschiedenen Gassen und Gässchen zu verirren und immer wieder interessante Ansichten des alten Rhodos zu gewinnen. Ein Gang führte uns auch zwischen den riesigen Festungswällen der Stadt hindurch und bot einen imposanten Eindruck über die damalige Wehrhaftigkeit der Stadt. Neben den ganzen „alten Steinen“ faszinierte uns auch das Sprachgewirr um uns herum und jedes Mal wenn wir deutsche Stimmen hörten, drehten wir uns um. Das war soooo ungewohnt jetzt in der Menschenmenge soooo viel Deutsch zu hören, so daß wir sogar in unserer Muttersprache verstanden wurden. Wir nutzen entsprechend die Gelegenheiten, die sich uns boten und quatschten den einen oder anderen an, um mal auszuprobieren ob wir auch wirklich noch in unserer Muttersprache mit anderen, außer nur mit uns kommunizieren konnten – es klappte noch, obwohl es sich total ungewohnt anfühlte!

Außerdem lernten wir hier auch ein paar andere Segler kennen. Das erschien uns als etwas fast unglaubliches, denn die letzten Jahre verbrachten wir überwiegend an einsamen Anker- und Liegeplätzen.

Unsere Routenplanung gestaltete sich etwas unentschlossen: Kurs West, aber wie genau war bei der vorherrschenden Windrichtung, die uns am liebsten auf die Nase wehte nicht so klar. Wir entschieden uns für einen Kurs entlang der südlichen griechischen Inseln.
Am Samstag, den 07. Mai 2022 lösten wir um 10:25Uhr unsere Leinen in der Rhodos Marina und motorten entlang der Südküste von Rhodos. Für eine Dreiviertelstunde reichte der Wind sogar zum Segeln und so zogen wir die Segel hoch, um für einen Augenblick ein entspannendes Gefühl der Ruhe zu genießen.
Um 15:20Uhr liefen wir nach 23 Seemeilen in die Bucht von Lindos ein und ankerten auf Position N36°05,802` E028°05,315` auf 9,2m Wassertiefe. Wir genossen das beschauliche Plätzchen von Bord aus, ließen die Badegäste um uns herum mit ihren geliehenen Bötchen vorbeibrausen und waren fasziniert von der tollen Burg, die unsere Ankerbucht bewachte. Zum Baden erschien uns das Wasser mit seinen 19,1°C allerdings viel zu kalt, denn auch die Lufttemperatur von 25°C ließ uns Pullover, lange Hosen und Socken tragen.
Der Sonnenuntergang war herrlich anzusehen!

Früh am kommenden Morgen verließen wir den Ankerplatz allerdings wieder, denn wir wollten noch ein paar Seemeilen vorankommen, bevor der nächste Norder uns wieder festhalten sollte.

Viele Pfingstgrüße aus Griechenland (das griechisch orthodoxe Pfingsten wird dieses Wochenende gefeiert)
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Unsere erste Tour im Mittelmeer

Kleine Segelzeit
Kleine Segelzeit

Unser Kurs ist weiterhin „West“!
Damit haben wir hier im östlichen Mittelmeer allerdings eine echte Herausforderung vor uns, denn die Hauptwindrichtung ist Nordwest bis West, also weht uns der Wind meist genau auf die Nase.
So gilt es für uns nun die Wetterberichte auszuwerten, um die Möglichkeiten zu finden in denen wir weiter kommen. Mit unserer ersten Tour sollten wir Glück haben. Der Wetterbericht paßte exakt zum Ablaufdatum von unserem Marinaliegeplatz in Fethiye – Das nennt man wirklich Glück!

Die Entfernungen hier im Mittelmeer sind für unsere Verhältnisse so richtig gewöhnungsbedürftig. Es stehen erst einmal Tagesstrecken von ca. 50 Seemeilen an, bei denen wir uns fragten wie weit wir uns überhaupt segelfertig zu machen müssen, denn in den vergangenen Jahren betrugen unsere Segelstücke doch immer gleich mehrere Wochen mit Verproviantierung, Trinkwasser bunkern und die vollständige Umstellung auf ein reines Leben unter Segeln. Was brauchten wir jetzt aber für nur einen Tag auf See, fehlt da nicht der richtige Segelrhythmus mit der ganzen uns irgendwie liebgewonnenen Bordroutine?

Naja, unseren ersten „Sprung“ von Fethiye hinaus aufs Mittelmeer, nach Griechenland wollten wir so planen, das wir bei Tageslicht ankommen sollten.
Das war dann allerdings gar nicht mehr so trivial, denn die Formalitäten zwangen uns einen Agenten zu bemühen, der sich um unser Ausreiseanliegen kümmerte und zusätzlich mußten wir einen PCR-Test durchlaufen um in Griechenland einreisen zu dürfen.

Unser Hafenmeister vermittelte uns einen Agenten, für hiesige Verhältnisse zu einem echten „Schnäppchen- Preis“ . Und den PCR-Test konnten wir gegen eine relativ günstige Bezahlung unproblematisch und schnell im Krankenhaus gleich neben unserem Hotel machen.

Eine weitere Hürde mußten wir für unsere Ausreise allerdings noch nehmen, denn wir wollten morgens gegen 06:00Uhr starten, aber so früh arbeiten keine Ausklarierungsbehörden. Nach einiger Diskussion mit unserem Agenten beschrieb er uns die „Möglichkeit“ am Abend vorher die Formalitäten zu erledigen, dann etwas außer Sicht vor Anker zu gehen und am folgenden, frühen Morgen den Anker zu lichten. Nach der Ausklarierung durften wir dann natürlich nicht mehr an Land.
So machten wir es!

Am Mittwoch, den 27. April 2022 erledigten wir im Laufe des Vormittags unseren PCR-Test im Hospital und um 19:15Uhr verließen wir die kleine namenlose Marina um zum Zollsteg für die letzten Ausklarierungsformalitäten zu fahren. Es erfolgte der Vergleich unserer Gesichter mit den Passbildern durch eine Immigrationsbeamtin und anschließend erhielten wir unsere Papiere und die Rechnung vom Agenten. Die Rechnung wies nun doch tatsächlich einen Betrag aus, der mal eben 55€ über dem vereinbarten Preis lag. Da wir das Geld allerdings nur passend hatten und wir nach der formalen Ausklarierungsprozedur den Zollbereich nicht mehr verlassen durften, blieb es dann letztendlich doch beim vorab vereinbarten Preis.

Wir verbrachten dann die Nacht im Ankerfeld und lichteten am folgenden Morgen um 06:30Uhr den Anker in der Türkei.
Es herrschte Flaute und wir motorten auf ein uns bisher unbekanntes Weltmeer hinaus. Für eine halbe Stunden konnten wir zur Mittagszeit einmal unsere Segel auspacken und das Gefühl des plätschernden Dahinsegelns genießen. Leider war das Vergnügen viel zu kurz aber was soll`s.

Mit Motorfahrt erreichten wir um 15:30Uhr die „Einklarierungsmarina“ Mandraki auf Rhodos. Aber halt, auf der Pier stand ein Marinamitarbeiter der uns wild gestikulierend entgegenwinkte und schrie: „Go away, go away, go away!“
Wir riefen zurück, daß wir zum Einklarieren hergekommen sind, denn für Rhodos ist diese Marina als die Einzige dafür benannt. Es nütze nichts.
Wir drehten der Einfahrt etwas ratlos unser Heck zu.

Zum Glück lag gleich nebenan die große neue Rhodos Marina, in der wir unseren nächsten Versuch machten. Wir begaben uns mitten hinein und schauten uns hier etwas verloren um, bis Asha auf einem Steg einen Marinamitarbeiter entdeckte und ihn anrief. Die Reaktion erfolgte prompt, er winkte, drehte sich um und verschwand. Unser Entsetzten war auf unseren Gesichtern deutlich zu sehen. Aber dann tauchte er wieder auf, in einem Auto mit offenem Fenster und rief: „Follow me!“
Er führte uns zu einem schönen, kleinen Fingersteg, an dem wir ganz einfach festmachen konnten und er uns sogar die Leinen sorgsam aus den Händen nahm um alles ordnungsgemäß zu vertäuen. Nachdem wir fest waren, fragten wir vorsichtig nach der Einklarierungsprozedur und wurden völlig überrascht: „Geht nachher einfach ins Marinabüro, die sagen Euch dann wie es weitergeht.“

So kamen wir nach 47 Seemeilen am Donnerstag, den 27.April 2022 um 16:00Uhr in Griechenland in der Rhodos Marina an!
(Position N36°25,997` E028°14,353`, Wassertiefe 10,9m)

Bei unserem Gang ins Büro erklärten uns die super netten Damen, das es zum Einklarieren heute zu spät war und wir einfach am folgenden Tag zu Immigration, Zoll und Hafenmeister gehen sollten. So machten wir nur noch einen kleinen Spaziergang und zogen uns anschließend für eine Tasse Tee auf Gegenwind zurück, denn für unsere Verhältnisse war es immer noch eisig kalt (Temperaturen: Luft 22,7°C, Wasser 19,9°C).

Am Folgetag erledigten wir die Laufereien zu den Behörden. Um auf das Gelände für Immigration und Zoll zu gelangen, mußten wir unser negatives PCR-Testergebnis aus der Türkei vorlegen und durch die griechische Corona-App beim Security-Dienst bestätigen lassen. Anschließend konnten wir die Einklarierung bei Zoll und Immigration erledigen.
Für Griechenland muß jedes Schiff eine monatliche Steuer bezahlen, das war jetzt unsere nächste große Aufgabe, denn aus der Türkei heraus ließ sich das Online-Portal nur auf griechisch bedienen, die englische Version funktionierte nicht. Jetzt hatten wir echt ein riesen Glück, denn in unserer Marina gab es eine offizielle Stelle der Hafenbehörde und die Dame dort fand unsere Geschichte so spannend, das sie uns spontan bei der Prozedur half, während wir im Gegenzug dafür ihren Drucker wieder zum funktionieren brachten.

Viele Grüße aus dem Mittelmeer
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Türkei – Unsere Streifzüge durch Fethiye

Schildkrötensex angestrengtes Schnaufen
Schildkrötensex angestrengtes Schnaufen

Die Türkei nahmen wir nur als Durchgangsland wahr. Zum Glück waren wir so früh in der Saison, so daß wir noch nicht sofort von den Urlauberströmen erschlagen wurden sondern uns langsam an die Mittelmeerverhältnisse gewöhnen konnten. Abgesehen von der inzwischen völlig ungewohnten, nicht tropischen Umgebung und den völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Gepflogenheiten bedeutete Fethiye für uns ein ganz neues Ziel ins Auge zu fassen: „Wir wollten ankommen und dabei einen neuen, alten Weg einschlagen.“

Fethiye erlebten wir während unseres Aufenthaltes als vom Winterschlaf erwachendes Urlauberdomizil. Die Marinas boten Massen an Charteryachten einen Ruheplatz, Ausflugsschiffe lagen an den Piers um die restlichen Renovierungsarbeiten zu erledigen und erste Touristen zu attraktiven Plätzen zu befördern, außerdem war auch die Promenade gerade dabei aus dem Winterschlaf zu erwachen und für die frühen Touristen erste Leckereien bereitzustellen. Auch die Altstadt mit dem kleinen Basar versuchte langsam zum Leben zu erwachen und die Restaurantbetreiber, die ihre Kunden vor den Lokalen anquatschten um die ersten Gäste für sich zu gewinnen, mußten noch jeden Gast hart umwerben.

Wir spazierten immer wieder durch die Stadt und genossen die andere Art des Lebens um uns herum. Wir fanden ein kleines türkisches Lokal für eine gute und günstige Mittagsmahlzeit: Dönerfleisch mit täglich wechselnden Leckereien und wir durften jedes Mal ganz selbstverständlich in die Küche um einmal in die Töpfe zu gucken. Außerdem entdeckten wir einen Eisladen mit leckeren Eiskugeln, die wir schon seit Jahren vermissen – zumindest für einen akzeptablen Preis. Das war lecker aber leider wurden wir nach einer Woche von der Bedienung darauf aufmerksam gemacht, das sich die Preise von einen auf den anderen Tag verdoppelt hatten – so ein Pech. In der Türkei betrug die Inflationsrate während unseres Aufenthaltes ca. 60-70%, teure Produkte wurden daher gerne in Euro verkauft und alles andere war im steten Preiswandel um bei der Inflation mithalten zu können.

So verging unsere Zeit bis zum Eintreffen von Gegenwind, dann hatten wir wieder zu tun, denn Gegenwind mußte ja wieder segelfertig gemacht werden. Vor der kleinen namenlosen Marina in der Gegenwind lag, bot sich uns immer wieder ein tolles Schauspiel, denn Schildkröten bevölkerten die Bucht und guckten prustend aus dem Wasser. An einem Vormittag gab es dann auch ein nicht jugendfreies Schauspiel direkt vor dem Steg: Schildkrötensex.

Uns blieb trotz der Arbeiten an Gegenwind noch genügend Zeit für ein paar Spaziergänge in die Umgebung. Wir erklommen die fußläufigen Berge, genossen die Aussicht, denn die hohen Berge im Hintergrund deren Kuppen immer noch schneebedeckt waren, boten einen wunderschönen Anblick. Und auch die „alten Steine“ bewunderten wir nach so langer Zeit in den Tropen genüßlich, denn in den Tropen findet man nur wenige erhaltene, historische Bauwerke. So finden sich oberhalb der Stadt historische Höhlenwohnungen, die in die Berge eingebettet sind. Das hat uns sogar dazu animiert nach einer gefühlten Ewigkeit endlich mal wieder unsere Fotokamera herauszuholen und Bilder zu machen und nicht nur mit dem Handy einfach draufzuhalten.

Auch wenn wir hier überwiegend froren und mit Schal und Fließpullover durch die Gegend zogen, während das Gros der Urlauber kurze Hosen und Spagettiträger zeigte, merkten wir, daß wir uns doch von der Erschöpfung der vergangenen, tropisch heißen Monate langsam erholen konnten. Unsere Streifzüge durch die Straßen endeten inzwischen sogar mit der Frage: „Was wollen wir morgen machen?“

Ein Weg führte uns in den riesigen Werftbereich von Fethiye, eine Straße ging dort mitten durch und während eine Winde eine riesige Yacht auf einer Slipbahn hochzog, fuhren Autos über die Seilzüge mit denen der Slipwagen gerade hochgezogen wurde.

So vergingen die Tage, Gegenwind war inzwischen startklar und wir hatten uns ausgiebig genug umgesehen. Am 27. April 2022 sollte unsere Zeit für den Liegeplatz ablaufen. Und so wie der Wetterbericht aussah, sollten wir Glück haben für ein ruhiges Wetterfenster.

Viele Grüße aus dem Mittelmeer
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Türkei – Gegenwind ist angekommen!

Kranhaken wird für Gegenwind fertig gemacht
Kranhaken wird für Gegenwind fertig gemacht

Laut Plan sollte Gegenwind zwischen dem 13. und 15.April 2022 in der Türkei, in Fethiye ankommen – je nach Wetterbedingungen – denn auch so ein großes Transportschiff wie die Florijngracht muß auf das Wetter achten.

Wir bekamen regelmäßige Meldungen von unserem Schiffstransport und verfolgten so Gegenwinds Weg über den Indischen Ozean, das Rote Meer und durch den Suez Kanal dann durchs Mittelmeer bis zu ihrer Ankunft. Zwischenzeitlich kontaktierten wir den Agenten in Fethiye, der uns von Sevenstar Yacht Transport für die Einklarierung von Gegenwind in der Türkei genannt wurde, damit bei der Entladung alles reibungslos funktionieren sollte. Natürlich hatten wir während unserer Wartezeit genügend Leerlauf um uns in Fethiye ein wenig umzusehen und so streiften wir einfach etwas losgelöst und ohne Druck durch die Gegend. Wir hatten den Kopf allerdings nicht so recht frei für ein einfaches Urlauberleben, denn die vergangene, schwierige Zeit, der Kälteschock von zeitweise über 40°C in Thailand und nun die völlig ungewohnten Umgebungsbedingungen von nur noch gut 20°C, sowie unser Heim, das ohne uns in der Weltgeschichte herumschipperte sorgten bei uns für eine innere Unruhe. So konzentrierten wir uns auf Gegenwinds Ankunft!

Am 11. April 2022 war die Florijngracht mit Gegenwind an Deck vor Suez, dem Eingang zum Suez Kanal angekommen. Und wir bekamen die Meldung, das die Florijngracht am 13. April 2022 in Fethiye ankommen sollte.

Naja, die Ankunft verzögerte sich noch einmal und der neue Termin sollte nun Donnerstag, der 14.April 2022 sein. Beim Frühstück auf dem Balkon unseres Hotelzimmers sahen wir sie dann. Die Florijngracht mit Gegenwind an Deck lag am Ankerplatz in der Bucht von Fethiye!

Wir genossen unser Frühstück und machten uns auf zum Treffpunkt mit dem Agenten, der uns in einer Barkasse zusammen mit den Crews anderer Schiffe, die ebenfalls zur Entladung anstanden, zur Florijngracht brachte.
Hier gingen wir an Bord der Florijngracht, mußten uns in eine Bordliste eintragen, bekamen Helm und Sicherheitsweste und konnten uns dann die Entladung einer großen Luxusmotoryacht in aller Ruhe ansehen bis Gegenwind gegen 12:00Uhr endlich an der Reihe war. Während der Wartezeit fand Asha einen bequemen Sitzplatz um alles im Blick zu behalten, denn auf der Florijngracht war bei fast jedem Schritt klettern angesagt und Helge schaute sich die an Deck festgeschweißten, paßgenauen Transportgestelle und die Laschings der Yachten ein weing genauer an und außerdem entfernte er die neu entstandenen Pocken von Gegenwinds Unterwasserschiff und dem Propeller – dabei war der Unterwasseranstrich nur wenige Monate alt.
Bevor Gegenwind entladen werden konnte, mußte der Skipper an Bord von Gegenwind das Achterstag und die Dirk lösen sowie Fender ausbringen, denn das hatte die Florijngracht-Crew bei der Verladung in Phuket alles sorgfältig montiert beziehungsweise die Fender im Cockpit verstaut. Ein Ärgernis blieb allerdings: In Phuket mußten wir unsere eigenen langen Festmacherleinen verwenden und jetzt blieb eine davon auf der Florijngracht im Nirgendwo verschollen, so daß wir den Schwund leider in Kauf nehmen mußten.

Gegen 12:30Uhr wurden die Gurte um Gegenwind gelegt. Dann ging alles sehr schnell und professionell. Der schiffseigene Kran hievte Gegenwind an, schwenkte herum und bewegte Gegenwind ins Wasser, so daß wir von der Florijngracht auf Gegenwind übersteigen konnten. Helge machte den Motor startklar, währenddessen waren die Gurte abgeschlagen und die Entlade-Crew der Florijngracht von Gegenwind verschwunden: Ablegen!

Adieu Florijngracht, denn nun waren wir DREI wieder auf eigenem Kiel unterwegs. Unser erster Weg führte uns zum Zollsteg um die Einklarierung mit dem Agenten abzuschließen. Das war eine kurze viertelstündige Fahrt, dann die Vorstellung beim Zoll, um die Papiere zu stempeln und anschließend waren wir DREI offiziell in der Türkei wieder vereint.

Die Häfen in Fethiye waren alle proppe voll, so daß wir keinen Liegeplatz in einer der großen Marinas bekamen – die Charteryachten verstopften alle Liegeplätze, denn die Saison hatte noch nicht begonnen. Wir hatten allerdings seit unserer Ankunft in Fethiye alle möglichen Marinas und Stege abgeklappert und waren trotz der Fülle fündig geworden: Eine kleine Marina, die in keiner Seekarte verzeichnet ist und laut Seekarten und Satellitenbildern nur eine Wassertiefe von 50cm aufweist, bot uns einen Liegeplatz. Der Hafenmeister fand unsere Reise so toll, das er uns irgendwie in seinem Hafen unterbringen wollte. Zum Glück lag die reale Wassertiefe letztendlich bei ca. 2,5m also reichlich Wasser unter dem Kiel für Gegenwind und die Einfahrt führte durch ein paar Untiefen, die durch Pfähle gekennzeichnet waren.
So fuhren wir also gut vorbereitet vom Zollsteg direkt zu unserem Liegeplatz in der kleinen namenlosen Marina. Der Hafenmeister half uns noch bei einem der Begrenzungspfähle die tiefe Fahrwasserseite zu finden und nahm dann unsere Leinen am Steg an.
Wir waren wieder mit Gegenwind zusammen!

Trotzdem blieben wir noch im Hotel, denn zum Einen mußten wir ja erst einmal die Solarfelder aus unseren Kojen wieder hinaus an ihren Platz zaubern und alles segelfertig machen und außerdem hatte die Marina kein Toilettenhäuschen, so das wir die türkischen Regeln für einen Hafenaufenthalt nur im Verbindung mit einem Hotelzimmer erfüllen konnten.

Viele Grüße aus dem Mittelmeer
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Istanbul – Zwischenstopp zu Gegenwind oder Urlaub?

Moscheen prägen das Stadtbild
Moscheen prägen das Stadtbild

Istanbul erschien uns kalt, nein eiskalt, wuselig und jeder achtete nur auf sich, es gab hier kein einfaches „Hallo“ beim Vorbeigehen auf der Straße mehr. Dafür aber alte Bauwerke, die Metro, den geordneten Verkehr und das sogar als Rechtsverkehr, was wir nach so langer Zeit mit ganz anderer Normalität als absolut exotisch empfanden.

Wir blieben vier Tage in Istanbul um uns ein wenig zu akklimatisieren und den folgenden Abschnitt zu unserem Treffpunkt mit Gegenwind zu organisieren und Istanbul zu genießen.

Die meiste Zeit nutzen wir natürlich um durch die Stadt zu streifen und uns ein paar Sehenswürdigkeiten anzusehen. Dabei zog es uns zur Blauen Moschee, zur Hagia Sophia, durch die Straßen der Altstadt, einmal über den „Großen Basar“, um mit einem Teppichhändler über einen wunderschönen, handgeknüpften Wandteppich, der den Kaaba in Mekka kunstvoll zeigt, zu plaudern und ein paar süße türkische Leckereien zu erstehen – natürlich wieder zu einem völlig überhöhten Preis. Über die uns inzwischen völlig abgewöhnte Schummel- Mentalität mußten wir danach dringend weiter nachdenken, um unser Verhalten wieder auf härtere Bedingungen einzustellen.
Uns zog es bei einem Spaziergang auch an den Bosporus, die Meerenge, die Europa und Asien voneinander trennt. Wir standen auf der europäischen Seite und schauten uns das Treiben an den Ufern eine Zeitlang an, bis uns der eiskalte Wind wieder vertrieb.

Im Hotel waren wir froh, das die Heizung eingeschaltet war und ein Wasserkocher mit Teebeuteln bereitstand, denn uns war die meiste Zeit des Tages lausig kalt trotz Winterkleidung und angeblichen 15-20°C, die für unser Gefühl eher nahe dem Gefrierpunkt sein mußte. Für die Nächte gab es dicke Bettdecken, in die wir uns einkuscheln konnten – welch ein Luxus das wir uns nach einer Ewigkeit mal wieder in eine Bettdecke kuscheln konnten.

Die Tage vergingen und wir schlenderten jeden Tag durch die Stadt ohne uns die geschichtlichen Daten anzuschauen oder uns einer Führung anzuschließen, sondern einfach nur um neue Eindrücke in uns aufzunehmen und zu realisieren das die Tropen definitiv hinter uns liegen. Das Wegnetz stellte uns beim Durchschlendern allerdings immer wieder vor Herausforderungen und lange Umwege und ständige Wegerkundigungen, denn die Papierstraßenkarten, die wir nutzten, waren fehlerhaft und wiesen viele Lücken auf und ein Internetzugang für Online-Daten stand nicht auf unserer Prioritätenliste, da wir im Hotel ja einen Netzzugang hatten. Wir stellten uns dabei die Frage: „Gibt es heutzutage überhaupt noch altmodische, brauchbare Papierstraßenkarten?“
Beim Essen und auch in den Abendstunden im Hotelzimmer irrten wir in unseren Gedanken immer noch irgendwo zwischen Phuket und unserem realen Standort herum – es ist wohl doch etwas dran, das die Seele langsamer ist als ein Flugzeug.

Trotzdem freuten wir uns über diesen Schritt, der uns hoffentlich mal wieder in eine etwas einfachere Welt hineinkatapultiert hat.

Am Mittwoch, den 06. April 2022 packten wir unsere Reiserucksäcke und machten uns ein Stück zu Fuß und dann per Straßenbahn oder besser gesagt Metro auf den Weg zum Busbahnhof. Bevor wir allerdings in die Metro einstiegen, suchten wir erst einmal ein Lokal zum Mittagessen auf. Es war eine kleine gemütliche Dönerbude, so würde man es in Deutschland wohl bezeichnen. Die Besonderheit war der erste Stock, denn die Fensterfront war vom Fußboden bis zur Decke komplett offen und ohne Geländer mit den Tischen direkt an der ungesicherten Kante. Das hätte in Deutschland wohl niemand zugelassen. Nachdem wir die enge Treppe mit Kopfeinziehen und Hochquetschen unserer Reiserucksäcke geschafft hatten, genossen wir den Überblick über einen großen, belebten Platz, vor dem Metroeingang Aksaray. Nach diesem Mittagserlebnis ging es mit der Metro zum Busbahnhof, um von dort mit dem Nachtbus nach Fethiye zu fahren, damit wir uns auf das Eintreffen von Gegenwind vorbereiten konnten – sie fehlte uns!

In Fethiye kamen wir mit der Dämmerung an, also zu früh um im Hotel einzuckecken, aber wir konnten unsere Rucksäcke dort abstellen und gingen anschließend zu einem der vielen Lokale an der Uferpromenade um uns ein kleines Frühstück zu gönnen und uns an einem heißen Tee aufzuwärmen, denn auch in Fethiye empfanden wir es als lausig kalt.

Viele Grüße
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Phuket – Auf dem Weg nach…

A380 Emirates bringt uns nach Istanbul
A380 Emirates bringt uns nach Istanbul

Nachdem wir Gegenwind auf die Reise geschickt hatten, begaben wir uns zu unserer Unterkunft in Phuket, einem nagelneuen Hotel, der Travellodge, gleich neben dem großen Einkaufszentrum und nahe bei dem tollen Nachtmarkt Chillva.

Natürlich freuten wir uns über diesen ersten erfolgreichen Schritt unserer Weiterreise aber das fühlte sich so schon ganz schön fremd für uns an. Wir brauchten jetzt ein wenig um zu realisieren, das wir erst einmal eine gewisse Zeit ohne unser Heim sein würden.
Aber das hatte auch seine spannenden Seiten, denn mit dem Einzug ins Hotel merkten wir sehr schnell, das Phuket aus touristischer Sicht durchaus angenehm ist und die Temperaturen verloren mit der Klimaanlage in unserem Zimmer und dem klimatisierten Einkaufszentrum gleich nebenan schlagartig ihre Brutalität, die uns an Bord so heftig zugesetzt hatte. Wir genossen es sogar, uns in der „wärmenden“ Tagessonne von den klimatisierten Räumlichkeiten etwas aufzuwärmen. Und unsere Abende gehörten dem Treiben auf dem Nachtmarkt.
Wir planten und organisierten nun unsere Weiterreise, damit wir Gegenwind an unserem gemeinsamen Treffpunkt wieder in Empfang nehmen konnten.

Am Freitag, den 1. April 2022 starteten auch wir dann unseren „Beamvorgang“ und zwar als Aprilscherz (Facebook).

Nach dem Auschecken aus unserem Hotel fuhren wir mit der Flughafenbusline, die nahezu direkt vor dem Hotel vorbei fuhr, zum Flughafen. Die Schaffnerin, die uns von unseren Fahrten von der Royal Phuket Marina zur Centro-Mall kannte, war total überrascht uns jetzt ganz bis zum Flughafen mitzunehmen. Wir verabschiedeten uns als wir ausstiegen und vertrödelten dann den Nachmittag auf dem Flughafen und wechselten von Sommer- auf Winterkleidung. Da hatten wir auf Gegenwind ganz schön kramen müssen, um die über die Jahre mitgeschleppte Winterbekleidung aus den Tiefen der Schapps und Stauräume herauszubuddeln. Und irgendwie schienen zumindest die langen Hosen ihre Formen auffällig verändert zu haben, denn Helges Hosen wollten ohne Gürtel nicht mehr halten, während Ashas Hosen sich, sagen wir, schwierig anziehen ließen.
Um 21:55Uhr sollte unser Flug starten, doch die Maschine, eine Boeing 777-300 hatte bei der Ankunft in Phuket schon einige Verspätung und so sollte sich auch unser Flug verspäten.

Dubai war unser Zwischenstopp. Wir erreichten ihn mitten in der Nacht, zwischen 01:00 und 02:00 Uhr Ortszeit, so genau achteten wir nicht darauf, denn wir hatten einige Stunden Aufenthalt, bevor es weitergehen sollte. So suchten wir uns eine halbwegs bequeme Sitzliege und dösten vor uns hin, bis am Morgen der Muezzin die Flughafenhallen zum Leben erweckte.

Um 10:45Uhr ging es schließlich weiter, zu unserem nächsten etwas längeren Aufenthaltsort. Diesmal konnten wir den Flug in einem A380 (Maschine-Nummer 133/ A6-EEL) genießen – diese Etappe war übrigens die erste seit unserem Ablegen in Kiel, auf der wir uns hoch über dem Meer und den Wolken bewegten.

Gegen 15:00Uhr Ortszeit kamen wir in Istanbul an!

Es war lausig kalt für unsere Verhältnisse, obwohl wir in lange Hosen, Fließpullover, Schal und Winterjacke eingemümmelt waren. Mit Bus und Taxi gelangten wir zu unserem Hotel. Die Taxifahrt gestaltete sich etwas umständlich, denn es wollte keiner direkt zu unserem Hotel fahren, da es in einer verkehrsberuhigten Zone lag, so daß wir ein Stück zu Fuß gehen und uns den Weg in dem Straßengewirr der Fußgängerzone erfragen mußten. Unser Hotelvermieter begrüßte uns freundlich und wir plauderten erst einmal ein wenig. Dabei stellte sich dann heraus, das wir unsere Taxifahrt zu einem deutlich überhöhten Preis bekommen hatten. „Netter Empfang“ – in den letzten Jahren/ Ländern hatten wir solche „Schummel-Methoden“ so nicht erlebt.

Viele Grüße
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Phuket – „Scotty, DREI zum Beamen“

Und auf geht`s an Deck der Florijngracht
Und auf geht`s an Deck der Florijngracht

In der AoPo Grand Marina begann nun unser nur knapp zweiwöchiger Wettlauf um alles umzurüsten und neu zu planen für unseren kurzfristig anstehenden Schiffstransport: Geplant am 25. März 2022. Wir mußten alle unsere Segelvorbereitungen auf Gegenwind zurückbauen und vieles neu und anders verstauen.

Unser „Scotty“ für Gegenwind war der „Sevenstar Yacht Transport“ und mit dem Vertrag bekamen wir Unterlagen zum Ausfüllen und Durchlesen sowie die Vorbereitungsunterlagen.

Gegenwind mußte so vorbereitet werden, das das Achterstag (der Draht, der den Mast nach hinten festhält) zum Kranen abgenommen werden konnte. Dazu mußten wir zwei Solarfelder demontieren und eine Antenne abbauen. Außerdem sollten alle Segel abgeschlagen werden und alles mußte seefest verstaut werden, denn auch das große Transportschiff schaukelt in der See und ist Wind und Wetter ausgesetzt.
Sevenstar benannte uns Chris als Ansprechpartner vor Ort und wir bekamen einen Agenten mit dem Sevenstar zusammenarbeitet für die Ausklarierung von Gegenwind aus Thailand genannt. Der Papierkram für die Ausklarierung mußte natürlich auch erledigt werden. Zusätzlich mußten wir unsere Visa verlängern, da die am 26. März 2022 abgelaufen wären und so eventuell oder wie wir vermuteten wahrscheinlich ein paar Tage bis zu unserer Abreise gefehlt hätten. Und die Verlängerung geht nicht von heute auf morgen.
Außerdem mußten wir unsere Reisetaschen packen, denn wir würden ja eine Zeitlang ohne unser Heim auskommen müssen. Die Wintersachen waren in den hintersten Winkeln und Kisten verstaut, denn die hatten wir seit Ecuador nicht mehr gebraucht. Naja, ganz taufrisch sind sie natürlich nicht mehr, ein paar Flecken haben sich vom Holz abgebildet und außerdem scheint die Lagerung einen Einfluß auf die Größe gehabt zu haben, bei Helge fallen die langen Hosen ohne Gürtel herunter, während Ashas Hosen wohl eher eingelaufen sind. Auf jeden Fall würden wir die Winterkleidung für unser Ziel benötigen, denn die Vorhersagen dort sprachen von Schnee zum Zeitpunkt des Taschenpackens.
Wenn unser Heim so ohne uns auf Reisen gehen sollte, brauchten wir ja auch noch eine Unterkunft für uns und außerdem mußten wir Scotty noch einmal bemühen um nicht nur Gegenwind sondern auch uns zum Ziel zu beamen.
So war die Vorbereitungszeit gut mit Aufgaben ausgelastet.

Wir bekamen regelmäßig Standortmeldungen von der „MS Florijngracht“, denn wetterbedingt können bei einem Seetransport immer mal wieder Verzögerungen auftreten. Wir trafen uns auch zwischenzeitlich mit Chris, der uns den Verladevorgang dabei genauer erklärte: „Die Florijngracht wird vor der Insel Ko Yao Yai in einer nördlichen Bucht ca. 5 sm von unserer Marina entfernt vor Anker gehen, wir fahren zum genannten Termin hin, gehen längsseits indem wir unsere Leinen an die hinuntergelassenen Leinen der Florijngracht anknüpfen, dann lösen wir das Achterstag, anschließend kommt Chris mit seinem Schlauchboot bei Gegenwind längsseits, wir steigen auf sein Schlauchboot über – Corona- Bedingt ohne Kontakt zur Verladecrew – und dann kommt die Crew der Florijngracht und bringt sie an Deck um sie dort seefertig zu machen, also Achterstag wieder anschlagen und Gegenwind sicher vertäuen.“
So weit, so gut!

Der Termin rückte näher, verzögerte sich dann aber doch noch. Und am 28.März 2022 war es dann so weit, wir gaben unsere Reiserucksäcke an der Marinarezeption in der AoPo Grand Marina ab, bezahlten unseren Liegeplatz und legten ab mit Kurs auf die Florijngracht zu unserem Krantermin um 14:00 Uhr. Wir waren etwas zu früh dort und warteten. Ein großes Motorboot oder besser gesagt eine kleine Superyacht war noch vor uns dran und das dauerte. Unser Termin verstrich, Wind kam auf und wir warteten und warteten in der prallen Sonne, denn wir hatten ja alles demontiert und verpackt was uns normalerweise auf See Schutz bietet. Es wurde später, das Motorboot war immer noch nicht fertig, Wind und Seegang nahmen zu und wir fragten uns schon, ob das bei den Bedingungen für uns überhaupt noch funktionieren wird? Wir warteten bis das große Motorboot an Deck stand und die Vorbereitungen für unser Kranen anfing. Chris drehte mit seinem Schlauchboot ebenfalls Kreise um die Verladung abzusichern. Es wurde später, kurz vor Feierabend, dann kam Chris und verkündete uns, das es heute nicht mehr geht. Wir waren stinksauer, denn das hätte er uns auch ein paar Stunden früher sagen können, denn die Wetterbedingungen waren eher rauer als ruhiger geworden. Genervt, und trotz massivem Sonnencremeinsatz von der Sonne verbrannt fuhren wir zurück zur AoPo Grand Marina für eine weitere Nacht an unserem Liegeplatz. Zumindest hatte Chris uns nach viel Gezeter zum Abendessen in der Marina eingeladen, der einzige Luxus an diesen Tag, denn für eine Dusche war es zu spät, die schließt um 17:00Uhr und da war es deutlich drüber hinaus.

Am kommenden Morgen, Dienstag, den 29.März 2022 um 07:30Uhr war es soweit. Eine Stunde vorher verließen wir die Marina aber dann ging es pünktlich los: Anlegen, Motor aus, Strom abschalten, die letzten Kleinigkeiten schnappen, Achterstag lösen, Gegenwind abschließen und schon kam Chris mit seinem Schlauchboot längsseits bei uns, damit wir übersteigen konnten. Jetzt war Gegenwind ohne uns unterwegs. Die Verladecrew ging bei Gegenwind an Bord und schlug die Gurte an, ein Taucher war kontinuierlich dabei um die Position der Gurte zu prüfen und dann ging es aufwärts – gute Reise Gegenwind.

Chris brachte uns zurück zur AoPo Grand Marina, wir bezahlten die letzte extra Nacht, nahmen eine ausgiebige Dusche und holten unsere Reiserucksäcke ab, um dann in unser Hotel zu ziehen.
Nun folgten noch drei Nächte Phuket ohne Gegenwind, bevor auch wir unsere Reise antraten.

Viele Grüße
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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Phuket – … Der Wink des Schicksals

Eine andere Perspektive
Eine andere Perspektive

Nun lagen wir hinter der Insel Naka Noi Island vor Anker und schauten auf die Wettervorhersagen mit dem eingeleiteten Wechsel auf den für uns ungünstigen Südwestmonsun, sowie die aktuelle Wettersituation mit den viel zu früh durchziehenden Gewitterschauern. So betrachteten wir unseren Plan ins Rote Meer zu gelangen.

Gegen Wind und Strömung anzukämpfen, sich also gegen die Natur zu stellen und Neptun herauszufordern war definitiv nicht unsere Absicht.

Wir hatten die Vorräte bis auf Frischwaren vollständig an Bord, es fehlte also nur noch der letzte Einkauf. Gegenwind war soweit fit für den nächsten Ozean, abgesehen von ein paar Kleinigkeiten – aber das hätten wir verkraftet.

Mit dieser zu frühen Wetterentwicklung, die sich gegen unsere Pläne entwickelte stellte sich uns allerdings die große Frage: Was nun?

  • Weiter machen und gegen das Wetter und Neptun ankämpfen

  • Ein Jahr bleiben und den kommenden Sommer, die Regenzeit irgendwie ertragen, wo uns doch schon der tropische Winter hier an Bord extrem gequält hatte

  • Alternative Routen mit den ganzen Corona-Einschränkungen und den dazu passenden Wetterbedingungen suchen

  • Scotty fragen ob er uns mal eben rüberbeamen kann“ – unsere Traumphantasie

  • Gegenwind in der Werft abstellen und in einem kühleren Land Urlaub machen, um dann anschließend Schimmel, Getier und Defekte durch die „Hochtemperaturlagerung“ zu beseitigen

Das waren zumindest unsere am wenigsten verrückten Ideen, die wir erst einmal weiter anschauten und bei denen wir versuchten Für und Wider zusammenzutragen.

Letztendlich blieben zwei Varianten übrig.
Zum Einen versuchten wir uns auf ein Jahr durchhalten bis zum kommenden Januar 2023 einzustellen und überlegten wie wir am Besten mit den Umgebungsbedingungen umgehen sollten: Da kamen Fantasien vom Mieten eines klimatisierten Zimmers, über eine Klimaanlage für Gegenwind mit Hafenplatz und Stromanschluß oder der tägliche Besuch von Einkaufsmalls und Eishalle zum Schlittschuhlaufen auf die Liste
und
zum Anderen formulierten wir ein paar Emails um „Scotty“ zu erreichen.

Auch wenn wir uns nach kühleren Orten sehnten, hatten wir es nun ja erst einmal nicht mehr eilig um den Ankerplatz zu verlassen, denn einen teuren Hafen würden wir noch früh genug aufsuchen,

Wir schauten immer wieder in die verschiedensten Wettervorhersagen aber es änderte sich nichts. Wir beobachteten das Heranziehen eines Twisters, wie viele Thailänder die Depressionen nennen und damit wurden die Gewitter und Wolkenbrüche immer heftiger. Der Luftdruck schwankte mächtig, so daß wir wie üblich in solchen Wetterlagen müde durchhingen und der Kreislauf kämpfen mußte.

In dieser Zeit bekamen wir eine völlig überraschende, super, super tolle Nachricht von einem guten Engel über eine kräftige Unterstützung – Vielen lieben Dank!!!

Kaum einige Tage später, am Donnerstag, den 10.März 2022 erhielten wir eine Email von „Scotty“ mit einem Angebot zum Beamen!
Naja es war eher ein Schiffstransport mit dem Frachter aber für unsere Art des Reisens gefühlt wie beamen.
Das Angebot wühlte uns mächtig auf, denn es war nicht wirklich extrem utopisch hoch, so wie wir es sonst in jeder Erzählung bisher gehört hatten, es hatte allerdings einen Haken – die Entscheidung dafür hatte nur einen Tag Zeit, denn dann sollte der Ladeplan gemacht werden.

Wir telefonierten, wir verbrachten eine schlaflose Nacht, wir rechneten und wir überlegten hin und her.

Jetzt das Angebot von „Scotty“ zum Beamen und wenige Tage zuvor die Überraschung von einem Engel uns zu unterstützen, das muß ein Wink des Schicksals sein!

Mit dieser Kombination könnten wir raus aus den hiesigen, brutalen, tropischen Bedingungen in diesen Gewässern und zusätzlich würden wir damit so weit kommen, das wir unser Ziel doch noch erreichen könnten – auffälliger kann das Schicksal wohl kaum winken.
So sagten wir bei dem Schiffstransport zu!

Am Sonntag, den 12.März 2022 holten wir unseren Anker auf und fuhren in die AoPo Grand-Marina, die wir ja schon kannten. Hier begannen nun unsere Vorbereitungen für den Schiffstransport.

Viele Grüße aus einem anderen Land
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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