Datum: Samstag, 07. Dezember 2019 – 10:15 Uhr Queensland-Zeit
GPS-Position: S 11°08,735‘, E 140°02,767‘
Kurs: 250°, Geschwindigkeit 3,5-4kn, wir segeln: Genua III gesetzt. Die Torresstraße liegt in unserem Kielwasser und wir durchpflügen die Arafurasee um den Golf of Carpentaria zu queren. Unsere letzte Tagesfahrt führte von Mount Adolphus Island nach Horn Island 26 sm. Gestern haben wir Horn Island weiter Richtung Westen verlassen. Gesegelt seit Horn Island 127sm, noch zu segeln 216sm.
Aktuelles Wetter: Sonnenschein, leicht bedeckt, bei 31,4°C im Schiff, Wassertemperatur 28,8°C, Wind 3 Beaufort aus Ost, See kleiner 0,5m die Wellen sind wie auf der Ostsee.
Am Mittwoch, den 04.Dezember 2019 sind wir von Mount Adolphus Island zu unserer Vorerst letzten Tagesetappe aufgebrochen. Unser Ziel war die Insel Horn mitten in der Torresstaße, der mit Untiefen, heftigen Winden und reißenden Strömungen berüchtigten Meerenge zwischen Australien und Papua Neuguinea.
Wir motorten, denn der Wind war flau. Unseren Tiefenmesser beäugten wir skeptisch, denn seit unseren Ozeanpassagen mit über 1000m Wassertiefen ist uns alles unter 100m suspekt. Naja, damit hatten wir viel zu tun, denn die Wassertiefen erreichten in der Adolphus Passage und im Flinders Kanal, die uns zur Insel Horn führten keine 30m. Die Angaben in der Seekarte und dem Revierführer stimmten auch nur teilweise nach Bereinigung der Gezeitenstände mit der Realität überein. Die Strömung war entgegen unserer Befürchtung sehr moderat, nur 1-2kn Strom schoben uns. Nach unserer Berechnung wollten wir vor Horn Island bei Stillwasser Ankern und so war das Ankermanöver kurz vor
Hochwasser ziemlich entspannt (Hochwasser um 11:12Uhr/ 2,74m auf Position S10°35,681‘ E142°14,519‘ bei Wassertiefe 10,5m). Wir lagen eingekreist zwischen der Insel und Untiefen gemeinsam mit einigen Fischerbooten und ein paar Wracks.
Nach unserer Ankunft gönnten wir uns unser Mittagessen und dann machten wir unser Dingi fertig, das die letzten Monate im Vorschiff verstaut eine Ruhepause hatte.
Helge sollte an Land um Diesel und am besten auch Wasser aufzufüllen. Nur leider hatte unser Außenbordmotor keine Lust nach sooo langer Ruhephase wieder den Dienst aufzunehmen. So verbrachten wir den Rest des Tages mit Arbeiten an diesem hinterhältigen Arbeitsverweigerer.
Die Restarbeiten erfolgten dann am kommenden Morgen und so sprang Helge mit den ersten leeren Diesel- und Wasserkanistern ins Dingi und fuhr los zu Anleger.
Unser Dingi war das kleinste Bötchen, das dort lag. Sonst lagen am Anleger nur stabile Alu und Stahl Arbeitsboote, so daß Helge sich mit unserem kleinen Dingi ein wenig verloren vorkam. Ob das wohl an den Krokodilen liegt, vor denen alle paar Meter Warnschilder aufgestellt sind?
Der Hauptort auf Horn Island erinnerte Helge an den Film „Krokodile Dundee“ und dessen Heimatort. Die Menschen waren ebenso einsilbig, die Straßen Schotterpisten und die Tankstelle mit den Zapfsäulen gehörte eigentlich eher in ein Museum. Aber zumindest Diesel bekam Helge. Einen Wasserhahn für unsere kleinen Mengen Wasser konnte man allerdings nicht bieten. So machte Helge sich wieder auf den Rückweg. Leider hatte der Dingimotor keine Lust mehr seine Arbeit weiter zu verrichten und so blieb Helge nur das Paddeln übrig. Zum Glück paßte die Strömung gerade. Nach ein wenig rechnen beschlossen wir das die Dieselmenge jetzt bis zum nächsten Ziel reichen müßte und Trinkwasser wollten wir weiter strecken für die kommenden Tage – es gibt halt weiterhin keine Dusche.
Gestern sind wir dann aufgebrochen zu unserem nächsten Ziel – westwärts!
Das war nicht ganz einfach, denn Horn Island wollte uns nicht loslassen. Beim Einholen der Ankerkette hatte sie sich ordentlich verheddert. Mit einem heftigen Kraftakt zerrten wir das ganze verhedderte Bündel an die Oberfläche und machten uns ans Entknoten. Wir mußten unsere Kette von einem alten Anker sowie ein paar abgeschnittenen Kabeln und einen T-Shirt befreien. Dann aber ging es endlich los mit ansteigender Flut verließen wir Horn Island, warfen noch einen flüchtigen Blick auf das bekanntere Thursday Island und wurden dann zwischen den Untiefen mit bis zu 9kn Fahrt aus dem Inselgewirr hinausgeschoben in den Prince of Wales Kanal. Über die Gannet Passage verließen wir gestern um 12:40 Uhr die Torresstraße.
Die Winde waren schwach und so motorten wir weiter. In den Abendstunden konnten wir für eineinhalb Stunden Segel setzten aber der Wind hielt nicht lange durch und so motorten wir durch die Nacht. Heute Morgen reichte der Wind wieder und so segeln wir seit 07:50 Uhr unter Vorsegel gemütlich dahin. Die Wellen erinnern uns an die Ostsee nur die Temperatur hat damit wohl so gar nichts gemeinsam, denn wir schwitzen wie in der Sauna.
Viele Grüße aus der Arafurasee, Australien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind