Der große Tag: Aufbruch in einen neuen Ozean!
Am Donnerstag, den 02.März 2017 starteten wir zu unserer Panamakanal Passage!
Nach dem Frühstück bekamen wir als allererstes Besuch von Rick, einem Leinenhänder- und Marineservice Betreiber, der uns die vier vorgeschriebenen 125 Fuß (ca. 38m) langen Leinen und acht Fender, in Plastik verpackte Autoreifen, brachte. Dann ging es für uns an die letzten Vorbereitungen für Gegenwind und für unsere zusteigende Kanalcrew. Jede Yacht, die den Kanal passieren will muß den Skipper und vier Personen zum Bedienen der Leinen an Bord haben, sprich die Kombüse lief auf Hochtouren!
Wir gingen noch einmal unter die Dusche in der Marina – wer weiß wann wir den Luxus wieder genießen können. Dann verschwand Helge für eineinhalb Stunden im Marina- Büro um zu bezahlen. Aber trotz vorheriger Ankündigung war die Rechnung natürlich nicht vorbereitet oder geschweige denn die Fehler korrigiert – halt Panamatypisch. Am Ende war dann doch alles gut.
Um 14:30 Uhr traf unsere Crew ein: Elke und Jochen von der Vitania, ein deutsche Paar und Karin von der Shang Do, aus Südafrika. Nach einer kleinen Einweisung und der Verteilung der Schlafplätze legten wir kurz vor 15:00 Uhr ab. Es gab allerding dazwischen einen Telefonanruf aus Deutschland – Asha ist jetzt Tante!
Auf diesem Weg nochmal unseren herzlichsten Glückwunsch an die stolzen Eltern!!! Natürlich auch von unserer Crew: „Alles Gute!“ – Wir waren bei dem Anruf doch sehr angespannt mit unseren eigenen Vorbereitungen und realisieren erst jetzt so langsam den neuen Erdenbürger!
Entsprechend den Vorgaben der Kanalverwaltung erreichten wir die Flats, die Wartezone, gegen 16:00 Uhr und ließen uns dort in dem Bereich treiben. Die anderen Yachten versammelten sich ebenfalls und ankerten oder ließen sich dort treiben bis zur Ankunft der Advisor (Vorgeschriebener Lotse für Yachten). Insgesamt sollten an diesem Tag fünf Yachten in den Panamakanal einlaufen, ein Megakatamaran, der für sich alleine blieb, die „Horizon“, ein 50 Fuß (gut 15 Meter) langer Zweimaster, die „Let it be“ (48 Fuß/ gut 14,5 Meter), die „Little Dove“ in unserer Größe und unsere „Gegenwind“.
Wir vertrieben uns die Wartezeit mit einem späten Mittagessen: Kokusnußschmarrn und Obstsalat. Übrigens hatte Asha den stressigsten Job: Zum einen mußte die gesamte Crew und der Advisor mit Essen und Trinken versorgt werden und zum anderen mußte sie in den Schleusen die Leinen mitbedienen.
Beim Panamakanal muß man natürlich auch trotz Termin Wartezeiten hinnehmen, denn wir sind ja schließlich in Panama. Um 17:20 Uhr wurden die Advisor per Lotsenboot zu uns gebracht. Unser Advisor, Freddy, war erfahren und locker drauf. Wir steuerten also gemeinsam mit den anderen Yachten in Richtung Gatun Schleusen. Wir hatten Glück mit unserem Advisor, denn er ließ Helge freie Hand bei der Schiffsführung. Das hatten wir bei unseren Fahrten als Leinhänder auf anderen Schiffen schon ganz anders erlebt – genaue Geschwindigkeitsvorgaben, exakte Fahranweisungen bis hin zur Ruderstellung und Motordrehzahl. Das dumme dabei ist nur, das die Advisor die Yachten während ihrer Freizeit, als Zweitjob, durch den Kanal bringen und wenig wissen über das Verhalten von kleinen Yachten haben – aber zum Glück hat der Skipper das letzte Wort und bei dem Ausspruch „Gefahr“ geben die meisten Advisor wohl doch irgendwie nach.
Aber, wie gesagt, mit Freddy hatten wir Glück. Wir waren allerdings auch ordentlich angespannt, aber mit einigem Spaß erreichten wir die erste Schleuse zum Gatun See gegen 18:20 Uhr. Bevor wir in die Schleuse einliefen bildeten wir ein Päckchen mit drei Schiffen. Unser Päckchen, so eine Art großes Floß setzte sich aus der „Let it be“ als Mittelschiff, der „Little Dove“ an der Steuerbordseite und unserer „Gegenwind“ an der Backbordseite zusammen. Diese Konstellation sollte für jede Schleuse gleich bleiben.
Wir folgten der MTN Antwerp in die Schleusenkammer und ca. 18:30 Uhr waren die Tore zur Karibik geschlossen. Eine halbe Stunde später, es war inzwischen dunkel und die Schleusen wurden flutlichtartig beleuchtet, waren wir ca. 10 Meter über der Karibik. Die nächste Schleusenkammer öffnete sich, und der große Brummer vor uns wurde von vier kräftigen Kanallokomotiven weitergezogen. Wir ließen die Leinen locker und folgten dem Großen. Auf den kleinen Schiffen, also auf der „Little Dove“ und unserer „Gegenwind“ waren je eine Vor- und eine Heckleine zu bedienen. Auf den Schleusen wurden unsere Leinen von Schleusenmitarbeitern weitergetragen. Unser Mittelschiff, die „Let it be“ fuhr das Päckchen vorwärts. Thierry auf der „Little Dove“ und Helge auf der „Gegenwind“ mußten in den Strudeln nur mit Vor- und Rückwärtsgas die Richtung ausgleichen.
Auch die zweite Kammer brachte uns wieder ca. 10 Meter in die Höhe. Und so ging es dann auch durch die dritte Kammer der Gatun Schleuse, so daß wir gegen 19:30 Uhr, auf insgesamt ca. 30 Meter über Meereshöhe, in den Gatun See einliefen.
Im stockfinsteren fuhren wir dann, natürlich jetzt jeder für sich zu unserm Übernachtstopp, einer großen Festmacherboje etwas abseits der neuen Schleusen. Hier trafen wir nun den Megakatamaran, etwas entfernt vor Anker wieder und auch die „Horizon“ war schon hier. Sie hatte in der Nachbarkammer geschleust und lag bereits an der Festmacherboje. So verknoteten wir auf Anweisung unserer Advisor die Schiffe für die Nacht alle im Päckchen um die Boje herum. Dann wurden die Advisor von einem Lotsenboot abgeholt und so war das Tagwerk vollbracht – ziemlich anstrengend.
Während für Skipper und Crew jetzt entspannen angesagt war, ging es für Asha wieder an die Arbeit: Abendessen stand an. Und so zauberte sie Kürbispuffer mit heißem Tomatenzwiebel- Sugo und abgeratenen Putenmedaillons.
Gegen 23:00 Uhr fielen wir müde in die Kojen, wobei sich Asha ihr Nachtlager zwischen Naviplatz und Kombüse bereitete, denn die fünfte Koje, unsere Hundekoje, bekamen wir mit unserer ganzen Ausrüstung an Bord beim besten Willen nicht mehr freigeräumt.
Viele Grüße aus dem Pazifik, Balboa Yacht Club, Panama City
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind