Unser abgebrochenes Auslaufen aus Bahia de Caraquez hatte uns eine lange und harte Zitterpartie eingebracht.
Mit dem Ausstempeln unserer Ausweise aus Ecuador kamen wir zwar als Notfall wieder an unsere Mooringtonne zurück, denn die Sandbank ließ uns nicht passieren aber nichtsdestotrotz waren wir nur geduldet und hätten Ecuador eigentlich nach 72 Stunden (internationales Seerecht) verlassen müssen.
Die Einwanderungsbehörde schaut da nur auf die Regeln, das aber Wind, Wetter und die Schiffssicherheit auch eine Rolle spielt, berücksichtigen die Regeln nicht.
Wir wollten nicht mit einem Spätnachmittagshochwasser und kräftigem Gegenwind vor einer Lee- Küste in die Nacht hinein starten und dann die ersten, voraussichtlich 70 Seemeilen um unbeleuchtete Fischerboote und deren lange Leinen und Netzte Slalom fahren – das wäre seemännischer Unsinn.
Auf der anderen Seite drohte uns die Einwanderungsbehörde mit exorbitanten Strafzöllen für Gegenwind und unserer zwangsweisen Abschiebung ohne Gegenwind. Eine Verlängerung unseres Bleiberechts wäre zwar möglich gewesen, hätte uns aber mindestens ein bis zwei Monate hier aufgehalten und so zitterten wir vor jeder Uniform, die in unsere Nähe kam.
Dieser Status bescherte uns eine Idee davon, wie sich Menschen fühlen müssen, die in einem Asylverfahren hängen und nicht wissen ob sie vielleicht doch morgen abgeschoben werden – es war alles andere als toll.
Am Sonntag, den 10.September 2017, sind wir endlich raus und so auch diese Sorge los!
Die Prognose verspricht eine mäßige Brise aus Südwest bis West, ein Hochwasser von 2,85 m zum Sonnenaufgang um 06:17 Uhr, kleine Wellen und den ganzen Tag Zeit um die Fischerboote und deren Leinen bei Tageslicht zu umfahren.
Tatsächlich lag die Barre um 06:30 Uhr ohne Aufsetzen (die geringste gemessene Wassertiefe betrug 2,00 m) hinter uns und wir haben Segel gesetzt!
Ende gut, Alles gut!? Und nun also ein letztes Tschüss und vielen Dank Puerto Amistad Marina!
Viele Grüße vom Pazifik
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind