Langsam realisieren wir unsere Ankunft in der Südsee während Gegenwind sanft in der Dünung schaukelt, die in unsere Ankerbucht vor dem Ort Hanavave auf Fatu Hiva hineinläuft. Dabei geht es ca. einen halben Meter hoch und wieder runter. Die Brandung rauscht an den steilen Felswänden entlang und bricht sich am steinigen Strand vor dem Anleger. Einheimische Surfer versuchen sich hier sogar im Wellenreiten. Der Wind pfeift immer mal wieder in kräftigen Fallböen (bis zu Windstärte sieben) durch unsere Ankerbucht und rüttelt und schüttelt Gegenwind dann kräftig durch – Das bringt aber auch angenehme Kühle zu uns.
Nach unserer Ankunft am Dienstag, den 31. Oktober 2017 erledigten wir nach ein wenig Ausruhen die ersten Arbeiten an Gegenwind. Zuerst stellten wir die Leerlaufdrehzahl bei unserem Nanni Diesel neu ein, denn der Alarm für das Vorglühen meldete sich bei unserer Ankunft sobald wir den Gang herausgenommen hatten. Anschließend prüften wir die Rotorblätter von unserem Windgenerator – der Vogelschlag hatte aber wohl nur dazu geführt, das die Rotorblätter aus ihrer Balance gekommen waren. Nach der Neuausrichtung liefert und der Windgenerator jetzt auch wieder den Strom den wir benötigen. Und zu guter Letzt ging es ins Wasser, um wenigsten das Ruderblatt und den Propeller von dem Bewuchs zu befreien. Die Pocken und vor allem die Entenmuscheln waren richtig hartnäckig und gaben selbst kaum auf, als wir ihnen mit einem ganz groben harten Metallkratzer zu Leibe rückten. Einige Pocken ließen sich nur mit spitzkantigen Werkzeugen und schweißtreibender Unterwasserarbeit abbekommen.
Mal nebenbei bemerkt: Das Wasser mit seinen 27,3°C bringt uns eigentlich eher zum Frieren.
Unsere erste Nacht am Anker war doch ziemlich ungewohnt und bei der Stille in den Kojen schliefen wir fast unruhiger als auf See – aber das wird schon noch!
Den kommenden Tag begannen wir kurz vor Sonnenaufgang gegen 05:00 Uhr (Marquesas- Zeit) mit einem Müslifrühstück und anschließend ging es mit Taucherbrille, Schnorchel und Kratzer bewaffnet ins Wasser um Gegenwinds erste Seite von dem Unterwasserbewuchs zu befreien. Anschließend kam Besuch vom Nachbarschiff und brachte uns ein Stück selbstgebackenes Bananenbrot, das wir sofort mit Genuß verspeisten, nachdem Hanna von Bord war. Immer noch keine Ruhe, denn bevor wir an Land konnten mußten wir uns um unseren Außenborder kümmern, der in Ecuador an unseren letzten Tagen in den Streik gegangen war. Also schnell noch einmal den Vergaser demontieren, reinigen und alles wieder zusammenbauen – das ist inzwischen reine Flickschusterei, da fast alle Schrauben nur noch aus Korrosion bestehen und Ersatz nicht verfügbar ist. Asha bereitete uns ein Mittagsmahl auf das wir uns schon lange gefreut hatten: Eine Bordpizza! Die Zutaten bestanden aus einem Hefeteig mit Ananas, Dosenfleisch un
d einer selbstgemachten Pizzasoße. Da wir Gas sparen müssen, wer weiß wann es wieder welches gibt, bereitete Asha die Pizza in der Pfanne zu – echt lecker!.
Zu Guter Letzt pumpten wir unser Schlauchboot noch auf. Nun dämmerte es auch schon und zum Tagesabschluß genossen wir nach langer Zeit mal wieder einen Film auf unserem Computer.
Nach der zweiten Nacht am Ankerplatz, die schon etwas entspannter war, stiegen wir wieder kurz vor Sonnenaufgang aus den Kojen und genossen unser Frühstück im Cockpit beim Anblick der schroffen Felswände um uns. Ziegen die überall auf den steilen Hängen herumklettern meckerten sich in den Tag und die Vögel flogen ihre Runden an den Felsen entlang, um sich ebenfalls ihr Frühstück zu suchen.
Nachdem Frühstück ging es wieder ins Wasser um Gegenwinds zweite Seite vom Bewuchs zu befreien. Dann aber suchten wir unsere Sachen zusammen, machten unser Dingi abfahrbereit, schlossen die Luken und fuhren in Richtung Anleger. Zuvor hielten wir noch bei unserem Nachbarn, den wir schon aus Bahia de Caraquez kannten und sagten kurz „Hallo!“. Er reichte uns als Willkommen gleich ein paar Früchte rüber.
Endlich um kurz nach 11:00 Uhr setzten wir unsere Füße an Land!
Unser Dingi trugen wir an Land, denn auch in dem kleinen Becken zum Anlegen gehen die Wellen mit ca. einem halben Meter hoch und runter. Das Anlanden an der Rampe war eine ganz schön glitschige Angelegenheit und die Wellen die einem die Füße wegziehen wollen sind keine große Hilfe dabei.
Unsere ersten Schritte im Südseeparadies fühlten sich an wie das erste Aufstehen nach langer bettlägeriger Krankheit. Trotzdem wanderten wir los. Wir durchquerten das Dorf, bei dem uns sofort auffiel, das alles super sauber und gepflegt war. So ein sauberes und gepflegtes Dorf haben wir wohl seit verlassen der Nordeuropäischen Küste nicht mehr gesehen.
Obwohl uns das gehen schwer fiel wollten wir doch ein Stück weit weg vom Wasser um aus nächster Nähe einen Blick auf die bizarren vulkanischen Bergformationen zu werfen – beeindruckend schön!
Viele Grüße aus Fatu Hiva, Marquesas Archipel, Französisch Polynesien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind