Nach so viel Vergnügen dachten wir natürlich mal wieder ans Arbeiten!
Es gibt hier auf Hiva Oa seit einem guten Jahr eine Schiffwerft die im Aufbau ist und so kamen wir nicht umhin dort einmal vorbeizuschauen und das ganze unter die Lupe zu nehmen, denn Gegenwinds Unterwasserschiff schreit halt regelmäßig nach Aufmerksamkeit.
Uns gefiel die Werft – Modernes Gerät und umsichtige Mitarbeiter!
Und so beschlossen wir kurzerhand direkt einen Termin zu vereinbaren und die Arbeiten in Angriff zu nehmen. Am Donnerstag, den 23. November 2017 holten wir den Anker aus dem modrigen Grund und fuhren zum Slip. Gegenwind wurde jetzt das erste Mal wie eine Jolle mit dem Trailer aus dem Wasser gezogen. Es war schon ein komisches Gefühl Gegenwind direkt auf einen Trailer zuzusteuern und langsam immer weiter vorwärts zu fahren bis ihr vorderer Teil auf dem Trailer auflag. Dann wurden die Stützen mit dem Trailer angehoben und mit ordentlichem Geschuckel lag sie dann vollständig auf und der Traktor zog uns langsam aber sicher die Rampe immer höher hinauf. Wir hatten eine interessante Aussicht bei der kurzen Fahrt mit Gegenwind über den Weg zu unserem Werftplatz.
Nachdem Gegenwind abgestellt wurde, befreiten die Werftarbeiter sie mit einem Hochdruckreiniger von ihrem schlimmsten Unterwasserbewuchs in einer zweistündigen Aktion.
Dann ging es für uns an die Arbeiten: Der Überblick folgt am Ende unseres Berichtes!
Nun aber zu unserem Leben an Bord während des Werftaufenthalts.
Unser Tag begann regelmäßig erst mit Sonnenaufgang, also um 05:00 Uhr morgens, obwohl wir eigentlich häufig genug zwischen 03:00 und 04:00 Uhr morgens geweckt wurden. Überall auf der Insel laufen Hühner und Hähne frei herum, so natürlich auch auf der Schiffswerft. Und die ersten Hähne waren echte Frühaufsteher und begannen ihr ganztägiges Kikeriki oder ein heiseres Krächzen zu dieser nachtschlafenden Zeit und das gerne auch unter Gegenwind.
Nach dem Frühstück ging es zwischen 06:00 und 07:00 Uhr an die Arbeit. Zur Mittagszeit bereitete Asha uns ein Essen an Bord um danach gestärkt die Nachmittagsarbeiten aufzunehmen. Wir versuchten gegen 17:00 Uhr unsere Arbeiten langsam zu beenden, um dann ein Abendbrot und unseren leibgewonnenen Obstteller zu genießen. So gingen wir mit den Hühnern kurz nach Dunkelwerden gegen 20:00 Uhr schlafen.
Die Werftbesitzerfamilie Vincent, Maria und ihre beiden Töchter Ganaia und Kimiora saßen regelmäßig mit ihren Mitarbeitern, uns Seglern und einigen Freunden wie eine große Werftfamilie zu einem „Afterwork- Klönschnack- Feierabend“ zusammen.
Außerdem nahmen wir an einem Mittwochabend an dem wöchentlichen Barbecue gleich neben der Werft Teil, aber das war uns zu Französisch, denn wer kein gutes Französisch spricht bleibt bei den weißen Franzosen aus dem Mutterland gerne außen vor – man will keine andere Sprache sprechen, halt typisch Französisch (Natürlich gibt es durchaus auch nette Ausnahmen).
Das eine oder andere Mal mußten wir in den Ort marschieren um unsere frischen Vorräte und ein paar Arbeitsmaterialien zu besorgen. Einmal hatte Ganaia, die neunjährige Werfttochter Lust Helge auf dem langen Weg durch die pralle Sonne zu begleiten – sie hatte tapfer durchgehalten und zur Belohnung gab es im Ort ein Eis.
Die Werft selbst ist neben den Schiffsarbeiten ein faszinierender Ort. Wir lernten, das die Hühner ihren Sex im Wesentlichen auf dem einzigen Baum der Schiffwerft, dem „Hühnersexbaum“, machten und der stand genau neben Gegenwind. Wir fanden aber auf dem ganzen Gelände kein einziges Ei. Allerdings liefen einige Küken neben den Hennen her und piepsten uns den ganzen Tag voll. Zusätzlich surrten Massen von Bienen, die vermutlich von den vielen Bienenstöcken in den Gärten um die Schiffswerft herum kommen, überall herum (Honig ist allerdings auf den Inseln superteuer; 750g ca. 20€). Und in dem zurzeit noch provisorischen Toiletten- und Duschhäuschen hatten wir immer wieder Besuch von Ameisen und kleinen Geckos. Die Werft bot uns also neben unserer Arbeit noch so etwas wie „Leben auf dem Bauernhof“, was uns den Aufenthalt ein wenig versüßte.
Am Montag, den 11. Dezember 2017 waren wir fertig und verließen die Werft wieder per Trailer, um dann um kurz nach 12:00 Uhr wieder in der Bucht von Tahauku, Port Atuona, am Anker zu schwimmen.
Die Werft können wir empfehlen für alle die es familiär mögen, die umsichtige Mitarbeiter wollen, gepflegtes und gewartetes Material bevorzugen und eine Wertfamilie die sich kümmert suchen. Der Trailer kann Schiffe bis zu 20 Tonnen laden und wir fühlten uns mit unserem kleinen Schiff gut aufgehoben und nicht so winzig und verloren wie an anderen Plätzen, die für unsere Schiffsgröße nur überdimensionierte Liftsysteme bieten. Noch ist allerdings etliches, wie Büro und Ausrüstungsshop im Bau macht aber einen soliden Eindruck und selbst europäische Standards wie ein Wasserauffangbecken beim Abspritzen des Unterwasserschiffs sind umgesetzt. Nicht ganz unwichtig war es für uns das Vincent und Maria sich über Helges Französisch freuten aber sich trotzdem bemühten Englisch zu sprechen.
(Maintenance Marquises Service: www.maintenancemarquises.com )
Hier folgt nun der Überblick über unsere Werftarbeiten:
Unterwasserschiff abkratzen, schleifen und neu mit Antifouling malen
Beim Unterwasserschiff durften wir im unteren Kielbereich wieder ein paar kleine Osmosestellen reparieren und leider auch im vorderen Bereich unterhalb der Wasserlinie eine ca. 10x20cm große Osmosestelle bearbeiten. Dazu mußte die betroffene Stelle erst einmal ordentlich aufgemacht und getrocknet werden, bevor wir mit Glasfasermatten, Harz, Spachtel, Primer und Antifouling alles wieder fit machen konnten. Das hatte unsere Werftzeit um eine knappe Woche verlängert. Übrigens ist Osmose an Kunststoffschiffen auf Langfahrt eher normal als eine Ausnahme.
Ruderblatt und Skeg sind bei der Hanseat 70 aus Edelstahl und somit hält Farbe nur schlecht, so daß hier blankes Metall zum Vorschein gekommen war und wir nach dem kratzen und schleifen einen völlig neuen Farbaufbau von der Grundierung bis zum Antifouling vornehmen mußten
Den Geschwindigkeitsmesser demontierten wir, legten ihn in Essig ein und gaben ihm viel neues Fett beim Wiedereinbau
Der Auspuff bei unserer Hanseat befindet sich unter Wasser, so daß er voller hartnäckiger Muscheln war und einiges an Kratzarbeiten erforderte (wir wurden beim Einbau unseres Nanni Diesels gefragt ob wir das so lassen wollten und wir wollten es, aber heute würden wir definitiv anders entscheiden und den Auspuff über Wasser verlegen)
Wir montierten neue Zinkanoden – es geht doch wirklich viel einfacher an Land als per Schnorchel unter Wasser
Dem Propeller widmeten wir einen Tag kratzen, bürsten, polieren und Fetten (wir malen den Propeller nicht an, denn die Farbe blättert sowieso nach kurzer Zeit ab)
Die ganzen Rumpfdurchlässe und Ventile reinigten wir und unterzogen sie einer Inspektion, dabei stellten wir fest, das unser Küchenauslaß durchgerostet war, so daß wir ihn ersetzen mußten. Außerdem saß das WC- Auslaßventiel locker. Also bauten wir es aus, reinigten es und setzten es neu eingedichtet wieder ein – das ging leider nur mit viel Gestank, Geschimpfe und einigen Schrammen an Helges Armen, denn es ist alles sehr eng dabei.
Endlich befreiten wir auch den Rumpf vom moosartigen Bewuchs der langen Pazifikpassage und nun glänzt er wieder unter einer frischen Politur
Der Windpilot (unsere Windsteueranlage) bekam eine Pflegekur, denn ohne lästiges Geschaukel ist es viel sicherer für die vielen Kleinteile und Schrauben, dafür konnten wir sogar von der Werft ein Gerüst nutzen
Gegenwinds Deck und ihr Cockpit bekam endlich mal wieder eine ausgiebige Süßwasserwäsche, wobei wir feststellten, das ein Großteil der Nähte von unserem Sprayhood sich aufgelöst hatten – auch das so ein dummer Fehler vor unserer Abfahrt. Unser Segelmacher fragte uns als wir das Sprayhood bestellten, ob es eher dicht sein soll oder ob die Fäden länger der Sonne standhalten sollen. Wir wollten damals ein dichtes Sprayhood. Aus heutiger Langfahrtensicht würden wir uns eher für eine längere Haltbarkeit der Fäden entscheiden. Hier gibt es leider keinen Segelmacher und so sitzen wir jetzt Stunde um Stunde und nähen die Nähte von Hand nach. Das wird wohl noch eine ganze Zeit lang so weitergehen
Wir spülten auch den Sumpf unserer Bilge mal wieder mit Süßwasser durch
Und auch unsere Großwäscheteile spülten wir nach langer Zeit endlich mal wieder mit Süßwasser aus
Die Beschaffung von Ersatzteilen ist hier in den Marquesas eher kompliziert, langwierig und sehr kostspielig.
Wir hatten zum Glück die meisten Sachen die wir benötigten dabei. Nur Antifouling bekamen wir von einem anderen Segler, der viel zu viel gekauft hatte (das hätten wir allerdings auch in der Werft kaufen können). Primer und Spachtelmasse kauften wir in der Werft. Kleinkram wie Pinsel Rollen, Schleifpapier gibt es im Ort im Store. Den Auslaß für unsere Küchenspüle bekamen wir ebenfalls im Store, mußten allerdings mit einer Einheitsgröße vorlieb nehmen.
So viel zu unseren Arbeiten!
Viele Grüße aus dem Marquesas Archipel, Französisch Polynesien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind