Wir hatten es geschafft rechtzeitig vor den Festtagen mit unseren Arbeiten fertig zu werden! Nachdem wir nun also die Werft verlassen hatten, gingen wir noch in den Ort zum Shoppen um unsern Proviant aufzufüllen und dann holten wir am Donnerstag, den 14. Dezember 2017 um 07:40 Uhr unseren Anker ein, um zur Nachbarinsel zu segeln.
Nach einem herrlichen Segelstückchen von 12 Seemeilen erreichten wir unser Ziel, die Baie Vaitahu auf der Insel Tahuata und ließen unseren Anker auf 10,8 Meter Wassertiefe fallen. Wir hatten echten Segelspaß, obwohl wir nur unser kleines Vorsegel gesetzt hatten. Gegenwind erreichte zeitweise sogar fast ihre Rumpfgeschwindigkeit. Was ist das für ein Unterschied mit dem neuen Unterwasserschiff im Vergleich zu der mühsamen zweiten Hälfte der Pazifikpassage.
Die Bucht war zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich voll. Wir waren das zwölfte Schiff, so daß wir lange nach einem Ankerplätzchen für uns suchten. Vaitahu wird von Bergen umrahmt und es ist daher mit drehenden Winden zu rechnen, was die Ankerplatzsuche nicht vereinfachte. Wir brachten platzsparend, wie einige andere Schiffe in unserer Nähe, den Heckanker aus. Unterschiedliche Ankermethoden zusammen mit den drehenden Winden bescherten uns und anderen Seglern in den kommenden Tagen allerdings einige Ankermanöver, denn jedes Schiff, große Katamarane, kleine und große, moderne und alte Einrumpfboote drehten sich unterschiedlich um die Anker. In den kommenden Tagen drängten sich dann über 35 Schiffe auf dem Ankerplatz zusammen. Zusätzlich kam täglich ein Schiff der französischen Marine angefahren und landete am Betonpier Festtagsteilnehmer für das Marquesas- Festival, das in der kommenden Woche hier stattfinden sollte. Die Bewohner von Vaitahu hießen die Delegationen mit einer traditionellen polynesischen Begrüßungszeremonie willkommen. Die paradiesischen Südseeklänge klangen fremdartig aber wunderschön und paßten prima zu Helges Geburtstag. Ungewöhnlich für die Südsee war allerdings Helges Geschenk, denn Asha bereitete ein leckeres Gyros, mit selbstgemachtem Zaziki und Krautsalat, auf das Helge schon seit ein paar Wochen immer wieder einmal Appetit hatte.
Unsere ersten Landbesuche waren eine echte Herausforderung, denn wir mußten mit der Brandung auf dem Strand anlanden, da der Betonanleger für die Begrüßungszeremonien reserviert war und uns somit nicht zur Verfügung stand. Die Wellen oder besser gesagt die Dünung bringt ein ständiges auf- und ab der See von bis zu einem halben Meter in der ganzen Bucht. Am ersten Tag waren die Wellen gnädig und klein, obwohl doch auch dabei der eine oder andere Segler mit seinem Dingi beim Anlanden am Strand kenterte. Und das wegkommen vom Strand war ein nasser Spaß. Das Zweite Anlanden geschah dann bei größeren Wellen, die sich bis zum Strand auf den besagten halben Meter aufbauten um dann kräftig schäumend zu brechen. Wir schafften unsere Landung genauso wie es in Comics gezeigt wird. Die erste Welle ging ruhig unter uns hindurch. Aber die zweite Welle umspülte unser Dingi wild schäumend, sprudeln und zischend, hob uns dann regelrecht an, während wir vor uns den steinigen Grund auf uns zukommen sahen und mächtig Angst hatten an den Steinen hängenzubleiben, bevor sie uns perfekt und trockenen Fußes direkt auf dem Strand absetzte. Das erntete bei anderen Seglern echtes Erstaunen, während wir bei dem Spaziergang durch den Ort immer noch weiche Knie hatten. Im Ort lernten wir Teki kennen, der den Urlaub bei seiner Familie verbrachte und uns bei unserem Klönschnacks einen riesigen Beutel mit Früchten schenkte.
Irgendwann war es an der Zeit an Bord zurückzukehren und so standen wir am Strand, sahen unser winziges Dingi, die riesigen, schäumend brechenden Wellen und fragten uns wie wir da heil durchkommen wollten. Wir warteten. Es wurde aber nicht besser. Und so hielten wir aus, bis der Betonpier frei war, damit wir unser Dingi dorthin tragen konnten um es sicher ins Wasser zu setzen und dann zu Gegenwind zu paddeln.
Viele Grüße aus dem Südseeparadies Vaitahu, Insel Tahuata, Marquesas Archipel, Französisch Polynesien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind