Unser Ankerplatz ist und bleibt eine Herausforderung. Wir sind hier extrem Abhängig von Wind und Wellen verbunden mit den Gezeiten um an Land und wieder zurück an Bord zu kommen. Außerdem beeinflussen Wind und Wellen unser Leben an Bord massiv. Jetzt haben wir gerade mal etwas ruhigere Bedingungen, so daß wir auch tatsächlich etwas abstellen können ohne das es uns davonpurzelt und auch das Sitzen am PC führt gerade nicht zu Seekrankheit und Muskelkater. Blaue Flecken oder kleinere Blessuren haben wir sowieso immer wieder vom Leben am Ankerplatz.
Ihr werdet es kaum glauben aber wir sind langsam echt urlaubsreif!
Aber Gegenwind braucht an diesem Ankerplatz unsere ständige Aufmerksamkeit für die immer wieder rasselnde Kette, die sich irgendwo am Grund verdüddeln will, denn der Wind dreht uns immer wieder gerne 360° um den Anker und damit um die ganzen Wiederstände am Hafengrund, so daß wir inzwischen über eineinhalb Jahre wie auf hoher See leben und das sieben Tage vierundzwanzig Stunden lang.
Seitdem wir unseren Motor mit den Ersatzteilen wieder flott machen konnten, haben wir auch angefangen uns segelfertig zu machen, also alles durchchecken, defekte Teile so gut es geht mit Bordmitteln reparieren oder aus unseren Beständen ersetzen. Dabei stoßen wir bei unseren Möglichkeiten inzwischen schon das eine oder andere Mal an unsere hier gegebenen Grenzen und umtüddeln auch mal etwas mit Tape – das kennt Helge eigentlich nur aus seinen Segelanfängen als Jugendlicher aber nicht für einen 2000sm Trip.
Naja, wir wissen ja noch nicht einmal ob wir tatsächlich den Anker lichten können.
Immerhin sorgen zurzeit die Einreisebestimmungen für Phuket, Thailand für einen Hoffnungsschimmer – also drückt uns die Daumen das das klappt!
Südostasien ist zurzeit leider nicht so locker wie Europa was das Reisen angeht. Die Bestimmungen für private Segelreisen über Landesgrenzen hinweg schränken die Möglichkeiten ziemlich stark ein oder schließen sie gar ganz aus, während die Segelsaison, um mit dem richtigen Wind weiter zu segeln, stabil ist und der Wind in den kommenden Wochen wohl noch kräftiger wird. So haben wir den formalen Einreiseprozeß für Thailand begonnen und sind nun dabei uns durch einen Haufen Bürokratie und Formalismus zu arbeiten um vielleicht eine Genehmigung zu bekommen.
Einen Großteil unserer Proviantliste haben wir inzwischen vorsorglich schon abgearbeitet, denn bei unseren Einkäufen müssen wir ja auch ständig gucken, was wir gerade bekommen, denn was heute die Regale füllt, kann morgen schon für Wochen wieder aus sein.
Unsere Sprayhood, die Kappe über dem Eingang, haben wir an einigen Stellen nachgenäht und die meisten Schapps und Backskisten sind auch schon seegerecht gestaut. Jetzt steht noch die Segelausrüstung an, aber auch dazu brauchen wir ein paar ruhige Stunden in denen wir nicht wie wild durchgeschüttelt werden, damit wir unsere Hände zum Arbeiten nutzen können und nicht nur zum ständigen festhalten brauchen.
Das Unterwasserschiff haben wir in mühevollen Schnorchelgängen an mehreren Tagen von seinem Bewuchspanzer befreit. Bei der Wasserqualität hat Asha von Deck aus nach Öllachen, benutzten Einmalwindeln und anderem umhertreibendem, ekeligem Zeug Ausschau gehalten und Helge immer wieder aus dem Wasser herausgerufen, um nicht in Öl oder schlimmerem eingelegt zu werden. Trotzdem hat Helge dabei Ohr und Hautprobleme davongetragen, die nun erst einmal wieder abheilen müssen.
Auch die Ankerkette und der Anker verlangen nach dieser langen, ununterbrochenen Einsatzzeit unter Wasser einiges an Aufmerksamkeit und das möglichst an Tagen an denen Gegenwind nicht wie wild in der See rockt und dran zerrt.
Das Positive an all unseren ganzen Aktionen ist, das es tatsächlich mal wieder eine Perspektive für ein Weiterkommen und auf einen ruhigeren Liegeplatz gibt. Wir hoffen drauf!
Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste und bleibt gesund!
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind