Natürlich versuchten wir dem ganzen zu entkommen aber der Wind kam aus der Richtung in die wir wollten und außerdem neigten sich die Trinkwasservorräte einem bedrohlichen Tiefstand. So nahmen wir Kontakt mit den umliegenden Marinas auf, um eventuell, vielleicht, möglicherweise einen geschützten Platz zu bekommen. Ein Teil antwortete gar nicht, andere winkten mit der Aussage, wir sind voll ab und die dritte Kategorie bot uns einen Platz zum „Preis einer Luxusvilla“ an und das ohne Wasser, Strom und teilweise ohne Duschen. Also definitiv nix für uns.
So machten wir uns mit Schlauchi auf den Weg um die umliegenden Möglichkeiten, mit unserem Dingi an Land zu kommen, abzuklappern. Dabei erlaubte uns die Marina Villa Igiea ein kurzes, einmaliges, kostenloses Anlanden von zwei Stunden. Das half uns zumindest um ein paar Trinkwasserflaschen und ein wenig frisches Obst im Supermarkt zu besorgen. Für eine längere Platzbelegung durch unser ca. 2m langes Dingi, das wohl das winzigste Gefährt im ganzen Hafen war, veranschlagten sie 28€. Wir waren pünktlich zurück um dem Kostenwahnsinn zu entgehen.
Am kommenden Tag drehten wir mit Schlauchi eine Runde zu den umliegenden Bootsverleihern und Stränden. 20€ pro Tag war dort das günstigste Liegeangebot für unser Dingi. Allerdings gab es ja noch die Strandstückchen mit den zusammengepferchten Fischerbooten und den darin spielenden Kindern und Jugendlichen. Diese Plätze sind kostenlos, nur war uns das für unser Schlauchboot zu gefährlich, denn die Strandstücke waren mit Glasscherben und ähnlich spitzen Dingen übersät.
Bei unserer Suche gelangten wir schließlich in die Marina Arenella, deren Leute uns super freundlich entgegen kamen und uns ganz unkompliziert einen kleinen Platz, der für andere Boote unerreichbar ist aber für unser Schlauchboot prima paßte, anboten, sogar ganz ohne Kosten und jederzeit. Super – Problem gelöst.
Nachdem wir nun unseren Landzugang hatten, fingen wir an Supermärkte ausfindig zu machen und unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Trinkwasser, ein paar frische Lebensmittel und nun langsam auch die ersten Dinge aus unseren Beständen, die doch langsam, nach dem Verlassen von Thailand, im April, erste größere Lücken aufwiesen. Außerdem füllten wir wieder Diesel nach. Wir nutzten eine Straßentankstelle in Laufweite und zahlten so „nur“ 1,74€ pro Liter
anstelle der 2,16€ an den Bootstankstellen. Spannend fanden wir an den Straßentankstellen die Servicepauschale von ca. 0,30€ pro Liter Treibstoff, sobald ein Tankwart das Tanken übernimmt. Bei guten 80 Litern machen sich solche Differenzen ja deutlich bemerkbar und da ist uns ein „freies“ Mittagessen lieber als ein paar Schritte einzusparen oder das Festhalten des Zapfhahnes jemand Anderem zu überlassen.
Für das Mittagsmenü haben wir hier einen Schlachter entdeckt, der hausgemachtes anbietet und obwohl wir eigentlich keine Nudelfans sind, genießen wir seine hausgemachten, super leckeren Pasta.
Natürlich darf die Pizza auf dem Menüplan in Italien nicht zu kurz kommen. Da haben wir in einem Wohngebiet gleich um die Ecke eine kleine Pizzeria entdeckt, die günstige richtig leckere, hausgemachte Pizzas serviert und das ganz ohne die hier vielerorts übliche Restaurant-Servicepauschale. Zusätzlich bieten sie ein freies Internet während wir dort Speisen und die Menschen aus den Nachbarhäusern gehen dort ein und aus, palavern, setzen sich kurz hin und gehen wieder. Kinder spielen teilweise zwischen den Tischen und ab und an rollen wir deren über das Ziel hinausgeschossenen Ball wieder in ihr Spiel hinein. Als Eis-Liebhaber haben wir hier, auch im Wohngebiet natürlich, einen sehr gut besuchten einheimischen Eisladen, einen Familienbetrieb entdeckt und schlemmen uns durch
die selbstgemachten, unterschiedlichsten Eissorten und das zu bezahlbaren Preisen.
Das Wetter hatte bisher noch keine Lust sich wirklich stabil zu entwickeln und so heißt es immer mal wieder heftigen Schwell zu ertragen und auch des Nachts von Zeit zu Zeit einen Gewitterschauer auszuhalten.
Mittwoch, der 18 August 2022 war, während unserer Liegezeit hier, wohl bei guten 40°C der heißeste Tag. Der Wind kam aus südlichen Richtungen und fühlte sich an wie ein Heißluftfön der einem brennend über die Haut und ins Gesicht wehte, so daß wir bei den Windstößen sogar die Augen schließen mußten. Der Mund war wie ausgetrocknet und selbst das ständige Trinken schaffte dabei keine Erleichterung. Als wir in den Abendstunden an Bord unseren Obstteller genossen, kam uns immer wieder Brandgeruch in die Nase, ohne das wir die Herkunft ausmachen konnten. Als es aber endgültig dunkel wurde, erkannten wir auf einem Bergrücken südöstlich von unserem Standort eine Feuerkette, die sich immer weiter über die Hänge ausbreitete. Es sah von unserer Position wunderschön aus aber die Gewalten und die Schäden davon müssen immens sein. Eine Zeitlang später sahen wir in einer anderen Gegend, südwestlich von uns, über Palermo Rauch und Flammen aufsteigen und auch das wuchs zu einem riesigen bedrohlichen, unkontrollierten, lagerfeuerhaften Inferno, das sogar, so schien es für uns, an Häuser heranreichte. Kurz vor Mitternacht wurde Arenella, der Stadtteil um uns herum zappenduster, denn ein Stromausfalls hatte alle Lichter erlöschen lassen. Wie gut das wir an unserem Ankerplatz nur Zuschauer waren.
Am kommenden Tag, kreisten mehrere Löschflugzeuge den gesamten Tag über den Bränden. Sie luden ihr Wasser für uns sichtbar in der Bucht von Palermo und stiegen steil in die Luft um die Feuer zu bekämpfen. Zum Glück hatte sich die Luft wieder normalisiert und so waren dann in der folgenden Nacht keine Feuer mehr sichtbar für uns.
Am Sonntag den 21.August 2022 machten wir uns auf, um uns Palermos schöne Innenstadt anzuschauen. Die Stadt ist toll, herrliche alte Gebäude, enge Nebenstraßen durch die nur schwer ein Auto paßt, die Balkone voller Wäsche, Menschen die sich von Balkon zu Balkon unterhielten oder Bekannten auf der Straße etwas zuriefen – ein tolles Flair. Einen Haken hat Palermo allerdings, es ist voll mit Müll, man muß schon mal einem umherfliegenden Pappkarton ausweichen oder sich die Nase beim Passieren von Müllhaufen zuhalten. Aber das ist wohl so, solange Menschen ihre Müllbeutel aus dem Autofenster heraus einfach auf die nächste beste Ansammlung von Mülltüten schmeißen.
Viele Grüße aus Palermo, Sizilien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind