Unser Ankerplatz in der hübschen Bucht von Golfo di Palma vor Sardinien wird von hellem Sandstrand und einer Düne geziert. Er tat aber sein Bestes um uns zu quälen. Unangenehm hohe und kurze Wellen erreichten unseren Ankerplatz in der ersten Nacht und erwischten uns von der Breitseite. Es fehlte ein passender Wind, der Gegenwinds Nase in die Wellen gedreht hätte. Somit hatten wir eine sehr unruhige Nacht, in der wir fast aus unseren Kojen geschüttelt wurden. Nach dieser furchtbaren Nacht ankerten wir sogar noch einmal um, in eine etwas geschütztere Ecke der Bucht, nahe eines kleinen Motorboothafens auf Position N38°57,532` E008°36,156` auf 6.9 Metern Wassertiefe. Die Wellen waren hier einen Hauch erträglicher.
Wir wollten in der Bucht auf passendes Wetter warten, um das nächste Stückchen in Angriff zu nehmen. Der Wetterbericht versprach vorerst nichts wirklich brauchbares aber wir hofften auf ein Wetterfenster in ein paar Tagen, das uns irgendwie nutzbar erschien. Angesagt waren Winde zwischen zwei und sieben Beaufort aus östlichen Richtungen, aber die Vorhersagen änderten sich täglich. So genossen wir das klare Wasser in der Bucht zum Baden und um Gegenwinds Unterwasserschiff von ihren inzwischen immer schneller wachsenden Pocken erneut zu befreien.
Die zweite Nacht war uns wieder nur ein schlechter Schlaf gegönnt, denn die Musikanlagen am Strand, die den Touristen ihre Mitternachtsparty bescherten, hallten über die ganze Bucht und dröhnten in die Nachtruhe bis kurz vor Sonnenaufgang – nichts für Naturfreunde.
Die dritte Nacht schüttelten die Wellen dann wieder heftig an uns, so daß wir kaum eine Mütze Schlaf bekamen. Wir hielten aber todmüde durch, denn am kommenden Morgen, Sonntag, den 04. September 2022 wollten wir ja weiter. Wir waren früh auf und bereit den Anker an Deck zu nehmen aber der Wind stand entgegen der Vorhersage gegen uns und so warteten und warteten wir.
Am Nachmittag sah die Windrichtung etwas besser aus und wir holten endlich, um 15:15 Uhr den Anker auf. Mit Motorfahrt machten wir uns auf, Kurs West. Der Wind wehte uns genau auf die Nase, dann drehte er leicht und wir rollten das Vorsegel aus, rollten es aber recht bald wieder weg, denn der Wind schlief ein.
Nun begann ein Spiel, das sich über die gesamte Strecke fortsetzte, denn der Wind drehte, nahm zu und wir segelten ein Stück unter Vorsegel und stellten den Motor ab, der Wind verlor wieder seine Kraft, die Wellen wurden höher und an Segeln, vielleicht auch unter Vollzeug war nicht mehr zu denken, denn die Segel hätten bedingt durch die Wellen nur hin und her geschlagen – Motorfahrt. Der Wind hatte sich endlich ausgeruht nahm wieder zu und wir konnten wieder ein Stück segeln und zumindest zeitweise den Motor abstellen. Die Wellen nahmen dabei ständig zu, ohne das wir nennenswerten Wind dazu bekamen und so schaukelten wir mal segelnd mal Motorboot fahrend mit Kurs 290° unserem Ziel entgegen. Unsere Wachen wurden anstrengend. Die ständigen Wechsel von Wind, Flaute, Wellen von bis zu 1,5 Metern und dann auch noch Winddreher und immer wieder aufziehende, drohende und sich schließlich doch auflösende Regenwolken ließen uns große Strecken von Hand steuern, denn wir mußten immer wieder auf die ständigen Veränderungen reagieren. Zusätzlich kreuzten kleinere Frachter und Superyachten unachtsam wieder und wieder unseren Weg.
Zum Glück dauerte die Passage nur zwei Nächte bis wir Menorca erreichten. Da die Marinas hier alle ziemlich stolze Liegeplatzgebühren aufrufen, steuerten wir am Dienstag, den 06. September 2022 die kleine Bucht von Cala Teulera an, dem einzigen offiziellen Ankerplatz von Mao. Die Einfahrt führte uns durch ein Fahrwasser, das von Historie nur so strahlte, denn riesige, alte Festungsanlagen bewachen die Zufahrt zur Inselhauptstadt. Als wir an dem Ankerplatz ankamen, wackelten uns von nahezu jedem Fleckchen freche Masten entgegen, die uns klar machten, das wird eng, sehr eng. Um ehrlich zu sein, war das bisher wohl der vollgepackteste Ankerplatz auf unserer ganzen Weltreise. Wir schalteten unser Radargerät zur Hilfe ein, um die Abstände genauer einzuschätzen und fingen an langsam durch das Feld zu fahren. Dabei mußten wir auf Schwimmer zwischen den Booten und einige flache Stellen am Randbereich aufpassen. Nach einem Fehlversuch, der uns ins Flache brachte, fanden wir schließlich eine Lücke, die uns irgendwie machbar erschien. Tatsächlich hielt unser Anker hier beim ersten Versuch und das bei Seegras, Sand und Steinen am Grund. Unsere Position ist N39°52,707` E004°,18,478`. Bei dem etwas schwierigen Ankergrund und 5.4 Metern Wassertiefe konnten wir nur ca. 25 Meter Kette stecken und unser Radar zeigte einen Abstand zu unseren Nachbarn von etwas weniger als 20 Meter – nichts, das zum Wohlfühlen einlädt, zumindest wenn sich die unterschiedlichen Schiffe um uns herum, wie ein 60 Fuß langer Motorkatamaran, ein moderner 50 Fuß Cruisingsegler oder ein 33 Fuß kleiner Langkieler vollständig verschieden bewegen.
Viele Grüße aus der Bucht Cala Teulera, Menorca, Spanien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind