Auf den Azoren hatten wir eigentlich nur gestoppt, da das Wetter mit einer ausgedehnten Flaute heranzog. Nun sind wir schon gute 10 Tage in Ponta Delgada auf Sao Miguel und das Wetter hier zeigt, was die Azoren so bieten können. Das sommerliche, stabile Azorenhoch hat sich diesen Sommer nicht gebildet und es macht für uns den Eindruck, daß das auch nichts mehr wird, denn die Depressionen und Hurrikane in der Karibik schicken ihre Tiefdruckgebiete über den Atlantik und bringen auf den Azoren einen Wechsel von Hoch- und Tiefdrucklagen. Das bedeutet hier wechselnde, drehende und schwache Winde mit kurzen Windphasen dazwischen und auch ein Sturmtief soll dabei vor der Nordamerikanischen Küste entstehen und im Laufe seines Weges in etwa einer Woche auf unserer Route entlangziehen.
So sitzen wir nun hier und schauen uns die sommerliche Wetterküche Europas einmal live an. Unser lokales Wetter ist durchwachsen. Mal schauert es ein wenig, mal ist es bedeckt aber vielfach strahlt die Sonne mit feuchtwarmen Tageshöchsttemperaturen um die 29°C.
Natürlich liegen wir nicht auf der faulen Haut, sondern ergänzen unsere Vorräte um kurzfristig aufbruchbereit zu sein und außerdem haben wir inzwischen einige Reparaturen erledigt. GEGENWINDs Zweifarbenlaterne am Bug (rotes und grünes Licht) war ausgefallen, so daß wir erst einmal die Fehlersuche und dann die Reparatur in Angriff genommen hatten. Wie sollte es anders sein, das Stromkabel war an einer super ungünstigen Stelle im Seegang durchgescheuert und so konnte die Lampe natürlich nicht mehr leuchten. Das bedeutete, daß wir den Relingsdraht, den Bugkorb und die entsprechenden an Deck verschraubten Füße demontieren mußten, um schließlich an die defekte Stelle ganz vorne im Ankerkasten heranzukommen. Mit kleinen Regenpausen, sowie einigem Schweiß und diversen blauen Flecken, die wir uns durch die super schlecht zu erreichenden Arbeitsstellen eingedrückt hatten, konnten wir nach zweieinhalb Arbeitstagen das Licht schließlich wieder in Betrieb nehmen.
Die zweite Reparatur betraf den Dieseltankentlüftungsschlauch. Der war an seinem Anschlußstutzen am Tank undicht geworden und so tropfte, während unserer letzten Etappe beim Segeln auf Backbordbug, etwas Diesel heraus. Für Helge war der Geruch während der Fahrt ziemlich unangenehm, denn er stieg genau neben seiner Koje am Kopfende hoch.
Nachdem wir es geschafft hatten, hier tatsächlich das passende Schlauchstück in einem der Läden zu finden, erledigten wir die Arbeit an einem Tag. Mit dem Schlauchstück hatten wir echt Glück, denn das fanden wir nur durch einen Zufall und das auch nur als Restposten. Das Einziehen des Schlauches war das einfachste am ganzen Projekt. Um den alten Schlauch heraus und den neuen hinein zu bekommen, waren wir gezwungen Backskisten und Schapps auszuräumen und so GEGENWIND in ein wildes Chaos zu verwandeln. Als das Einräumen schließlich erledigt war, hatten wir an dem Tag auch genug vom Durcheinander.
Nun aber endlich zu unseren Highlights hier.
Am ersten Tag unseres Aufenthaltes, hatten wir ein Treffen mit João, dem deutschen Honorarkonsul, der unsere Geschichte so spannend fand, daß er sich über eine Stunde mit uns zum Klönschnack hinsetzte. Leider haben wir noch keine Zeit für ein zweites Treffen mit ihm gefunden, da uns irgendwie die Zeit davonläuft.
Am zweiten Abend im Hafen schlenderten wir die Stege ab, um die Boote anzusehen. Und da entdeckten wir alte Bekannte!
Die HEXE lag hier und die Crew war an Bord, so daß wir uns zu einem fröhlichen Wiedersehen begrüßten. Wir hatten uns 2014 an der spanischen Küste kennengelernt und so kreuzen sich unsere Wege außerhalb der Sozialen Medien hier tatsächlich wieder. Die Überraschung folgte sofort, denn an Bord der HEXE saß auch noch die Crew der MAJE, die ebenfalls hier im Hafen liegt, von uns aber bis dahin noch unentdeckt war. Auch die MAJE hatten wir 2014 an der spanischen Küste kennengelernt, aber dann in unserem Kielwasser zurückgelassen. Wie schön, das sich unsere Kurse so wieder kreuzen!
Auch GEGENWIND kommt bei den Treffen nicht zu kurz, denn eine größere Schwester liegt hier in der Marina, die AQUAMARIN, eine Hanseat Kommodore. Außerdem entdeckten wir die PANACHEA, die hier ebenfalls in der Marina liegt. Die PANACHEA ist eine Bekannte, die wir in Französisch Polynesien kennengelernt haben, leider haben wir ihre Crew nicht angetroffen.
Außerdem war da noch ein Treffen der ganz besonderen Art. Wir erblickten an einem Abend eine riesige Flagge von Timor-Leste auf einem Boot bei uns am Steg. Wir klopften, aber niemand war dort. So klopften wir am kommenden Morgen noch einmal und dann kam die Crew heraus. Alex der Skipper guckte uns völlig verwirrt aus dem Luk an und dann kam die riesige Freude. Alex war mit seiner Crew am Tag zuvor per Flieger angekommen und steckte voll und ganz in den Vorbereitungen für eine Regatta. Nun gab es aber erst einmal ein herzliches wiedersehen, denn wir kennen uns aus der langen Corona-Zeit, die wir in Dili, Timor-Leste verbrachten – So kamen Erinnerungen auf!
Natürlich haben wir auch die Stadt erkundet, so daß wir einige schöne Eindrücke mit auf unseren weiteren Weg nehmen. Dabei besuchten wir eine Ananasplantage. Diese Plantagen wurden nach dem Rückgang des Orangenanbaus etwa 1860 etabliert, nachdem man die Frucht aus Brasilien eingeführt hatte.
Wir schlenderten auch durch den „Jardin António Borges“, eine Grünanlage, die mitten im Stadtgewimmel als wunderschönes Kleinod angelegt ist. Außerdem gab es am vergangenen Samstag hier ein riesen Spektakel, zu dem etwa 40.000 Besucher kamen. Es gab Musik und Tanz in der ganzen Stadt: die weiße Nacht!
Viele Grüße aus Ponta Deplgada, Sao Miguel, Azoren
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind