Datum: Donnerstag, 26.Mai 2016
Position: N 13°22,8‘, W 081°22,4‘. Wir ankern in der Bahia Santa Catalina vor Providencia (Kolumbien)
Zurückgelegte Distanz seit verlassen von Jamaika: 356 sm
Aktuelles Wetter: Sonnenschein, 33°C, feucht warme Luft (wieder wie in der Dampfsauna), Wind: 3 Beaufort aus Ost
Wir konnten die Silhouette von Providencia schon im Dunstschleier erkennen, als es einen ordentlichen Schlag an unserem Windgenerator gab. Wir trauten unseren Augen kaum, denn ein Besucher hatte sich auf unserem Solarfeld am Heck niedergelassen und war dabei in den Propeller des Windgenerators geraten. Also schalteten wir „Windy“ ganz schnell aus, er röterte jetzt mit einer Unwucht, aber der Propeller war noch dran und dem übermütigen Federvieh war wohl auch nichts passiert, denn er hob kurz nach der Landung wieder ab, um gleich einen neuen Anlauf zu nehmen. Der zweite Versuch war besser, denn er landete auf dem Sprayhood und verteidigte seinen Sitzplatz mit Beißen und Schreien gegen unsere Versuche das Sprayhood vor seinen Krallen zu schützen und ihm einen besseren Platz zuzuweisen. Letztendlich gab das hartnäckige Federvieh auf und suchte sich auf dem Wasser einen neuen Landeplatz.
Mit Beginn der Dunkelheit zogen wieder Blitze am Himmel auf. Da wir bedingt durch den Squall am Vormittag ein wenig herumgetrödelt hatten, sollten wir die Ansteuerung erst im Stockfinsteren erreichen – also hofften wir, daß uns nicht vor dem Ankerplatz noch so ein blöder Squall erwischt. Von einem anderen Segler wußten wir, das die Einfahrt gut betonnt ist und so gaben wir das letzte Stück wieder unter Motor Gas, um so schnell wie möglich die sichere Ankerbucht zu erreichen und unseren Anker in den Grund einzugraben. Bis auf einen Regenschauer, aus dem aber dann doch kein Gewitter und kein extra Wind kamen blieben wir verschont und warfen um 21:50 Uhr Ortszeit unseren Anker in der Bahia Santa Catalina. Nach kurzem Aufklaren und ein wenig Essen fielen wir todmüde in unsere Kojen.
Am folgenden Tag klarierten wir über Señor Bush, einen Agenten, ein. In Kolumbien, wobei Providencia ein entfernter Außenposten ist, muß man sich an einen Agenten wenden, um die Formalitäten zu erledigen – also keine Offiziellen an Bord und auch keine Laufereien von einem Büro zum Nächsten. Bei Señor Bush bekamen wir auch einen 20l Kanister Wasser zum Duschen und einige hilfreiche Infos zu unseren täglichen Bedarfen.
Die Insel ist faszinieren: sie liegt weit abgeschieden vom Festland, ist nur 7km lang und 4km breit, bietet eine große Ankerbucht mit zur Zeit nur fünf bis acht Yachten die sich hierher verirrt haben, freundliche Menschen, aber wie soll es anders sein bei nur ca. 5155 Einwohnern, denn man kennt sich schließlich, es ist sehr sauber im Vergleich zu allen anderen bisher besuchten Inseln, das Wasser ist klar und lädt zum Schnorcheln ein und es gibt ein freies WIFI.
Wir sind hier in einem richtigen Piratennest gelandet, denn in der Vergangenheit wurde die Insel immer wieder von Freibeutern heimgesucht. Henry Morgan war der bekannteste Pirat der 1670 die Insel in seinen Besitz brachte und von hier aus seinen Überfall auf Panama ausführte.
Vielleicht kann uns ja jemand sagen was für ein Federvieh Gegenwind als Landeplatz „mißbrauchte“. Wir wüßten gerne mit wem wir es zu tun hatten!
Viele Grüße aus der Bahia Santa Catalina, Providencia (Kolumbien)
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind