Datum: Samstag, 03.Juni 2017
Position: S 00°36,469‘, W 080°25,335‘
Wir liegen vor Puerto Amistad, Bahia de Caraquez, Ecuador auf 6,5m Hochwasser vor Anker.
Zurückgelegte Distanz seit gestern Mittag: 41 sm
Aktuelles Wetter: bedeckter Himmel, bei 29°C im Schiff, Wind: 3-4 Beaufort aus Südwest, Wassertemperatur 28°C – im Vergleich zu Panama und zur Karibik recht kühl, wir schwitzen aber trotzdem
Am gestrigen Nachmittag, den 02. Juni 2017 kämpften wir uns die letzten Meilen gegen Wind und Strömung unter Motor und Stützsegeln nach Bahia de Caraquez, Ecuador um dann bei der ersten Dunkelheit vor der Flußmündung unseren Anker fallen zu lassen. In der Seekarte ist dazu ein Punkt als Wartebereich gekennzeichnet, da die Einfahrt in den Fluß nach Puerto Amistad nur bei Hochwasser möglich ist. Eine Barre – Sandbänke, die sich ständig verschieben versperren den Weg. Bei unserer Ansteuerung tauchte hier und da ein in völliges Schwarz verhüllter Fischer als Geisterschiff auf, die Seekarten sind super ungenau und Wind und Seegang rauschten in die Bucht. Das war alles andere als ideal aber es erschien uns besser als eine weitere Nacht bei kräftigem Schaukeln hin und her zu fahren und auf den nächsten Tag zu warten.
So ließen wir unseren Anker auf 10 m Wassertiefe an dem Wartepunkt vor der Flußmündung fallen (S 00°36,277 W 080°27,641). Der Ankerplatz war alles andere als toll aber immerhin war der Ankergrund gut und wir konnten uns beide zum Schlafen hinlegen, während Gegenwind an einer 50 m langen Kette plus 10 m Leine ordentlich hoch und runter fuhr. Sie steckte dabei sogar einige Male ihre Nase soweit ins Wasser, das ein Schwall an Deck gelangte. Einer von uns schlief deswegen aus Sicherheitsgründen im Cockpit.
Etwas groggy von der Nacht klingelte unser Wecker uns heute gegen 07:00 Uhr aus den „Kojen“. Nach einem kleinen Frühstück meldeten wir uns per UKW-Funk bei „Puerto Amistad“ um nach einem Lotsen zu fragen. Wir brauchten eine gute Portion Geduld, aber dann wurde uns der Lotse angekündigt.
Um 10:15 Uhr malochten wir unseren Anker an Deck, der Seegang war unverändert, und dann kam Ariosto, unser Lotse an Bord. Sein Fischerboot, von zwei Kollegen gesteuert fuhr uns voraus und nun ging es hinein in den Fluß. Das Wasser war trübe braun und der Tiefenmesser zeigte immer weniger Wasser unter dem Kiel an. Es ging direkt auf den brandenden Strand zu und dann scharf nach links, ein Stück gerade aus, dann ein wenig weiter nach rechts, um danach langsam um die Landzunge in den Fluß einzubiegen. Dabei gingen hohe Wellen unter Gegenwind hindurch und der Tiefenmesser zeigte als geringste Tiefe nur noch 2,0 m an. Aber Ariosto blieb entspannt und meinte das ist bei unserem Tiefgang kein Problem, erst ab einem Tiefgang von drei Metern muß man wirklich aufpassen und das Hochwasser exakt abpassen.
Helge geriet dabei trotzdem ganz schön ins Schwitzen.
„Etwas für Nachahmer: Die Lotsen/ Fischer, Ariosto und seine Kollegen sind super vorsichtig und professionell an Gegenwind herangefahren und haben das Übersetzmanöver ohne jede Berührung oder Schramme an Gegenwind hinbekommen – das erste Mal bei solchen Aktionen und das bei einem Seegang von 1 bis 1,5 Metern – alle Achtung!“
Nun ist aber alles gut und wir liegen ganz ruhig bei gutem Ankergrund vor dem Marinabüro. Unsere Papiere werden dort bearbeitet, während wir entspannt an Bord bleiben können bis voraussichtlich am Montag die Einwanderungsbeamten an Bord kommt um die obligatorische Schiffsinspektion durchzuführen. Wenn wir wollen dürfen wir bis dahin allerding ins Marinabüro zum kühlen Drink, zum Duschen oder zum Wäschewaschen – das hört sich entspannt an.
Viele Grüße aus Puerto Amistad, Bahia de Caraquez, Ecuador
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind