Osttimor – Gewitter, Plastikmüll und freundliche Menschen

Microlet die hiesigen Minibusse

Wir ankern vor der Hauptstadt Osttimors – Dili. Unser erstes Land in Asien.
Aktuelles Wetter am Mittwoch, den 01. Januar 2020: Sonnenschein bei 33,6°C im Schiff, die Gewitter- und Regenwolken ziehen gerade über die bis zu 2967 Meter Hohen Berge der Insel, Wassertemperatur 30,9°C, der Wind frischt gerade auf 3 Beaufort aus west-nordwestlichen Richtungen auf. Wir haben Hochwasser und so wird es nicht mehr lange dauern, bis die Wellen, die das schützende Riff überspülen unseren Ankerplatz ein wenig schauklig machen werden.

Seit unserer Ankunft hier in Dili leben wir fast jeden Tag mit richtig heftigen Gewittern, heftiger als zur Gewitterzeit in Panama (Bocas del Torro). Ab und zu regnet es dabei auch. Die Temperaturen sind mörderisch. Bei uns DREIEN läuft bedingt dadurch alles nur im Minimalmodus. Selbst Gegenwind läuft zurzeit auf Sparflamme, sie liefert uns im Moment nicht genug Energie über die Solarfelder, denn es ist vielfach einfach zu bedeckt und der Windgenerator schweigt aus Windmangel. Den Diesel lassen wir nicht laufen, um uns keine von den um uns schwimmenden Plastiktüten einzusaugen und der Generator mag keinen Regen, mit dem die Wolken immer wieder gemein drohen.
Das Einklarieren hier war ganz problemlos. Wir mußten dazu nur an Land um uns der Reihe nach bei Immigration, Zoll und Hafenmeister anzumelden. Die Schwierigkeit bestand nur in der Suche der Büros. Wir hatten zum Glück Anhaltspunkte von anderen Seglern, die vor uns schon hier durchgefahren waren. Das Immigrationsbüro mitten auf dem Hafengelände war vor vielen Jahren bestimmt mal ein schönes Gebäude im Kolonialstil, ist heute aber ziemlich verfallen und die Beamten sitzen in einem dunklen Raum bei einer kleinen elektrischen Funzel aber mit Klimaanlage vor ihren Computern und fertigten die Crews der Containerschiffe und auch uns freundlich ab. Die Zollbeamten hausen in einem kleinen Containerbüro ebenfalls auf dem Hafengelände, während es der Hafenmeister außerhalb des Hafengeländes, ganz am Ende des Hafenbereichs, mit einem festen Steinhaus aber einem winzigen Raum darin am besten hatte. Die ganze Einklarierungsprozedur bestand nur aus ein paar Formularen und einen
Bordbesuch auf Gegenwind wollte auch keiner machen.
Inzwischen haben wir es geschafft einen guten Teil unseres Dieselvorrats zu ergänzen, indem wir mit einer Fuhre leerer Kanister per Dingi und Taxi zur Tankstelle gefahren sind und sie dann schweißtreibend wieder an Bord verfrachteten. Außerdem können wir auch unser Trinkwasser wieder auffüllen. Vom Trinken des hiesigen Leitungswassers wurde uns von verschiedenen Seiten abgeraten, so daß wir im Supermarkt 20 Liter Kanister kaufen und die dann ebenfalls per Taxi oder Pedes und Dingi an Bord bugsieren um unsere eigenen 5 Liter Falschen damit zu füllen. Eine mühsame, langwierige und ebenfalls schweißtreibende Arbeit. Verschiedene Supermärke bieten alles was wir brauchen und so sind wir dabei uns wieder reisefertig zu versorgen. Das ist allerdings nicht so einfach, denn das Wetter sieht derzeit noch nicht danach aus.
Auf der Route hierher hatte Gegenwind sich eine von den vielen im Wasser treibenden Plastiktüten in den Propeller gezogen. Das Problem sind wir auch wieder los, denn die konnten wir aus dem Dingi heraus abpulen. Wir sind nicht bereit hier weiter als unbedingt nötig ins Wasser zu gehen, denn es sieht einfach nur „ekelig“, ölig und dreckig aus. Von einzelnen Autoreifen, über mega-massen Plastiktüten, Plastikwasserflaschen, Chips-Tüten und einigem inzwischen verunstalteten Plastikzeug treiben hier echte Massen undefinierbaren Drecks immer wieder an uns vorbei.
Die Menschen begegnen uns hier freundlich und teilweise sogar hilfsbereit. Auf der Suche nach einer Wäscherei nahm uns ein junger Vater, der sein kleines Kind auf dem Arm trug, gleich mit und führte uns durch die Straßen zur gesuchten Wäscherei und auch auf unserer Suche nach einer Internetkarte fragten wir eine Studentin, die spontan alles stehen ließ und uns zum Telefonladen begleitete und dafür sorgte, das wir einen Zugang zum Internet bekamen (der ist allerdings sehr langsam). Unser Dingi parken wir auf dem Gelände der „Wasserschutzpolizei“ und bekommen von den Jungs und Mädels hilfreiche Worte und vielfach – mindestens einmal täglich – halten wir mit ihnen auch einen längeren Klönschnack. Sobald Helge allein auf der Straße herumsteht, zeigen die jungen Frauen ein reges Interesse ihn kennenzulernen.
Das neue Jahr haben wir übrigens ziemlich ruhig begrüßt. Wir hatten es uns im Cockpit mit etwas zu Knabbern und einer Flasche Wein gemütlich gemacht. Mit „Dinner for one“ und einem längeren Film vertrieben wir uns die Zeit bis Mitternacht, um das Feuerwerk genau vor unserer Nase hochgehen zu sehen. Da hatten wir die erste Reihe erwischt, denn vor dem Gouverneurspalst wurde das offizielle Feuerwerk in die Luft geschossen. Natürlich gab es in der ganzen Stadt verteilt viele kleinere Feuerwerke über die wir auch einen prima Überblick hatten.
Viele Grüße aus Dili, Osttimor/ Asien und alles Gute für das Jahr 2020!!!
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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