Osttimor – Der Corona- Wahnsinn: Normalität

Bordyoga oder die Welt steht Kopf

Bordyoga oder die Welt steht Kopf

Die Zeit vergeht, während die Corona-Krise das Leben bestimmt. In Timor-Leste wurde der „state of emergency“ bis zum 26. Mai 2020 verlängert. Das war irgendwie ganz komisch, denn die Verlängerung wurde erst nach einem Tag „Freiheit“ verkündet. An diesem einen Tag haben sich ein paar mehr Leute auf die Straßen getraut, bevor dann am Folgetag der Ausnahmezustand fortgesetzt wurde. Das ging alles sehr gesittet ab und seitdem lockert sich das Leben hier stückchenweise ein wenig. Natürlich bleibt das Gros der Menschen zu Hause aber man guckt schon mal vorsichtig auf die Straße, es spielen schon mal wieder vereinzelt Kinder vor den Häusern, einige Restaurants bieten wieder Sitzplätze an und der eine oder andere Laden öffnet seine Türen wieder. Selbstverständlich alles mit den neugewonnenen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen, Maskenpflicht beim Einkaufen und Abstandsregeln. Die Grenzen bleiben strikt geschlossen und auch die Nachbarländer haben ihre Grenzen dicht. Flugzeuge sehen wir auch keine mehr über uns rein- oder rausfliegen. Die Versorgungsfrachter legen regelmäßig an und bringen die lebenswichtigen Güter, während der Fährverkehr mit den großen Fähren nur sehr eingeschränkt hauptsächlich Waren zu den entlegenen Gebieten bringt und die kleinen Transportboote ebenfalls tief beladen jeden Tag ihren Warentransport aufrecht erhalten.
Die Corona- Fälle hier im Land sind alle unter Kontrolle und man will definitiv keine neuen Fälle aus anderen Ländern haben.

Für uns ist die Lage zurzeit ungewiß entspannt. Unser Visum ist bis zum Ende des „state of emergency“ ausgesetzt und soll anschließend einfach und kostenfrei verlängert werden, wenn wir weiterhin bleiben wollen. Naja, wo sollen wir auch hin? Unser Ansprechpartner im Immigration Hauptquartier war super hilfsbereit und hatte uns, als denn die Infos offiziell waren, ausführlich informiert und uns darüber hinaus seine Hilfe angeboten, wenn wir weitere Fragen haben. „Timor-Lest ist ja ein kleines Land“ war seine Aussage.

Unsere Landgänge haben sich inzwischen auch deutlich entspannt. Bei unseren Polizisten tragen wir uns am Tor ins Registrierbuch ein, tauschen ein paar Infos oder Scherze aus und machen uns auf den Weg. Außerdem dringen in den Abendstunden inzwischen wieder fröhliche, inbrünstige, schiefe Karaoke-Gesänge von der Polizeistation zu uns an Bord herüber. Leider kommen wir zurzeit trotzdem nicht an Land, denn Wind und Wellen rauschen etwas zu heftig über unseren Ankerplatz, so daß wir damit wieder für ein paar Tage an Bord festsitzen.

Das Timor-Plaza-Einkaufszentrum haben wir mittlerweile auch mit einem langen Fußmarsch aufgesucht. Auf dem Weg dorthin besorgten wir ein paar neue Dieselkanister beim Baumarkt, anschließend aßen wir im Food-Bereich des Einkaufszentrums zu Mittag und auf dem Rückweg schleppten wir 40 Liter Diesel von der Tankstelle zurück an Bord. Außerdem haben wir uns an einem Tag den Luxus gegönnt, in „dem“ portugiesischen Restaurant bei einer wohltuenden Klimaanlage ein Mittagsmenu zu essen und dort anschließend deren angebotene Dusche zu nutzen. Das mit dem Duschen ist hier echt doof. Es hat hier schon lange nicht mehr richtig geregnet und damit bleibt unsere natürliche Dusche abgestellt, so daß unser tägliches Bad nur noch aus ca. 200ml Wasser und einem Wachlappen besteht. Wir müssen halt jeden Liter Wasser mehrere Kilometer schleppen und dann mit dem Dingi zu Gegenwind paddeln. Bei diesen Temperaturen ist das alles andere als spaßig, zumal wir ja schon mehr als genug mit dem Ranschaffen von Trinkwasser kämpfen. Das ist für viele Einheimische auch nicht anders, denn viele haben keinen Anschluß an eine Wasserversorgung. Und selbst wenn, ist das Wasser aus dem Wasserhahn kein Trinkwasser. Das muß man extra kaufen, so daß diejenigen die kein Geld haben, ständig mit dem Risiko leben, sich irgendwelche Keime, Bakterien oder Viren über das Wasser das sie trinken einzufangen.

Eine der wahren Geschichten, die man sich hier inzwischen immer wieder erzählt, handelt von einem  der ersten Corona- Verdachtsfälle: „Ein Einheimischer hatte Symptome die zur Corona-Erkrankung passen konnten und so ging er ins Krankenhaus zur Untersuchung. Der Arzt teilte ihm nach der Untersuchung mit, er habe kein Corona sondern Tuberkulose. Der Betroffene hat sich riesig gefreut, daß er nicht das gefährliche Corona sondern nur die hier vielerorts verbreitete Tuberkulose habe.“

Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste und bleibt gesund!
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

Dieser Beitrag wurde unter Logbuch abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.