Eine knappe Woche freuten wir uns nun schon auf die angesagten Winde, die uns von Zakynthos in Griechenland über die Ionische See direkt nach Sizilien, also Italien bringen sollten.
Pustekuchen, einen Tag vor unserem Abfahrtstermin änderte sich die Wettervorhersage und wartete mit Westwind auf.
So ein nerviges Spiel, jetzt hatten wir schon wieder Wartezeiten eingebaut, damit wir die ca. 300 Seemeilen nach Sizilien bei einigermaßen brauchbaren Bedingungen in Angriff nehmen konnten und nun diese neue, alles vermiesende Vorhersage. Leider sind diese kurzfristigen Vorhersagen recht treffend, so daß wir den aktuellen Daten trauten.
Also noch einmal wieder Warten, dazu war uns Zakynthos dann doch zu langweilig, obwohl die Massen an Touristen, die sich hier tummelten immer wieder ein interessantes Schauspiel boten. Die Ausflugsbote und die dazugehörigen Busse ließen junge, knackige Kerle und sexy Mädels mit vielfach knappster Bademode an uns vorbeiziehen und wenn sie nicht gegrölt hätten wie ein ganzes Fußballstadium nach einem aufgeheizten Spiel, dann wäre unser Spaß fast ungetrübt gewesen. Naja, die Nebenwirkungen des Bierkonsums waren für uns nicht so angenehm, denn die jungen Kerle machten Front in Richtung Gegenwind und der anderen festgemachten Schiffe und ließen die Hosen herunter, um ihre dringenden Bedürfnisse zu erledigen aber ohne das Bewußtsein, das sie vor jedem Schiff wie auf dem Präsentierteller zur Schau standen.
Von unseren Schiffsnachbarn lernten wir die Funktion der „Blauhemden“ kennen, eine für diese Region und insbesondere für Zakynthos allgemein bekannte Tatsache, von der wir hier allerdings das erste Mal etwas mitbekamen. Die „Blauhemden“ hatten uns bei unserer Ankunft ganz selbstverständlich einen Liegeplatz zugewiesen und unsere Leinen an Land ebenso selbstverständlich angenommen und anschließend natürlich ganz selbstverständlich die Liegegelder kassiert. Hier erfuhren wir, das diese Jungs nur ausgebuffte Agenten sind und wir hätten das Liegegeld auch direkt bei der Hafenbehörde bezahlen können, denn Zakynthos ist ein Kommunaler Hafen, bei dem es keine Liegeplatzzuweisungen gibt und derjenige der zuerst kommt, den Platz belegen kann. Das offizielle Liegegeld für Gegenwind betrug damit nur knapp ein drittel des „Blauhemdenpreises“ – man lernt ja nie aus.
Wir entschieden uns bei der ungünstigen Wettervorhersage, zwar auszulaufen aber nicht nach Sizilien hinüber zu segeln, sondern mit kleinen Stücken nach Norden zu fahren um die Distanz für die Überquerung des Ionischen Meeres auf Wettervorhersagereichweite zu verkürzen.
So verließen wir Zakynthos am Donnerstag, den 14. Juli 2022 um 10:30 Uhr mit Kurs Nord. Es wurde ein schöner Segeltag mit Wind auf die Nase und wir kreuzten die ganzen Strecke gegen den Wind an. Selbst nach längerem Überlegen können wir nicht sagen, wann wir die letzte Kreuz gesegelt sind aber es hat mal wieder echt Spaß gemacht!
Außerdem hatten wir jetzt seit der Karibik das erste Mal wieder unser großes Vorsegel aus den Tiefen von Gegenwind heraus geholt und hochgezogen, denn die Winde hier im Mittelmeer sind ja doch um einiges milder und wechselhafter als auf den großen Meeren und da eignet sich unser großes Vorsegel deutlich besser als unsere kleine „Ozeanfock“.
Um 17:20 Uhr fiel unser Anker nach 32 Seemeilen in der Bucht von Poros auf der Insel Kefalonia bei einer Wassertiefe von 7 Metern. Auf der Position N38°09,075` E020°46,732` blieben wir für zwei Nächte. Bei den Tagestemperaturen von deutlich über 30°C und vor allem der stechenden Sonne bei staubtrockener Luft müssen wir auf Sonnenbrandgefahr aufpassen und nach einem Tag segeln gönnen wir uns wenn möglich einen Schattentag.
Am Samstag, den 16. Juli 2022 um 10:00 Uhr ging es 13 Seemeilen weiter, in den Hafen von Agia Euphmia, noch auf der Insel Kefalonia. Der Hafenmeister lobte unser Anlegemanöver, das wir natürlich wieder mit Heckanker und Bugleinen am Kai machten. Dabei zirkelten wir uns in eine kleine Lücke in die wir genau hinein paßten. Und hier waren wir zur Abwechslung mal nicht das kleinste Schiff unter den Gästen, denn unser Steuerbordnachbar war noch ein kleines Stückchen kleiner.
Unser Liegeplatz befand sich in der Mitte der Mole auf Position N38°18,169` E020°36,001` bei einer Wassertiefe von 3,5 Metern. Auch hier blieben wir zwei Nächte um unsere frischen Vorräte zu ergänzen und vor allem unsere Trinkwasserkanister aufzufüllen, denn in Zakynthos gab es nur brackiges Salzwasser aus den als Trinkwasser gekennzeichneten Wasseranschlüssen. Da waren wir gezwungen uns mit eineinhalb Liter Plastik-Wegwerfflaschen einzudecken.
Während unserer Liegezeit in Agia Euphmia erkundeten wir den kleinen Ort, gingen am steinigen aber hübsch gelegenen Strand schwimmen und Helge stapfte in den Abendstunden ins bergige Hinterland – das wäre im Laufe des Tages einfach viel zu heiß gewesen, trotz unserer Tropengewöhnung.
Der Hafen bot uns allerdings für die heißen Nachmittagsstunden ein interessantes Hafenkino, denn zwei große Charterflotillen fielen in den Hafen ein und belegten jede freie Ecke, nachdem der zu Höchstleistungen geforderte Hafenmeister mit lautstark verkündeten Kommandos den ganzen ungeübten Charterern das Anlegen überhaupt erst ermöglichte. Nachdem die Leinen fest waren, erfolgte die Manöverkritik vom Hafenmeister – damit verstanden wir auch sein Lob für unserem Anlegemanöver, denn das erlebt er wohl eher selten.
Am Montag, den 18.Juli 2022 verließen wir die Insel Kefalonia um weitere 28 Seemeilen Richtung Norden zu gelangen. Von der Sonne erschöpft und trotz Sonnencreme leicht rot geworden, fiel unser Anker um 15:25 Uhr vor der Insel Lefkas in der Bucht von Vliho, einer relativ großen, gut besuchten Ankerbucht. Wir ankerten auf Position N38°41,282` E020°42,363` auf 7 Meter Wassertiefe. Nach einem kurzen Auklaren von Gegenwind und einem späten zweiten Mittagessen ruhten wir uns erst einmal aus.
Während wir so im Cockpit herumhingen und vor uns hin schwitzten, hörten wir einen Außenbordmotor näherkommen und dann freuten wir uns riesig, als wir in dem Dingi Jens und Barbara, zwei Bekannte aus Zakynthos sahen, die uns hier im Ankerfeld entdeckt hatten. Sie kamen gleich an Bord und wir klönten bis in die Dämmerung.
Viele Grüße aus der Bucht von Vliho, Insel Lefkas
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind