Was passiert, wenn Zeit zum Luxusgut wird?

Gegenwinds Aufbau im neuen Kleid
Gegenwinds Aufbau im neuen Kleid

Der deutsche Alltag hat uns wieder oder geht uns irgendwie nur die Zeit aus?!

In unserem Blog ist es jetzt schon sehr lange sehr still gewesen – wir fühlen uns dabei auch sehr unwohl, weil uns damit ein Stück unserer Geschichte ins Unbewußte entschwindet – wie ein Tagebuch, das man lange nicht schreibt. Wißt ihr noch was ihr vor einer Woche gemacht habt? So ganz grob können wir sagen: „na klar“, aber wenn wir dann überlegen, was es genau war, fallen uns zumindest die Lücken auf, die der Alltag in unserer Erinnerung hinterläßt.

Im letzten Beitrag haben wir von einer bevorstehenden nächsten Veränderung berichtet. Die ist eingetreten!

Asha hat jetzt auch eine neue Arbeitsstelle angetreten. Seit dem 1.August 2025 geht sie jeden Morgen zu ihrem neuen Schreibtisch in Kiel. Und sie beschäftigt sich bei ihrer neuen Arbeit mit Lebensmitteln. Diejenigen die Asha kennen, können sich das auch kaum anders vorstellen. Mit dieser Veränderung hat sich unser Leben nochmal komplett umgestaltet, denn auf einmal haben wir beide nach über 10 Jahren völlig unterschiedliche Zeiten, Themen und auch Anforderungen. Das fängt schon morgens beim Aufstehen an, wer muß wann los, was brauchen wir zu Hause noch zum Essen? Wir haben beide Kantinen in der Firma, aber Frühstücken und Abendessen müssen ja doch bedacht werden und Helges Zeiten im Home-Office spielen auch eine Rolle bei der Verpflegungsplanung. Das ist eine ganz schöne Umstellung vom vollständig autarken Leben an Bord über eine Selbstversorgung in einer Wohnung an Land und jetzt hin zu „Kleinigkeiten“ nebenbei. Übrigens unser Schokoladenkonsum, der vor unserer Reise durchaus bei einer Tafel pro Tag und Person lag, ist auch nachdem wir ihn in der Karibik auf nahezu Null reduziert haben, weiterhin auf nahezu Null. Seit unserer Ankunft in Deutschland haben wir außer einem einfachen Schokoladenadventskalender letztes Jahr noch keine Schokolade wieder in unserem Einkaufskorb gehabt.

Mit diesem Bericht wird uns so richtig bewußt, das jetzt schon über ein Jahr seit unserer „Willkommensparty“ vergangen ist. Genau gesagt sind es heute ein Jahr und vierzehn Tage! Es ist kaum zu glauben wie die Zeit vergeht und wir sind immer noch dabei anzukommen und Deutschland wieder neu kennen zu lernen.

Asha steckt bei ihrem neuen Job voll im Einarbeitungsmodus, dazu gehörte inzwischen auch ein einmonatiges Kennenlernen des Unternehmensstandortes in Hamburg mit einer täglichen Fahrerei, bei dem sich ihre Kollegen viel Zeit nahmen, um sie mit den Jobdetails vollzustopfen – bisher nimmt sie die Einarbeitung mit viel Schwung auf. Natürlich ist es anstrengend aber auch Asha läßt keinen Zweifelt an der Aussage: „Arbeit macht Spaß“. Durch die Hamburg-Fahrerei mit dem Firmenauto ist Asha inzwischen wieder voll in Fahrübung und hat inzwischen auch gelernt mit dem modernen vierrädrigen Vehikel zu kommunizieren und die Bedürfnisse dieses fast Lebewesens, wie „AdBlue, Reifendruck, Sitzgurt auch für Taschen auf dem Beifahrersitz anlegen“, zu erfüllen. Unsere Fahrzeuge vor über 10 Jahren waren dagegen richtig stumme Erfüllungsgehilfen. Trotz dieser Erfahrungen sind wir beide uns einig: „Wenn es nicht unbedingt sein muß, finden wir die öffentlichen Verkehrsmittel grundsätzlich angenehmer, auch wenn sie ihre eigenen Schwachpunkte haben.“

Helge sitzt inzwischen überwiegend im Home-Office und fährt nicht mehr täglich nach Hamburg. Dabei macht er jetzt die Home-Office-Erfahrungen, die hier in Deutschland seit Corona voll etabliert, voll eingelebt und vergessen sind. Natürlich haben wir an Bord auch am Laptop gesessen, aber normalerweise keine vollen acht Stunden für fünf Tage die Woche am Stück, sondern auf sieben Tage die Woche verteilt mit dem Wechsel anderer täglicher Anforderungen. Dafür nutzten wir aber ganz selbstverständlich auch mal Abend- oder Nachtzeiten. Das war halt eine andere Art Dinge zu erledigen.

Unsere neuen Arbeitswelten bedeuten jetzt, das wir uns neu organisieren müssen. Unser Leben wird wieder vom Arbeitszeitmodell bestimmt und wir suchen noch einen Rhythmus mit dem wir möglichst viele unserer Vorstellungen erfüllen können. Eine Arbeit die Spaß macht ist die eine Sache und da haben wir beide einen ersten großen Haken auf unserer Liste. Unser Zeitmanagement wird einer der nächsten Punkte auf unserer Liste sein, denn wir wollen kommendes Jahr wieder auf Gegenwind sitzen und zumindest im Hafen ein wenig ihr Schaukeln genießen. Außerdem haben wir bisher unsere Vorträge und auch unser Buch zurückgestellt – auch das wollen wir dringend ändern und endlich über unsere Reise berichten – sie soll weiter leben und ein Teil unseres Lebens bleiben!

Zum Thema Zeit stoßen wir in Deutschland auf gefühlt echt typisch deutsche Eigenheiten. Jetzt da wir wieder im normalen Alltag sind, kommen Fragen nach „Wann können wir uns mal wieder treffen!“ Das ist super und wird auch klappen, aber warum kamen diese Fragen nicht während einer Zeit, in der wir flexibel und nicht den ganzen Tag „auf der Arbeit“ waren? Nun ist auch unser Terminkalender wieder ein einschränkender Schrittmacher, den wir nicht einfach so umdisponieren können.

Die letzten Wochen hatte Gegenwind anspruchsvolle Forderungen an uns, denn für sie mußten wir einen Termin am 2. Oktober einhalten, da sie seit dem wieder im Freien steht und den Winter frische Luft genießen darf, nachdem sie den Sommer in einer Halle verbracht hat. Für sie hat sich viel getan, obwohl es deutlich hinter unserem Plan liegt. Gegenwinds Decksaufbau hat inzwischen neue Farbe und neue Antirutschflächen. Wir haben den Aufbau, natürlich eigenhändig, komplett geschliffen und mit Epoxidharz versiegelt, mit 2-Komponenten Lack schick weiß gestrichen und die Trittflächen mit KIWI-Grib rutschfest aufgetragen. Damit sie die Halle verlassen konnte, haben wir die geschliffenen Handläufe sechs Mal lackiert und alle Teile die wir zum Streichen demontiert hatten wieder montiert. Das hat die letzten Wochen jede unserer freien Minuten beansprucht und nun haben wir wieder etwas Zeit zum Luft holen. Gegenwind konnte auch gleich zeigen, ob unsere Arbeiten wirklich erfolgreich waren. Die Fenster, die wir demontiert und wieder neu eingesetzt haben, widerstanden dem vergangenen regnerischen Wochenende und sind dicht!

Drückt die Daumen, das wir unser Zeitmanagement besser in den Griff bekommen und wir uns hoffentlich bald zu einem Vortrag sehen werden.

Viele Grüße aus dem herbstlichen Kiel
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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