Für diejenigen unter Euch die uns folgen wollen

Die wie wir finden wichtigsten Punkte und Hinweise vor der Abfahrt:

  1. Die Entscheidung – Ihr müßt es wollen.
  2. Wir empfehlen einen Starttermin – sonst hält Euch die Heimat fest.
  3. Ein seetüchtiges Schiff und gleichzeitig ein komfortables zu Hause: vom 7,5m langen Folkeboot ohne Motor und Elektronik bis zum Luxuskatamaran ist alles möglich, wenn Ihr Euch auf und mit dem Schiff wohl und sicher fühlt. Das Schiff ist das zu Hause auf See wie auch im Hafen oder vor Anker. Es ist der Ort an dem man auf See bei Sturm und Flaute lebt wie im Hafen bei Regen und Kälte oder bei brennender Sonne und Hitze.
  4. Geld: dazu gibt es viele verschiedene Ansichten und Wege. Mit dem Folkeboot benötigt man in der Regel weniger Geld als mit dem Luxuskatamaran. Unsere bisherigen Erfahrungen, auch in den Gesprächen mit anderen Seglern, zeigen das die Strecke bis zur Atlantiküberquerung teurer ist als erwartet, danach scheinen sich die Kosten zu reduzieren. Der Grund liegt vermutlich an dem Lehrgeld, das man bis zu den Kanaren zahlt um Ausrüstung zu ergänzen Reparaturen für stark beanspruchte Teile bedingt durch die raue, salzhaltige Atlantikumgebung durchzuführen oder an den teilweise hohen Hafengeldern. Schiffe ab 12 Metern länge zahlen vielfach Extragebühren.  Die Ausgaben richten sich nach den persönlichen Bedarfen und Wünschen und natürlich nach dem vorhandenen Geldbeutel.
  5. Versicherungen und Behörden:
    – Schiffsversicherungen (Haftpflicht deckt die Schäden die an anderen Objekten angerichtet werden und eine Kaskoversicherung deckt den Verlust des eigenen Wertes sowie Bergungskosten) – nicht jede Versicherung versichert weltweit und nicht jedes Schiff wird ohne weiteres versichert z. B. Mindestwert des Schiffes, alter des Schiffes, kostenpflichtige Gutachten.
    – Krankenversicherung: die Frage nach dem Aufenthaltsort ist hier interessant, da nur einige wenige Versicherungen einen längeren Auslandsaufenthalt (über ein Jahr/ außerhalb der EU) versichern. Private und gesetzliche Krankenversicherungen handhaben den Auslandsaufenthalt unterschiedlich. Für einen längeren Auslandsaufenthalt (über ein Jahr) gibt es spezielle Auslandskrankenversicherungen.
    – Wenn der Job für die Reise gekündigt wird ist die Meldung beim Arbeitsamt sinnvoll.
    – Ab-/ oder Ummeldung beim Einwohnermeldeamt hat folgen für die Reise.
    – Die Nachfrage zur Gültigkeit von Versicherungen (z.B. private Haftpflicht, Unfall, Rechtsschutz, Arbeitsunfähigkeit) bei einem längeren Auslandsaufenthalt (in der Regel über ein Jahr) können wir nur empfehlen, da es die verschiedensten Einschränkungen dazu gibt.
  6. Vorbereitung der Schiffsausrüstung: Es ist sinnvoll die Ausrüstung möglichst vor der Abreise zu montieren oder sie wenigstens mitzunehmen, denn es erspart viele Laufereien und einige Kosten. Natürlich fehlt immer etwas und so gibt es noch brauchbare Einkaufsmöglichkeiten in den Niederlanden, in einigen großen Häfen in England, oder Frankreich um nachzurüsten. Ab der spanischen Küste wird es dünn mit Schiffsausrüstung die über „Schäkel und Tauwerk“ hinausgeht. Mit viel Lauferei sind in Vigo noch einige Läden aufzutreiben, bei Lissabon ist in Belem ein gut sortierter Ausrüster verfügbar. In Las Palmas, Gran Canaria ist dann wieder nahezu alles zu bekommen, was das Seglerherz begehrt. In der Karibik lernen wir Martinique mit guten Ausrüstungsmöglichkeiten kennen (Stand: April 2015).

 

Auf unserer bisherigen Route sind einige Punkte wichtiger geworden als bisher auf der Ostsee

  1. Ab der englischen Küste leiden die Festmacherleinen bedingt durch den Schwell in den Häfen deutlich stärker. Am besten bewährt hat sich bisher 3/4 – kardeliges geschlagenes Tauwerk ein paar Nummern stärker als in der Literatur für die erforderliche Haltekraft angegeben und gute Ruckdämpfer aus Federstahl. Leinen scheuern sich gerne durch und die schicken Gummiruckdämpfer reißen gerne mal. Das günstigere Material aus dem Fischereibedarf hält dem Scheuern vielfach besser stand als viele hochwertige Seglerspezialleinen.
  2. Auch die Leinen für Schoten, Niederholer, Reff- und Steuerleinen unterliegen einer höheren Belastung, so daß sie sogar auch an schwergängigeren Blöcken gerne Scheuerstellen bekommen und entsprechend häufiger kontrolliert bzw. ersetzt werden müssen.
  3. Fischerei: ist im Englischen Kanal ein Ärgernis, da die Fischer insbesondere an der englischen Küste und bei Nacht rücksichtslos ihre Kurse ändern und kaum den geltenden Regeln folgen. Per UKW-Funk angesprochen reagieren sie in der Regel nicht. In spanischen und portugiesischen Gewässern liegen massenhaft unbeleuchtete Fischerbojen und teilweise verbotene Fischerleinen mit Haken auf bis zu ca. 100m Wassertiefe aus, so daß sich der eine oder andere schon mal mit dem Ruder oder dem Propeller darin verheddert , ansonsten halten sich die Fischer an die Regeln und sind bzgl. Ihrer Manöver berechenbar.
  4. Wind- und Regenschutz: bis zu den Kanarischen Inseln waren wir froh über unsere Kuchenbude, die das Cockpit vollständig abdeckt und somit bei Wind und Wetter unseren Lebensraum im Hafen deutlich vergrößert. Zusätzlich hat die Kuchenbude uns in Las Palmas vor dem alles durchdringenden Wüstenstaub doch einigermaßen geschützt. Auf See, gerade bei achterlichen Winden, haben wir unser Cockpit soweit wie möglich mit „Palisaden“ verkleinert und umgeben, um uns gerade nachts vor dem anfangs kalten Wind und vor allem auch vor dem eingehenden Spritzwasser zu schützen. Als Palisaden haben wir Decken und Kissenfender verwendet, Hauptsache wir fanden Schutz.
  5. Elektrischer Strom: Anders als noch vor 30 Jahren hängen wir an dem Luxus einfach einen Schalter zu betätigen und wir haben Licht, ein kühles Getränk oder fließendes Wasser. Wir verzichten natürlich auch nicht auf diesen Luxus und haben unsere elektrische Anlage entsprechend ausgelegt, in der Hoffnung das paßt schon überall. Wir fahren mit einer Starterbatterie für den Motor und mit Verbraucherbatterien von ca. 240Ah. Im Normalbetrieb laufen Navigationsgeräte (ca. 2A), Kühlschrank mit Thermostat (ca. 3A), Licht (ca. 1A, LEDs), Navigationslichter (ca. 1A, LEDs), Trinkwasserdruckpumpen (ca.3A), Entsalzungsanlage (ca. 3A), elektronische Spielzeuge wie z.B. Computer (ca. 3A). Dabei haben wir einen täglichen Stromverbrauch (24 h) von ca. 100Ah. Im Hafen ist der Stromverbrauch mit einem 230V- Landanschluß kein Thema, der Strom kommt halt aus der Steckdose wie gewohnt. Auf See versorgt Gegenwind uns mit Strom das Solarfeldern (insgesamt max. 200W- Solarstrom) und Windenergie (max. 25A bei 7 Bft). Seit erreichen der Karibik bei senkrechter Sonneneinstrahlung und 3-5 Bft Wind sind unsere Batterien in den Nachmittagsstunden voll und bereit für die Nachtentnahme.
    Unsere Verbrauchsrechnung:
    Navigationsgeräte: 2A x 24h = 48Ah
    Kühlschrank mit Thermostat: 3A x 4h = 12Ah (Laufzeit: 10 min/h)
    Licht (LEDs): 1A x 5h  = 5Ah
    Navigationslichter (LEDs): 1A x 12h = 12Ah
    Trinkwasserdruckpumpen: 3A X 0,5h = 1,5Ah
    Entsalzungsanlage: 3A x 3h = 9Ah
    elektronische Spielzeuge wie z.B. Computer: 3A x 3h = 9Ah
    Summe= 96,5Ah
    Auf die Berechnung der Batterieladung durch Wind und Solar haben wir bisher verzichtet, da unser Verbrauch hier gut gedeckt ist. Bedingt durch Schiffsbewegungen, Wolken und Böen stehen uns auch keine gut kalkulierbaren Werte zu Verfügung. Wir haben allerdings festgestellt, daß bei uns nur die ergänzende Kombination aus Windgenerator und Solarfeldern genügend Energie liefert.
  1. Wasser: Trinkwasser haben wir bis zum Verlassen der Kanarischen Inseln aus dem Schlauch vom Steg verwendet (Mal mehr, mal weniger gechlort). Seit unserer Atlantiküberquerung entsalzen wir unser Trinkwasser direkt aus dem Atlantik (ca. 10 Liter pro Tag) und unseren Haupttank verwenden wir nur zum Händewaschen, Zähneputzen etc.. Den Abwasch und teilweise das Kochen erledigen wir direkt mit Seewasser (z.B. Kartoffelwasser: halbehalbe).
    Wir mußten hier feststellen, daß die Trinkwasserschläuche vom Haupttank hier sehr schnell veralgen, so daß wir planen unser 3 Jahre alten Schläuche nochmal auszutauschen.
  2. Gas: Wir kochen mit Gas, es ist super einfach und schnell aber trotzdem Ist es ein leidiges Thema, denn es gibt keine brauchbaren Standards. Jedes Land hat seine eigenen Systeme und eigenen Flaschen. In den Niederlanden brauchten wir zum Glück noch kein Gas, aber wir hätten mit unserer deutschen 5 kg Flasche dort auch nichts anfangen können. In England werden die Flaschen nur getauscht nicht nachgefüllt, daher hatten wir Pech mit unserer deutschen 5 kg Flasche. In Spanien, A Coruña konnten wir unsere deutsche 5 kg Flasche dann auffüllen lassen. Die nächsten uns bekannten Füllmöglichkeiten gab es in Quinta Do Lorde (Madeira), Las Palmas (Gran Canaria). Hier in der Karibik soll es laut unseren Informationen auf St. Lucia eine Möglich geben. Überall haben wir bisher die blauen Campinggasflaschen zum Tausch gesehen – das schein bisher wenn auch meist nicht die günstigste Möglichkeit zu sein aber eine verfügbare. Achtung bei den verschiedenen Gassystemen die Anschlüssen weichen voneinander ab und die Druckminderer arbeiten mit unterschiedlichen Drücken: 30 oder 50 mbar. Die 50 mbar- Systeme sind leider Auslaufmodelle – also beim Kauf eines Herdes/ Backofen auf ein 30 mbar System achten.
  3. Diesel: gab es bisher in jedem Hafen ohne Qualitätsprobleme
  4. Kommunikation: Internet, eMail: Es sind überall Möglichkeiten zur Kommunikation vorhanden. Die meisten Häfen bieten freie oder kostenpflichtige Internetzugänge an. Die Qualität ist sehr unterschiedlich und hängt vielfach an den Nutzungszeiten ab. In den beliebtesten Zeiten ist es halt langsam oder stürzt auch mal ab. Die Qualität hängt ebenfalls an der Entfernungen zum Spot. Viele Cafés und Restaurants bieten Internetzugänge an. Unser beliebtestes Restaurant war bisher McDonald und bei einem Eis ist das für uns eine prima Lösung. Eine von uns häufig angewendete Praxis auf der Suche nach einem Internetzugang ist das Ausprobieren verfügbarer Netze bei einem Spaziergang mit dem Mobiltelefon, so daß wir auch dabei bisher freie Netze mit sehr guter Qualität vorgefunden haben.
  5. Zahnarzt in Spanien: Die Kontrollen (teilweise mit Röntgenaufnahme) sind kostenfrei nur die eigentliche Behandlung zieht Kosten nach sich. Auf Anfrage kann man die Röntgenaufnahmen mitnehmen, das zieht allerdings eine Gebühr mit sich. Die Rechnungen werden sofort beglichen und falls vorhanden bei der Krankenversicherung eingereicht.

Für weitere Details fragt einfach bei uns nach!
Asha &Helge
Crew der SY Gegenwind

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