Wir konnten uns nur schweren Herzens von Cuxhaven trennen. Es war einfach noch zu viel zu tun und wir werden wohl nie fertig. Auch heute fliegen noch Ausrüstungsteile, Kleidung und allerlei Nützliches lose herum.
Unseren Plan am Dienstag nach Helgoland auszulaufen hatten wir schon längest begraben, genauso wie uns die drängelnde Bürokratie inzwischen egal geworden war.
Mit viel Druck und deutlich angespannten Nerven verrichteten wir am Donnerstag den 10.Juli 2014 den letzten Gang zum Supermarkt um die unbedingt notwendigen Lebensmittel für die nächsten Tage an Bord zu nehmen. Der Wetterbericht versprach nördliche Winde um die 3 bis 4 Beaufort und um 11:45 begann unser Auflaufhochwasser in Cuxhaven.
Um 13:30 waren wir endlich soweit die Festmacher zu lösen, um mit unserem bestehenden Restchaos an Bord auszulaufen.
Wir setzten das erste Mal unsere Segel und ließen die Kugelbake vor Cuxhaven in unserm Kielwasser zurück. Wie für die Auswanderer, die Cuxhaven in die neue Welt verließen war die Kugelbake auch unser letzter Blick auf die Heimat.
Wir segelten einfach vom Wind in Richtung West-Südwest geschoben einem unbekannten Ziel entgegen, und jetzt fingen wir das erste Mal richtig an uns mit den Seekarten und Handbüchern zu beschäftigen.
Die ersten Stunden verbrachten wir damit die herumfliegenden Teile in irgendwelche leeren Ecken sicher einzuklemmen, um das letzte klappern abzustellen.
Wie gewohnt setzte bei Asha die Seekrankheit ein. Nichtsdestotrotz gab es um 17:00 unser erstes warmes Essen auf See, Nudeln mit Tomatensoße und einen Joghurt als Nachtisch. Asha gab natürlich unseren Außenbordskameraden, Kunibert genannt, bereitwillig etwas ab.
In den Abendstunden übernahm Helge die Wache und Asha ging schlafen. Bei klarem Sternenhimmel zog kurz vor Mitternacht über Land ein Wetterleuchten auf, so daß wir beide an Deck waren um Gegenwind für den möglichen Durchzug einer Gewitterfront klarzumachen. Nach einiger Zeit wurde uns klar, daß wir die hübschen Bilder des Wetterleuchtens als Begleiter an Land nur bestaunen durften. Also setzte Asha ihren Schlaf fort und Helge ging weiter Wache. Kurz nach 03:00 Uhr am Freitagmorgen übernahm Asha die Wache und Helge fiel sofort in tiefen Schlaf.
In den Morgenstunden wurden aufgrund eines herumstehenden Windparks, sowie wechselnder Winde einige Segelmanöver fällig, die wir dann gemeinsam durchführten.
Ab 10:00 Uhr waren wir beide nach einem kleinen Frühstück mehr oder weniger zum Segeln wieder an Deck. Der Tag verging mit ständigem anpassen der Segel und der spontanen Entscheidung hier wollen wir in den Hafen.
Abends um 19:00 standen wir vor der Ansteuerung in den Vliestrom (NL) und nach kurzer Prüfung der Gezeit (Hochwasser ca. 21:00) und unserer Kondition für eine zweite Nacht auf See liefen wir kurzentschlossen ein und fanden den kuscheligen Hafen Vlieland mit netten Nachbarn, an denen wir Längsseits gingen.
Jetzt genießen wir einen herrlich sonnigen Hafentag!
Der erste Segeltag dauerte 31 Stunden in denen wir 158 Seemeilen zurücklegten (1sm=1,582km).
Bemerkung:
– Zu unserer Bordroutine gehört in der Regel, die Wetterüberwachung, Navigation mit regelmäßigem Eintragen unseres Standortes und des Kurses, die Beobachtung des Verkehrs, Kurskorrekturen, Wellen gucken, lesen und ein wenig dahindösen und natürlich naschen.
– Ashas Seekrankheit überdauerte den ersten Tag schadlos bis es nach ca. 24 Stunden langsam weniger wurde.
Viele Grüße aus dem Niederländischen Vlieland!
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind