Es war an der Zeit weiterzukommen!
Allerdings hatte das Wetter keine Lust mehr auf den für uns so tollen Schiebewind aus Nord bis Nordost. Nach dem Mondwechsel wurde das Wetter unbeständiger. Bei vereinzelten Regenschauern und Wind von vorne oder stechender Sonne ohne Wind hatten wir die schnelle Weiterfahrt in Richtung Englischer Kanal aufgegeben.
Kurzentschlossen borgten wir uns von unseren Stegnachbarn Seekarten fürs Friesische Wattenmeer, sowie IJselmeer und Markermeer und erhielten dabei viele gute Tips und Anleitungen für einen Abstecher.
So ausgerüstet setzten wir am 15.Juli, eine Stunde vor Hochwasser unsere Genua und fuhren durch die uns unbekannten Gezeitenströme.
Die Sandbänke standen alle unter Wasser und wir fuhren teils unter Segel, teils unter Motor durch die „Blauwe Slenk“ und die „Boontjes“ zu der Lorentz-Schleuse des Ijsselmeeres. Fast ohne anzuhalten waren wir um 15:50 auf dem großen Niederländischen Binnenmeer.
Unseren Abend verbrachten wir in Makkum.
Die Liegeplatzsuche nahm ein wenig mehr Zeit als gewöhnlich in Anspruch, da Liegeplätze anders als auf der Ostsee nicht durch rot-/ grün Schilder gekennzeichnet sind. Besucher müssen sich am Anmeldesteg oder über UKW anmelden.
Der Hafen ist ein riesig großer moderner Kinderspielplatz für die ganze Familie und unser 20-minütiger Fußweg zum Ort ging dicht vorbei an der bekannten Hutting- Sportbootwerft und endete beim Eisladen.
Unsere Binnesegeltour führte uns am folgenden Tag bei völliger Flaute unter Motor quer über das Ijselmeer. Eine echte Qual: wir kämpften gegen Milliarden von Heerscharen von Mücken. Wir haben die Schlacht überlebt aber wohl nicht gewonnen, obwohl wir zum Schluß in einem Leichenmeer von Mücken standen.
In der Flevo Marina, dem Ziel der Tagestour angekommen, erzählte man uns, daß wir an dem 2mal jährlich stattfindenden Schauspiel des Mückenfluges teilnehmen durften. Alle frischgeschlüpften Mücken schwärmen gleichzeitig an 2 Tagen im Jahr aus: einmal im April und einmal im Juni. Den Juni-Ausflug wiederholten die Biester wohl extra für uns?
Völlig erschöpft von der Mückenschlacht und dem anschließenden Reinschiff um die vielen festgeklebten Leichen von Gegenwind abzuschrubben fielen wir in unsere Kojen. Übrigens sind auch heute noch nicht alle Spuren der Schlacht beseitigt.
Die Flevo Marina liegt kurz vor der Schleuse zwischen IJselmeer und Markermeer und bot uns nur einen Übernachtungsliegeplatz, allerdings mit der Möglichkeit den Nachbau der „Batavia“, einen 56m langer Ostindienfahrer zu besuchen. Um Marinemuseen kann Helge keinen Bogen machen.
Helge: „Tolle Erfahrung bei 1,2m Stehhöhe durch das Soldatendeck (Orlopdeck) des Batavia-Nachbaus zu krabbeln. Hier war Platz für ca. 100 Mann, die neun Monate ununterbrochen auf diesem Deck lebten.“
Auf der ersten Fahrt lief die ursprüngliche Batavia 1629 auf ein Riff vor der Australischen Westküste und ging mit 341 Personen an Bord unter.
Der Vormittag mußte Helge zum Batavia-Besuch reichen, da wir ja schließlich die Runde im IJselmeer nur als Ausweichmanöver für uns unliebsames Wetter gewählt hatten und mit Amsterdam diese Runde ausklingen sollte.
In Amsterdam blieben wir drei volle Tage um die Stadt, einige Museen und natürlich eine Grachtenfahrt zu genießen, bis der Wetterbericht wieder Segelwetter versprach.
Am 21.Juli warfen wir die Leinen in Amsterdam los und starteten mit dem Ziel den Englischen Kanal zu passieren.
Nach der letzten Schleuse, der Zuidersluse bei IJmuiden (NL) wurde uns klar, daß wir bei einer Sicht von wenigen 100 Metern nicht in ein vielbefahrenes Seegebiet auslaufen müssen. Also ab in die Seaport Marina, den Yachthafen von IJmuiden und mal abwarten bis sich die Sicht sich verbessert.
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind