Die Straße von Dover

Sonnenuntergang bei Dover

Sonnenuntergang bei Dover

Wir sind keine Frühaufsteher.

In der ruhigen, gut bewachten und ordentlich umzäunten Seaport Marina, dem Yachthafen von Ijmuiden konnten wir sicher ausschlafen, um dann nach dem Mittagessen (Kartoffeln, Blumenkohl und Hähnchenschnitzel) am Dienstag den 22. Juli 2014 um 14:25 auszulaufen: Generalkurs Südwest mit gutem Schiebewind (Für die Segler: NE 3Bft, Wellenhöhe 0,5-1m).

Die Windstärke variierte im laufe des Tages zwischen 3 und 7 Beaufort und genauso ging es mit der Wellenhöhe, die bis zu 2 Meter erreichte, so daß wir unsere Segel häufig anpaßten.

Kurz vor Dunkelwerden erreichten wir die Hook van Holland, die Einfahrt nach Rotterdam. Wir manövrierten im Slalom um die Großschifffahrt herum, die im Vergleich zu unserer Geschwindigkeit rasend schnell dahin rauschte.

Nachts um 03:00 standen wir vor einem Hindernis das in keiner aktuellen Seekarte in vollem Umfang verzeichnet ist: Ein Windpark stand uns an der Grenze zu Belgien mitten im Weg. Mit Hilfe unseres neuen Radars und ein wenig Fantasie bezüglich der fehlenden Seekarteninformationen konnten wir den Windpark schließlich doch umfahren.

Irgendwie scheinen die Seekartenschreiber keine genauen Positionen und aktuellen Stände von Windparks zu haben, denn das war nicht der erste unvollständig eingezeichnete Windpark der uns begegnet ist – trotz aktueller Seekarten.

Am Mittwoch dem 23.Juli um 18:50 begannen wir kurz vor Calais mit der Querung des Ärmel-Kanals, der „Straße von Dover“. Mit viel Geschaukel segelten wir mit Wind von Achtern, 0,5-1 m hohen Wellen von der Seite oder ganz diffus, teils gegen-, teils mit der Strömung in Richtung Dover. Nach ca. 10 Seemeilen waren wir um 20:20 kurz vor Dover. Der Englische Kanal mit dem vielen Schiffsverkehr war sicher überquert, obwohl das Passieren der riesigen Schiffe manchmal ziemlich knapp aussah.

Von Dover führte unsere Route entlang der englischen Küste in Richtung Westen. Die zweite Nachtfahrt, von Mittwoch auf Donnerstag, war allerdings alles andere als entspannend, obwohl wir nicht im Hauptverkehrsstrom segelten. Die Fischer vor der Küste machten uns das Leben echt schwer: sie fuhren bei stockfinsterer Nacht ohne Lichter, schalteten aber kurz vor unserer Nase mal eben einen Scheinwerfer an, lagen mitten im Weg herum und waren dann wieder in der Dunkelheit wer weiß wohin verschwunden. Wir waren beide an Deck um diese Geisterschiffe wenigstens zeitweise zu lokalisieren und wenn auch nur durch das Gequatsche bei den Arbeiten an den Netzen.

Mit dem Sonnenaufgang bereitete uns das Segeln bei herrlichem Segelwetter entlang der kreideweißen Steilküste viel Freude.

Da wir uns mit der Gezeitennavigation bisher nur wenig beschäftigen wollten gingen wir in einen Hafen der bei jeder Gezeit für uns erreichbar war. Wir liefen also am Donnerstag den 24. Juli 2014 um 12:35 (Bordzeit) nach 235 Seemeilen in Brighton (England) ein.

 

Kleiner Exkurs zu unserer Bordzeit: Wir definieren unsere Zeit an Bord selbst. Zur Zeit sind wir noch bei der Deutschen Sommerzeit. So vertüddeln wir uns nicht mit den verschiedenen lokalen Zeiten, den Stegzeiten, mit denen wir z.B. zum Einkaufen rechnen müssen und wir müssen unsere Wanduhr nicht ständig abschrauben und korrigieren.

 

Viele Grüße aus Brighton (UK)

Asha  & Helge

Crew der SY Gegenwind

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