Tips für England

Wir haben auf unserem Weg gen Westen nicht die übliche Route über Frankreich gewählt, sondern uns für den Weg über England entschieden und es war absolut super. Die Zeit wurde uns nicht lang, so dass wir fast einen Monat in Ruhe die englische Küste angesehen haben und hier vieles erleben konnten. Diese Erkenntnisse beziehen sich nicht nur auf das Segeln und das Leben an Bord sondern auch auf Land und Leute.

Somit können unsere Erfahrungen auch für „Landratten“ vielleicht das eine oder andere beinhalten.

Für die „Seebären“ ist England auf jeden Fall eine Reise wert. Auch von der Ostsee aus ist die englische Küste mit etwas Geduld ohne Probleme zu erreichen. Wenn erst einmal Cuxhaven hinter einem liegt ist England nonstop (mit Nachtfahrten) zu erreichen oder aber man macht Tagestouren entlang der deutschen und niederländischen Inseln, Belgien und Frankreich.

Aber jetzt zu den Details:

Möwen

In Deutschland sind Möwen in vielen Häfen ganz nett anzusehen und sie werden deshalb trotz Verbotsschilder gerne von den Menschen gefüttert. Kinder werden dabei häufig von Ihren Eltern oder Großeltern zum Füttern der Tiere animiert. Wenn man ihnen allerdings kein Stück von dem eigenen Essen abgibt werden sie durchaus angriffslustig um sich ihren Anteil zu klauen. Es ist daher keine Seltenheit mehr das Menschen mit einem Crêpe, einer Eiswaffel oder ähnlichen Leckerei von den Möwen attackiert werden – das betrifft dann ganz besonders die Kinder.

In England ist dies ganz anders. Hier werden die Tiere von den Menschen im Hafen und an der Pier nicht gefüttert und somit sind sie daran auch nicht gewöhnt. Selbst wenn einer die Tiere füttern möchte, reagieren sie sehr reserviert und halten immer einen sehr großen Abstand vom Menschen. Nur wenn ein Essen z. B. eine Portion Pommes lange weit entfernt vom nächsten Menschen unberührt liegt, wagt sich vielleicht einmal eine tollkühle Möwe an dieses Fressen. Sobald sie aber von jemandem verscheucht wird, ist diese Mahlzeit für die nächste Zeit wieder tabu.

Hunde

Nicht nur in Deutschland ist der Hund der beste Freund des Menschen, sondern auch in England.

Allerdings haben wir in allen Häfen Schilder gesehen, daß Hunde nicht über die Marinas, also Segelschiffe oder Motorboote eingeführt werden dürfen.

Von Hundebesitzern unterwegs haben wir gehört, dass ein Hund aber einfach per Fähre ohne große Formalitäten nach England reisen darf.

Auf vielen Straßen und Spazierwegen wird in England darauf hingewiesen, dass Hunde angeleint werden müssen und die Hinterlassenschaften sind zu entfernen, sonst hat man mit Strafen von bis zu 500 £ (über 600 €) zu rechnen.

Ausflüge            

In den vergangenen Jahren haben wir die Erfahrung gemacht das man mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht nur von A nach B kommt, sondern dies auch eine gute Gelegenheit ist sich die Gegend anzusehen und mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Das gilt auch für die englische Südküste. Die Besonderheit bei der Kontaktaufnahmen zu den Engländern besteht darin, daß der Engländer meist selbst nicht das Gespräch beginnt, sich aber in der Regel freut, wenn er angesprochen wird. Er ist dann einer Unterhaltung nicht abgeneigt – egal wie gut jemand englisch spricht.

Wir empfehlen daher nicht nur nach reinen, organisierten Touristen-Touren zu suchen, sondern auch beim nächsten öffentlichen Busunternehmen einmal nachzufragen. So haben wir zum Beispiel eine tolle Tour durch das Dartmoor gefunden.

Wenn die öffentlichen Busunternehmen Doppeldeckerbusse anbieten, die es eigentlich fast überall in England gibt können wir sie nur empfehlen, denn sie bieten einen schönen Überblick.

Lebensmittel

In jedem neuen Hafen beginnt für uns auch eine neue Suche: „Wo finde ich welche Lebensmittel wie teuer?“ Der Hafenmeister kann in der Regel den einen oder anderen Supermarkt benennen aber das half uns leider nicht immer weiter. Somit nutzen wir das Internet: „Google Maps“ sei Dank! Das Stichwort „supermarket“ eignet sich dabei gut oder aber man hat schon eine Idee, welchen Supermarkt man sucht. Wir fanden im wesentlichen folgende Märkte: Der „ASDA“ ist eine englische Supermarktkette und es findet sich meist ein großes Geschäft etwas abseits der Innenstadt, weitere englische Supermarktketten sind u. A. „Tesco“ die auch im Stadtzentrum häufiger zu finden sind, „Iceland“ die hauptsächlich Tiefkühlprodukte führen, „Morrisons“ und die „Co-operative“. Bei der „Google Maps“- Internetrecherche werden auch gleich die Öffnungszeiten angezeigt. Die Öffnungszeiten des „ASDA“ sind uns besonders aufgefallen, denn viele dieser Geschäfte öffnen hier am Montagmorgen und schließen erst am Samstagabend und haben auch am Sonntag auf.

Wer sich lieber an die bekannten deutschen Discounter halten möchte kann auch zu „Lidl“ oder „Aldi“ gehen, die zwar eine etwas andere Produktpalette haben als in Deutschland, aber man findet doch recht viele bekannte Produkte. Auch muss man sich hier nicht völlig neu orientieren, denn die Discounter sind ähnlich wie ihre Schwestern in Deutschland aufgebaut. Somit ist die Suche nach Produkten hier weniger zeitintensiv als in anderen Geschäften.

Bei „Lidl“ kann man auch deutsches Brot kaufen, denn hier gibt es sowohl abgepacktes  Vollkorn-, wie auch Sonnenblumenkernbrot.

Die geliebte Nutella kann man in vielen englischen Supermärkten teuer kaufen, nur Liebhaber von Nusspli sollten sich lieber einen Vorrat mitnehmen, denn hiervon war in den Regalen nichts zu finden.

Trinkwasser

In England wird im Trinkwasser (Leitungswasser) deutlich mehr Chlor verwendet, als wir es aus den Skandinavischen Ländern oder aus Deutschland kennen. Wir haben diesen Unterschied aus Deutschland kommend sehr deutlich geschmeckt.

Es wird auf den Stegen auch immer wieder darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Leitungswasser nicht um Trinkwasser handelt, da man hier die Menschen vor Legionellen und anderen Bakterien schützen möchte und die Schläuche nicht lebensmittelecht sind. Auf Nachfrage erfuhren wir aber, daß das Leitungswasser auf dem Steg das gleiche ist wie in den Duschräumen oder an Trinkwasserhähnen.

Duschen

Im Vergleich zu den Häfen in Nord- und Ostsee haben wir hier keinen Hafen erlebt, in dem wir die Duschen extra bezahlen mußten. Und das besondere an den Duschhäusern ist der Aufbau: Es sind meist keine Gemeinschaftsduschen, sondern viele kleine Badezimmer mit Dusche, Waschbecken und WC nebeneinander.

Marinas

In den englischen Marinas sind freie Liegeplätze nicht wie in der Ostsee mit grünen oder roten Schildern markiert, denn der Hafenmeister weist jedem Neuankömmling seinen Platz zu. Um einen freundlichen Empfang sicherzustellen empfehlen wir dringend vor der Hafeneinfahrt die Anmeldung über Funk. Die Marinas sind in der Regel über UKW-Kanal 80 zu erreichen. Achtung: In den verschiedenen Hafenhandbüchern steht meist nicht nur die Frequenz der Marina, sondern auch die der Hafen- oder Flussverwaltung die unabhängig von der eigentlichen Marina ihren UKW- Funkkontakt zum Ein-/ Auslaufen verlangt.

Die Hafenmeistereien sind 24 Stunden täglich besetzt, so daß man jederzeit einen Platz zugewiesen bekommt. Vielfach werden Besucheryachten nahe der Hafeneinfahrt an extra Besucherstegen längsseits vertäut. In der Regel nehmen die Hafenmeister die Leinen an. Die eigentliche Anmeldung erfolgt wie im Hotel im Hafenmeisterbüro, denn nur dort erhält man die Zugangsdaten zu den Duschen/ WCs und ggf. auch zum Tor. Auch wenn die Hafenmeistereien den ganzen Tag besetzt sind, klopft niemand morgens um 07:00 Uhr am Schiff um an das Bezahlen der Hafenliegegebühr zu erinnern. Da ist man in England vertrauensvoller als in Deutschland oder Skandinavien. Selbst mehrere unbezahlte Tagesrechnungen stören nicht. Spätestens bei der Abreise wird ja abgerechnet.

Die Hafenliegegebühren sind nicht in Kategorien unterteilt, sondern hier gibt es einen Preis pro Meter der bei jedem Boot dann individuell mit dessen Länge multipliziert wird.

In diesem Preis inbegriffen sind normalerweise Elektrizität, Wasser auf dem Steg und Duschen ohne zusätzliche Münzgebühren. Nicht alle Häfen stellen einen kostenfreien WiFi-Zugang zur Verfügung. Einige Marinas arbeiten derzeit daran, andere haben ein System, bei dem es einmal 24 Stunden (am Stück) frei gibt und man sich danach die Zeit in 24 Stunden Paketen kaufen kann. Wir haben uns in solchen Fällen für andere kostenfreie Wifi Angebote entschieden wie z. B. Mc Donald‘s.

Navigation und Seekarten

Im Prinzip ist die Navigation überall die Gleiche. Bisher waren wir meistens auf der Ostsee unterwegs und haben somit wenig Erfahrung mit kräftigen Strömungen gemacht, aber hier an der englischen Küste können einem schon mal mehrere Knoten Strom begegnen. Die Strömungen sind hauptsächlich bei Hafeneinfahrten, Flußmündungen oder Kaps besonders zu beachten. Beim Segeln auf der freien See schwappt man halt nur mit der Gezeit hin- und her, was sich lediglich in der Schiffsgeschwindigkeit über Grund bemerkbar macht. Natürlich wird die See etwas ruppiger wenn Wind gegen Strömung steht, aber das ist zu beherrschen. Es gilt allerdings etwas mehr Aufmerksamkeit auf das Wetter zu richten und ggf. mal ein wenig mehr Wartezeit einzuplanen, wenn es nicht zu ungemütlich auf See werden soll. Anders als auf der Ostsee ist der nächste Hafen nicht mal eben schnell anzulaufen, wenn einem die Lust ausgeht, denn auch die Gezeit/ der Wasserstand hat Einfluß auf den Ein-/ Auslaufzeitpunkt bei sehr vielen Häfen. Wir wollten uns nicht zu sehr mit der Gezeitenrechnerei beschäftigen und hatten vor allem gar keine Lust vor einem Hafen auf den richtigen Einlaufzeitpunkt zu warten, so daß wir uns Häfen aussuchten, die für uns bei jeder Gezeit anlaufbar waren. Dafür waren die zurückzulegenden Distanzen deutlich größer als in der Dänischen Südsee.
Seit verlassen der deutschen Gewässer haben wir uns auf die elektronischen Seekarten von „NAVIONICS“ und die Papierkarten von „IMRAY“ verlassen. Natürlich stimmen die Karten nicht immer überein, da sie selbst wenn sie auf dem aktuellsten Stand sind doch nicht die gleiche Basis haben. Das weder die elektronischen- noch die Papierkarten mit der Wirklichkeit zu hundert Prozent übereinstimmen haben natürlich nicht nur wir festgestellt, aber mit gesunden Menschenverstand, ein wenig Skepsis gegenüber der modernen Technik und dem Papier, einem funktionieren Lot und  guter Seemannschaft erkennt man die Abweichungen doch und kann entsprechend reagieren.

Im Unterschied zur Ostsee muß man sich auch an einige zusätzliche Symbole gewöhnen, die man vor Fahrtantritt recherchieren sollte, denn sie können sicherheitsrelevant werden z.B. Warnung vor bemerkenswert starker Wellenbildung vor einigen Kaps. In der Realität sieht man dann was die Seekarte mit so einem Symbol meint und es wird einem dabei schnell klar, das man dort nicht hinein fahren möchte.

Die englische Südküste bietet ein wunderschönes, abwechslungsreiches Panorama, so daß sich der Aufwand lohnt!

Fischerei

Vor der englischen Südküste wird intensiv Fischerei betrieben und schon bei unserer ersten Nachtfahrt vor der Küste (von Dover nach Brighton) war uns klar, daß das auch unsere letzte Nachtfahrt vor der englischen Küste war. Zum einen befinden sich überall Fischerbojen mit denen wir uns nicht verheddern wollten und zum anderen waren die Fischer recht rücksichtslose Gesellen, denn sie fuhren in der Regel ohne die vorgeschriebene oder gar irgendeine Beleuchtung oder elektronische Signale (AIS), so daß sie nahezu gar nicht oder erst sehr kurz vor dem eigenen Bug zu erkennen waren. Erst im letzten Moment wurden die Positionslichter eingeschaltet und Scheinwerfer auf das nahende Schiff oder auf die Netze gerichtet. Da blieb uns in einigen Fällen nichts anderes übrig als spontan eine Kehrtwende mit Motorunterstützung zu machen um einen Zusammenstoß zu vermeiden.

Hoffentlich haben unsere Tips Lust auf eigene England- Erfahrungen gemacht und somit nun ein Zitat von unsere Stegnachbarn aus Kingswear : „Have a save trip!“

Asha &Helge
Crew der SY Gegenwind

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