Wir hatten unseren Werftaufenthalt für ca. zwei Wochen geplant. Die organisatorischen Bedingungen in der Grenada Marine Schiffswerft waren genauso anstrengend wie die Umgebungsbedingungen und das Wetter.
Das mußte sich auch Gegenwind gesagt haben, denn sie hatte keine Lust uns kalte Getränke zu liefern. Wir schalteten in der Schiffswerft sogar unseren Kühlschrank aufgrund von Energiemangel ab, denn wir erfuhren von anderen Seglern auf dem Werftgelände, daß der eine oder andere Computer beim Verwenden des Werftstromes aufgrund von Spannungsschwankungen und Überspannungen den Geist aufgab. Und so beschlossen wir die Gefahr für alle elektrischen Geräte an Bord zu meiden und nur mit unserer normalen Solar- und Windenergie auszukommen. Die Windenergie konnten wir vergessen, denn unser Werftliegeplatz war windstill aufgrund der hohen Berge um uns herum und unsere Solarfelder lieferten Strom, aber nicht genug. Es ist unvorstellbar, das die kurze starke Tropensonne weniger Energie liefert als die langen nordeuropäischen Sommertage. So hatten wir an Bord keine kühlen Getränke mehr :-(.
Unsere geplante Werftzeit rückte nun dem Ende näher und wir wollten sowieso nur noch so schnell wie möglich wieder ins Wasser und weg von der Werft. Also fragten wir ein paar Tage vor unserem Termin nach einer Bestätigung und nach unserer Rechnung. Unser Krantag wurde bestätigt und nach einigem hin-und her aufgrund des Unfalls und des rostigen Lagerbocks erhielten wir die Rechnung mit einem Preisnachlaß.
Aufgrund unserer schlechten Erfahrungen beim aus dem Wasser Kranen zeigten wir den Werftjungs nun einige Bilder und gaben genaue Beschreibungen wie das Kranen mit Gegenwind in Europa in der Vergangenheit gemacht wurde.
Am Mittwoch, den 11. November 2015 war es dann so weit. Wir bezahlten unsere Rechnung und das Büro sagte uns: “In einer halben Stunde seid Ihr dran!“ Ganz erstaunt meinten wir nur, daß wir noch drei Stunden Zeit hätten, da uns der Vorarbeiter der Krancrew einen späten Termin zugesagt hatte. Mal wieder nach einigem hin-und her kam der Kran nicht nach einer halben Stunde sondern tatsächlich erst eine Stunde nach unserem zuerst festgelegten späten Termin – karibische Zeitrechnung halt!
Und natürlich gab es etliche Diskussionen mit der Krancrew um die richtige Behandlung von Gegenwind im Kran. Selbstverständlich wollten sie von der europäischen Art und Weise Gegenwind beim Kranen zu behandeln jetzt nichts mehr wissen, denn immerhin arbeiten die Jungs schon seit über 15 Jahren in der Werft – professionell können wir das nicht nennen. Aber Gott sei Dank ging alles gut und Gegenwind schwamm um 14:20 Uhr wieder in ihrem Element.
Wir machten an einer Mooring fest, um uns zu sortieren und unsere Restarbeiten zu erledigen, bevor das Deck wieder mit Salzwasser überflutet werden sollte.
Aufgrund des heftigen Regens während unseres Werftaufenthalts hatten wir zwar unsere Teppiche gewaschen aber sie waren immer noch patsch naß, so daß wir sie jetzt bei strahlendem Sonnenschein an Deck ausbreiteten. Auch konnten wir nun endlich an unsere Lackarbeiten herangehen, die ebenfalls dem Regen zum Opfer gefallen waren. Wir trugen vier neue Lackschichten auf. Die Pinne sollte zusätzlich noch eine fünfte Schicht erhalten. Das war wohl ein Fehler, denn wie beim letzten Streichen vor einem Jahr war der Lack auf der Pinne noch nicht ganz trocken und es fing wieder an zu regnen. Na ja, nun hat die Pinne wieder ein interessantes raues Lackmuster.
Am Montag, den 16. November 2015 verließen wir die Mooring in St. David’s und segelten nur unter gerefftem Großsegel wieder zurück in die Prickly Bay, unserem Lieblingsinternetpunkt. Nach zwei netten Segelstunden fiel unser Anker auf 7 m Wassertiefe und die Abenteuer in der Schiffswerft lagen hinter uns.
Viele Grüße aus der Prickly Bay, Grenada
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind