Wer schön sein will, läßt leiden. Die Grenada Marine Schiffswerft war eine echte Herausforderung.
Nachdem wir uns auf der Schiffwerft häuslich eingerichtet hatten und mit den geplanten Schönheitskorrekturen und Überholungsmaßen beginnen konnten, stellten wir fest, daß der spezielle sturmsichere Lagerbock auf dem Gegenwind stand nicht ganz so sicher war, wie er auf den ersten Blick aussah.
Der Bock hatte sechs feste Stützen, von denen allerdings die mittlere Stütze auf Gegenwinds Steuerbordseite mehr Rostlöcher besaß als feste Teile. Also sind wir nichts wie hin zum Verantwortlichen und forderten ihn auf das Problem abzustellen. Tatsächlich bestätigte er uns unsere Feststellung und versprach uns eine zusätzliche Stütze. Die bekamen wir allerdings erst am Folgetag nach wiederholter Erinnerung.
Bei den Arbeiten und in der Nacht machten wir eine interessante Entdeckung: Unser Liegeplatz in der Schiffswerft war etwas kühler als unser Ankerplatz – super! Das lag vermutlich an der Verdunstung des ganzen Regenwassers, das das Werftgelände nach den Schauern überflutete und die Luft dabei etwas mehr abkühlte als es auf dem Ankerplatz mit dem Atlantikwasser geschieht. Natürlich darf sich dabei niemand norddeutsche Herbsttemperaturen vorstellen, sondern eher kühle tropische 26 – 27°C.
Im Laufe unseres Aufenthaltes hier auf Grenada haben wir uns immer wieder mit den Temperaturen beschäftigt, denn gerade in den letzten Monaten, August bis Oktober, kapitulierten wir immer wieder vor der Hitze und versuchten einfach nur einen kühlen, schattigen Platz zu finden um nicht völlig erschöpft alles spontan stehen und liegen zu lassen. Es geht den Einheimischen hier allerdings nicht besser als uns, nur kennen sie es nicht anders.
Dabei kamen uns die „Klimaschutzziele“ in den Sinn, in denen es heißt, daß eine Temperaturerhöhung von nur 1°C zu extremen weltweiten Veränderungen führt.
Wir stellen immer wieder fest, daß 27°C schon fast zum Frieren führen. In der Nacht brauchen wir dabei sogar eine Bettdecke.
Temperaturen von 28°C sind richtig angenehm und wir wirbeln fast wie in Deutschland herum, schaffen richtig viel und sind unternehmungslustig.
Bei 29°C merken wir erste Ermüdungserscheinungen und wir benötigen häufiger Pausen und ein Schweißtuch.
Ab 30°C fängt der Schweiß an ununterbrochen zu fließen und bei den normalen 34-35°C ist das T-Shirt zum auswringen durchgeschwitzt. An einen Wechsel braucht man aber auch nicht mehr denken, da ein frisches T-Shirt spätestens nach fünf Minuten leichter Bewegung wieder durch ist.
Wir hätten uns unsere Temperaturempfindlichkeit nie so fein vorgestellt. Was heißt denn schon 1°C Temperaturerhöhung bei den deutschen Durchschnittstemperaturen von 15°C?
Jetzt erleben wir das 1 °C bei tropischen Temperaturen den Unterschied zwischen Wohlfühlen und dem Wunsch nach Aufhören aller Aktivitäten bedeutet.
So verstehen wir jetzt auch, das Arbeiten in tropischer Hitze von über 30°C sich insgesamt deutlich verlangsamen, das Schüler, die in nichtklimatisierten Klassenräumen mit ca.40 Kindern zusammensitzen, langsamer lernen und auch bei uns Seglern sich eine tropische Trägheit einstellt.
Bis zum nächsten Abenteuer aus Grenada
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind