Nach einem halben Jahr im Staat Grenada war es soweit. Die Hurrikansaison ist seit dem 30. November 2015 offiziell zu Ende und so hieß es nun für uns Abschied nehmen.
Wir checkten am Mittwoch, den 09. Dezember 2015 beim Zoll und bei der Einwanderungsbehörde für den Folgetag aus, füllten unseren Wassertank, sagten in der Prickly Bay „good by“ und motorten anschließend einmal um die Ecke nach St. George.
Nach 2 ½ Stunden und 7 Semmeilen fiel unser Anker auf 6m Wassertiefe direkt hinter der Segelyacht Blue Perle für eine letzte Nacht vor der Insel Grenada.
Am kommenden Morgen holten wir den Anker um 10:35 Uhr an Deck, drehten einen Kreis um die Blue Perle, und verabredeten ein nächstes Treffen mit Oliver auf Martinique. Wir planten einen langen direkten Segelschlag nach Martinique und so setzten wir unser Großsegel im zweiten Reff und rollten das kleine Vorsegel aus – los ging es in Richtung Norden.
Da der Wind wie vorhergesagt schwach blieb, uns allerdings fast genau entgegenblies, konnten wir nur ein kurzes Segelvergnügen genießen. Nachdem wir den „Kick ‘em Jenny“, den nördlich von Grenada gelegenen aktiven Vulkan passiert hatten wurden wir von einem Squall nach dem anderen heimgesucht. Die Squalls brachten zum Glück kaum mehr Wind sondern „nur“ Massen an Regen mit sich und so entschieden wir uns für einen Zwischenstopp auf Carriacou. Wir motorten bei ekeligstem Regen, der unsere Sicht bis zu Gegenwinds Nasenspitze beschränkte in die Tyrrel Bay. Dabei mußten wir unsere Fahrt beim Einlaufen in die Bucht immer wieder reduzieren um nicht irgendeinen Ankerlieger zu übersehen. Unser Anker fiel nach 32 Seemeilen um 17:10 Uhr auf 5m Wassertiefe. Da wir keinen ganzen Tag mit den Ein- und Ausklarierungsformalitäten verbringen wollten, blieben wir die Nacht unter der gelben Quarantäneflagge.
Am kommenden Morgen setzten wir unsere Tour nach Martinique fort. Mit dem dritten Reff im Großsegel und unserem kleinen Vorsegel ging es hart am Wind in Richtung Norden – damit blieb der Staat Grenada in unserem Kielwasser zurück. Im Laufe des Segeltages stellten wir fest, das das Segeln nach so langer Ruhepause doch ganz schön anstrengend war. Also beschlossen wir noch einen weiteren Zwischenstopp unter gelber Flagge einzulegen. Nach 39 Seelmeilen fiel unser Anker in der Admirality Bay vor Bequia (Staat: St. Vincent and the Grenadines) auf 6m Wassertiefe. Wir trafen die Endless Summer wieder und besprachen per Funk unser nächstes Treffen. Auch die Tika, die Blue Felix und die Libertina trieben sich an diesem Ankerplatz herum.
Alle guten Dinge sind drei und so brachen wir am dritten Tag nun endlich nach Martinique auf. Die Frühaufsteher von der Tika fuhren so dicht an uns vorbei, daß wir während wir frühstückten uns unsere nächsten Ziele zurufen konnten – nächstes Wiedersehen Martinique!
Um 09:25 Uhr lichteten wir unseren Anker und setzen wieder die Segel in Richtung Norden. Mit dem dritten Reff im Großsegel und dem kleinen Vorsegel ging es flott voran. Im Lee der Insel St. Vincent mußten wir kurz den Motor zu Hilfe nehmen, da uns die hohen Berge den Wind nahmen. Nachdem wir allerdings den Windschutz der Insel verließen kam uns der Wind mit 6 Beaufort genau entgegen und er frische immer weiter auf, so daß wir beschlossen umzudrehen und ein gemütlicheres Segelwetter abzuwarten. Nach 30 Seemeilen fiel an diesem Tag unser Anker in der Chateaubelair Bay (Staat: wieder St. Vincent and the Grenadines) auf 8,5m Wassertiefe – unsere gelbe Flagge hatten wir noch nicht eingeholt und so flatterte sie auch jetzt fröhlich vor sich hin.
Georg und Bob, zwei Boatboys kamen mit ihren etwas heruntergekommenen Surfbrettern angepaddelt und begrüßten uns. Sie fragten ob wir etwas benötigten, erzählten uns, daß einige Fischer in der Bucht keine Yachties mögen und sagten uns, das der Dieb, der vor einem halben Jahr die Bucht unsicher gemacht hatte, eingesperrt sei. Sie boten uns noch einige Früchte zum Kauf an und fragten nach ein paar alten T-shirts und Seife. Da sie aber erkannten das wir kein Charterschiff, sondern Life-Aboards waren, war ein „Haben wir nicht!“ für sie auch vollkommen zufriedenstellend. Wir vereinbarten den Kauf von ein paar Bananen und dann zogen die beiden wieder ab.
Einige Zeit später kam Georg wieder zu uns, brachte uns ein großes Bündel Bananen, erhielt seine 5 EC (ca. 2€) und wünschte uns eine gute Nacht. Im Dunkeln kam Boyboy, ein anderer Boatboy mit einem Fischerboot angerudert, sagte freundlich „Hallo“ und bot uns einige seiner mitgebrachten Früchte an. Wir lehnten ab und da Boyboy die Ware seiner Konkurrenz bei uns im Cockpit entdeckte zog er nach einigem Plaudern auch wieder ab.
Am kommenden Morgen hatte sich das Wetter beruhigt und wir lichteten den Anker für die nächste Etappe. Jetzt planten wir von vornherein einen nächsten Zwischenstopp. Die Boatboys winkten uns zum Abschied nach und mußten sich auch gleich um richtige und vor allem meist zahlungswillige Kundschaft kümmern, denn ein Schiff mit Charteraufschrift lief in die Bucht ein. Wir setzten wieder unser Großsegel im dritten Reff und das kleine Vorsegel und rauschten Richtung Norden davon. Die Rodney Bay auf St. Lucia, den nächsten Zwischenstopp erreichten wir nach 51 Seemeilen im Dunkeln, so daß wir uns per Radar an das Ankerfeld herantasteten und ein wenig Abseits den Anker um 19:25 Uhr auf 7,5m Wassertiefe fallen ließen.
Die Rodney Bay ist kurz vor Weihnachten der Zielhafen für die ARC, die Atlantikrally, die am 22.November 2015 von Las Palmas, Gran Canaria gestartet war. Wir ankerten zufällig direkt neben der Ziellinie und so bekamen wir einige Zieleinläufe mit.
Am Montag den 14. Dezember 2015 konnten wir endlich Martinique ansteuern. Wir segelten mit dem zweiten Reff im Großsegel und dem kleinen Vorsegel bei schönem Wetter direkt nach Le Marin hinein und ließen unseren Anker um 16:45 Uhr am Ankerplatz vor dem Einkaufsladen „LeaderPrice“ auf 7m Wassertiefe fallen.
Nous sont retour a Martinique!
Viele Grüße von Martinique
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind