Nun sind wir ungeplant in Port Antonio auf Jamaika und warten auf besseren Wind. Na ja, warten kann man das eigentlich nicht nennen, denn als erstes mußten wir uns ein wenig orientieren, nach 10 Tagen auf See einmal wieder Wäsche waschen und Diesel von der Tankstelle an Bord tragen: Damit war der erste Tag vorbei.
Den zweiten Tag versuchten wir das Internet für weitere Infos und ein paar eMails zu nutzen, wobei die Versuche länger dauerten als der tatsächliche Nutzen. Am Abend gab es eine Dusche, eine richtige Warmwasserdusche. Seit November in der Grenada Marina haben wir hier das erste Mal wieder die Gelegenheit dazu. Und zu guter Letzt gönnten wir uns ein hiesiges hausgemachtes Eis!
Freitag, den 04. März 2016 standen wir früh morgens auf und gingen zur Busstation. Wir wollten in die Hauptstadt Kingston auf der Südseite der Insel. Also nix wie hinein: Ein Bus mit 20 festen Sitzplätzen, 5 Notsitzen im Gang, gefüllt mit ca. 40 Personen auf einem dreistündigen Trip ins 84 km entfernte Kingston. Das eigentlich keiner einen ganzen Sitz für sich hatte versteht sich von selbst, das 32°C beim Buskuscheln ziemlich warm sind kann man auch nachvollziehen, das wenn sich einer bewegt alle anderen sich ebenfalls bewegen müssen nimmt man hin und das man Pech haben kann und die drei Stunden auf einer harten Kannte oder einer durchgesessenen Feder hockt ist allerdings eine absolut überflüssige Pein, aber daß man am Abend die gleiche Tortur noch einmal durchmachen muß ist schon eine echte selbstausgesuchte Folter. Die Aussicht aus dem Bus auf die Landschaft war hingegen super toll, denn es ging durch die Berge und Schluchten der Blue Mountains, nur leider war es zum Fotografieren aus dem Bus heraus viel zu eng.
In Kingston angekommen erlebten wir ein Gewimmel und Gewusel an Menschen, Marktstände und Autos sowie rollenden Musikanlagen, die auf Maximale Lautstärke gestellt waren. Wir wurden immer wieder angesprochen doch mal etwas zu kaufen; wir lehnten ab, denn überflüssige „ein € Artikel“ können wir wirklich nicht an Bord gebrauchen. Interessant war unser Spaziergang von der Innenstadt „Down Town“ nach „Up Town“ von dem unser Bus zurück fuhr. Wir gingen durch Wellblechviertel und selbst bewohnte Häuser waren dort verfallen, der Müll stapelte sich gleich nebenan, vor allem der Luxusmüll: Plastik. Die Leute waren freundlich und mit ein paar ca. 8-10 Jahre alten Kindern hatten wir unseren Spaß. Sie Grüßten uns und wir blieben stehen um mit Ihnen ein wenig zu reden. Als Europäer waren wir für sie etwas super besonders exotisches – Sie quietschten vor Begeisterung.
Am Abend waren wir dann aber doch froh wieder an Bord zu sein. Wir verschlossen alle Fenster und Türen mit Moskitonetzten und rieben uns zusätzlich mit Mückenmitteln ein, damit uns die Plagegeister nicht völlig zerstechen und vor allem nachts nicht unseren Schlaf stören. Wir vergaßen natürlich das das Wochenende anfing und das am Wochenende (Freitag- bis Sonntag- Nacht) gefeiert wird. Und wie soll es anders sein, die Musik die uns erreichte war zwar super (die beste in der Karibik bisher) aber sie war doch ein wenig zu laut. Gegenwind vibrierte und unsere Unterhaltung erstarb bei Discolautstärke. Jetzt hatten wir zwar einen schönen, schaukelfreien und nachts bisher ungewohnt kühlen Ankerplatz (nur ca. 26°C) aber das Schlafen im Discorhythmus war doch etwas anstrengend.
Den Samstag verbrachten wir auf dem Mark – Einkaufen für die Etappe nach Kuba und mal wieder etwas frisches Essen – es gab Rindfleisch mit Ananas gebraten und dazu Kartoffeln.
Heute, Sonntag 06.März 2016 stecken wir in den Vorbereitungen für die Restetappe nach Kuba, die bei 32°C den Schweiß ins T-Shirt treiben. Wenn das Wetter keine Kapriolen schlägt werden wir morgen ausklarieren und wieder in See stechen – es ist wieder kräftiger Wind angesagt.
Viele Grüße aus Port Antonio, Jamaika
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind