Wir wundern uns ein wenig, denn wir sind knapp südlich vom Äquator und das Wetter ist überwiegend bedeckt, fast wie norddeutsches Novemberwetter nur nicht ganz so kalt. Mit 24-30°C ist es kälter als in Panama, so daß wir nachts sogar wieder eine dünne Bettdecke benötigen und wir sind tagsüber etwas fitter, da das Thermometer die 30°C nicht mehr wirklich überschreitet. So ein schon fast angenehmes Wetter hätten wir am Äquator nicht erwartet.
Unsere offizielle Einklarierung für Ecuador konnten wir erst am Dienstag, den 06.Juni 2017, also drei Tage nach unserer Ankunft, erledigen. Solange saßen wir an Bord beziehungsweise im Marinalokal fest. Aber was soll’s, wer sich auf so eine Reise begibt muß halt genug Geduld im Gepäck haben.
Als es soweit war, kamen die Offiziellen Einer nach dem Anderen an Bord. Es sollte um 10:30 Uhr losgehen und tatsächlich war es auch um 10:45 Uhr so weit. Der Mann vom Hafenmeister, er war der Erste und löcherte uns eine knappe Stunde mit seinen Fragen zum Schiff und zu unserer Sicherheitsausrüstung: Wieviele Motoren hat Gegenwind, viel PS, wann war die letzte Inspektion, Funktionsfähigkeit und Ablauf oder Fälligkeitsdaten wurden abgefragt und ob wir dazu irgendwelche Zertifikate zeigen können. Das wiederholte sich für Rettungsmittel, Signalmunition, Funkausrüstung, Radar, Feuerlöscher und Navigationsgeräte. Das ganze war etwas nervtötend aber eigentlich doch ganz lustig, da er kein Englisch sprach und seine Formulare auf Spanisch waren aber wir kein Spanisch können. Mit Händen, Füßen, drauf zeigen, und gemalten Bildchen konnten wir sein Formular mit Daten füllen und zu unserer aller Zufriedenheit ein OK bekommen. Bei unserer Ladungssicherung unter Deck hatten wir allerdings eine längere „Debatte“, denn es lag nach drei Tagen am Ankerplatz natürlich schon wieder einiges lose und quer im Vorschiff herum das nicht mehr gesichert war. Aber irgendwann hatte er unsere Erklärungen, das wir die Sachen beim Fahren sichern können aber das am ruhigen Ankerplatz nicht brauchen akzeptiert. Zum Schluß gab es ein ordentliches Aufautmen und ein herzliches Willkommen mit einem freundlichen Lächeln beim Abschied. Zwei Beamte von der Einwanderungsbehörde folgten und wurden auf Gegenwind abgesetzt. Sie Begrüßten und freundlich, füllten ihre Formulare aus und verließen uns nach zehn Minuten freundlich winkend wieder. Nun kamen die Zollbeamten herangefahren, winkten, drehten mit dem Boot eine Runde um Gegenwind, machten ein paar Fotos, bedankten sich und wünschten uns einen schönen Aufenthalt. Die Dame vom Gesundheitsamt, die laut allen anderen Seglern abgelaufene Lebensmittel einzieht, erschien bei uns gar nicht – welch Glück.
Seitdem wir nun offiziell einklariert waren, konnten wir uns endlich mal wieder die Beine richtig vertreten und uns die Stadt ansehen. Bahia de Caraquez wurde im April letzten Jahres von einem Erdbeben zu 70% zerstört, so daß auch jetzt noch vieles kaputt und brach liegt. Etliche Menschen leben noch immer in notdürftigen Unterkünften aber der Wiederaufbau läuft und die Stadt funktioniert.
Außerdem standen für uns noch ein paar Reparaturen an. Zum Einen mußten wir die an Deck verklebten Solarfelder abreißen, da sie jetzt endgültig den Geist aufgegeben hatten und sogar riesiege Rostflecken verursachten. Jetzt sieht man nur noch eine übergemaltete weiß abstechende Fläche. Gegenwinds Deck ist seit unserer Abfahrt doch mächtig in Mitleidenschaft geraten, denn der Lack den wir für die Reparatur verwendeten ist der Originallack mit dem wir das Deck vor ein paar Jahren komplett überholt hatten. Zum Anderen mußten wir unsere Aluminiumkabinenfenster von Außen von Korrosion befreien und einen Schutzanstrich auftragen. Wir hoffen das hält nun der Witterung stand, denn undichte Fenster wären ein Graus.
Zusätzlich bereiteten wir uns auf einen Landausflug vor. Also bis bald aus Quito!
Viele Grüße aus Ecuador
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind