Die Amazonastouren von Banos aus fanden wir spannend und bei unseren Nachfragen erschien das sogar realisierbar zu sein. So buchten wir kurzerhand eine Tour in die Randgebiete des Amazonas für zwei Tage.
Am Donnerstag, den 29. Juni 2017 standen wir um 08:30 Uhr vor unserer Agentur, erhielten ein paar Gummistiefel und warteten auf den Abtransport. Das ganze war leider sehr chaotisch und unorganisiert bis wir dann endlich eine Stunde später zusammen mit einem britischen Pärchen und unserem Führer im Pickup saßen und die Tour starteten.
Es ging bergab. Auf halber Strecke stoppten wir um eine Auffangstation für gestrandete Wildtiere zu besuchen. Die Idee ist super aber die Umsetzung erschien uns leider etwas lieblos. Der Eingangsbereich für die Besucher war schick gemacht aber trotz französischer Volontiers sah das Gelände für die Tiere leider ziemlich abgewirtschaftet aus.
Im Anschluß ging die Fahrt weiter zu einem Fluß, dem Rio Puyo, an dem wir die erhaltenen Gummistiefel anzogen. Dann stiegen wir in ein typisches Kanu, ein echter Einbaum, wie er heute noch von Nord- bis Südsmerika von den Indios zum Fischfang und Transport genutzt wird. Das Teil nahm einiges an Wasser, das von dem Indio, der uns paddelte ständig ausgeschöpft wurde. Es ging mit dem Ding durch den Urwald, kleine Treppen im Waserlauf hinunter, außerdem holperten wir über Steine und durchfuhren Stromschnellen. Dann setzte uns der Indio wieder an Land und wir bekamen ein Mittagessen vorgesetzt, bevor wir mit dem Pickup noch ein letztes Stück weiter fuhren bis wir vor einer Brücke abgesetzt wurden. In Gummistiefeln und mit unserem Gepäck auf dem Rücken liefen wir in einem 15 minütigen Fußmarsch ins Dorf der Sacha Wasi, bei denen wir bis zum folgenden Tag blieben.
Das Gebiet der Sacha Wasi befindet sich nahe der Stadt Puyo am Rande des Amazonasurwaldes auf ca. 900 Metern über dem Meeresspiegel. Die Sacha Wasi sind eine „domestizierte“ Indio Gemeinschaft, die Tourismus betreibt. Das Dorf ist seit ca. fünf Jahren über eine feste Straße mit der Außenwelt verbunden.
So wurden wir von einigen Mitgliedern der Gemeinschaft in traditioneller Kleidung schüchtern begrüßt und mit den Farben und Mustern der Sacha Wasi im Gesicht bemalt. Danach gab es einen gebrauten Begrüßungstrunk und es folgte ein Blasrohrübungsschießen.
Im Anschluß bezogen wir unsere Quartiere. Das britische Paar bekam eine einzeln stehende Hütte, während unsere Hütte an das Wohnhaus der Familie grenzte. Die traditionellen Hütten stehen auf Pfählen, sind mit Palmen gedeckt und die Wände sowie der Fußboden bestehen aus grob gezimmerten Brettern, durch deren Ritzen man hindurchgucken kann. Unsere Hütte hatte zwei aus Bambus gefertigte Etagenbetten, die für europäische Größen ein wenig zu kurz ausfallen. Fließendes Wasser aus dem Fluß war allerdings bis in die Hütte gelegt. Der Wasserhahn ließ sich nicht schießen und so floß es kontinuierlich über eine Badewanne am Fenster durch einen Ablauf ab. Ein paar Möbel hatte die Hütte auch noch: zwei Holzklötzte zum sitzen, eine etwas größere Baumwurzplatte als Tisch und ein paar Bretter an der Wand als Regale. Eine elektrische Energiesparlampe mit Schalter vor der Tür war ebenfalls montiert. Das Dorf wird vom Staat mit einer Stromleitung versorgt. Der Strom muß allerdings vom Dorf bezahlt werden. Die Tür wurde zum verschließen einfach nur im Rahmen festgekeilt – natürlich ohne Schloß.
Nachdem wir nun unsere Unterkunft bezogen hatten, stiefelten wir mit unserem Führer voran durch Morast und über Stock und Stein zu einem nahegelegenen Wasserfall. Uns war der Wasserfall zum baden allerdings viel zu kalt – halt keine gewohnten 26°C. Kurz vor Dunkelwerden waren wir wieder im Dorf zurück, wo unser Führer uns ein Abendessen bereitete. Anschließend saßen wir noch ein wenig beisammen bevor wir uns mit dem Licht unserer Taschenlampen in die Hütten begaben. Übrigens waren die Toiletten und Duschen etwa 50 Meter von den Hütten entfernt, was uns doch ziemlich nervte, aber andererseits aufgrund der Einfachheit der Toiletten auch gut war. Uns war kalt beim Schlafengehen und so fragten wir nach ein paar weiteren Decken, die wir auch von der Familie bekamen, als sie selber ins Bett gingen und die Decken für sich nicht mehr brauchten.
Am Freitagmorgen erwachten wir ein wenig erschlagen, denn der Hahn des Dorfes krähte schon vor dem Hellwerden und das Leben der Familie begann mit Sonnenaufgang. Da unsere Hütte direkt an die Hütte der Familie angebaut war, bekamen wir jeden Schritt, jede Bewegung mit. Die gesamte Hüttenkonstruktion wackelte dabei.
Nach einem kleinen Frühstück brachen wir auf in den Dschungel. In Gummistiefeln liefen wir durch Bachläufe, über Baumstämme und durch Morast. So schlidderten und stolperten wir zu einem wunderschönen Wasserfall. Wir blieben zurück, während unser Führer mit dem britischen Pärchen noch ein Stück weiter zu einem anderen Wasserfall kletterte. Uns war das Wasser übrigens wieder viel zu kalt für eine Dusche.
Wir wurden nach einiger Zeit wieder abgeholt und schlidderten und stolperten den Weg zurück zum Dorf um uns bei einem schlichten Mittagessen zu stärken. Dann war Ausruhen angesagt. Das Dorfschweinchen sorgte für Ablenkung und die Kinder kamen nach der Schule zum Arbeiten und Spielen zurück. Am Spätnachmittag packten wir unsere Sachen zusammen und verabschiedeten uns von den Sacha Wasi. Der Bus brachte uns dann gegen 20:00 Uhr wieder nach Banos zurück.
Viele Grüße aus Ecuador
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Übrigens: Die Sacha Wasi nehmen auch gerne mal ein paar Volontiers auf. Während unseres Besuchs waren drei Französinnen im Dorf. Die Sacha Wasi sind bei „facebook“ zu finden.