Am Freitag, den 7. Juli 2017, an unserem ersten Tag in Cuenca zog es uns nach dem Frühstück auf Stadterkundungstour. Wir begannen mit einer „Free Walking Tour“, wie wir sie schon vom europäischen Festland her kannten. Der Treffpunk für die kostenfreie Tour war im Stadtzentrum bei einer Touristeninfo. Nach kurzem Warten vor dem Büro erklärte uns eine Angestellte, das die Tour mit einer halben Stunde Verspätung starten werde. So warteten wir mit einigen anderen auf unseren Guide. Nachdem unsere Führerin dann leicht blaß und ein wenig fiebrig erschien, ging es los. Wir besuchten eine Kathedrale nach der Anderen. Jede Kathedrale schien größer und prächtiger gebaut zu sein als die vorige und alle wurden von Gläubigen genutzt. Anders als bei unseren deutschen Kathedralen, die meist nur besichtigt werden, beten hier viele Leute in den mit Gold und Prunk geschmückten Gottespalästen. Zum Abschluß des Rundgangs landeten wir in einem Panamahut- Museum. Es ist erstaunlich aber wahr, der Panamahut kommt nicht aus Panama, sondern aus Ecuador. Hier in Cuenca sind wir direkt an der Geburtsstätte des Panamahuts. Er heißt übrigens nur Panamahut, da er in seinen Anfängen über Panama in alle Welt versandt wurde und die Aufschrift auf den Versandkisten Panama auswies. Unsere Führerin war froh als die Tour beendet war und sie sich zum Kurieren in ihr Krankenlager zurückziehen konnte.
Uns zog es nun zum Mittagessen in die „Wunderbar“, einem deutschen Restaurant, bei dem wir eine leckere Forelle nach „deutscher Art“ verspeisten. Für den Abend verabredeten wir uns zum Klönschnack mit Frank, dem Besitzer der „Wunderbar“.
Am kommenden Tag standen wir früh auf um den Bus um 08:30 Uhr nach Cajas zu erwischen. Cajas ist ein Nationalpark im Hochland Ecuadors. Wir machten einen Tagesausflug in diese Tundra Region auf knapp 4000 Meter über dem Meer. Nach der Registrierung am Eingang des Nationalparks wurde uns eine Wanderrichtung genannt und so zogen wir in einem eisig kalten Wind in Schal, Mütze und Winterjacke gekleidet los um die grandiose Natur zu erleben. Von den vielen geschützten Tieren die hier leben sahen wir allerdings keine, aber der Weg führte uns vorbei an diversen Seen, es ging über Bäche, wir kamen vorbei an kleinen Wasserfällen und immer wieder blickten wir in die weite, hügelige Tundra- Landschaft, die uns bezauberte. Nach ca. fünf Stunden Fußmarsch kamen wir wieder an der Straße an, stoppten einen Bus und fuhren zurück nach Cuenca. Auf dem Weg zu unserem Hotel gingen wir noch an zwei Inkamuseen vorbei, dem Pumapungo und den Ruinas de Todos Santos und warfen einen Blick darauf.
Am folgenden Sonntag stand das nächste Abenteuer auf unserem Plan. Wir stiegen wieder in einen Bus und fuhren nach Canar. Bei unserem Besuch in Ingapirka hatten wir ein Plakat entdeckt, das für den heutigen Sonntag eine Agrarausstellung mit Stierkampf in Canar bewarb. Seit zehn Jahren fand diese Veranstaltung das erste Mal wieder hier statt und wir waren dabei. Ein paar nette Anwohner Canars zeigten uns den Weg zu dem Veranstaltungsort, wir zahlten unseren Eintritt und dann standen wir mitten in der Landwirtschaftsschau. Prämierte Kühe wurden herumgeführt, eine moderne Melkmaschine wurde präsentiert und viel aufgeputztes Milchvieh war zu bestaunen. Sogar schwarzbunte Schleswig-Holsteinische Rindviecher standen zur Schau.
Bei unserem Rundgang kamen wir natürlich auch an den Eßbuden vorbei und fanden wonach wir von unserer Familie schon gefragt wurden. Wer Lateinamerika besucht, muß natürlich auch die eine oder andere einheimische Leckerei probieren und so war es nun Zeit für uns in ein schön am Spieß gebratenes Meerschweinchen hineinzubeißen. Wir ließen uns also eine Portion abschneiden und genossen es. Das ecuadorianische Meerschweinchen ist deutlich größer als die in Deutschland im Zooladen zu kaufenden kleineren Artgenossen. Es schmeckte ähnlich wie Hühnchen.
Dann war es an der Zeit in die Arena zu gehen, die sich langsam bis auf den letzten Platz füllte. Alt und Jung kamen zu dem Kampf und viele hatten den schönsten Sonntagsstaat angelegt. Es war unser erster Stierkampf überhaupt, den wir uns anschauten.
Ein Reiter nach spanischer Schule begrüßte das Publikum auf einem Schimmel mit seiner Dressur. Dann folgten die Matadore für ihre Vorstellungsrunde und danach ging es los: Stier gegen Matador. Uns taten die Stiere leid, denn sie wurden kunstgerecht traktiert. Und obwohl der erste Stier den Matador einmal unter seine Hufe bekam aber die Pikadores ihn danach weiter reizten durfte er erst nachdem er vor Erschöpfung einige Male zusammengebrochen war die Arena verlassen. Dem zweiten Stier erging es nicht besser und auch die Clowns, die die nächste Runde bestritten entließen ihren Stier erst aus der Arena, als er völlig erschöpft war.
Es war inzwischen lausig kalt geworden und so bekam Asha noch ein kleines durchgefrorenes Mädchen auf den Schoß, das vom Platz ihrer Eltern aus schlecht gucken konnte und gleich die Chance nutze sich ein wenig an Ashas Händen zu wärmen.
Der folgende Stier verlor beim Kampf mit dem Matador ein Horn und wurde relativ schnell entlassen um einem Ersatzstier Platz zu machen. Er war ein wildes Tier, sprang zweimal über die Bande und sorgte für einige Unruhe im Publikum, wurde aber immer wieder in die Arena gescheucht obwohl er immer wieder versuchte hinter der Bande zu verschwinden und dem Martyrium zu entgehen. Aber auch er wurde erst aus der Arena entlassen als er völlig erschöpft kaum noch Lust zum Kämpfen zeigte. Dem sechsten Stier erging es auch nicht besser. Es wurde allerdings kein Stier auf der Veranstaltung getötet. Dann aber ging das Schauspiel zu Ende und alle verließen nach und nach völlig durchgefroren die Arena. Wir fanden noch einen Stand mit heißer echter ecuadorianischer Schokolade bevor wir zum Bus gingen und nach Cuenca in unser Hotel zurückkehrten.
Viele Grüße aus Ecuador
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind