Wir wollten langsam ins neue Jahr starten und uns ein paar neue Ziele in den Marquesas Inseln suchen. Aber diesmal hielt uns das Wetter auf, denn es fing an häufiger zu regnen und auch die Wellen kamen aus einer anderen Richtung als der Wind und noch dazu unregelmäßig. Und so beschlossen wir noch ein wenig auf Hiva Oa zu bleiben und die Reparatur unseres Sprayhoods (Wind& Regenschutz über dem Eingang) fortzusetzen.
Dann bekamen wir eine eMail von Freunden aus Kiel. Stegnachbarn aus unserem Kieler Heimathafen hatten sich auf unsere Spuren begeben und kündigten nun ihr Eintreffen auf den Marquesas Inseln an.
Wir glichen die Termine und die Standorte ab und so planten wir am Mittwoch, den 17. Januar 2018 einen gemeinsamen Tag auf der Insel Hiva Oa.
Wir waren schon ganz aufgeregt Christel und Rainer nach über dreieinhalb Jahren wiederzutreffen. Und tatsächlich schob sich ihr Schiff, die MS Europa, um kurz nach 08:00 Uhr morgens vor dem Hafen auf den Ankerplatz für die ganz großen Schiffe.
Wir frühstückten zu Ende und warfen uns in Schale. Nach so langer Zeit auf Reisen mußten wir schon ganz schön tief in unseren Schapps buddeln, um noch etwas nicht Verschlissenes oder völlig Ausgeblichenes zum Anziehen zu finden, denn wir wollten ja nicht wie verlotterte Vagabunden zu dem Treffen.
Währenddessen beobachteten wir die ersten Landungsboote der MS Europa beim Erkunden der Anlegemöglichkeiten.
Kurz vor unserem verabredeten Termin paddelten wir also mit unserem Dingi an Land. Die Landungsboote der MS Europa waren allerdings weg und ein befreundetes deutsches Seglerpaar stand wild gestikulierend am Steg.
Als wir dann anlandeten sagten uns die beiden, daß die Boote der MS-Europa nicht in der Lage waren hier anzulanden, denn der Steg bot keine Reifen mehr als Fender. Wir schauten uns alle vier an und wußten eigentlich nicht ob das ein schlechter Scherz war.
Das Wasser war bis auf den normalen Schwell relativ ruhig, der Landesteg bot uns ein seit unserer Ankunft unverändertes Bild und so verstanden wir nicht warum die Boote der MS Europa nicht einfach mit ein wenig Landeequipment zurückkehrten, sondern die MS Europa gleich den Anker einholte und sich auf und davon machte. Andere Kreuzfahrer brachten bei gleichen Bedingungen sogar Rollstuhlfahrer sicher an Land. Die Damen des hiesigen Begrüßungskomitees vom Tourismusbüro standen ebenso hilflos und achselzuckend da wie wir. Naja, immerhin hatten wir nun mehr als ausreichend frisch zurechtgemachte lokale Früchte zum Naschen.
Da sind unsere Freunde aus Kiel so nahe und doch so weit weg – das hätten wir nicht erwartet!
Es ist echt jammerschade, denn so eine Chance werden wir wohl in nächster Zeit nicht wieder bekommen.
Übrigens forschten wir noch ein bisschen nach und erfuhren, daß durchaus der eine oder andere Kreuzfahrer hier beim Landeversuch scheitert und einfach weiterfährt. Wir hätten nicht damit gerechnet, das Kreuzfahrgesellschaften wenig informiert und ausgerüstet ein Ziel ansteuern.
Apropos heißen die Einheimischen hier wirklich jeden willkommen, der sie besuchen möchte, nur muß der Besucher sehen wie er herkommt bzw. wie er den Fuß auf den Boden bekommt. Das geht uns Seglern genauso wie den Kreuzfahrern und selbst den Versorgungsschiffen, die ja auch ihr gesamtes Landeequipment mitbringen müssen, damit sie die Inseln beliefern können.
Viele Grüße aus dem zurzeit verregneten Marquesas Südseeparadies, Französisch Polynesien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind