Datum: Sonntag, 09. Juni 2019 – 16:00 Uhr Neukaledonien- Zeit
GPS-Position: S 22°20,662‘, E 166°44,711‘
Wir liegen vor Anker in der Bucht Baie Ue, auf 8,8 Metern Wassertiefe.
Aktuelles Wetter: grauer Himmel mit kleinen Regentropfen, bei 23,6°C im Schiff, Wassertemperatur 22,4°C, Wind 3-4 Beaufort aus südöstlichen Richtungen, leider ist unser Ankerplatz etwas schauklig.
Nachdem wir die erste Nacht in Neukaledonien wieder gut und schaukelfrei geschlafen hatten machten wir uns am Donnerstag, den 06. Juni 2019 auf in Richtung Hauptstadt. Allerdings wurden wir ziemlich unsanft aus unserer Freude an der pittoresken Landschaft herausgerissen. Der Temperaturalarm vom Motor quiekte und leuchtete immer wieder kurzeitig auf. Also Motor aus und Segel (Groß im 2. Reff und Genua III) hoch, wir sind ja schließlich ein Segelschiff und ein bisschen Kreuzen (im Zickzack gegen den Wind ansegeln) haben wir auch mal gelernt. Doof ist es nur, wenn man denn muß und keine freie Wahl hat. Es segelte sich wie zwischen schwedischen Schären mit Nordseewattenmeerströmungen und einem Mix aus Dänischer Südsee aber wir kamen aber relativ gut voran und die Seekarten (Navionics) sowie die hiesigen Seezeichen sind echt gut. Nach viereinhalb Stunden und 17 gesegelten Seemeilen fuhren wir zum Schluß sogar das Ankermanöver noch unter Segeln, das trotz jahrelang fehlender Übung noch prima klappte. Hundemüde fielen wir in die Koje. Auf Position S22°23,082‘ E166°53,823‘ in der Bucht Bonne Anse, am Baie du Cap, in der wir auf 12,6 m Wassertiefe unseren Anker fallen ließen, umfing uns allerdings eine laute Nachtruhe, denn Fallböen stürmten um Gegenwind und die Ankerkette knatschte über Geröll.
Den kommenden Tag widmeten wir uns dem Motor: Keilriemen wechseln, Seewasserimpeller wechseln, Kühlwasser noch genauer checken und dann wollten wir einen Probelauf starten in der Hoffnung das hält bis zur Hauptstadt und dem nächsten Hafen. Aber die nächste Hiobsbotschaft meldete sich: Der Gaszug war gebrochen, so daß wir kein Gas mehr geben können. Aber das kann doch einen Seemann nicht erschüttern – oder? Zumindest gibt es Übergangsweise bis zum nächsten Yachtshop eine provisorische Lösung mit Leinen aus dem Maschinenraum bis ins Cockpit.
Am Samstag, den 08. Juni 2019 starteten wir unseren Probelauf und nahmen den Anker auf, um mit Motor und sicherheitshalber Großsegel (im 2. Reff) die nächsten Meilen zu machen. Das Glück sollte mit uns sein, denn gleich nachdem Anker auf Gehen begrüßten uns zwei Delfine. Wir fuhren durch tolle schroffe Landschaften aus rotem Fels und grünen Hügeln. Nach 13 Seemeilen und drei Stunden Motorsegeln fiel der Anker in der Baie Ue auf 8,8 m Wassertiefe, auf Position S22°20,662‘ E166°44,711‘. Unsere Gaszugkonstruktion mit den Leinen ist zwar umständlich aber sie funktioniert und der Temperaturalarm des Motors meldete sich auch nicht zu Wort.
Heute wollten wir eigentlich die letzten 20 Meilen zum Einklarierungshafen angehen, aber wir waren so müde von den letzten Aktionen, das wir beschlossen einen Tag hier auszuruhen und erst danach das letzte Stück hinter uns zu bringen und uns in die Formalitäten zu stürzen.
Viele abenteuerliche Grüße aus Neukaledonien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind