Die letzten Meilen zur Hauptstadt Neu Kaledonien, Noumea waren noch einmal wieder stressig, denn der Motoralarm ertönte kurz vor dem Einlaufen – er mußte also ignoriert werden, dafür behielten wir allerdings die Temperaturanzeige mit Argusaugen im Blick, die zum Glück unveränderlich auf ihrem normalen Wert blieb. Wir legten nach einer kurzen Anmeldung per Funk am Montag, den 10. Juni 2019 um 15:00 Uhr im Yachthafen Port Moselle (Position: S22°16,632‘ E166°26,407‘) an und wurden sogleich freundlich von einem Marina Mitarbeiter begrüßt. Er bestellte sofort die Leute von der Bio-Security für unsere Einklarierungszeremonie. Und es dauerte nicht lange, dann kamen sie auch schon an Bord. Asha war gerade dabei unser Mittag vorzubereiten. Nach ein paar formellen Fragen, einem Blick in den Kühlschrank und ins inzwischen leere Fach mit dem frischen Obst und Gemüse sowie den üblichen Fragen nach Honig, Frischfleisch und Käse und nicht zu vergessen dem Smalltalk über das Leben in Noumea und einige interessierte Fragen zu unserer Reise verließen sie uns schon wieder und wir konnten uns über unser Mittagessen hermachen. Anschließend holten wir die gelbe Flagge herunter, spazierten einmal am Ufer auf und ab um danach bei einem heißen Tee unter Decken eingekuschelt unser Zähneklappern zu kurieren. Es ist hier ja schließlich winterlich kalte 18°C des Nachts und auch tagsüber steigt das Thermometer in der Regel nicht höher als angenehme 25°C.
Am Folgetag erledigten wir den Rest des Papierkrams beim Hafenmeister und bei der Immigrationsstelle. Wir bekamen nur auf Nachfrage einen Stempel in unsere Pässe, schließlich ist Nouvelle Calédonie ja ein Französisches Überseedepartment in dem wir als Europäer kein Visum benötigen.
Neu Kaledonien ist nach unserer bisherigen Erfahrung das am wenigsten französische Überseegebiet Frankreichs. Man kommt hier bestens mit Englisch aus und mit Helges Französisch Kenntnissen haben wir hier viel Spaß und nette Gespräche in einem echten Kauderwelsch aus verschiedenen Sprachen, sogar Deutsch ist dabei. Manchmal kommen natürlich auch Hände und Füße zum Einsatz, denn jeder möchte irgendwie kommunizieren – das nennt man wohl multikulti! Nach dem zweiten Weltkrieg sind hier so viele Menschen aus unterschiedlichen Nationen hängen geblieben, die sich inzwischen alle als Neukaledonier sehen und damit auch einen eigenen Nationalstolz entwickelt haben mit dem sie die Frage nach der Unabhängigkeit von Frankreich selbstbewußt angehen. Etliche Neukaledonier sehen sich aber eigentlich am liebsten als echte Europäer.
Für den nächsten Abschnitt unserer Reise wollen wir Nouvelle Calédonie mit all seiner Infrastruktur nutzen um uns DREI fit für die kommenden Abenteuer zu machen. Nach nun fünf Jahren unter der brennenden Sonne wollten wir unsere Haut mal von einem Profi auf Sonnenschäden untersuchen lassen und außerdem ein paar andere Arztbesuche erledigen. Unsere Haut ist in bestem Zustand und für die kommenden Gegenden sind wir nun auch wieder mit dem passenden Impfschutz versehen. Japanische Enzephalitis (übertragen durch Stechinsekten) wird für die weiteren Gebiete genauso wichtig, wie die Auffrischung von unserer Polioimpfung, denn einige der folgenden Länder kämpfen gerade mit einer Epidemie, so daß eine frische Impfung und ein neuer Nachweis erforderlich sind. Auch Gegenwind ruft nach einiger Pflege, denn ihre Cockpitventile tropfen, das Unterwasserschiff braucht einen neuen Antifoulinganstrich, unsere Navitagionsgeräte zeigen Ausfälle und noch so ein paar „Kleinigkeiten“. So sind wir seit unserer Ankunft von Arzt zu Arzt gelaufen, von einem Laden zum nächsten gezogen, sind mit dem Bus zu einer Werft gefahren, die für uns interessant erschien und haben ein Gewerbegebiet mit allem möglichen technischen Kram entdeckt. Abends sind wir daher meist nach einer heißen Tasse Tee tief und fest eingeschlafen um das Programm am Folgetag fortzusetzen.
Man muß die meisten Leute hier wie fast überall immer wieder an die Aufgaben, Lieferungen erinnern, aber jeder ist willig und es gibt natürlich immer wieder Zeit für einen kleinen Austausch über „Gott und die Welt“ dabei oder wir bekommen weitere Adressen genannt, bei denen unser Ansprechpartner auch in der Regel gleich mal schnell anruft um sicher zu gehen das wir den Weg nicht umsonst machen – das nennt sich doch mal Kundenorientierung.
Viele Grüße aus dem winterlichen Numbo, Nouvelle Calédonie
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind