Datum: Donnerstag, 09. September 2021 – 12:00 Uhr Osttimor-Zeit
GPS-Position: S 04°42,722‘, E 111°25,550‘
Kurs 285°, Geschwindigkeit 4kn, Genua III gesetzt, Tagesetmal 83sm, seit Dili 924sm vorangekommen, noch zu segelnde Strecke 1170sm von der Gesamtstrecke 2029sm.
Aktuelles Wetter: großteils bedeckter Himmel, 29,7°C im Schiff, Wassertemperatur 27,5°C, Wind 4 Beaufort aus Südost, See teilweise ruppige 0,5m.
Mit viel Aufwand und ständiger Segel- und Kurskorrektur haben wir doch wieder ein gutes Stück Strecke im Kielwasser gelassen. Der Wind war sehr launisch und alle fünf bis fünfzehn Minuten mußten wir an der Segelstellung und am Kurs etwas ändern um voranzukommen. Und dann waren da ja noch die Fischer um uns herum.
Auch wenn sich das mit den Fischern jetzt nach einer Wiederholung anhört, aber die sind uns gestern echt gefährlich auf die Nerven gegangen.
Auch am gestrigen Nachmittag kamen wir in Schwierigkeiten mit diesen unberechenbaren, verantwortungslosen Fischern. Wir halten uns in der Regel so gut wir können von Fischereifahrzeugen fern, denn die sind ja weltweit unberechenbar gefährlich in ihren Aktionen und Kursen. Aber einer von denen hier, gestern Nachmittag, setzt bisher dem Ganzen die Krone auf. In sicherem Abstand von ca. eineinhalb Seemeilen führte unser Kurs an dem besagten Fischer vorbei, er war also gerade über den Wellenbergen zu sehen. Wir waren allerdings nur mit knapp drei Knoten Geschwindigkeit unterwegs, da änderte der Bursche seinen Kurs um 90 Grad und hielt genau auf uns zu. Um vor ihm lang zu kommen waren wir zu langsam, also ging es mit einigen Segelmanövern hinter ihm lang und anschließend versuchten wir den Abstand zu vergrößern. Dann vollführte der Heini seine nächste 90 Grad Wende und fuhr parallel zu uns, um dann noch eine 90 Grad Drehung zu machen und wieder genau auf uns zuzuhalten
. So schnell konnten wir keinen weiteren Abstand gewinnen. Gut zwanzig bis dreißig Meter entfernt ging er an unser Heck heran. Die etwa 20 Leute an Bord hielten Fisch zum Angebot hoch, während wir fürchteten vor dem steil aus der See ragenden Bug in Grund und Boden gerammt zu werden, denn die Wellen erreichten zu dem Zeitpunkt gute eineinhalb Meter. Wir konnten nicht nur den Leuten an Bord unseren Unmut zurufen, sondern hörten auch wie sie ihre Fischangebote herüberschrien. Auch konnten wir jede einzelne Pocke an deren weit aus dem Wasser ragenden Unterwasserschiff begutachten und deren Diesel kräftig riechen. Nachdem wir es mit dem nächsten Segelmanöver geschafft hatten aus dem Gefahrenbereich herauszukommen und die anscheinend verstanden hatten, das wir keinen Fisch von ihnen kaufen wollten, zitterten unsere Knie noch eine ganze Zeitlang danach und wir waren froh das wir noch in einem Stück waren.
Viele Grüße aus der Java See
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind