Wir sind jetzt tatsächlich auf Phuket angekommen!
Aber der Reihe nach, denn wir haben seit unserem letzten Bericht einiges sehr aufregend abenteuerliches erlebt.
Nach dem ersten Ärztebesuch zu Beginn unserer Quarantäne hatten wir wieder einen Internetzugang und ein paar frische Lebensmittel und vor allem Trinkwasser und Tracking-Armbänder, die unsere Temperatur kontinuierlich aufzeichnen und weitermelden sollten während der gesamten Quarantänezeit. Einen kleinen Haken hatten die Dinger allerdings, denn sie vibrierten, piepten und leuchteten in Abständen immer wieder, ohne daß wir die Ursache sofort erkannten. So kam der erste Abend mit diesen Dingern ums Handgelenk und Helge verzog sich in die Koje während Asha noch im Cockpit blieb. Gefühlt nahmen wir die immer wiederkehrenden Alarme aber kaum noch wahr und das obwohl um uns herum eine totale Stille herrschte – eine schnelle Gewöhnung? Leider nein, denn als Asha sich ebenfalls Richtung Koje bewegte, erschreckte uns das Blinken, Piepen und Vibrieren so heftig, daß Helge spontan aufrecht in der Koje saß. Nun war klar, was hier passierte! Jedes Mal wenn wir die Armbänder zu dicht zusammenbrachten und den Corona-Sicherheitsabstand nicht einhielten ging der Alarm los. So bekamen die Dinger für diese Nacht verschiedene Ecken im Schiff zugewiesen, um uns unsere Nachtruhe zu gönnen. Am nächsten Morgen legten wir die Armbänder wieder an und der Alarm begleitete uns erneut, sobald wir uns zu nahe kamen, was auf einem 10,5 Meter kleinen Schiff sehr häufig der Fall ist. Wir fragten unseren Agenten nach einer Lösung, die er bei den offiziellen Stellen abklären mußte und so bekamen wir im Laufe des Tages seine Antwort, das wir die Armbänder nachts ablegen durften und auch dafür sorgen sollten, das sie nicht naß wurden. Das half.
Das war leider nicht die einzige Herausforderung während der Quarantänezeit. Es war heiß im Schiff, meist über 30°C und feucht wie in der Sauna und das 24 Stunden am Tag, so daß buchstäblich alles im Schweiß zu ertrinken drohte – der tropische Sommer halt. Das ist übrigens immer noch so und T-Shirts, Shorts und teilweise auch die Unterhosen lassen sich spätestens zur Mittagszeit das erste Mal auswringen.
Zusätzlich hatte das Wetter in Kombination mit dem Quarantäne-Ankerplatz für uns noch weitere Härten parat.
Am 1. Oktober 2021 als wir uns gerade für den Tag fertig machten, freuten wir uns zuerst über eine Wolke, die auf uns zukam und nach einem guten Regenschauer für eine Dusche an Deck aussah. Die Wolke brachte allerding auch stürmischen Wind mit. Knappe 40kn fegten dabei über uns hinweg, so daß sogar Gegenwinds Anker nicht mehr im Ankergrund hielt und wir somit anfingen davonzutreiben und den Anker hinter uns herzogen. Wir starteten den Motor und hielten gegen. Außerdem ließen wir zusätzlich zur 50m langen Kette noch 20m Leine heraus. Letztendlich konnten wir unsere Drift nach ca. 150m wieder stoppen und die etwa zwei stündige Böe abwettern. Als der Spuk wieder nachließ holten wir den Anker ein, um wieder auf unsere angewiesene Quarantäneposition zurückzufahren und dort den Anker erneut auszubringen. Der Ankergrund war hart und der Anker wollte wieder nur schwer fassen und so legten wir von vornherein 50m Ankerkette plus 15m Ankerleine bei nur gut 9m Wassertiefe aus. Es blieb allerdings die Unsicherheit ob der Anker zukünftig auf dieser Position halten würde.
In den folgenden Tagen folgten etliche Böen mehrmals am Tag und natürlich auch während der Nacht, die allerdings zu unserem Glück nicht ganz so kräftig ausfielen – nur 25-30kn Wind. Der Anker hielt.
Naja, die Zeit bis zum zweiten Ärztebesuch für unseren PCR-Test am 5. Oktober 2021 konnten wir so immerhin sehr unruhig überstehen. Der Seekartenplotter lief nun dauerhaft um unsere Ankerposition zu überwachen, was allerdings bei dem bedeckten Himmel bedeutete das wir den Kühlschrank abschalten mußten, um unseren Energiehaushalt nur mit Windgenerator hinzubekommen. Außerdem waren wir in den Windfeldern immer wieder für spontane Aktionen bereit – 24Stunden am Tag Alarmbereitschaft.
Auf dem Quarantäne-Ankerplatz lagen wir ziemlich exponiert für Wind und Wellen. Die Lust irgendetwas anzufangen zwischen den Böen verging uns sehr schnell, denn die ständige Aufmerksamkeit Tag und Nacht war sehr schnell sehr anstrengend und noch dazu selbst in der Nacht schweißtreibend. So gerieten auch unsere täglichen Abläufe völlig durcheinander, denn wir mußten uns an die unregelmäßig durchziehenden Winde mit unseren Bereitschaften anpassen.
Am 10.Oktober 2021 war es dann endgültig vorbei mit der unruhigen, zeitweisen Ruhe. Im Laufe des Tages fiel das Barometer ungewöhnlich tief. Am Abend wurde die Luft immer drückender und zum Schneiden dick. Gegen 22:00Uhr fiel dann eine Böe spontan über uns her und überraschte uns mit der Heftigkeit und der Geschwindigkeit in der sie aufzog, so daß wir es nicht einmal schafften unsere wenigen noch im Cockpit verbliebenen Sachen rechtzeitig in den trockenen Salon zu schmeißen und so wurde einiges davon naß. Unser Windgenerator, der sich eigentlich bei zu viel Wind selbst abschaltet, schaffte es nicht gegen den Wind herunterzufahren und so fing der Laderegler unter Deck sogar an zu qualmen. Helge griff zur Notmaßnahme um einen Brand zu verhindern und warf eine Leine in die Rotorblätter des Generators, so daß er sich selbst vertüddelte und schließlich stehen blieb. Es war gespenstisch, dunkel und der Regen flog waagerecht an uns vorbei. Gegenwind stampfte und bockte in der sehr rauen See und zerrte an ihrem Ankergeschirr. Sie bekam Massen an Seewasser übers Deck. Der Anker hielt dabei – zum Glück. Wir hielten den Motor bereit zum Starten und uns blieb nichts übrig als das Ganze über uns ergehen zu lassen. Als wir die gefühlt heftigsten Böen erst einmal hinter uns hatten, zeigte uns der Blick auf den Windmesser immer noch gute 45kn, also Sturm an.
Erst nach Mitternacht beruhigte sich die Situation wieder und so fielen wir dann auch langsam erschöpft in die Kojen. Von da an blieben die immer wieder durchziehenden Böen heftig und die See an unserem Ankerplatz sehr ruppig. Wir mußten sogar die Skylights zulassen um kein Seewasser ins Schiff zu bekommen. Das Leben an Bord schrumpfte nun endgültig auf ein unbedingt erforderliches Minimum zusammen, denn wir mußten uns bei allen Aktivitäten abstützen, festhalten oder gut verkeilen um nicht durch Gegenwind zu purzeln. So war unsere Hauptbeschäftigung nun auf dem Handy nach angenehmeren Bildern und Filmen zu suchen und uns auf die nächsten Meilen bis zu unserer Einklarierungs- Marina vorzubereiten. Blöd war dann allerdings, das Ashas Handy den Geist aufgab, der Akku blähte sich immer weiter auf.
Am 11.Oktober 2021 folgte unser letzter PCR-Test an Bord. Dazu kam das Speedboot wieder an Gegenwind herangefahren und setzte die beiden Ärzteinnen ab, der Dolmetscher blieb lieber auf dem Speedboot, denn die Wellen waren so ruppig, das es eigentlich an ein Wunder grenzte, das niemand Schaden genommen hatte und auch Gegenwind dabei keine Kratzer abbekommen hatte – alle Achtung für die Speedbootcrew! Sie mußten für das Übersteigen der Ärzte mit dem offenen Heck an Gegenwind heranfahren und das gegen die Wellen, die dabei an deren Außenbordern hochspritzen und nahezu ungebremst durch das ganze Cockpit des Speedbootes schossen.
Am Folgetag bekamen wir dann von unserem Agenten die Freigabe aus der Quarantäne gemeldet, so daß wir an dem darauf folgenden Tag zum Einklarieren in den Hafen kommen SOLLTEN.
Damit beginnt unser nächstes brutales Abenteuer – dazu aber mehr beim nächsten Mal.
Viele Grüße aus der Royal Phuket Marina, Thailand
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind