Karpathos – zwischen den großen Inseln

Stadtpromenade im Beginn der Dämmerung
Stadtpromenade im Beginn der Dämmerung

Am frühen Sonntagmorgen, den 08.Mai 2022 um kurz vor 07:00Uhr verließen wir den hübschen Ankerplatz vor Lindos, um noch ein paar Seemeilen nach Westen zu machen, bevor der nächste Meltemi, der hier übliche Nordwind, uns wieder festhalten sollte.
Der Wind blies uns jetzt nicht entgegen aber er brachte auch kein Lüftchen und schon gar nicht zum Segeln. So schnurrte wieder der Nanni-Diesel durch die Flaute.

Um 17:30Uhr, nach 59 Seemeilen erreichten wir den kleinen Hafen von Pigadia auf der Insel Karpathos. Wir gingen in die kleine, „neue Marina“, die allerdings schon angefangen hatte wieder zu verfallen. Wir fragten die Fischer in der Marina wie es um die Wassertiefe steht und wurden gleich an einen Platz längsseits an die Betonpier gelotst. Wieder kamen wir um das „römisch-katholische“ Anker-Anlege-Manöver herum. Das war uns auch ganz lieb. Damit unsere Leinen allerdings an der Betonpier möglichst nicht durchscheuern konnten, umwickelten wir die betroffenen Stellen mit alten Stoffstücken.
So hatten wir nun unseren Platz auf Position N35°30,589` E027°12,696` bei einer Wassertiefe von 2,8m für die kommenden Tage bis zum nächsten Wetterfenster vor unserer Weiterfahrt.
Zu dem Zeitpunkt war uns noch nicht klar, daß wir das folgende Wetterfenster erst Ende Mai erwarten durften.

Pigadia, der Hauptort von Karpathos offenbarte sich uns als ein ruhiger gerade aus dem Winterschlaf erwachender Touristenort. Bei unserem ersten Spaziergang waren viele Restaurants noch damit beschäftigt die letzten Vorbereitungen für den zu erwartenden Touristenansturm zu treffen und etliche „Anquatscher“ vor den Lokalen waren noch am üben, wie sie sich am Besten auf ihre vorbei flanierenden Opfer stürzen wollten. Der Ort war trotzdem noch gemütlich entspannt, während sich langsam die ersten Touristenladungen mit den Fähren und Fliegern einfanden.

Auch hier nutzen wir die Zeit um uns weiter zu akklimatisieren, wir lernten nette Menschen kennen und verbrachten unsere Zeit, wann immer sich eine Gelegenheit bot mit Klönen. Außerdem erledigten wir noch ein paar Kleinigkeiten an Gegenwind und versuchten langsam den Abstand zwischen unserem realen Standort und unserem gefühlten, mentalen Hinterherhängen zu verringern.

Wir schlenderten durch den Ort und die Umgebung. Der Ort erschien uns als nichts Besonderes aber die Gemütlichkeit gefiel uns gerade. Wir suchten in den verwinkelten Straßen einen Friseur, denn unsere Haare fingen langsam an uns zu nerven – den letzten Schnitt hatten wir in Thailand.

Wir lernten Tina und Sana kennen und bei all unseren Geschichten und dem allgemeinen Klönen, sprachen wir natürlich auch über den Alltag und das wir eigentlich gerne mal wieder Wäsche waschen würden aber hier gab es keinen Waschservice. So wurden wir dann mit Michaelis in Kontakt gebracht, der uns eine Waschmaschinennutzung ermöglichte – vielen super Dank für die Unterstützung!!!

Wir lernten Platon kennen, einen afrikanischen Papagei, der zum Dok in einer der Flaniergassen gehörte und vor der Arztpraxis seinen offenen Käfig mit seinem Revier hatte und die vorbeikommenden Menschen mit Kletterkunststücken oder Rufen auf sich aufmerksam machte. Er konnte sich von seinem Platz aus frei bewegen aber die meisten Flüge gingen in die Praxis hinein um die Gesellschaft zu seinem Dok zu suchen. Den Fußboden mied Platon, denn da waren zu viele frei laufende Katzen gegen die er sich hätte zur Wehr setzten müssen.

Helge nutze die Gelegenheit und erkundete unsere Umgebung zu Fuß etwas weitläufiger und entdeckte eine faszinierende Landschaft, die allerdings vielerorts kleine Schönheitsflecken aufwies. Es lag überall Müll und Schutt in der schönen Landschaft herum, wobei uns Kenner der Insel versicherten, das sei inzwischen deutlich weniger geworden.

In der Marina gab es „natürlich“ mal wieder keine Duschen und so wurden wir richtig mutig, denn am Strand gleich nebenan gab es eine kleine öffentliche Stranddusche und wir trauten uns sogar das erste mal ins eisig kalte Mittelmeer (nur eiskalte 19°C). Wir schafften es sogar ein paar Züge zu schwimmen, bevor es schnell wieder aus dem Wasser und ab unter das von der Sonne erwärmte Duschwasser ging. Das Bad wiederholten wir danach bis zu unserer Weiterfahrt gerne wieder und wir gewöhnten uns langsam daran etwas längere Schwimmzüge zu machen. Außerdem mußte Helge ja mal wieder ins Wasser um den Propeller von Gegenwind von Pocken und Bewuchs zu befreien – danach klapperten dann aber schon die Zähne als Helge wieder an Bord kletterte, denn so schnell klappt die Gewöhnung ans Kalte doch nicht.

So zogen einige heftige Nordwestwinde über uns hinweg bevor wir Ende Mai die Leinen von diesem kleinen Eiland lösten und uns auf machten zur nächsten großen Insel.

Viele Grüße aus Griechenland
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

PS:
Inzwischen haben wir schon viele Tipps für tolle Strände erhalten, wobei wir uns zurzeit eher für eine ordentliche Dusche interessieren, denn Strand und Bademöglichkeiten haben wir hier selbstverständlich zur nahezu freien Auswahl, wenn wir unseren Anker in einer der vielen kleinen Bucht fallen lassen aber eine Dusche und etwas Leben drumherum ist im Moment für uns etwas Besonderes und zurzeit auf unserer Wunschliste willkommener als ein perfekter Strand.

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