Am Donnerstag, den 30.Jannur 2020, nachdem wir wieder einmal nach einem anstrengenden Tag den Abend an Bord entspannen wollten passierte es!
Wir hatten unser abendliches Obst vorbereitet, unsere Sachen für einen gemütlichen Abend mit einer Hörgeschichte platziert, als es aus den anziehenden Wolken anfing zu regnen. Also packten wir alles im Eiltempo ein und verzogen uns in den viel zu warmen Salon. Wir hatten noch nicht alles am richtigen Platz als wir von einem gewaltigen „Buuuuum“ aufgeschreckt wurden.
Wir ließen alles stehen und liegen und eilten ins Cockpit. Der Regen war in den paar Augenblicken schon vorbei gezogen, hatte aber alles pitschnaß gemacht. Wir schauten uns um und sahen auf unserem Nachbarboot, einem einheimischen 15m Motor- Ausflugsboot mit zwei großen 200PS Außenbordmotoren am Heck, keine 100m entfernt von uns ein orangenes Flackern im Inneren, wie von Feuer.
Dann tauchte eine hektisch gestikulierende und rufende Person am Heck des Bootes auf. Jetzt stiegen auch schon Flammen aus den Fenstern, erst zögerlich dann heftiger werdend. Die Person sprang ins Wasser. Wir überlegten, was wir tun konnten, erkannten aber, daß das Ausflugsboot schon nach den ersten zwei bis drei Minuten verloren war, denn die Flammen schossen nach so kurzer Zeit lichterloh aus allen Fenstern. Wir machten uns bereit, um uns und Gegenwind in Sicherheit zu bringen. Auch auf der Polizeistation machten sie ihr großes Schiff zum Auslaufen fertig, denn der Qualm und die Funken flogen direkt in dessen Richtung. Wir alle hatten Glück, denn der Wind blies das Flammenmeer knapp an uns vorbei. Die Flammen strahlten aber mächtig Hitze aus und bei uns an Bord wurde es heiß vom Feuer. Wir blieben am Anker, hielten uns aber weiter bereit um bei einem Winddreher sofort reagieren zu können. Wobei das gar nicht so einfach gewesen wäre, denn wir hätten ganz dicht an
dem Feuerschiff und zwischen dem Riff im Dunkeln vorbei gemußt um ins Freie zu gelangen. Auf der Polizeistation breitete sich inzwischen immer mehr Hektik aus. Da die Polizei kein eignes kleines, geeignetes Fahrzeug besitzt, kamen sie mit ihrem Übersetztbötchen (etwas größer als eine Optimistenjolle) angepaddelt und lösten die Leinen von einem anderen Ausflugsboot, das ganz dicht hinter dem Feuerschiff ankerte und somit direkt in Gefahr war. Sie bewegten es auf den Strand in Sicherheit. Dann kam auch die Feuerwehr sowie ein paar Fischer, um sich um das lichterloh brennende Feuer zu kümmern. Mit viel Geschrei und einer Menge Improvisation schafften sie es, das Feuer zu löschen und den Brander auf den Strand zu bugsieren. Dabei trug nur ein einziger so eine Art Feuerwehrjacke, während der Rest in kurzen Hosen und mit freiem Oberkörper an die Feuerbekämpfung ging. Das ganze dauerte ungefähr eineinhalb Stunden.
In den folgenden Tagen schauten wir das am Strand liegende völlig ausgebrannte Wrack an. Es war zu einer Attraktion geworden, um die sich immer wieder Menschentrauben sammelten. Wir erfuhren, daß der eine, der von Bord gesprungen war, ins Krankenhaus gebracht wurde und ein zweiter kam in dem Feuer ums Leben. Er war gleich beim Ausbruch des Feuers eingeschlossen gewesen und man konnte nur noch seine verbrannten Überreste bergen. Das Feuer war in den letzten Tagen das Gesprächsthema im Ort. Was uns erstaunte, war der Umgang mit der Aussage das eine Person ums Leben gekommen war. Dazu hieß es nur locker „schade“ aber einer konnte sich ja retten und Euch ist auch nichts passiert.
Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste, Asien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind