Am Montag den 22. September 2014 lichteten wir unseren Anker vor Baiona und fuhren weiter die Küste entlang gen Süden. Natürlich mußte auch diesmal unser Nanni- Motor für den erforderlichen Vortrieb sorgen. Irgendwie war der Wind für uns wieder nicht ausreichend zum Segeln. Inzwischen haben wir von der bisherigen Strecke, insgesamt 1492 sm = 2763 km, mehr als die Hälfte davon unter Motor zurückgelegt.
Um 12:45 mitteleuropäischer Sommerzeit überquerten wir die Grenze nach Portugal, dem vierten Land auf unserer Reise. Damit mußten wir unsere Uhren um eine Stunde zurückstellen.
Die Tage werden auch hier immer kürzer: Sonnenaufgang 07:30, Sonnenuntergang 19:20. Allerdings bleiben die Temperaturen tagsüber mit ca. 25-30°C und nachts mit ca. 18-20°C noch erträglich warm.
In Leixões unserem ersten portugiesischen Hafen angekommen trafen wir natürlich wieder auf eine Schar europäischer Segler aus Deutschland, Holland, Frankreich Belgien, … die mit ähnlichen Segelideen unterwegs sind wie wir. Diese Schar Gleichgesinnter zieht wie wir vollbeschäftigt mit einkaufen, Essen zubereiten, Wäsche waschen, klönen und Bootsarbeiten von Hafen zu Hafen. Und ab und zu ist dann auch mal ein wenig Zeit zum Sightseeing.
Es ist kaum zu glauben, aber unsere Vorfahren mußten wohl wirklich harte Arbeit leisten um das tägliche Leben zu meistern. Mit unserer Reise lernen wir nicht nur andere Menschen und Kulturen kennen sondern auch wieder die Lebensweise unserer Vorfahren: wir machen inzwischen unsere Wäsche wieder per Hand, da die Häfen zunehmend entweder eine schlechte, gar keine oder superteure Waschmöglichkeiten anbieten. Das Besorgen und Zubereiten von abwechslungsreichen Malzeiten, die nicht einfach in der Kantine auf einem Teller serviert werden erlernen wir ebenfalls wieder neu und stellen fest, das es viel Zeit und Organisationstalent erfordert. Wir müssen in jedem Hafen erst einmal herausfinden wie und wo wir einkaufen können und noch dazu stellt sich jedes Mal die Frage wie heißt das auf Spanisch, Portugiesisch oder Pantomimisch. Bisher zeigten sich die Verkäufer(innen) immer sehr hilfsbereit und geduldig mit uns, so daß wir schon mal eine(n) Verkäufer(in) für eine halbe Stunde in Beschlag nehmen um die richtige Zutat zu identifizieren und trotzdem sind wir nicht immer erfolgreich dabei.
Trotz dieser anstrengenden täglichen Arbeiten fanden wir bisher auch Zeit zum Sightseeing. Von Leixões aus unternahmen wir mit dem Bus oder der Metro einige Ausflüge nach Porto, in die „Hauptstadt des Nordens“. Porto ist eine der ältesten Städte Europas. Das historische Zentrum von Porto am Nordufer des Douro ist seit 1996 als Weltkulturerbe eingetragen. Bei unserem ersten ziellosen Spaziergang durch die Straßen von Porto waren wir mächtig beeindruckt durch die zahlreichen goldbestückten Kirchen (500-600kg Gold pro Kirche) und die uralten Häuserschluchten, die allerdings zu großen Teilen verfallen sind. Die Erklärung für die traurig verfallenen Häuser erhielten wir später bei einer Führung: Die Miete für alteingesessene Mieter in den unrenovierten Altbauten beträgt ca. 30€ pro Monat. Nach einer Renovierung müßte die Miete dann auf ca. 600€ steigen, um für den Eigentümer rentabel zu sein und das ist das Problem. Die alteingesessenen Mieter brauchen die höheren Mieten nicht zu zahlen. Sie könnten es in der Regel auch nicht. Neue Mieter gibt es aufgrund der Wirtschaftskrise nicht und daher verfallen die Häuser.
Am Südufer des Douro fanden wir die berühmten Portweinkellereien in einer malerischen Umgebung. An den Kellereien konnten wir nicht einfach vorbeigehen und so kehrten wir bei Sandeman zu einer Führung mit anschließender Verköstigung ein: echt lecker der Portwein!
Einen vorerst letzten Besuch von Porto unternahmen wir gemeinsam mit der Crew der „Shogun“ und der „Cariad“ um uns einer „Wilde Walker Tours“ anzuschließen – ein wirklich guter Tip. Wir kamen an einem Buchladen vorbei, der an den Film „Harry Potter und der Stein der Weisen – In der Winkelgasse“ erinnerte und vermutlich als Vorlage diente. Wir gingen zu wunderschönen Aussichtspunkten und bekamen interessante Aussagen zu Porto und zu seinen Einwohnern.
Jetzt wollen wir wieder weiter in Richtung Süden.
Viele Grüße aus Leixões (P)
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind