In den Morgenstunden, nach dem Aufwachen, bei uns meist gegen 07:00 Uhr, geht es erst einmal ab in unseren Swimmingpool. Gegenwind schwimmt immerhin in ca. 30°C kühlem Karibikwasser. Also hinein mit uns ins Wasser – das ist übrigens selbst zu unserer Aufstehzeit schon eine echte Abkühlung und so waschen wir uns den Schweiß der Nacht ab. Natürlich baden wir nicht einfach nur so, denn Gegenwind benötigt ja auch ihre morgendliche Pflege. Bewaffnet mit Eiskratzer, Schrubber und Lappen schnorcheln und tauchen wir an ihr entlang und befreien sie von dem wuchernden Unterwassergrün. Die Bewohner dieser Landschaft nehmen uns das zwar jedes Mal übel, aber das nützt nichts. Zwei, drei Tage später ist eh wieder alles nachgewachsen und Krebse, Fische und Muschen fühlen sich wieder wohl. Nach dieser Morgentoilette für uns DREI gibt es ein „Continental“ Frühstück bestehend aus Brot, Marmelade, Nußnugat, Honig und nicht schmelzender karibischer Margarine für Asha und Helge. Zu dieser Zeit bietet das Cockpit uns sogar noch etwas Schatten.
Nach dem Frühstück erledigen wir den Haushalt, das ist wohl überall auf der Welt dasselbe. Und natürlich muß unser „Auto aus der Garage“ sprich unser Dinghi flott gemacht werden, damit es breit ist uns an Land zu bringen.
Wir schwitzen und benötigen eine kleine Pause im Schatten. Die ersten zwei Liter Wasser sind auch schon ausgetrunken.
Als nächstes steht also neues Trinkwasser auf unserem Plan. Wir schalten die Entsalzungsanlage für ca. zwei bis drei Stunden ein, und Gegenwind produziert uns damit etwa 10l Trinkwasser. Nebenbei erledigen wir kleine ständig anfallende Arbeiten an Gegenwind. Wir müssen uns regelmäßig um den Rost an den nichtrostenden Metallteilen kümmern, die beweglichen Teile müssen häufig bewegt werden, damit sie nicht einfach nach ein paar Wochen nur noch unnützer Ballast sind. Und unser Schweiß fließt jetzt in Strömen, so daß wir überlegen wieder ins Wasser zu hüpfen. Ab und zu machen wir das sogar, allerdings sind wir im Anschluß auch nicht trockener, da der Schweiß sofort wieder läuft nachdem das Salzwasser abgetrocknet ist. Die nächsten zwei Liter Trinkwasser sind verdunstet.
Unser „Hurrikan- Saison-Wohnsitz“, die Prickly Bay bietet ein tolles Internet, so daß wir hier unseren Computer mal wieder aktualisieren und uns oft mit der Heimat verbinden. Das Restaurant in dem wir unsere Internetverbindung haben ist einer unserer „Lieblingsplätze“, denn wir bekommen eisgekühlte Getränke und was noch viel wichtiger ist, es schaukelt nicht wie auf Gegenwind. Das Geschaukel alle paar Tage hier ist schon richtig Nerv tötend. Beim Durchzug von Südostwindpassagen kommen die Wellen vom Atlantik teilweise noch mit einer Wellenhöhe von bis zu einem halben Meter auf Gegenwind zugerollt und so krängt Gegenwind entsprechend stark. Wir müssen uns an Bord festhalten und alles seefest verstauen um nicht ein ständiges scheppern um uns herum zu haben. Die Nächte sind dabei sehr unruhig und damit wir nicht aus den Kojen fallen spannen wir die Leesegel wie auf der Atlantiküberquerung.
Natürlich wird in den späten Mittagsstunden ein warmes Mittagessen gekocht – fast wie in Deutschland. Die Zutaten kommen von den lokalen Gemüsemärkten, aus dem Supermarkt oder sogar noch aus unseren Vorratskisten. Unser Speiseplan ähnelt so dem deutschen Essen, allerdings um einige einheimische Dinge wie Brotfrucht, lokale Bohnensorten, Fleisch und Fisch frisch vom hiesigen Markt und exotische Früchte wie z.B. Mangos, Ananas, Papaya und Stachelannone ergänzt. Wir kochen natürlich nur an Bord wenn Gegenwind nicht wie verrückt schaukelt, denn dann würde das gute Essen eh nur über Bord gehen. In solchen Fällen gibt es eine Mahlzeit an Land.
Ab und an steht auch mal ein kleiner Spaziergang auf dem Plan. So tauschen wir tatsächlich unser eisgekühltes Getränk gegen die glühende Sonne aus. Der Spaziergang endet dann allerdings gerne in einem gut klimatisierten Supermarkt, unserem zweiten „Lieblingsplatz.“
Wir stöbern so lange herum bis wir uns wieder abgekühlt und ein paar Kleinigkeiten im Rucksack verstaut haben. Die Sonne auf dem Rückweg stört uns nicht mehr wirklich, denn sie geht kurz nach 18:00 Uhr fast wie beim Ausschalten eines Lichtschalters unter.
Natürlich dürfen wir das Brauchwasser für Gegenwinds großen Tank nicht vergessen. Alle paar Tage füllen wir 30-40Liter Wasser in der Marina ab, laden die Kanister in unser Dinghi und düsen nach Hause, um Gegenwinds 250Liter Einbautank wieder aufzufüllen.
In den Abendstunden sitzen wir dann in der Regel zum Klönschnack, Lesen oder Filmegucken an Bord. Mal sitzen wir dabei gemütlich im Cockpit, mal zwängen wir uns von den Leesegeln gehalten nur zum Lesen in unsere Kojen und schaukeln in die Nacht hinein.
So ist unser karibischer Alltag hier in der Hurrikansaison. Natürlich fallen auch mal größere Aktivitäten wie Reinschiff an, bei dem wir dann das ganze Schiff umkrempeln und wieder neu stauen. Das nimmt bei solchen Bedingungen schon ein paar Tage in Anspruch. Und natürlich treffen wir uns immer wieder mit super netten Leuten zum Plausch.
Wir freuen uns aber schon auf den Winter, denn dann sind die Temperaturen nicht mehr ganz so heiß und wir werden wohl auch wieder deutlich aktiver.
Übrigens Luxus ist:
- Eine Süßwasserdusche?
Seit unserem Verlassen von Las Palmas, Kanarische Inseln baden wir nur noch im Karibikwasser. Regenschauer verhelfen uns nur von Zeit zu Zeit zu einer Süßwasserdusche, für Hautkrankheiten die reinste Kur! Neurodermitis und Co sind wie weggezaubert. - Ein Bett das mal nicht wie verrückt schaukelt – so etwas wie ein Ostseehafen vielleicht?
- Nichtrostende Metallteile, die den Namen auch wert sind!
- Schnorcheln könnte so schön sein, wenn Algen und Co den Begriff Antifouling als Unterwasseranstrich respektieren würden und nicht wie wild auf Gegenwinds Unterwasserseite herumwuchern.
- In Deutschland werden 25°C als tropische Temperatur bezeichnet – es wäre toll wenn die Tropen sich auch daran halten würden und uns nicht jeden Tag bei 35°C garkochten!
Viele Grüße aus der Prickly Bay, Grenada
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind
Seit September 2015 sind wir auch bei Facebook: Asha Helge Gegenwind