Wir lichteten unseren Anker am Sonntag, den 25. Oktober 2015 um 14:10 Uhr in der Prickly Bay, Grenada. Nach 10 ½ Wochen kam nun unser Anker das erste Mal wieder ans Tageslicht und es ist kaum zu glauben, aber wir konnten ihn sogar ohne viel Bewuchs und Dreck einholen. Mit einem kräftigen Abschiedswinken ließen wir die Shogun, unsere Begleiterin seit Portugal, im Kielwasser zurück. Bei bewölktem Himmel und damit angenehmen Temperaturen um die 30°C und frischem Wind motorten wir sieben Seemeilen Richtung Osten an ein paar vollen Ankerplätzen vorbei in die Bucht von St David’s.
In der Bucht verbrachten wir den folgenden Tag mit Vorbereitungen für unseren Werftaufenthalt.
Und am Dienstag, den 27.Oktober 2015 kurz vor 16:00 Uhr wurden wir von der Schiffswerft per Funk aufgefordert in den Kranplatz einzulaufen. Eigentlich sollten wir ja schon am Montag auskranen, aber im Büro der Werft hatte man bei der Terminvergabe einen Feiertag vergessen. Grenada ist das einzige Land, in dem am 25. Oktober Erntedank und damit die Befreiung durch die Amerikaner 1983 gefeiert wird. Hier werden Feiertage, die auf einen Sonntag fallen, am Montag nachgefeiert.
Wir holten den Anker ein und fuhren kurz nach 16:00 Uhr in den Kranplatz der Grenada Marine Schiffswerft. Das übel nahm seinen Lauf:
Wir übergaben die Leinen an die Krancrew und schalteten den Motor ab. Beim Anheben von Gegenwind gaben wir Hinweise auf die Besonderheiten der Hanseat 70 (Geber im Vorschiffsbereich sowie Propeller und die üblichen Gurtanschlagepunkte).
Gegenwind wurde – für uns ungewöhnlich mit Doppelgurten – ein Stück angehoben und wir wurden von Bord gelassen. Der Kran setze ein Stück zurück und hob Gegenwind an.
In einer Höhe von ca. einem Meter, die Gurte waren aus dem Wasser heraus, der Kiel war noch im Wasser, rutschten die vorderen Doppelgurte nach vorne ab bis an den Bugbeschlag und unsere Gegenwind fiel mit der Nase voran ins Wasser. Die hinteren Doppelgurte rutschten nach hinten bis kurz vor oder an den Propeller. Schreck – Entsetzen!!!!!
Nachdem auspendeln wurde Gegenwind ganz abgelassen und von einem Mitarbeiter der Schiffswerft abgeschnorchelt.
Im Anschluß daran wurde der Kranversuch wiederholt und Gegenwind auf einen festen einteiligen Bock in der Schiffswerft aufgestellt.
Der Tag war für uns gelaufen!
Da es auch schon fast dunkel war konnten wir weiter nichts machen als uns ein wenig auszuruhen und uns mit Mike und Chris von der Hanna, die wir ja auch schon seit Portugal kennen, zu einem Klönschnack zusammenzusetzen. Die beiden hatten das Malheur direkt mit angesehen, da sie kurz vor dem Unfall ins Wasser gekommen waren und direkt neben dem Kranplatz festgemacht hatten.
Zum Schlafen gingen wir zurück an Bord – wir lebten auch in der Grenada Marine Schiffswerft auf dem Trockenen weiter an Bord.
In den folgenden zwei Tagen stellten wir Gegenwind auf den Kopf, um sie auf Schäden zu untersuchen und im Büro nochmals Bescheid zu geben.
Wir fanden einen langen Lackkratzer im hinteren Bereich der Steuerbordseite, konnten aber trotz genauer Untersuchung keine weiteren Schäden finden. Wir hatten Fußbodenbretter, Wandverkleidungen und Kojen demontiert um Gegenwind bis auf ihre Innereien zu untersuchen.
Bis zum nächsten Abenteuer aus Grenada
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind