Eigentlich war es uns ja klar, daß die großen Antillen deutlich kälter sind als die Windward Island der kleinen Antillen und andere Segler die Kuba vergangenes Jahr besucht hatten, hatten uns auch schon vorgewarnt. Also wie vorhergesagt stellte sich zumindest bei Helge erst einmal eine ordentliche Erkältung ein. Bedingt dadurch ließen wir die ersten Tage etwas ruhiger angehen und erkundeten unsere Umgebung. Cienfuegos, 1819 gegründet, gehört mit seinem Stadtbild zum Weltkulturerbe und genauso toll ist es anzusehen: Straßen im Planquadrat und Häuser aus den Gründerzeiten – faszinierend.
Kuba ist unsere erste Karibikinsel die „weiß“ ist. Die Bevölkerung auf den Windward Islands und auf Jamaika ist überwiegend schwarz bedingt durch die Sklaverei in den Gründerjahren. Auf Kuba hielt sich der spanische Einfluß, so daß die Bevölkerung vorherrschend „spanisch- weiß“ ist. Man spricht hier also natürlich Spanisch, das spanische Temperament beherrscht das Leben und auch die Musik ähnelt eher der Spaniens – ein ganz ungewohntes Karibikfeeling für uns!
Die Währung
Ein neues Land eine neue Währung. Damit wir nicht so ganz bettelarm in der Gegend herumlaufen, mußten wir uns erst einmal etwas einheimische Währung besorgen. Hier spricht man von CUC, CUP, Visa, Mastercard, Geldwechselstuben, Dollar und EURO: also was ist nun das Beste?
Mit dem Geldsystem hier beschäftigten wir uns also mal etwas intensiver als bisher auf unserer Reise, wo wir einfach einen Automaten suchten eine Karte einschoben und die landesübliche Währung in der Hand hielten.
Es gibt hier vier Währungen mit denen man irgendwie bezahlen kann.
Der US-Dollar, der umgerechnet sehr teuer ist, da zusätzlich zur Umrechnung eine Gebühr anfällt (das ist wohl dem bestehenden Embargo seitens der USA zu danken)
Der EURO, bei dem die Umrechnung tagesaktuell funktioniert und keine zusätzlichen Gebühren fällig werden. Hätten wir das doch nur schon beim Bezahlen unserer Einklarierungsgebühren gewußt, denn dann hätten wir so manch einen US-Dollar sparen können.
Natürlich gibt es auch noch das kubanische Geld: Der CUC ist die international umzurechnende Währung (1CUC = 1US-Dolar =1,xx EURO je nach Tageskurs). Alles Offizielle (z.B. Bus, Taxi, Restaurant, Hafengebühr) läßt sich damit bezahlen.
Zusätzlich gibt es noch den CUP (25CUP = 1CUC), mit dem sich die örtlichen Händler oder auch Restaurants bezahlen lassen.
Man kann auch mit CUC bezahlen und erhält CUP zurück oder umgekehrt. Das ist schon ganz schön verwirrend, oder?
Dann sind da noch die Bankkarten, von denen die US-Karten hier nicht funktionieren sollen aufgrund der Handelsbeschränkungen seitens der USA.
So machten wir uns am Tag nach unserer Ankunft auf den Weg zum Geld. Wir ließen die Wechselstuben links liegen und fanden tatsächlich eine Bank. Laut Schild hatte sie auch geöffnet aber die Tür war verschlossen. Da wir inzwischen gelernt haben nicht gleich den Kopf hängen zu lassen warteten wir einen Moment und beobachteten die Tür. Tatsächlich, es tat sich etwas! Es kamen Leute heraus und wenn jemand hinein wollte klopfte er an. Das machten wir dann auch und siehe da, ein Sicherheitsmann öffnete uns, fragte was wir wollten und ließ uns ein. Wir durften Platz nehmen und auf unseren Aufruf warten. Dann ging es sehr einfach. Wir legten unseren Ausweis vor und wechselten ein paar EURO in CUC und dann ein paar der neuen CUC in CUP. So wurden wir zu zahlungsfähigen Reisenden.
EIS – EIS – EIS
Nachdem wir nun die landesübliche Währung hatten wollten wir auch gleich einmal etwas davon ausgeben. Wir hatten erfahren das es hier gutes und günstiges Eis gibt.
Also nix wie hin – bei Eis können wir nicht nein sagen!
Der Laden sieht aus wie eine Bahnhofswartehalle und ist direkt an der Hauptstaße gelegen. Wir schauten uns das Schild an (vier Eissorten und irgendwelche Bezeichnungen für die verschiedenen Eisbecher). Für uns war natürlich etwas dabei und wir wollten hineinstürmen, aber ein Einweiser stand schon bereit und führte uns zu einem Tisch. Wir hatten bei unserem ersten Besuch übrigens Glück, denn vielfach steht eine längere Warteschlange vor dem Laden. Dann ging es ans Aussuchen. Wir wollten je zwei Eiskugeln und dann lief die Bedienung auch schon davon. „Was die uns wohl bringt?“ (Wir sprechen ja leider kein Spanisch und so ist die Kommunikation halt etwas schwierig wenn unsere Gesprächspartner kein English sprechen).
Nach kurzer Zeit kamen dann zwei schicke Eisbecher mit unseren gewünschten Kugeln, zusätzlich Früchte und Sahne obendrauf.
In dem Eisladen tobte das Leben – und Schlachtplatten von Eis standen auf den Tischen. Nachdem wir das Eis dann verspeist hatten ging es ans Bezahlen unserer Luxusbecher. Der Kellner verlangte dafür doch tatsächlich 5 CUP. Vor Erstaunen wußten wir gar nicht was wir damit anfangen sollten – also bezahlten wir die 5 CUP: Umgerechnet 0,20 CUC oder in EURO ca. 20 Cent. Jetzt verstanden wir die Massen an Eisbechern auf den Tischen und bei unseren folgenden Besuchen langten wir auch deutlich kräftiger zu! Wir haben zwar immer noch nicht verstanden wann wir bei welcher Bestellung genau was bekommen oder wie viel wir denn zahlen müßten aber es paßt schon. Unser günstigstes Eis lag bei insgesamt 8 CUP für je 8 Kugeln inclusive Früchte und Sahne (umgerechnet ca. 0,32 EURO Cent), während unsere teuerste Bestellung von je 8 Kugeln bei 12 CUP (umgerechnet ca. 0,48 EURO Cent) lag.
Abgesehen vom Preis ist das Eis super lecker und da wir manchmal einen Tisch zusammen mit anderen angewiesen bekommen, ein tolles Erlebnis.
Die Folgen der Syrienkriese
Überall auf unseren Wegen treffen wir Rucksacktouristen und Hotelreisende hier auf Kuba. Inzwischen erkennen wir die Herkunft der Urlauber schon an der Hautfarbe, den Bewegungen und der Bekleidung – es sind sehr viele Deutsche dabei, die wir dann auch von Zeit zu Zeit einfach mal ansprechen um ein paar aktuelle Nachrichten (meist 1-2 Wochen alt) aus der Heimat zu bekommen.
Der Reiseansturm auf Kuba ist in vollem Gang. Die einen kommen, um Kuba noch vor den drohenden US-amerikanischen Touristen zu sehen, ein anderer Teil besucht Kuba als alternative zur Türkei und zu Ägypten, aufgrund der Warnungen des Auswärtigen Amtes und ein weiterer Teil wollte sowieso nach Kuba.
Wir müssen gestehen, das Kuba wirklich von allem etwas bietet: warme Temperaturen, Kultur, freundliche Menschen und schöne Strände. Kuba ist kein finanziell reiches Land, betteln ist allerdings verboten, da die Kubaner das Nötigste auf Zuteilungsscheinen wohl haben. Alles andere läßt sich auf dem Markt kaufen. Zwei bis drei Jobs haben hier wohl die Meisten um das Geld zum Leben zusammenzubekommen. Wir wurden bisher von Kindern immer mal wieder nach Süßigkeiten gefragt, die allerdings auch wirklich schwer zu finden und zu bekommen sind, auch auf ausgediente Lesebrillen wurden wir angesprochen (Folge von Diabetes), die sind wie wir mitbekommen haben, knapp auf der Insel.
In den vergangenen Wochen so berichteten uns Urlauber war es nicht einfach einen Flug oder ein Hotel zu buchen – besonders in Havanna, denn der Obama-Besuch und das Rolling Stones- Konzert hatten viele Leute angelockt. Das Stones- Konzert soll auch ein echtes High-Light gewesen sein.
Für Taxi-, Hotel- und Restaurantbetreiber und deren Vermittlern müssen die Ereignisse ein Paradies gewesen sein. Hier in Cienfuegos fahren die Taxen (Fahrrad- und Moped- Rikschas, Autos und Pferdefuhrwerke) die Straßen hoch und runter und sprechen alle möglichen Kunden so lange an, bis sie entweder einsteigen oder ein (bei uns inzwischen genervtes) „nein danke“ hören. Genauso halten es einige Restaurants in den Seitengassen.
Bei den Restaurantpreisen blieb bei uns an Bord in letzter Zeit die Küche kalt. Wir bekommen leckere Menüs für umgerechnet je 3-6 EURO (z.B. Schweinefleisch, Reis mit Bohnen, kleiner Salat und Bananenchips) oder eine Lasagne für umgerechnet 3,50 EURO und dazu gibt es in einigen Restaurants echte selbstgemachte Limonade – die ist besser als jedes Bier. Zwei Burger mit zwei Getränken bekommen wir hier für umgerechnet insgesamt 3 EURO, eine Straßenpizza kostet umgerechnet 0,40 EURO.
Sommerzeit
Mit der Zeit ist das so eine Sache. Inzwischen haben wir gelernt die Uhren bei unserer Tour nach Westen immer mal wieder umzustellen, aber daß wir auch auf dieser Seite des Atlantiks genau wie in Europa in einigen Ländern die Uhren auf Sommerzeit umstellen mußten, damit hatten wir nicht gerechnet. Da wir vorher nichts davon mitbekommen hatten, waren wir ein wenig irritiert als am 13. März 2016 unsere Uhren unterschiedliche Zeiten anzeigten. Es dauerte ein wenig bis wir realisierten das Kuba genau wie die USA auf Sommerzeit umstellen. Das wäre uns auf Jamaika nicht passiert, denn dort gibt es keine Sommerzeit – halt eine ehemalige englische Kolonie.
Diebe an Bord
Am Sonntagmorgen, den 13. März 2016 machten wir eine erschreckende Feststellung, denn wir fanden eine durchgeschnittene Leine im Cockpit und unser Kissenfender, der als Sitz in unserem Dingi diente, war weg. Es muß also irgendjemand in der Nacht von außen ins Cockpit gegriffen haben, den Kissenfender über die Reling gezogen und dann abgeschnitten haben. Das war irgendwie erschreckend und abgesehen von den Kosten einen neuen Fender zu beschaffen, haben wie hier nicht einmal die Möglichkeit einen zu bekommen – so verändern sich die Wertigkeiten und die einfachsten Dinge, die nicht mehr zu erhalten sind, bekommen einen unschätzbar hohen Wert.
Als Folge davon haben wir alles was sich irgendwie abschneiden läßt komplett demontiert oder so vertüddelt, daß Diebe sich lange damit aufhalten müßten, so daß das vom schnellen hinlangen hoffentlich abhält. Ein Schiff ist halt keine Festung.
Viele Grüße aus Cienfuegos, Kuba
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind