Gesundheitsprobleme
Seit einigen Monaten, also schon auf Providencia, kämpfte Helge mit einer immer wiederkehrenden Diarrhoe. Auf Providencia gingen wir davon aus, das sich das wieder gibt, denn so einfach ist eine ärztliche Behandlung auch nicht zu bekommen. Natürlich hat Providencia ein kleines Krankenhaus, aber nur für Notfälle. So ging es also nach unserer Ankunft in Bocas del Torro erst einmal ins lokale Krankenhaus. Dazu hieß es für uns morgens um 04:30 Uhr aufstehen, um mit dem Beginn der Dämmerung ins Dingi zu steigen und um 07:00 Uhr auf der überfüllten Wartebank Platz zu nehmen. In den frühen Nachmittagsstunden erfolgte der Einlaß ins Arztzimmer zum Gespräch. Diese Prozedur machte Helge an vier aufeinander folgenden Tagen mit. Der Arzt verstand vermutlich Helges englische Beschreibungen, antwortete aber auf Spanisch. So kam es, das Helge nur spanisch verstand, für ein paar Tests ins Labor geschickt wurde (Befund negativ), ein paar abgezählte Pillen ohne Packung und Packungsbeilage bekam und das war es dann – irgendwie unbefriedigend.
Es gibt allerdings noch weitere örtliche Ärzte, aber die probierten wir aufgrund von Schilderungen anderer Segler und hier lebenden Ausländern gar nicht erst aus. So gibt es ein Krankenhaus in Changuinola eine Stunde entfernt. Es soll einen ähnlichen Standard haben wie unser Krankenhaus in Bocas und dann gibt es noch die „Floating Doctors“, Ärzte die mit dem Wassertaxi und ein paar Pillen im Archipel unterwegs sind um ein absolutes Minimum an ärztlicher Versorgung zu den verstreut lebenden Einheimischen zu bringen.
Auf nach Panama City
Da sich keine Besserung einstellte, suchten wir uns also eine Alternative:
Wir beschlossen nach Panama City zu fahren um Helges Diarrhoe ordentlich behandeln zu lassen und zusätzlich wollten wir beide dann auch einige Hautentzündungen, die nicht verschwinden wollten untersuchen lassen.
Übrigens: Von der Seglergemeinde haben wir erfahren, das eine ausgewachsene Diarrhoe nichts Besonderes ist – häufig sind es Parasiten. Genauso sind Hautprobleme wie Entzündungen in den Tropen normal. Also ergeht es uns wie vielen anderen Seglern und Einheimischen hier.
Um unseren Besuch in Panama City voll auszunutzen, beschlossen wir, uns dann noch um einen neuen Reisepaß für Helge zu kümmern, denn der läuft in einem Jahr ab und für Gegenwind benötigten wir Stoff für ein Bimini (Sonnendach über dem Copckpit) sowie einen neuen Baumbezug für das Großsegel.
Am Samstag den 24. September 2016 verholten wir Gegenwind von ihrem Ankerplatz in die Bocas Marina und ließen uns am Sonntag den 25.September 2016 um 06:00 Uhr von Ignatio mit dem Marinaboot der Bocas Marina zum Wassertaxi in Bocas Town bringen. Von dort ging es mit dem großen Wassertaxi (200PS) in einer rasanten halbstündigen Fahrt nach Almirante, um dort ein kurzes Stück mit dem Taxi zum Busbahnhof zu fahren.
Der Bus, den wir bestiegen entsprach dem europäischen Fernbusstandard, natürlich mit Klimaanlage für die besser gestellten Panamaer und die Touristen. In einer zehnstündigen Fahrt ging es über die Kordilleren auf die Pazifikseite Panamas und endlich über den Panamakanal nach Panama City! Während der Fahrt lief die Klimaanlage natürlich auf vollen Touren, so daß wir bei der Ankunft in dicken Socken, langer Hose, Vliespullover, Schal und Decke dasaßen und trotzdem froren, obwohl es draußen um die 33°C warm war.
Wir waren in Panama City angekommen!
Völlig erledigt brachte uns ein Taxi zu unserem Hotel, dem Metrohotel im Geschäftsviertel Panama Citys. Es ging vorbei an den spannendsten Architektenwerken. Das war für uns mal eine echte Abwechslung. Und Gegenwind lag jetzt seit dem Verlassen der Kanarischen Inseln im Februar 2015 das erste Mal wieder in einer Marina und wir genossen vier Wände mit angenehm klimatisierten Temperaturen, großen Betten und einer Dusche, die allerdings zu Ashas Leid kein warmes Wasser hergab.
Super Hospital in Panama City
Am Montagmorgen, den 26. September 2016 ging es ab ins Hospital, das Punta Pacifica. Was für ein Unterschied zu dem lokalen Krankenhaus in Bocas. Es ist recht neu und mit allem ausgestattet, was man nach europäischem Standard erwartet. Wir fanden die Fachärzte die wir suchten um Diarrhoe und Hautprobleme behandeln zu lassen. Die Praxen waren gut ausgestattet und die Mitarbeiter kamen uns Ausländern super freundlich und hilfsbereit entgegen. Die Ärzte erschienen uns kompetent und freundlich und sprachen Englisch – hier fühlten wir uns gut aufgehoben.
Übrigens war uns die Deutsche Botschaft in Panama bei der Suche eine echte Hilfe – Vielen Dank!
In den Nachmittagsstunden waren wir so gut wie durch, es blieb nur noch ein Termin für den folgenden Tag nach. So schlenderten wir also durch den Bezirk. Naja, weit kamen wir nicht, denn gleich gegenüber vom Krankenhaus entdeckten wir eine riesige Shopping- Moll in der wir uns bei angenehmen lange Hosen Temperaturen herrlich wohl fühlten und bei „McDonald“ zu Mittag aßen – das ist endlich mal wieder Luxus!
Am Abend im Hotel schauten wir uns noch das erste Duell von Clinton und Trump auf CNN an.
Die Dusche war zu Ashas Leidwesen immer noch kalt.
Ein Tag voller Erledigungen
Am Dienstag den, 27. September 2016 hieß es wieder früh aufstehen – übrigens war die Dusche immer noch kalt.
Nach dem Frühstücksbuffet im Hotel ging es zum Foto Shop, Passbilder für Helge machen. Dank der Beschreibung, die wir von der Deutschen Botschaft erhalten hatten, mußten wir nicht lange suchen um den passenden Fotoservice zu finden!
Anschließend fuhren wir mit dem Taxi wieder zum Krankenhaus, unserem letzten Arzttermin. Eigentlich ist eine Taxifahrt nichts Besonderes, aber diese war anders: Wir stiegen in ein Taxi ein, gaben unser Ziel an (ca. 5 Minuten Fahrt), vereinbarten den Preis und los ging es. Wir wunderten uns über den Weg, denn wir kannten die Strecke ja schon vom Vortag und fragten nach. „Ja, ja, Punta Pacifica Hospital.“ Nach ein paar Straßen konnten wir das Punta Pacifica schon sehen, aber unser Taxifahrer wußte nicht wie er dorthin kommen sollte und so hielt er nach ein paar Fehlversuchen an, fragte eine ältere Dame am Straßenrand, die ihm weiterhelfen konnte, lud sie ein mitzufahren und nach einem richtigen Abzweiger waren wir auch schon da. Dann ging das Palaver los, denn der Taxifahrer wollte für seine Unwissenheit und den Mehraufwand den Preis deutlich erhöhen. Wir waren nicht einverstanden, denn der Preis war vorher festgelegt, und seine Unwissenheit wollten wir nicht bezahlen, also stiegen wir kurzerhand aus und ließen ihn schimpfend zurück.
Der letzte Arztbesuch mit den anschließenden Labortests war dann wieder so unspektakulär wie wir es aus Deutschland gewohnt waren – allerdings nehmen sich die Ärzte hier deutlich mehr Zeit für ihre Patienten als in den überfüllten deutschen Arztpraxen: Eine interessante Erfahrung!
Die Diagnosen waren die für diese Gegend typischen Leiden: Parasiten, Hautpilze und Hautentzündungen. Daran werden wir uns für den Pazifik wohl gewöhnen müssen 🙁 .
Anschließend suchten wir die Krankenhausapotheke auf, um uns die verschriebenen Medikamente zu besorgen. Die bekamen wir dann auch hier nur abgezählt. Das erschien uns irgendwie ungewohnt aber eigentlich sinnvoll.
Zum Mittagessen gingen wir natürlich wieder in die nahe Shopping- Mall.:Ein Sandwich bei „Subway“ – echt lecker!
Danach fanden wir in der Mall noch ein paar Kleinigkeiten wie UHU, EDV- Zubehör, Baumarktartikel, die wir schon seit einem halben Jahr suchten.
Wir blieben natürlich wieder sehr lange in der Mall, so daß wir unseren Rückweg zu Fuß im Dunkeln machten. Im Hotel nutzen wir dann noch bis spät in die Nacht das superschnelle, tolle Internet zum Surfen – endlich mal wieder auf dem Bett liegen und im Internet surfen. Das letzte Mal, das wir das machen konnten muß vor unserer Abfahrt in Deutschland gewesen sein, denn wir konnten uns kaum noch daran erinnern.
Deutsche Botschaft
Für den Mittwochmorgen, den 28. September 2016 hatten wir einen Termin im Word Trade Center bei der Deutschen Botschaft vereinbart. Also setzten wir uns nach dem Frühstück in unserem Hotel – die Dusche war immer noch kalt – wieder ins Taxi. Wir gaben unser Ziel an, vereinbarten den Fahrpreis und los ging es. Der Taxifahrer war sogar mit einem Navi ausgestattet. Nach ein paar Minuten sahen wir unser Ziel, das Word Trade Center aber der Taxifahrer war sich nicht ganz einig mit seinem Navi. Und so kam es das wir zwei Runden um den Komplex drehten, bis der Taxifahrer endlich seinem Navi folgte und anstatt rechts dann doch links abbog. Damit waren wir ein wenig spät dran aber der Taxifahrer verlangte für seinen Fehler diesmal kein extra Fahrgeld.
Nachdem wir die Sicherheitsschleusen zum Word Trade Center und zur Botschaft passiert hatten, trafen wir die nette, super hilfreiche Mitarbeiterin der Deutschen Botschaft und füllten gemeinsam die Formulare für die Erneuerung von Helges Reisepaß aus!
Abholen können wir den Reisepaß dann hoffentlich in ca. 6-8 Wochen.
Im Anschluß an den Botschaftsbesuch gingen wir zurück zu unserem Hotel um endlich das Zimmer zu wechseln, damit wir dann endlich auch mal eine warme Dusche genießen konnten – Asha war schon richtig am Leiden.
Danach ging es zum „Türken“ gegenüber – Döner essen! Was für ein Genuß!!!
So, nun wollten wir uns schließlich wieder um Gegenwinds Ausrüstung kümmern und den Stoffladen für ihr Bimini und die neue Baumpersenning aufsuchen. Die Adresse hatten wir von anderen Seglern erhalten: „ Der einzige Laden indem Ihr solchen Stoff in Panama direkt bekommen könnt, ohne ein paar Wochen mit einer Bestellung rumzuhühnern!“
Auf dem Weg dorthin bogen wir noch einmal ab, um bei einem Yacht- und Fischereiausrüster vorbeizugucken. Den Laden hatte uns die Mitarbeiterin der Deutschen Botschaft bei unserem Besuch benannt, man spricht ja schließlich auch über Dinge des täglichen Lebens in der Fremde.
Den Weg zu dem Stoffladen im Altstadtzentrum legten wir dann mit dem Stolz der Stadt zurück, der brandneuen Metro (die Tunnel wurden mit deutschen Bohrern angelegt). Auf dem Weg von der Metrostation zum Stoffladen begegnete uns Manfred, ein Deutscher, der hier mit dem eigenen Schiff vor einigen Jahren ankam und nun Panama als sein zweites zu Hause hat. Er warnte uns vor unserem Weg, da die Straßen dorthin nicht sicher sind. Da wir unter Deutschen jetzt so nett ins klönen kamen, begleitete er uns kurzerhand auf sicheren Wegen und so gelangten wir sicher zu dem Stoffladen und bekamen einige Meter des Spezialstoffs für ein Bimini und eine neue Baumpersenning.
Mit unseren Schätzen ging es zurück ins Hotel für eine kurze Pause, um dann gestärkt ins Nachtleben einzutauchen. Gleich um die Ecke waren zwei Casinos, in die es uns zog: Roulette, Black Jack, einarmige Banditen und viele, viele üppig ausgestattete Mädels, die sich einen Spieler angeln wollten.
Wir spielten zwar nicht, aber es war faszinierend dem Treiben zuzusehen. Fast! Asha hatte ihren Spaß beim Zusehen, während Helge, sobald er sich einige Schritte von Asha entfernte keine ruhige Minute mehr hatte, denn die „Casinomädels“ wollten Helge nicht so alleine herumstehen lassen. Als sie dann aber doch zu aufdringlich wurden, suchte Helge Schutz in Ashas Nähe.
Unser vorerst letzter Tag in Panama City
Am Donnerstag, dem 29.September 2016, unserem Abreisetag konnten wir die erste warme Morgendusche genießen 🙂 ! Nach dem Frühstück zog es uns dann in die Altstadt zum Sightseeing. Unser Gepäck ließen wir im Hotel zurück um es später abzuholen. Wir fuhren wieder mit der Metro. Leider drosselte ein kräftiger Regenschauer unseren Erkundungsdrang und so kehrten wir kurzerhand zu einem kühlen Drink in Manfreds Stammlokal ein und selbstverständlich trafen wir ihn dort auch wieder. Nach dem es wieder trocken war, tingelten wir durch die Straßen der Altstadt und natürlich in die eine oder andere schicke, alte Kirche. Zu guter Letzt standen wir an der Seepromenade und da war er: Der Pazifik lag vor unseren Füßen!
Am Nachmittag holten wir unser Gepäck im Hotel ab und begaben uns zum Busbahnhof. Um 18:30 Uhr traten wir dann den elfstündigen Rückweg im Nachtbus an. Wir packten uns wie auf dem Hinweg warm ein, aber es reichte nicht. Der Bus wurde auf 18°C heruntergekühlt und wir froren uns den „Arsch“ ab. Sollten wir das noch einmal machen, nehmen wir Wollmütze und Winterjacke mit und das obwohl wir hier in den Tropen sind.
Viele Grüße aus Bocas del Toro, Panama
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind