Nachdem wir den sooooo langen Montag nun hinter uns hatten, folgte das Wochenende, an dem wir uns etwas erholten. Außerdem kramten wir Festmacherleinen und Fender aus den hinteren Winkeln der Backskisten heraus um uns auf die kommenden Tage in der Marina vorzubereiteten. Dazu ließen wir auch die Luft aus unserem Dingi und brachten mal wieder ein paar Flicken an, um die ständig entweichende Luft wieder ein wenig besser in den Luftkammern zu halten.
Am Montag, den 20. August 2018 holten wir unseren Anker auf und verholten uns in die angrenzende Marina Taina. Seit verlassen von Panama waren wir hier jetzt das erste Mal wieder mit Festmacherleinen an einem Steg vertäut. Oh, wie ist das doch einfach, gleich von Gegenwind aus an Land zu steigen, ohne erst das Dingi fertig zu machen und 20 Minuten lang durchs Ankerfeld zu tuckern um an einem überfüllten Dingisteg einen Platz zu suchen, an dem unser kleines Dingi nicht von den vielen großen Monstern der anderen Segler als Fender mißbraucht wird.
Übrigens hatte unsere geringe Schiffsgröße diesmal einen echten Vorteil, denn wir bekamen sofort einen Liegeplatz in der Marina. In verschiedenen Häfen in Panama hatten wir bei der Anfrage nach einem Liegeplatz im Hafen die Aussage bekommen, das wir wenigstens einen Mindestbetrag für eine Schiffslänge von 40 Fuß zahlen sollten (Gegenwind ist nur 35 Fuß lang / 1 Fuß=0,305 Meter) oder wir bekamen sogar die Aussage „Ihr seid zu klein, Euch nehmen wir nicht!“ Hier haben diesmal die „normal“ Großen das Nachsehen, denn für die heißt es zurzeit: „Es ist alles belegt!“
Da wir allerdings nicht zum Spaß in die Marina gekommen waren, sondern einige dringende Arbeiten, derentwegen wir auf unser Paket aus Deutschland gewartet hatten, erledigen wollten, ging es auch gleich zur Sache.
Zuerst pulten wir die alte Ankerkette aus dem Ankerkasten und bugsierten sie auf den Steg zum Entsorgen. Dann schrubbten wir den Ankerkasten und bereiteten die neue Ankerkette vor, indem wir Markierungen anbrachten, damit wir beim Ankern wissen, wieviel Kette draußen ist. Außerdem mußten wir die Kette wieder mit unserer Trosse verspleißen, damit wir notfalls auch mal bei größeren Wassertiefen ankern können. Damit verging der restliche Tag und der folgende Vormittag. Zwischendurch zauberte Asha etwas Leckeres auf den Tisch, damit wir dazu auch genügend Energie hatten.
Nun war Gegenwinds Motor (Typ: Nanni N4.38) mit einer größeren Inspektion und Wartung dran. So einfach ist das allerdings nicht, denn die ganzen Ersatzteile waren, abgesehen von dem Paket aus Deutschland, natürlich in den verschiedenen Ecken und Winkeln im und unter dem Vorschiff verteilt, so daß Gegenwind erst einmal völlig auseinander genommen wurde um alles heraus zu buddeln. Dann reichte der Rest des Tages noch zum Öl- und Ölfilterwechsel, bevor wir uns wieder etwas Platz zum Leben schaffen mußten, denn irgendwo in dem Chaos wollten wir ja schließlich noch Schlafen. Den folgenden Tag begannen wir damit die Rettungsinsel und den Fußboden aus dem Cockpit herauszunehmen und die große Backskiste komplett leer zu machen, damit der Motor von verschiedenen Seiten zugänglich wurde. Asha war freiwillig von Bord gegangen, damit wir uns nicht gegenseitig auf die Füße treten konnten oder schlimmer noch, uns in einem unauflösbaren Knoten aus herumliegenden Ankern, Leinen, Motorteilen oder Schläuchen verknoteten. Bei einem kleinen Schiff, auf dem man gleichzeitig lebt und dann noch irgendwelche Wartungsarbeiten im Schiff durchführt, liegen schnell die Nerven blank und außer Stolperfallen bleiben keine Steh- oder Sitzplätze.
So verwand sich Helge um die Motorteile, die Lenzschläuche und die Cockpitabflüsse mal von der einen Seite, mal von der anderen Seite um an alles heranzukommen. Hier und da fehlte mal ein Extragelenk im Arm in den Fingern oder in den Beinen, was dann zu den unmöglichsten Verrenkungen führte oder die Fantasie anregte um Hilfsmittel für die Problemstellen zu erfinden und das bei guten 32°C im Schatten. So erfolgte ein Getriebeölwechsel, das Erneuern des Keilriemens, der Kühlmittelwechsel, ein Motoranodenwechsel, der Wechsel der Kraftstofffilter sowie die Kontrolle der Schellen und Befestigungen, Schläuche, Kabel und Sicherungen, das Fetten einiger Schmierteile, der Ersatz einiger Scheuerschutzteile um nur einiges zu nennen. Anschließend ging es an die seit längerem anstehenden Problemfälle. Helge demontierte die Seewasserpumpe um die undichte Stelle mit einer neuen Dichtung zu versehen – erfolglos, denn auch mit der neuen Dichtung tropfte sie genauso wie vorher. Die Dieselpumpe bereitete nach dem Filterwechsel und beim Entlüften Probleme. Außerdem war eine Schraube am Wärmetauscher, der im hinteren Bereich eine Leckage hatte nicht erreichbar ohne den Auspuffkrümmer zu demontieren, da für einen gewöhnlichen Inbusschlüssel einfach nicht genug Platz vorhanden war.
Auch an diesen Tagen versuchte sich Asha einen Platz in der Pantry freizumachen und Helges Maschinenteile und Werkzeuge vom Essen fernzuhalten um mit Leckereien die Stimmung wieder zu verbessern.
Zum Glück gibt es hier in Papeete einen Nanni-Händler (SOPOM), der gar nicht schlecht ausgestattet ist. Das war ein Grund, das wir die Motorwartung auf Tahiti verschoben hatten, denn im Fall eines Falles wollten wir einigermaßen Zugang zu Ersatzteilen haben sowie wenigstens in einer Marina liegen und nicht manövrierunfähig am Ankerplatz hängen um dort Ewigkeiten auf irgendein Teil zu warten das gerade wieder im Zoll festhängt. Natürlich hatte auch der Nanni- Händler nicht nur seine guten Seiten sondern auch einige Schwachstellen. Zum einen mußte Helge die Beschreibung der benötigten Teile soweit detaillieren, daß er die exakte Nanni-Teilenummer benennen konnte und zusätzlich mußte Helge herausfinden, welcher Mitarbeiter denn in der Lage war, diese Teilenummer so in den Computer einzugeben, daß es sich auch wirklich um das gesuchte Teil handelte – das nennt sich technischer Spezialist. Wer schnell die Geduld verliert, sollte das eher nicht auf sich nehmen! Am Ende bekam Helge allerdings tatsächlich die gewünschten Teile.
Für das Problem am Wärmetauscher ließen wir im Hafen ein Werkzeug auf die richtige Größe zurechtstutzen – so klappte es!
Am Samstag, den 25. August 2018 starteten wir den Motor zu seinem Probelauf und es ist wieder alles in Ordnung!
Dann stand uns nur noch das Einräumen bevor, das wir dann am Folgetag soweit fertig hatten, damit wir mit unserem Sonntagsbesuch einen gemütlichen Sonntagnachmittag an Bord verbringen konnten.
Am Folgetag füllten wir noch unseren Dieseltank und ein paar Ersatzkanister in der Tankstelle nebenan und erledigten ein paar Einkäufe. Am Dienstag verließen wir den Marina- Liegeplatz wieder und tuckerten zu unserem Ankerplatz zurück, denn die Wettervorhersage versprach uns kräftigen Starkwind, einen sogenannten „Maramu“, für die kommenden Tage.
Am Ankerplatz blieb es allerdings schwachwindig, während draußen bis zu vier Meter hohe Wellen tobten und der Wind auf 7 Beaufort anwuchs.
Wir wollen jetzt eigentlich gleich weiter nach Westen aber so nutzten wir diese Wartezeit für Computerupdates, Unterwasserschiff putzen, die letzten Besorgungen, dem Suchen nach Informationen für unsere folgenden Ziele und einen Stadtrundgang um die tollen Fassadenbilder und Touristenpunkte zu fotografieren.
Die kommenden Tage soll es vielleicht Segelwetter geben?!
Übrigens: Zu den Fähigkeiten der verschiedenen „technischen Spezialisten“ berichteten uns andere Segler, das durchaus mal der eine oder andere Techniker, der an Bord etwas reparieren sollte wegen völliger Unfähigkeit von Bord verwiesen wurde.
Viele Grüße aus Tahiti, Gesellschaftsinseln, Französisch Polynesien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind