Die Gesellschaftsinseln: Der Montag aus dem fünf Tage wurden

Montag, der 13. August 2018 war eigentlich ein ganz normaler Montag!
Wir standen mit Tagesanbruch um kurz nach 06:00 Uhr auf, Helge machte an Deck ein paar Jogaübungen während Asha sich um das Frühstück kümmerte. Anschließend brachten wir unser Dingi ins Wasser und fuhren an Land. Der heutige Plan war einfach: Wir wollten eine neue Ankerkette beim Segelausrüster im Hafen kaufen, ins Dingi einladen und an Bord schaffen, unser langersehntes Ersatzteilpaket aus Deutschland beim Hafenmeister in Empfang nehmen – Liefertag laut FedEx-Tracking: heute – und eine neue Verbraucherbatterie bei einem Batterieladen besorgen.

Unser erster Weg führte zum Hafenmeisterbüro um nach dem Paket zu fragen. Wir waren wohl zu früh, denn die Hafenmeister verneinten unsere Frage. Also zogen wir zu dem Segelausrüster im Hafen und sagten dem Besitzer, daß wir nun die Ankerkette, nach der wir vor ein paar Tagen gefragt hatten, kaufen wollten. Seine knappe Antwort war nur: „Die ist jetzt weg. Wer zuerst kommt, der malt zuerst. Ihr müßt bis Ende September oder Oktober warten.“ Naja, wir wußten, das es noch andere Händler gab, die zwar teurer und weiter weg waren aber es gab diese Alternativen.

So trennten sich unsere Wege. Asha ging zum Hafenmeisterhäuschen zurück, um dort auf den FedEx- Austräger mit unserem Paket zu warten, während Helge sich per Anhalter auf den Weg in die Stadt machte. Nach nur knapp fünf Minuten Warten hielt ein Auto um Helge mit ins Zentrum von Papeete hineinzunehmen. Von dort suchte Helge zuerst den Batterieladen (MC Import SARL), was trotz Beschreibung nicht ganz so einfach war, wie es sich anfangs anhörte. Endlich gefunden, gab es auch gleich eine passende Batterie (Typ: Dynamic- AGM 180AH). Der Mann vom Batterieladen wollte die Batterie am folgenden Morgen kostenfrei in die Marina liefern. Da es durch die ganze Sucherei spät geworden war, zu spät für den Laden mit der Ankerkette, so machte Helge sich auf den Rückweg. Ein netter Bootebastler nahm Helge vom Batterieladen das Stück ins Zentrum Papeetes mit zurück, denn es regnete gerade. Mit dem Bus ging es von dort zurück zur Marina. Und wieder im Hafen angekommen, machte Helge sich auf zum Hafenmeisterbüro, vor dem Asha wartete. Unser Paket war nicht angekommen. Asha hatte den ganzen Tag vergeblich gewartet. Ihre Nachfragen bei den Hafenmeistern, ob denn vielleicht eine Nachricht von FedEx gekommen sei, wurden verneint, bis dann endlich in den späten Nachmittagsstunden bei einer der vielen  Nachfragen die Aussage kam „Oh, heute Vormittag war eine  eMail gekommen, die hatten wir ganz vergessen. – FedEx braucht noch ein paar Unterlagen.“ Davon, das die noch Unterlagen benötigten, war nie die Rede gewesen. Naja, so ist das halt mit dem Papierkram und den Paketen. Da Helge die benötigten Unterlagen für die anderen Besorgungen bei sich hatte und noch nicht zurück war, hieß es für Asha weiter warten, was allerdings nicht mehr lange dauern sollte. Nun, so verfaßten wir schnell eine  eMail mit den schnell abfotografierten Papieren und sendeten das ganze verkleinert an FedEx.
Wir fuhren mit leeren Händen – ohne Packet, ohne Batterie und ohne Ankerkette – zurück an Bord.

Am Dienstagmorgen fuhren wir an Land um die Batterie am vereinbarten Treffpunkt in der Marina abzuholen und die eMails zu checken. Was war denn nun mit unserem Paket? Um die eMails zu checken lief Asha mal kurz zum freien Internetzugang im Gemeindehaus – ein 20 Minuten Marsch. Die eMail war niederschmetternd, denn es fehlten weitere Unterlagen sowie unsere Kreditkartenfreigabe (die will eigentlich jeder überall) und die schon gesendeten Unterlagen sollten wir auch nochmal senden, denn die waren nicht optimal ausdruckbar. Genervt eilten wir zum Hafenmeisterbüro, in dem wir tolle Hilfe bekam um die Formulare auszudrucken, damit wir sie zum Ausfüllen erst einmal mit an Bord schleppen konnten. Als wir aus dem Hafenmeisterbüro heraustraten, stand der Mann vom Batterieladen schon da und brachte die gestern gekaufte Batterie wie vereinbar pünktlich. Schwer beladen ging es wieder an Bord und wir beide wuchteten die Batterie auf Gegenwind. Helge hatte nun erst einmal keine Lust auf den frustrierenden Papierkram und so wurde nach einer kurzen Pause die neue Batterie eingebaut – wenigstens ein erfolgreicher Projektabschluß. Anschließend bereitete Asha unser Mittagessen und dann wurde die alte defekte Batterie ins Dingi bugsiert. Nun führte kein Weg mehr an dem Papierkram für das Paket vorbei. Nachdem alles ausgefüllt und abgeknipst in eine eMail an FedEx verpackt war, motorten wir mit dem Dingi an Land um die eMail mit den Unterlagen auf den Weg zu bringen und nebenbei die Batterie am Müllsammelplatz abzustellen.
Und schon wieder war ein Tag vorüber.

Am Mittwoch wollten wir nun endlich unser Paket und die Ankerkette holen. Wir wunderten uns aber, das alles so ruhig war und nur die Einheimischen mit ihren Auslegerkanus und Fischerbooten unterwegs waren. Die eMails brachten uns keine Antworten und so wollten wir uns gerade auf den Weg in Zentrum nach Papeete machen, als uns die Hafenmeister warnend erklärten: „Heute ist Feiertag – die haben alle frei!“ Meistens informieren wir uns über die Feiertage, nur diesmal dachten wir nicht daran und sind genauso überrascht wie die meisten anderen Segler auch. Ziemlich frustriert verklönten wir den Tag.

Am Donnerstag sollte uns nichts mehr bremsen! Wir fuhren früh an Land, fanden aber wieder keine Nachricht von unserem Paket und so machten wir uns mit dem Bus auf in Zentrum von Papeete. Die FedEx- Station liegt ja schließlich auf dem Weg. Wir wurden freundlich begrüßt und mit der Sendungsverfolgungsnummer bekamen wir schnell eine Antwort: „Uns fehlen noch Unterlagen!“ Helge war kurz vor dem Explodieren und nach einigem Suchen fand sich unsere eMail mit den angeblich fehlenden Unterlagen. Jetzt galt es nur noch den Computer dazu zu überreden die Unterlagen auf einen Drucker zu senden. Da wir auf so etwas allerdings meist  vorbereitet sind, hatten wir die Originale dabei und bei den FedEx- Angestellten zeigte sich echte Erleichterung, bis sie dann ihr Kreditkartenlesegerät fütterten. Das Ding streikte bei mehreren Versuchen und wir wurden nach weiteren Kreditkarten gefragt, denn es könnte ja sein das unsere Karte nicht funktioniert. Bargeld wurde nicht akzeptiert, da die FedEx-Mitarbeiter uns ja auch noch keinen Betrag nennen konnten. Darauf waren wir nicht vorbereitet und so zogen wir ohne unser Paket ab – wir hatten allerdings schon einen Blick darauf werfen können. Es war also keine Halluzination.
Wir gingen weiter zu dem Segelladen für die Ankerkette (Ocean2000) und schafften es gerade noch vor deren Mittagspause unsere neue Ankerkette (Durchmesser 8mm, Länge 50m, Gewicht 71kg) zu kaufen. Da das Ding doch ordentlich Gewicht hat vereinbarten wir einen kostenfreien Liefertermin zu unserem Dingi für den Abend. Anschließend hatten wir Hunger und besorgten uns in der Markthalle große, leckere Pizzastückchen. Dann beschäftigten wir uns auf dem nach Hause Weg und auch an Bord mit dem Kreditkartenproblem – wer weltweit unterwegs ist, hält am besten mehrere Kreditkarten von verschiedenen Unternehmen bereit , stellt sich darauf ein, den Verkäufern volles Vertrauen entgegenzubringen, das sie schon den richtigen Betrag abbuchen werden, ohne ihn im Vorhinein zu nennen.
Nach den Überlegungen fuhr Helge wieder an Land um die Ankerkette in Empfang zu nehmen – „Pustekuchen“, der Typ kam auch nach einer ewigen Warterei von über zwei Stunden nicht und inzwischen war es dunkel geworden.

So starteten wir am Freitag einen neuen Anlauf. Zuerst suchten wir den FedEx- Laden auf. Diesmal kam uns eine Mitarbeiterin strahlend entgegen und überreichte uns unser Paket. Das Problem lag an dem Kreditkartenlesegerät. Nun ging es wieder! Und wir bekamen eeeeendlich unser Paket. Es lag natürlich nicht an FedEx, sondern am Französisch Polynesischen Zoll, der ab einem bestimmten Paketwert, wir haben unterschiedliche Beträge gehört, mitverdienen möchte und sich ein paar Formulare und Tätigkeiten sehr, sehr, sehr teuer bezahlen läßt.
Mit dem Paket unter dem Arm liefen wir zu dem Laden mit unserer Ankerkette. Übrigens ließ sich unser Paket, sperrige 4,3 kg, ganz leicht durch Papeete tragen, Hauptsache es war in unseren Händen! Die Mittagspause stand allerdings vor der Tür und so besorgten wir uns ein Baguette und etwas Wurst, dazu eine kalte Cola und so setzten wir uns wie viele Einheimische, die ihre Mittagspause genossen, in den großen Park vor dem Hafen von Papeete. Anschließend erreichten wir den Laden in den letzten Minuten der Mittagspause und so klönten wir mit den Mitarbeitern, die vor der Tür ihre Pause verbrachten. Der Chef hatte unsere Ankerkette gestern einfach vergessen – passiert halt… . Dafür brachte uns ein Mitarbeiter samt Ankerkette nun direkt nach der Pause zu unserem Dingi. Wir luden die Kette ein und schafften sie an Bord von Gegenwind.
Das war der ganz normale Montag der ein Freitag wurde.

Viele Grüße aus Tahiti, Gesellschaftsinseln, Französisch Polynesien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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