Der Wetterbericht versprach uns unsere gewünschten schwachen bis mäßigen Winde aus Südost. Wir hatten alles Seefest verstaut, Asha hatte uns für die Weiterfahrt das Essen vorbereitet und die Segel waren angeschlagen.
Nach dem Frühstück am Dienstag, den 11. September 2018 starteten wir den Motor und begannen die Ankerkette einzuholen.
Der Wind hatte mal wieder gedreht, die Boote lagen alle anders ausgerichtet und sehr dicht beieinander, denn der Ankerplatz war ja voll. So mußten wir das Einholen unserer Ankerkette knapp zwei Meter vor dem Heck unseres Nachbarn stoppen, obwohl noch ca. 20 Meter Kette im Wasser waren. Blöd nur, das unser Nachbar nicht an Bord war und unsere Kette, wie so oft in dieser Region, sich mal eben um einen kleinen Korallenblock gelegt hatte und wir sie nicht einfach so wegziehen konnten –zugeparkt! Ziemlich genervt ließen wir wieder Kette raus und warteten auf einen erneuten Winddreher oder unseren Nachbarn. Beides kam am späten Nachmittag – leider zu spät für unsere Weiterfahrt. Wir konnten nicht einmal mehr an Land, denn aus unserem Dingi hatten wir die Luft herausgelassen und es im Vorschiff verstaut. Nachdem unser Nachbar zurück war, vereinbarten wir für den kommenden Morgen unser Ankeraufgehen und blieben noch eine weitere Nacht auf Tahiti.
Am kommenden Morgen holten wir uns erst einmal einen neuen Wetterbericht, per Satellit, denn an Land kamen wir ja nicht. Das Wetter ist hier sehr wechselhaft und so hofften wir nur, daß der nächste Starkwind uns noch ein wenig Zeit zum Weiterfahren ließ – Es paßte!
Nun zogen wir am Mittwoch, den 12. September 2018 endlich unseren Anker an Deck. Natürlich ging es nicht ohne Mithilfe unseres Nachbarn, der ein ganzes Stück voraus fahren mußte um uns genügend Platz zu schaffen, damit wir unsere Ankerkette von dem Korallenblock, an dem sie sich verknotet hatte, freifahren konnten. Um 10:10 Uhr verließen wir das Ankerfeld und bogen in das Fahrwasser zur nördlichen Ausfahrt ein. Nun kam uns ein Fähnchen schwenkendes Motorboot entgegen, von dem wir nicht wirklich wußten, was die denn wollten, bis wir ein riesiges, treibendes, schwarzes Etwas daneben erblickten. Erstaunt schauten wir dieses riesige, schwarze Etwas an, als es anfing sich zu bewegen, dann prustete es eine ordentliche Fontäne heraus und anschließend kam ein großer, schwarzer Schwanz aus dem Wasser. Nun war es klar, ein wunderschöner großer Wal hatte sich in die Riffpassage verirrt und teilte nun, behütet von dem Motorboot, mit uns das Fahrwasser.
Beeindruckt von dem Erlebnis meldeten wir unsere Flughafenpassage über Funk bei der Hafenbehörde an und nach der Passage setzten wir unsere Segel im Vorhafen von Papeete um Tahiti nun in unserem Kielwasser zurückzulassen. Für uns war Papeete wirklich nur ein Platz für Schiffsarbeiten, denn für Spaziergänge gab es lediglich eine starkbefahrene, vierspurige Hauptstraße oder ein paar Seitenstraßen, die in private Resorts mit hohen Zäunen und kläffenden Hunden führten. Der ganze uns bekannte Bereich um Papeete ist nichts für Fußgänger und Radfahrer, denn die Fußwege sind normalerweise zugeparkt und ein Segelnachbar kam von einer Fahrradtour zurück und meinte nur: „Ich habe es geschafft heil wieder zurückgekommen zu sein!“
Nachdem wir unseren Kurs auf die Nordspitze Mooreas abgesetzt hatten, war unsere einhellige Meinung zu Papeete: „Eine gute Versorgungsbasis aber wir sind jetzt auch echt froh weiter zu segeln!“
Mit dem dritten Reff im Großsegel und unserem kleinen Vorsegel ging es nun bei Windstärke fünf mit rauschefahrt an der ca. 25 Seemeilen entfernten Insel Moorea vorbei. Dann verließ uns der Wind und wir starteten den Motor um unser nächstes Ziel am folgenden Tag zu erreichen.
Wir fuhren in eine herrliche sternenklare Nacht und beim Morgengrauen erblickten wir die Konturen von unserem Ziel: Huahine und deren Nacharinseln Raiatea und Tahaa.
Etwas müde von der Nachtfahrt liefen wir um 10:10 Uhr durch den super unkomplizierten Pass Avamoa in Huahine ein. Das Finden eines Ankerplatzes war nicht so einfach, denn hier sind gerade viele Schiffe und Charteryachten unterwegs und die guten Ankerplätze sind schnell weg. So ankerten wir schließlich um 11:15 Uhr nach 108 Seemeilen und 25 Stunden auf See auf 17,3 Meter Wassertiefe vor dem Ort Fare auf Position S16°42,802‘ W151°02,376‘.
Unser erster Eindruck verspricht uns ein nettes Plätzchen mit einem kleinen Strand und einem belebten Ort – hoffentlich wird die Insel noch nicht von Touristen totgetrampelt!
Viele Grüße aus Huahine, Gesellschaftsinseln, Französisch Polynesien
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind