Logbuch: Neukaledonien achteraus: 7.Seetag, Angriff auf unsere Energieversorgung

Datum: Donnerstag, 17. Oktober 2019 – 12:30 Uhr Neukaledonien Zeit
GPS-Position: S 18°44,007‘, E 155°53,404‘
Kurs West. Großsegel geborgen, Genua III gesetzt, Geschwindigkeit 4-5 kn, Kurs 250° – kreuzen vor dem Wind. Tagesetmal 98 sm, vor uns liegen noch 571 sm.
Aktuelles Wetter: Wieder blauer Himmel mit Wolkenfeldern bei 27,8°C im Schiff, Wassertemperatur 24,4°C, Wind 3-4 Beaufort aus Ost, See 1m.

Es geht voran! Wir haben australische Gewässer erreicht. Bei unserer gestrigen Mittagskommunikation haben wir unsere Ankunft bei den australischen Behörden gemeldet. Die Meldung soll mindestens 96 Stunden vor Erreichen des Hafens mit genauer Uhrzeit geschehen. Das werden wir wohl noch ein paar Mal aktualisieren müssen, denn zurzeit ist noch nicht einmal der Ankunftstag klar.
Der Abend gestern fing so schön ruhig an, bis der Mond seine volle Helligkeit abstrahlte und dann kamen sie! Die Vögel, so groß wie unser Windgenerator. Zu fünft flogen sie direkt auf unseren Geräteträger mit Windgenerator und Solarfeld zu. Bevor Helge reagieren konnte und den Generator abschalten konnte krachte es und einer der Vögel flatterte zwischen den Flügeln des Windgenerators und zwei andere ließen sich auf die Solarfelder fallen während zwei weitere dicht über dem geschehen schwebten. Der Vogel, der mit dem Windgenerator gekämpft hatte flog davon, Gegenwind schüttelte einen vom Solarfeld ab und einer konnte sich einen Augenblick halten. Das war der Auftakt zu einem ca. drei Stunden dauernden Kampf um unsere Energieversorgung. Zuerst war das vertreiben der Vögel mit einer Taschenlampe ganz erfolgreich, bis sie sich daran gewöhnt hatten. Auch half Gegenwind mit ihren Wackel- und Schaukelbewegungen ordentlich mit um die Vögel auf Distanz zu halten – einer flatterte ins Vorsegel, einer rammte das Achterstag und brachte dabei sogar den ganzen Mast zum Zittern. Dann schaffte es aber der eine oder andere immer wieder zu landen und sich auf dem Solarfeld zu halten. Da die Viecher allerdings eine ziemlich große Schweinerei hinterlassen, wollten wir sie nicht auf den Solarfeldern haben, denn die brauchen Sonne und keine riesigen Vogelkleckse. So einfach war es aber nicht die Vögel von dem Sitzplatz wegzubekommen, denn die sind alles andere als Scheu. Sie beißen einfach neugierig, verärgert in den Gegenstand hinein der ihnen zu nahe kommt. Also half alles nichts, die Viecher bekamen Schläge was schon ein ziemlicher Balanceakt am Geräteträger war aber immer noch einfacher als den hartnäckigen Vogeldreck bei dem schaukeln mühsam abzukratzen, wobei das normale abwischen von Staub im Hafen schon sehr lange Arme erfordert.
Den Schaden den die Vögel angerichtet haben, konnten wir heute begutachten. Der Windgenerator hat eine ziemlich Unwucht, die wir auf See nicht beheben können – also fällt der für die Stromversorgung aus. Die Solarfelder konnten wir ausreichend schützen vor dem Vogeldreck. Sie liefern also weiterhin Strom. Der Wegfall des Windgenerators bedeutet allerdings, daß wir unsere Stromversorgung mit Dieselstrom ergänzen müssen um genügend Energie zu gewinnen. So hübsch die Flieger über dem Wasser anzusehen sind, aber trotzdem hoffen wir, daß sie uns die kommenden Nächte in Ruhe lassen und sich ihren Schlafplatz wo anders suchen.

Viele Grüße aus australischen Gewässern
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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