Osttimor – Der Corona- Wahnsinn: Alltagsgeschichten

Kurz vor Niedrigwasser laufen die Wellen gegen unser schützendes Riff

Kurz vor Niedrigwasser laufen die Wellen gegen unser schützendes Riff

Die Menschen hier in Timor-Leste sind echt nett und kontaktfreudig, so daß unser Freundes und Bekanntenkreis wächst und gedeiht!

Zurzeit sitzen wir allerdings mal wieder auf Gegenwind fest und können leider niemanden davon treffen. Seit einer guten Woche lassen uns Wind und Wellen nicht mehr von Bord. Mit Windstärke sechs pustet der Wind von See kommend aus östlichen Richtungen teils unberechenbar über den Ankerplatz, dazu kommen noch die Wellen, die bei Hochwasser heftig über das Riff schwappen und dabei teilweise eine Wellenhöhe von einem halben Meter erreichen, so daß wir wie Milchshakes durchgeschüttelt werden. Das Leben an Bord ist so echt beschwerlich, heftiger als beim Segeln, denn da wird Gegenwind ja noch vom Segel gestützt. So müssen wir uns jetzt beim Bewegen an Bord abstützen und festhalten um nicht ebenfalls herum zu purzeln. Ein paar blaue Flecken haben wir uns auch schon zugezogen und unsere Füße sind echt in Gefahr, wenn wir zu dicht beieinander stehen, denn da treten wir uns schon brutal auf die Zehen beim Gleichgewicht halten oder stolpern. Selbst das Sitzen geht nicht ohne sich einzuklemmen oder abzustützen. Die Computerarbeit wird dabei zum Kampf um weder den Laptop vom Tisch fliegen zu lassen oder selber die Balance zu verlieren. Und wer jetzt an eine ruhige Nachtruhe glaubt, der irrt sich gewaltig. Wir wachen häufig auf, weil einer sich gerade mal wieder die Schulter verdreht hat und stöhnt oder der andere über einen schmerzenden Nacken klagt. Nicht zu vergessen sind natürlich die Moskitos, die zum Nachtleben dazugehören und zusätzlich ihr Plagewerk verrichten. Bei dem schaukeln haben wir auch schon einige T-Shirts im Liegen durchgescheuert.

Aber trotz des Schaukelns beschäftigen wir uns tagsüber mit Näh- und Flickarbeiten, denn unser Schlauchboot braucht ein neues Mäntelchen als Sonnenschutz, da das alte durch Sonne und Seewasser inzwischen in seine Bestandteile zerfallen ist, außerdem kreiert Asha gerade neue Handytaschen mit Stoff- und Polstereinlage sowie wasserfestem PVC-Mantel, zusätzlich nehmen wir Schuhreparaturen vor und versehen die verschiedensten Kleidungsstücke mit Flicken um nicht irgendwelche „Einmalkleidung“ kaufen zu müssen – das alles natürlich von Hand, denn wir haben ja keine Nähmaschine an Bord.

Unsere Akrobatik beim Kochen dürfen wir selbstverständlich auch nicht verschweigen, denn da landet schon mal ein Ei, das eigentlich in einem tiefen Teller zum Braten vorbereitet werden soll auf dem Herd oder dem Fußboden und nicht in der Pfanne während einer von uns vor der Pantry sein ungewolltes Schaukel-Tänzchen aufführt und dabei versucht die Zutaten sowie die Kochutensilien akkurat zu jonglieren – vielleicht müssen wir ja auch nur noch etwas mehr üben.
Laut Wetterbericht werden wir wohl noch eine weitere Woche durchhalten müssen. Dann hoffen wir auf etwas Besserung.

Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste und bleibt gesund!
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind

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