„2,2 Milliarden Menschen weltweit haben keinen regelmäßigen Zugang zu sauberem Wasser. … Dabei sind mehr als zwei Drittel der Erde von Wasser bedeckt, allerdings sind nur 0,3 Prozent davon trinkbar. Und dieses Trinkwasser ist zudem sehr ungleich verteilt.“ (Quelle: Unicef, Weltwassertag 2020)
Was bedeutet die Trinkwassersituation jetzt hier aber für uns?
Wir haben unseren Wasserverbrauch ständig im Blick und sind gefühlt immerzu am Laufen um Wasser zu beschaffen. Dazu paddeln wir hier ca. 150m in unserem Dingi, ausgerüstet mit einem dieser 19l Kanister und einigen 5l Flaschen an Land, dann laufen wir einen guten Kilometer mit dem leeren 19l Kanister sowie den Flaschen in unseren Rucksäcken zu unserem Trinkwasser-Supermarkt. Dort kaufen wir einen 19l Kanister, füllen zwei 5l Flaschen davon ab, verstauen die wieder in unseren Rucksäcken, so daß jeder von uns ca. 10 Liter auf dem Rücken zurück zum Dingi schleppt. Je nach Wind, Wellen und Notwendigkeit schnappen wir uns dann noch ein paar weitere 5 l Kanister um den Gang zu wiederholen und die Kanister in unserem Dingi zwischenzulagern oder uns reicht ein Gang, den wir zu Gegenwind paddeln und an Bord wuchten. Die Herausforderung für das Stückchen mit dem Dingi sind Wind und Wellen. Weht der Wind zu heftig können wir den Rückweg zu Gegenwind vergessen, denn gegen zu viel Wind können wir nicht anpaddeln, so daß wir bis in die Abendstunden warten müssen. Sind die Wellen zu hoch, brechen sie am Strand, an dem wir mit unserem Dingi ins Wasser müssen, so daß wir erst recht mit der schweren Wasserlast nicht durch die Brandung kommen, auch dann müssen wir warten, auf den richtigen Gezeitenstand. Wenn Gegenwind dann noch im Schwell wie verrückt tanzt, wird auch das an Bord hieven der Wasserkanister aus dem ebenfalls tanzenden Dingi zu einem Balanceakt zwischen Festhalten und Rucksäcke an Bord wuchten. Bisher haben wir hier auf diese Art inzwischen 108x19l= 2052 Liter Trinkwasser also gut zwei Tonnen auf unseren Schultern und per Schlauchboot an Bord geschleppt (Zeitraum 27.12.2019 bis 05.10.2020). Den größten Teil des Trinkwassers verbrauchen wir auch tatsächlich zum Trinken, pro Tag ca. 5-7Liter je nach Temperatur. Der Rest verteilt sich aufs Kochen und Zähneputzen.
Neben dem Trinkwasser haben wir noch eine zweite Wassersorte an Bord. Unser Brauchwasser besorgen wir an einem der frei zuganglichen Wasserhähne in eineinhalb Liter Flaschen, die wir bei unseren Landausflügen füllen und somit keine Extrawege auf uns nehmen. Zu der Menge haben wir keine detaillierten Aufzeichnungen.
Eine eineinhalb Liter Brauchwasserflasche reicht meist zwei Tage für Abwasch sowie Körperreinigung mit Waschlappen für uns beide. Das sind sechs Margarinetöpfchen mit je 250ml Brauchwasser. Wobei in der Regel pro Tag ein Margarinetöpfchen für den Abwasch zur Verfügung steht und jeder von uns dann pro Tag ein Margarinetöpfchen für sich nutzen kann.
Zum Jahresbeginn gab es hier saisonbedingt immer mal einen Schauer, so daß wir uns prima zum Duschen in eine echte Regendusche an Deck stellen konnten und das kühle Naß genießen durften. Da es seit Monaten aber nun schon knochentrocken ist, bleibt der Margarinetopf mit Waschlappen unsere abendliche Erfrischung. Für Gegenwind bleibt da nix übrig, sie liegt inzwischen unter einer klebrigen Ruß- und Staubschicht, denn das ölige Hafenwasser wollen wir ihr nicht antun, genauso wie wir hier nicht ins Wasser springen, denn die Abwasser der Stadt und aus dem Gewerbehafenbetrieb werden hier irgendwie eingeleitet.
Über unsere Toilettenspülung müssen wir uns zum Glück keine Gedanken machen, denn da können wir das Seewasser nutzen.
Bei Gegenwinds Innereinigung verzichten wir nahezu komplett auf Wasser und verwenden stattdessen Essig, so bekommen wir auch gar nicht erst Probleme mit Schimmel oder Spark.
Weitere Wassersparmaßnahmen haben wir für die Händehygiene etabliert, denn da verwenden wir Händedesinfektionsmittel und auch beim Rasieren wird Wasser gespart, mit Hilfe eines elektrischen Trockenrasierers.
Bei dem Wort Dusche fangen unsere Träume an in schillerndsten Farben von den verschiedensten Möglichkeiten und Varianten zu kreisen! Zum Glück kennen wir hier inzwischen auch einige supernette Leute die unsere Träume von Zeit zu Zeit erfüllen und uns damit einen echten Luxustag bescheren!
Viele Grüße aus Dili, Timor-Leste und bleibt gesund!
Asha & Helge
Crew der SY Gegenwind